Teil 2: Die Macht des Wortes


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Prolog: Dankbarkeit für Geistiges

Menschen können dankbar sein für Worte.

Leser der Artikel auf diesem Blog können z.B. dankbar sein für das, was sie hier lesen. Manch anderer wird das nicht nachvollziehen können. Denn die üblichen Auslöser sozialer und emotioneller Dankbarkeits-Reaktionen sind hier nicht zu finden: die Texte sind weder schmeichelhaft, noch sensationell, sie verschaffen keinen Vorteil für irgendeinen mundanen Wettbewerb, sie sind kaum unterhaltsam, kurzweilig oder amüsant; man kann nichts daraus unmittelbar weitergeben oder nutzbringend „anwenden“; sie sind eher das Gegenteil von alledem: teilweise schwer zu lesen, langatmig, sperrig, kompliziert, äußert theoretisch, zuweilen unvollständig in der Ausführung und ohne leicht greifbare Quintessenz, sie widersprechen vertrauten Axiomen und bewirken mehr Irritation und Desorientierung auf den vertrauten Denkpfaden, als dass sie Instant-Klarheit oder energetisierende Orientierung bieten. Wieso sollte jemand für so etwas authentisch dankbar sein?

Wenn man sich einige der Mitteilungen solcher Dankbarkeit für Worte, Gedanken und Erkenntnisse genauer ansieht, wird man feststellen, dass sie sich von der Dankbarkeit für Materielles, Anfassbares und Emotionelles unterscheidet. Sie speist sich offensichtlich aus einer anderen Quelle und beruht auf einer anderen Wirkung als jegliche körperlich-sinnliche Zufriedenstellung oder soziale Nützlichkeit.

Sie ist leiser und feiner, dabei aber tragfähiger und anhaltender. Um ihre Essenz zu erfassen, können wir auf die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Begeisterung zurückkommen, indem wir mutmaßen, dass diese besondere, leichte, tragende und belebende Dankbarkeit von einem bereitwillig aufgenommenen Zustrom von Geist ausgelöst wird.

Und für diesen Zustrom von Geist braucht es Worte, braucht es das Wort.

Dieser Artikel insbesondere widmet sich diesem etwas, das Begeisterung im ursprünglichsten Sinne des Wortes, das Dankbarkeit, Freude und Wertschätzung für Worte auslösen kann.

Noch eine Vorrede: Wirklichkeit und Bewusstsein

Es gibt Wirklichkeit und es gibt Bewusstsein.

Wenn irgendetwas des hier Folgenden (und dieses Blogs allgemein) weiterhin Sinn ergeben soll – wenn überhaupt irgendeine Kommunikation und das Denken an sich sinnvoll sein sollen und es so etwas wir Erkenntnis geben soll, dann müssen wir uns darauf verständigen, diese beiden Säulen des Metaphysischen anzuerkennen.

Und wir müssen darüber hinaus gut reine machen und alle Symptome und Auswüchse ihrer Leugnung in unserem Denken aufheben und verneinen. Denn ohne Wirklichkeit und Bewusstsein wäre Erkenntnis nicht möglich und somit alle Erkenntnistheorie und Erkenntnisforschung hinfällig und absurd. Wenn Erkenntnis hinfällig wäre, dann wäre auch alle Ethik und jede Idee über das Gute und Richtige hinfällig, was wiederum jegliches logische, wahrheits- und überhaupt maßstabssuchende Denken ad absurdum führen würde.

Nun ist es aber so, dass wir rational und logisch Denken können (zumindest könnten) und leicht feststellen können, dass das logisch-rationale Denken mehr unserem Wesen entspricht als ein irrationales, magisch-mystisches Intuieren und Meinen. Mehr noch: es entspricht uns nicht nur viel mehr, sondern ist überlebensnotwendig. Der Mensch kann ohne rationales Denken gar nicht überleben, weil er sich ohne seinen Verstand nicht einmal selbst versorgen und erhalten könnte. Die Irrationalen leben auf Kosten der und in völliger Abhängigkeit von den Rationalen, Verständnisvollen und Klugen, so wie irrationale Kollektive nur von den Überresten rationaler Zivilisationen und ihrer noch erhaltenen Traditionen zehren – bis sie vergessen und zersetzt sind, was dann zur Auflösung der Gemeinschaft führt.

So ergibt sich aus der beobachtbaren Tatsache, dass wir denken müssen –um als Wesen überhaupt leben, geschweige denn uns vollständig verwirklichen, also in die vollständige Manifestation unseres Wesenspotenzials gelangen zu können – die Erkenntnis, dass es Wirklichkeit gibt und dass es Bewusstsein gibt.

So nachvollziehbar und einfach dies auch ist – gerade auch dann, wenn wir es eben nicht mehr als ein bloßes Glaubensschema oder gewohnte Ideenschablone behandeln (und dabei irrational bleiben), sondern gedanklich prüfend nachvollziehen – so frappierend ist es zu bemerken, dass alle modernen Lebensphilosophien und Paradigmen, überhaupt alle in den letzten hundert Jahren in irgendeiner Breite wirksamen Denk-Formatierungen, diese beiden Grundpfeiler der Metaphysik auslassen und leugnen. Alle wirksamen Ideologien unserer Zeit umgehen und bestreiten mehr oder weniger explizit und mit mehr oder weniger Impetus das Vorhandensein einer Wirklichkeit. Tatsächlich leugnen sie alles Absolute und somit jeglichen fixen Referenzpunkt außerhalb von Illusion, Wunsch-Denken, Phantasie und Wahn.

So feiert sich der Wahnsinn, indem er sich selbst zum Maßstab setzt. Dass weder der Einzelne noch entsprechend ideologisch programmierte Gemeinschaften in diesem Wahnsinns-Zustand überlebensfähig sind, ist eine sehr schlichte Tatsache, die den Menschen unserer Epoche gerade über den langen und schmerzhaften Weg der Erfahrung beigebracht wird – weil eben das Denken, Vorausdenken, Nachdenken und Überdenken ausgeschlossen wurde.

Eine objektive Wirklichkeit wurde, angefangen mit der sogenannten „Philosophie der Aufklärung“ (was in der Bezeichnung bereits eine Doppellüge ist) ohne weitere Begründung rundweg als „nicht existent“ dogmatisiert. Heute, 200 Jahr später, gilt es selbst schon in den ganz und gar denkfernen Schichten der Gesellschaft als eine asoziale Flegelei und unkultivierte Anstößigkeit, wenn jemand auch nur die Idee von etwas Absolutem oder absolut Wirklichen andeutet. Man kann daran erkennen, wie aus der intellektuellen Ablehnung der Wirklichkeit als metaphysisches sine qua non mit der Zeit eine irrationale, ausgreifende und nackte Furcht der Menschen vor der Wirklichkeit geworden ist.

Aber nicht nur die Existenz von objektiver Wirklichkeit – und damit tatsächlich von jeglichem Maßstab für Objektivität wird heute geradezu sozial-affektiv geleugnet und tabuisiert, sondern auch Bewusstsein wird in den modernen Ideologien und Menschenbildern weitgehend dementiert, wenn auch weniger radikal als die Wirklichkeit. Das ist jedoch nichts weiter als die unvermeidbare Konsequenz der Ablehnung von Wirklichkeit, denn wenn es keine objektive Wirklichkeit gibt, dann ist nichts wirklich und eben auch Bewusstsein nicht. Da dieser Satz in sich unlogisch, also ein Paradoxon ist (weil er Bewusstsein voraussetzt, um Gültigkeit haben zu können), ist es für unsere Zwecke hier klüger, ihn psychologisch auszuformulieren, um der tatsächlichen Neurose der Neuzeit, die sich so gern als „Philosophie“ oder „Paradigma“ tarnt, auf die Schliche zu kommen:

„Wenn es keine Wirklichkeit geben darf, dann darf man auch nichts als wirklich und existent bezeichnen und deshalb darf man nicht sagen oder denken, es gäbe Bewusstsein. Man muss das stattdessen alles offen lassen und auf Erkenntnis und jeglichen Bezug zu Erkenntnis oder auch nur Erkenntnismöglichkeit und jegliches Erkenntnisstreben verzichten.“

So formuliert ist alle in der Breite wirkende „Philosophie“, Ideologie, „Spiritualität“ und „Geisteswissenschaft“ im Handumdrehen demaskiert und ihr wahres Gesicht erkennbar: neurotische Verblödung. Dessen Wurzeln sind jedoch keineswegs harmlos: es ist ein verbitterter intellektualisierter Hass gegen das Sein, insbesondere gegen das Menschsein.

Bewusstsein wird nicht so sehr geleugnet, sondern primär umgedeutet und als Begriff manipuliert zu etwas, das dem irrationalen Denken gemäß ist: nämlich Assoziation. Der moderne Mensch hält die mechanische Aktivierung von Assoziationen, Erinnerungen, Gedankenfetzen, Glaubenssätzen, Bildern und Emotionen für sein „Bewusstsein“ und ist damit dann auch schon fertig und zufrieden.

Wie es denn dann aber sein kann, dass er wirklich Bewusstsein hat, wenn es doch als abgemacht gelten muss, dass es Wirklichkeit gar nicht gibt, ist eine Frage, die er nicht stellt und die ihn auch nicht stört, weil er das begrifflich-prüfende Denken ja nie gelernt hat. Er glaubt stattdessen, was diejenigen sagen, die für ihn erkenntlich jetzt gerade die größte soziale oder pseudo-religiöse Macht haben und am lautesten auf Sendung sind. Darüber hinaus kann er nichts sehen. Das ist sein Horizont.

Das, was die Menschen „Bewusstsein“ nennen und in diversen Nischen sogenannter „Spiritualität“ sogar zu einem diffusen Idol erheben, ist Traum und Wahn. Aber Traum und Wahn sind wirklich – egal, was ihnen vorschwebt – und sie beruhen auf der Wirklichkeit von Bewusstsein.

Ein Bewusstsein, dass die Existenz einer absoluten Wirklichkeit nicht anerkennt, ist kein Bewusstsein und kennt seine eigene Existenzgrundlage (und -prämisse) nicht. Es ist Wahnsinn. Bewusstsein und Wirklichkeit sind zwei Seiten einer Medaille. Man kann nur beides annehmen oder sonst beides verlieren.

Bewusstsein heißt „wissen“. Was wissen? Das, was wirklich ist. Bewusstwerdung kann sich nur auf etwas beziehen, das ist und das also absolut, d.h. unabhängig von diesem entstehenden oder wachsenden Bewusstseins-Inhalt a priori schon da ist. Man kann sich nicht einer Sache bewusst werden, die nicht wirklich ist, die es nicht gibt. Das wäre Einbildung und Wahn, also sagen wir gelähmtes, schlafendes Bewusstsein.

Die Anhänger der neo-mystischen Wirklichkeitsverleugnung zögern übrigens nicht, ganz besonders viel und gern über die “Selbstverwirklichung” zu reden – also am liebsten über ihre eigene – und diese als Grundargument für alle möglichen Bequemlichkeiten und Selbstverliebtheiten anzuführen. Wie jedoch etwas “verwirklicht” werden und warum gerade das so attraktiv sein soll, wenn doch ideologisch-grundsätzlich “die Wirklichkeit” abgelehnt wird, ist schon keine Frage mehr für sie. Sie sind schon zu berauscht von ihren selbstkreierten Luftschlössern. Sie reden von “Selbstverwirklichung” und meinen: Selbstbehauptung und Selbstzufriedenheit. Widersprüche im eifrig Nachgeplapperten stören sie aber so wenig wie solche undefinierten Gummi-Begriffe, solange sie nur irgendwie gut klingen und innerhalb ihrer identitätsstiftenden Bezugsgruppe zu Anerkennung und Privilegien führen. Sie haben nicht die geringste Ahnung, wovon sie reden.

Aus der Sicht des Geistes ist all dies eine abscheuliche Gräuel und eine beschämende  Unwürdigkeit. Aus der Sicht des Paradieses ist es die Hölle.

Für unsere Reflexionen soll daher als verständigt und abgemacht gelten: es gibt Wirklichkeit und es gibt Bewusstsein. Sine qua non.

Begriffliches Bewusstsein

Wir hatten den ersten Teil dieser Reihe abgeschlossen mit dem reichlich enigmatischen Hinweis darauf, dass es hier nicht darum gehen könne, das Hoffen anzuregen, sondern vielmehr darum, vermehrt Hoffnung zu haben und guter Hoffnung zu sein.


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Version 08.02.2024

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Was uns vor- und aufwärts trägt


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Vorwort

Unter dem winzigen Teil (etwa 1%) der Bevölkerung, der eingesehen hat, „was für ein Spiel hier gespielt wird“, gibt es einen kleinen Teil, der einsieht, dass dieses Spiel im Kern ein psycho-epistemologisches ist, d.h. dass es sich dabei nicht – wie es in der Öffentlichkeit von sich glauben lässt – um politische, militärische oder territoriale Machtverschiebungen handelt, sondern um den Abbau irrationaler, irrealer und selbstmörderischer Wirklichkeitskonstruktionen, damit alle menschlichen Gesellschaftsstrukturen und ihre Institutionen schließlich so neu aufgesetzt werden können, dass sie mit aller aufgehäuften Wissenschaft und Technologie wieder der Natur des Menschen und seinem Verwirklichungspotenzial entsprechen.

Dafür ist eine vollständige Rehabilitation der Grundprinzipien unserer Menschenbild- und Weltbildkonstruktionen notwendig, weil diese über Jahrhunderte vom Irrigen über das Kranke bis ins pervers Nihilistische abgerutscht sind.

Innerhalb dieses winzigen Teils von einem winzigen Teil der Bevölkerung gibt es wiederum einen sehr kleinen Teil von Menschen, die angefangen haben einzusehen, dass der durchinszenierte kollektive Wirbel unter dem hehren Titel „Das großartige Aufwachen“ überhaupt nicht das ist und sein kann, was sie in aller Gewissenhaftigkeit mit sich selbst als „Aufwachen“ bezeichnen können, von irgendeiner fühlbaren „Großartigkeit“ einmal ganz zu schweigen.

Das sogenannte „großartige Aufwachen“ – eigentlich eher „das großangelegte Aufwecken“ (great awakening, engl. to awaken = „wecken, aufwecken, aufrütteln“) – erfüllt nämlich keine der drängenden Sehnsüchte, beantwortet keine der brennenden Fragen und beruhigt keinen der nagenden Zweifel, die diese paar Wenigen umtreibt und nicht mehr in Ruhe lässt. Ganz im Gegenteil scheint es eher dazu zu dienen, die in aller Stille nach wirklicher Aufklärung Suchenden noch grundlegender zu enttäuschen und noch unübersehbarer von der restlichen Herde zu separieren, welche sich bloß auf eine neue grüne Aue führen lässt, um dort vielleicht weitere tausend Jahre ungestört grasen zu können und sich dabei keines Mangels bewusst zu sein.

Entgegen vollmundiger Versprechen im Tonfall religiöser Einweihungslehren und investigativer Insider-Tipps bemerkt der ein oder andere, dass man weder über ein immer akribischeres Studium perverser Machstrukturen und materiell-weltlicher Thronspiele noch über die ausgefeilteste Verbindung der Punkte aus dem allgemeinen Informationsrauschen jemals auch nur in die Nähe von so etwas wie einem übergeordneten Verständnis kommt. Man knüpft und verknüpft die Punkte, Pünktchen und Tröpfchen und kommt doch zu keinem Punkt. Man puzzelt sogar im Verein am schönsten, aber selbst das so entstehende Riesen-Poster entpuppt sich bloß als ein raffiniert gestellter Schnappschuss von der Matrix, die man glaubte zu hinterfragen.

Irgendwie kommt man von den bildhaft wirklich beeindruckenden Hollywood-Phantasmen über „Graue“, „Reptos“ und „Drakos“ doch nicht zu einem „Gott“. Und von dem Studium der Numerologie, kosmischer Geometrien oder kosmologischer Maximen auch nicht zu Gelassenheit und innerem Frieden. Man steckt in der Faust’schen Sackgasse und hat, ach, alle Theorien studiert, mit besonderem Misstrauen eben auch diejenigen über klandestine Verschwörungen, Hinter-Verschwörungen, Gegen-Verschwörungen und Verschwörungs-Jäger, und steht nach alledem dennoch vor den verschlossenen Toren der eigenen ungestillten Sehnsucht und Unruhe als wie zuvor.

Bei den meisten ist Verlass darauf, dass sie sich auch von dieser zuweilen aufblitzenden Erkenntnis geübt und dauerhaft erfolgreich wieder ablenken können. Den anderen kann dieser Artikel vielleicht an den Wächtern der Gewohnheit vorbei ein paar Hinweise in ihre Zelle schmuggeln, auf dass sie nicht resignieren in der scheinbaren Aussichtslosigkeit ihres ungewissen Strebens. Wir müssen also auch so chiffrieren und kodieren, dass die Sprache der Verständigung an diesen ungefiltert vorbeikommt und den Adressaten ( – das ist der Träger der Sehnsucht) dienlich erreicht.

Die Zelle und die Gefangenschaft sind real, insoweit sie wirksam sind und dauernde Folgen zeitigen. Und es gibt einen Ausgang, der jedoch mit den unzähligen Türen, Gängen und Räumen, Freiluftplätzen und Aussichtstürmen der komplexen Gefängniskonstruktion nichts zu tun hat. Der Ausgang hängt mit dem Eingang zusammen und kann nicht unabhängig von ihm gefunden werden. Der kluge Ausbrecher fragt sich, wie zum Teufel er in das Labyrinth der Schein-Ausgänge, Durchgänge und Kreuzgänge hineingekommen ist. Je mehr ihn diese Frage beschäftigt, desto mehr wird er stillstehen und jeden nervösen Aktivismus meiden.

Er wird die Notwendigkeit erkennen, sich erinnern zu müssen.

Erinnern ist ein unterschätzter Schlüssel. Wir denken dabei zu sehr an die Fakultäten des Sammelns und Zusammenfügens, mit denen man Multiple-Choice-Prüfungen bestehen und kriminalistische oder biografische Spurensuche betreiben kann. Wir übersehen dadurch aber sehr leicht, dass Erinnern auch ein sich-Entsinnen ist, also eine willentliche Ausrichtung des Denkens auf etwas Inneres, schon Vorhandenes. Dieser Vorgang ist kein Verbinden oder Zusammenfügen mehr, sondern eine Trennung und Aussortierung. Wer sich erinnert, sondert sich ab – und zwar zunächst von allem, was ihn (von Erstrebtem oder Innerem) ablenkt. Die Er-innerung ist somit immer auch eine Separation von der Ver-Äußerung und dadurch ein Herausheben von etwas aus der Undurchdringlichkeit aller äußerlichen Erscheinung.

Der im psychischen Labyrinth der verstrickenden Weltbilder Gefangene und Verlorene beginnt also, sich durch Erinnerung abzuheben von seiner offensichtlich ausgangslosen Umgebung. Denn die Besinnung auf seinen rätselhaften Eingang ins Lebens-Labyrinth – in der Mythologie ist es immer wieder die Suche nach der wahren Herkunft – sorgt dafür, dass er beginnt, sich als Gesonderten zu betrachten und eine neue Art von Blick auf sich entwickelt, die es ihm ermöglicht, zwischen sich selbst und den sogenannten „Umständen“ oder „Tatsachen“ zu unterscheiden.

Es tun sich so nach einiger Zeit solchen Erinnerns in seinem Verständnis zwei verschiedene Dimensionen auf: die vertraute Dimension der „Welt“ und die unbekannte Dimension des „Ich“. Und diese beiden Welten driften mit zunehmender Erinnerung immer weiter auseinander. Wo sie zuvor diffus miteinander verschmolzen erschienen, erweisen sie sich immer deutlicher als vollkommen unvereinbar miteinander und als sich gegenseitig abstoßend. Schließlich wird es notwendig, diese Trennung und Unvereinbarkeit als Merkmale der Beziehung von zwei verschiedenen Dimensionen zueinander zu erkennen, welche sich keineswegs gegenüberstehen, sondern ineinander verschachtelt sind.

Welche aber ist in welcher eingeschachtelt? Ist es das sich herauskristallisierende Ich des Gefangenen, das in eine undurchdringbare Welt der unendlichen Veränderungen eingeschachtelt ist? Oder ist es diese Welt, die in die so ungewohnte Dimension des Ich-Bewusstseins eingeschachtelt ist?

Muss für die ersehnte Freiheit ein Gefangener aus einem Gefängnis befreit werden oder muss für diese Freiheit das Gefängnis aus dem Verfangenen befreit werden?

Ist es die Welt, die das sehnsuchtsvolle Ich gefangen hält? Oder sind es nicht vielmehr das Gefühl und die Vorstellung von Gefangenschaft, die sowohl das strebende Ich als auch die wirre Welt miteinander gefangen halten?

Welche Art von Wahrnehmung muss man haben, um von solchen Fragen keinen Knoten mehr im Kopf zu bekommen, sondern sie als Bestätigung und Wegweiser wiederzuerkennen?

Es sollte deutlich werden, dass wir hier nicht primär über Erkenntnisse sprechen oder auf konzeptuelles Möbelrücken oder begrifflich-kombinatorische Akrobatik hinaus wollen, sondern dass es um Fähigkeiten der Wahrnehmung geht und dass es Zeit braucht, diese zu entwickeln. Wir sprechen also über einen Weg der Entwicklung. Wenn Entwicklung der Weg zum Ausgang ist, dann muss der Eingang in die bestehende, immer stärker drängende Not eine Verwicklung gewesen sein. Wenn es um die fortschreitende und letztlich befreiende Entwicklung von Wahrnehmungsfähigkeiten geht, dann muss der Eingang etwas mit Nichtbeachtung, Ausblendung und Erblindung zu tun haben.

Der erfolglos gesuchte und emsig übersehene Ausgang wird erkennbar durch die Erinnerung an den Eingang und die überraschend wachsende Heraus-Sonderung dessen, der sich verloren hatte. Er beginnt, sich (wieder) zu finden, wo er bisher irrigerweise nur nach faszinierenden Geheimtüren und Mysteriengängen „da draußen“ suchte (und sie vielleicht sogar fand und dann wie einen Schatz hütete). 

Dann beginnen sich seine Fragen zu ändern. Vor allem aber ändert sich der Adressat seiner Fragen. Das Studium der Welt wird zum Studium eines Spiegelbildes, das voller Hinweise auf das ist, was wir ohne Spiegel nicht sehen können: den Gefangenen aka uns selbst.

Wer es also gerne ein wenig martialisch hat, der kann diesen Artikel (und andere von diesem Blog) als PsyOp (Psychologische Operation) betrachten. Er ist eine Waffenlieferung an die kleine innere Minderheit von Rebellen und kann als solche zweckmäßig genutzt werden. Denn in diesem Artikel geht es um einige zentrale Aspekte dieses übersehenen Phantoms, das sich erst im Spiegelbild des Labyrinths (vulgo „Welt“) Aspekt für Aspekt, Ent-Deckung für Ent-Deckung, Ent-Täuschung für Ent-Täuschung erkennt und zusammenfügt, zusammengliedert, bildet.

Fragmentierung

Das Hauptcharakteristikum der Moderne, unter dessen Hyperdominanz wir heute allseits stehen, ist Fragmentierung.

Psychologisch gesehen ist Fragmentierung Symptom und Folge von chronischem Stress, d.h. von einem chronischen Zustand der existenziellen Unsicherheit, Bedrohung und Hilflosigkeit. Fragmentierung ist ein fortgeschrittener Zustand des psychischen Zerfalls, des Verlusts von Kohärenz und der traumatischen Dissoziation.

Was als Zustand der Fragmentierung beobachtet werden kann, hat einmal angefangen mit dem Verlust der inneren verbindenden Kräfte, die dafür zuständig sind, unsere verschiedenen menschlichen Funktionen und Fähigkeiten miteinander zu synchronisieren und zu orchestrieren, so dass aus ihnen zunächst funktional und dann auch in unserem Bewusstsein ein integeres Ganzes wird. Diese Kräfte der inneren Verbundenheit und integrierenden Ordnung gehen verloren, wenn wir in Konflikte geraten, die unsere instinktiven Überlebensmechanismen so sehr aktivieren, dass diese unsere feineren Wahrnehmungs-, Verarbeitungs- und Regulations-Fähigkeiten unterdrücken und ausschalten.


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Version 29.8.2023

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Wegweisungen für Friedens-Krieger


Stell Dir vor, es ist Krieg, und keiner bemerkt es.

Dann übernimmt der Krieg die Macht.

Er wird sich in die Regierungen einschleichen, sie übernehmen und von dort aus über die Länder herrschen. Er wird die Spitzen der großen Unternehmen und Institutionen einnehmen und sich vervielfältigen. Er wird die Medien beherrschen und sich selbst täglich ausrufen und verkünden. Und dann wird er sich unbemerkt in dich einnisten und dich lenken. Er wird deine Wahrnehmung verzerren, er wird dich innerlich spalten in immer mehr und kleinere Bruchstücke deines Wesens. Er wird deine Integrität auflösen und alles vernichten, was dich ausmacht.

Und er wird dir sagen, dass du gegen alles kämpfen darfst – und sogar sollst! – nur nicht gegen den Krieg selbst. Er wird dir sagen, dass es den Krieg gar nicht gibt, dass er nur eine Erfindung sei und verschwindet, sobald du die Augen feste schließt, ihn wegwünschst oder einfach an etwas anderes denkst. Er wird dich und deine kleine ängstliche Überlebensphilosophie zum großen Sieger erklären, aber vorher wird er deine Werte, deine Integrität, deine Denkfähigkeit und deinen inneren Krieger töten.

Dann wirst du dich nur noch unter Menschen wohlfühlen, die genauso innerlich abgetötet wurden und sich ebenfalls davon ablenken wollen. Ihr werdet gemeinsam Lieder singen über den „ewigen Frieden“, den ihr den Dienern des Krieges verdankt und ihr werdet Ideologien erfinden und umsetzen, die den Krieg verewigen und in den Köpfen aller verankern soll.

So werdet ihr gemeinsam dem Krieg dienen, der euch vollständig unterworfen hat und jeden eurer Schritte überwacht und lenkt. Er wird euch ein kleines Lebensreservat mit Kasernen und Baracken zuweisen, indem ihr für sein Endziel arbeitet ohne es zu bemerken. Ihr werdet keine Panzer oder Maschinengewehre sehen. Nur tägliche Zeitungsberichte darüber, dass der große Krieg sich weiterhin überall da draußen mit aller Gewalt „für Frieden einsetzt“ und dass er hier oder dort wieder mal eine Schlacht gegen eine Bande Abtrünniger gewonnen hat.

Ihr werdet euch an diese Lügen gewöhnen und euch ganz heimelig in ihnen einrichten. Alles andere wird euch Angst machen. Deshalb werdet ihr mit aller Macht an ihnen festhalten. Sie sind der Schutzfilm, der über euren Verstand gelegt wurde, damit ihr den Verrat an euch und der Menschheit nicht bemerkt.

Krieg gegen den Krieg

Wenn du das nicht willst, dann wirst du kämpfen müssen. Du wirst in den Krieg ziehen müssen gegen einen Gegner, dessen größte Stärke seine Unsichtbarkeit ist.

Du wirst lernen müssen, Krieg gegen den Krieg zu führen. Und zu kämpfen. Vielen fällt das schwer einzusehen, weil sie glauben, Kämpfen sei eine Bestätigung des Krieges. Das hat der Krieg ihnen so beigebracht: „Niemals kämpfen, denn nur wer nachgibt gewinnt und der Verlierer ist der Sieger!“.

Wie führt man Krieg gegen den Krieg? Indem man für Frieden kämpft. Sobald man damit aufhört, gewinnt der Krieg und frisst sich Schritt für Schritt immer weiter hinein in die Politik, in die Regierungen, in die Institutionen, in Gruppen und Familien und schließlich in deine Psyche. Dann ist es der totale Krieg: ein Zustand, zu dem es keine Alternative mehr gibt. Und dann gibt es auch kein Entrinnen mehr, denn wer soll ihm dann noch etwas entgegen setzen?

Sich für den Frieden zu entscheiden, sich wirklich zu ent-scheiden und zu ent-schließen, d.h. eine klare Unter-scheidung zu machen und sich sein Inneres zu er-schließen, aufzuschließen, bedeutet, bereit zu sein, wann immer es sein muss für den Frieden zu kämpfen. Und das bedeutet, gegen den Krieg zu kämpfen.

Nein, das Kämpfen selbst ist kein Tribut an den Krieg. Die wahren Diener und Verstärker des Krieges sind die Passivität, das Geschehenlassen, die Erschlaffung und die Unterlassung. Woher kommen sie? Von der Bequemlichkeit und von der Unwissenheit. Wer hat dir denn jemals erklärt, dass du für deine Werte und deine Freiheiten kämpfen musst? Dass du sie verteidigen musst? Dass es Kräfte in der Welt gibt, die sie dir ständig streitig machen und wegnehmen wollen?

Niemand? Dann weißt du auch nicht, dass deine Passivität jene Kräfte befördert und ermächtigt, die nicht nur gegen dich sind, sondern gegen das Menschliche selbst, gegen das Potenzial des Menschen, gegen die Chance von uns allen, uns zu entfalten. Denn das ist nicht möglich, wenn der Krieg herrscht. Dann können wir höchstens noch überleben.

Überleben! Was für ein Gräuel, wenn darüber hinaus nichts mehr ist. Was für eine geistige Dunkelheit und Leere! Doch dies haben so viele der Generationen vor uns verinnerlicht, denn etwas anderes hatten sie nicht mehr, nachdem man ihnen den Frieden, die Selbstbestimmung, Stolz und schließlich den gesunden Menschenverstand geraubt hatte. Sie haben nur noch diesen kleinen zusammengepressten Stolz behalten, dass sie überlebt haben. Sie haben sich von ihren Unterdrückern und Schändern einreden lassen und schließlich sogar sich selbst eingeredet, dass mehr Stolz nicht möglich und vor allem nicht moralisch sei. Dass es sogar besser wäre, gar keinen Stolz zu haben. Zumindest darf man ihn nicht mehr zeigen. Wir sollen alle stolz sein darauf, keinen Stolz mehr zu haben. La Cage au Folles.

Also haben wir gerade in Deutschland dieses verkniffene und weggeduckte Überleben und diesen paradoxen Anti-Stolz-Stolz zu unserem Leitbild gemacht. Ein Leidbild als Leitbild. Die nur noch instinktive Überlebenshaltung war nicht befriedigend, da aber geistig mehr nicht erlaubt war und nicht genährt wurde, mussten wir uns unsere Ersatzbefriedigungen suchen. Wir erfanden die Idee, „besser zu überleben“ und begannen, Eigentum zu sammeln und immer dickere Mauern der materialistischen Sicherheit um uns herum zu bauen. Das war natürlich keine echte Sicherheit. Nichts von unserem Eigentum gehörte uns jemals, aber das hätten wir nur verstanden, wenn wir das komplizierte Wirtschafts- und Rechts-System, in das man uns zu unserem permanenten Leistungsantrieb aus Angst und Hyperaktivierung hinein gezwängt hatte, hätten durchschauen können. Aber es betäubte uns. Alles blieb nur materielle Leihgabe zur Beruhigung und Ablenkung. Die gesamte deutsche Kultur versank in intellektueller Adipositas und geistiger Demenz. Die Fähigkeiten nachzufragen, zu zweifeln und große Ideen zu verstehen, erstickten in Angst und Aktionismus. Die Fähigkeiten, Relevantes von Irrelevantem zu unterscheiden, vernebelte sich in wachsender Desorientierung. Und die Erinnerung an unsere Wurzeln und Geschichte verblasste unter den Sensationen der Medien. Heute ist es schon schwer genug, noch jemanden zu finden, der die Ansicht teilt, dass es überhaupt so etwas wie eine deutsche Geschichte und Wurzeln gibt, geschweige denn, dass sie einen bedeutenden – oder sogar rettenden! – Bezug zu uns haben könnte. Wie alles andere löst sich dieser Gedanke schnell in die Form einer Hypothese, einer unwahrscheinlichen Theorie auf und wird abgelöst von den neuesten medialen Emotionsauslösern. So sieht es aus, wenn der Krieg siegt.

Für diese geistlose Benommenheit aber mussten wir Deutschen auch schwer schuften und uns plagen, denn alles, was über das pure Überleben hinausgeht, muss man sich ja verdienen. Unser Gefühl sagt uns jedoch trotz aller Plackerei chronisch, dass wir all das eigentlich nicht verdient haben. Denn wir haben gelernt, dass wir kein Recht auf irgendwas haben, es sei denn es wird uns von anderen, den Großen, den mächtigen Meinungsmachern und den „Verantwortlichen“ gegeben. Also müssen wir es immer wieder neu von denen verdienen, indem wir uns ihnen andienen, uns ihnen unterwerfen.

Fragen wir die Menschen: „Wofür das Ganze?“, kommt keine Antwort. Und die Frage gerät zur Beruhigung aller auch schnell in Vergessenheit. Sogar die Denker und Forscher vergaßen sie geflissentlich. Sie wurde in alten Archiven vergraben, weil der Krieg auch die Philosophie und die Wissenschaften an seine Leine genommen hat. Er verfügte, dass solche Fragen der Vergangenheit angehören.

Lebenserfahrung aus einem unterworfenen Land im Dauerkriegszustand: man gewöhnt sich an die Sinnlosigkeit, wenn man das Denken regelmäßig durch Unsinn und Ablenkungen betäubt. Und so stirbt der Mensch langsam, zuerst moralisch, dann geistig, dann sozial, dann emotional und schließlich physisch.

Wir müssen für Frieden kämpfen

Diejenigen von uns Menschen, die nicht sterben wollen, werden kämpfen müssen. Nicht gegen Nationen oder Institutionen, nicht gegen diesen oder jenen Mächtigen, sondern gegen den Geist der Zerstörung.

Das ist richtig verstandener Pazifismus: den Frieden und die Freiheit für Frieden höher zu stellen als irgendeine Idee von Kampflosigkeit oder Kampfvermeidung; den Willen für Frieden höher zu stellen als die Angst vor dem Kampf; also die Bereitschaft, wenn es sein muss jederzeit für Frieden in den Kampf zu ziehen, nicht nur verteidigend, sondern auch entschlossen anzugreifen, um den Gegner zu unterwerfen bevor er zum Schlag ausholt.

Dann kann der Krieg uns Menschen dienen, wenn wir ihn für unseren Schutz oder unsere Entfaltung benötigen, aber niemals darf es umgekehrt sein, niemals dürfen wir dem Krieg dienen. Das ist, was die meisten Menschen nach jahrhundertelanger Herrschaft des Geistes von Krieg und Zerstörung über sie vergessen haben. Die sogenannten „Pazifisten“ und alle anderen Ideologien der Betäubung und Lähmung sind das Resultat von Kriegsherrschaft und das Gegenteil von dem, was sie behaupten. Es sind zahnlose Tiger, die Pflanzenbrei loben, kastrierte Männchen, die Enthaltsamkeit predigen und entwaffnete Sklaven, die sich vereinigen, um gegen Schwerter und für mehr Pflugscharen und gehorsame Mitarbeit zu demonstrieren.

Lassen wir uns von ihnen und ihren verzweifelten Ausflüchten nicht täuschen. Erkennen wir, wem sie dienen und wer sie in seiner Hand hält: der Krieg.

Was ist das für ein Krieg? Wer ist unser Feind?

Es ist die Dominanz der Macht der Zerstörung. Wohlgemerkt, wir kämpfen nicht gegen Zerstörung oder gegen Macht an sich, sondern dagegen, dass diese unser Leben beherrschen.

Die Idee, dass Zerstörung oder Macht jeweils für sich genommen böse seien und bekämpft werden müssten, ist eine der Kriegslisten unseres Gegners, um uns zu lähmen. Wir sollen uns in diesem Widerspruch verstricken: nämlich im Versuch, die Zerstörung zu zerstören und mächtiger zu werden als die Macht. Wenn wir denken können, dann sehen wir sofort, dass das unmöglich und nur eine Ablenkung ist.

Es ist tatsächlich eine Frage der Ordnung. Wenn alles an seinem richtigen Platz innerhalb der richtigen Ordnung ist, dann kann es nicht mehr gegen uns sein. Zerstörung und Macht müssen in den richtigen Händen liegen, um sich nicht gegen unser Wesen und gegen die Ordnung des Kosmos zu richten. Nur mit dieser Erkenntnis können wir eine rationale und logische Lösung finden und die falsche und kranke Dominanz von Zerstörungskraft über alle anderen Kräfte bekämpfen.

Es ist wie Magensäure. Sie ist zerstörerisch und ziemlich mächtig. Solange sie vom vegetativen Nervensystem und vielen regulierenden Kräften so gesteuert wird, dass sie dem Körper, nämlich seiner Verdauung, dient, ist alles in Ordnung. Wir Menschen leben aber seit undenklichen Zeiten unter der Herrschaft einer geistigen Magensäure, die sich in alle Bereiche unseres Wesens und unseres Lebens hineingefressen hat, so dass bald nichts mehr von uns übrig ist. Sie muss erkannt und in ihre Schranken gewiesen werden.

Wofür steht diese Metapher? Was ist diese „geistige Magensäure“? Es ist die tief und unreflektiert wirkende Idee, dass Wille und alles, was zur Willenskraft gehört, etwas ist, das außerhalb unserer Natur, außerhalb unseres Wesens und somit auch etwas Nicht-Körperliches sei. Nach dieser Auffassung sind Wille und die damit verbundenen Fähigkeiten des Planens, des Denkens, des Abstrahierens und des Entscheidens und Fokussierens nicht nur getrennt und losgelöst von dem, was wir als körperlich-sinnliche Wesen sind, sondern sie sind sogar gegen unser Wesen.

Diese Auffassung von einer vom Körper und Wesen getrennten mentalen und Willens-Kraft beschreibt eine Traumareaktion – nicht den gesunden Urzustand. Durch ein Trauma können der Wille und die bewusste Identität eines Menschen von seiner körperlichen Identität abgespalten werden. Gift wird diese Auffassung erst, wenn sie diesen kranken Zustand zu einer allgemeinen Richtschnur und zu einem Grundverständnis des Menschen verallgemeinert.

Nebenbei: das ist der Irrtum, der keineswegs von Descartes‘ begangen wurde. Er wusste, dass er sein Sein aus der Beobachtung ableiten konnte, dass er denkt bzw. erfasst und versteht. Bei ihm ist es eine Einheit: Denken und Sein. Diese hermeneutische Exaktheit und erkenntnistheoretische Redlichkeit kann man allerdings von unseren heutigen Pop-Wissenschaftlern nicht mehr erwarten, die ihre teure und hochgradig banalen Forschung gern mit reißerischen Marketing-Wendungen und einem gehörigen Maß arroganter Chuzpe aufmotzen, weil ihr Publikum es mit der intellektuellen Sorgfalt auch nicht so ernst nimmt. Menschen – und dabei allen voran Experimental- und Naturwissenschaftler –fühlen sich für gewöhnlich in genau dem Maße allem Philosophischen und philosophischen Denkern weit überlegen, wie sie selbst unbeleckt sind von Philosophie und philosophischen Denkfähigkeiten.

Wir leben schon seit langem in einer Kultur, die durch und durch beherrscht wird von dieser falschen Verallgemeinerung des gespaltenen Menschen, weil alle unsere gesellschaftlichen Institutionen auf dieser Grundhaltung aufbauen. Damit wurde eine falsche Idee manifestiert und sie konstituiert heute alles, was gesellschaftliche Aktivitäten ausmacht. In einer Gesellschaft aufzuwachsen, die einen kranken, post-traumatischen Spaltungszustand für normal, ja, für das natürliche Wesen des Menschen hält, bedeutet, diese Spaltung zu verinnerlichen und zur eigenen unbewussten nicht nur Lebensanschauung zu machen, sondern zum eigenen Selbstbild. Babys, die gesund geboren werden, kommen dann in eine Welt, in der die Menschen um sie herum gespalten sind und das für richtig und unumgänglich halten. Das gesunde Baby oder das gesunde Kind sind aber nicht gespalten! Das bedeutet aber, dass sie aus Sicht der Gehirngewaschenen nicht in Ordnung sind. Aus der Sicht der traumatoiden Dissoziations-Philosophie sind nicht-traumatisierte, nicht-gespaltene, gesunde Menschen zumindest seltsam, wenn nicht sogar falsch und „krank“, auf jeden Fall unverständlich und deshalb angsteinflößend.

Es ist nun kaum noch notwendig, auszuformulieren, woher der Krieg als psychisch und kulturell dominanter Dauerzustand kommt. Er kommt aus dieser Spaltung, aus der im zweiten Schritt eine Kriegserklärung wird: das Denken und die Willenskraft gegen das Leben und das ursprüngliche, einheitliche Wesen.

Das ist der Krieg, in dem wir uns befinden. Und er findet letztlich nur in uns statt. Das heißt, er kann nur in uns gewonnen und beendet werden.

Er manifestiert sich überall dort, wo Natur und Ursprünglichkeit kontrolliert, dominiert, beherrscht und missbraucht werden. Das gilt sowohl für den Einzelnen, der seine Impulse, seine Bedürfnisse, seine Talente oder Potenziale unterdrückt, wie auch für Institutionen, die Menschen, Natur, Gesundheit und alles Wesentliche ersticken, zerstören und bekämpfen. Wer sieht eine einzige auch nur annähernd systemrelevante Institution in unserer heutigen Zeit, die das nicht in großem Ausmaß tut?

Das ist der Krieg, in dem wir uns befinden.

Die offenkundigsten Beispiele dafür finden wir auf dem Feld der Medizin. Die „moderne Medizin“ mit ihren Krankenhäusern, ihrer alles dominierenden Pharmaindustrie, ihrer blinden Faszination für High-Tech-Geräte und ihren systematisch entwürdigenden Ausbildungsbedingungen ist zu einem großen Feld der Gesundheitszerstörung geworden. Der Krieg tobt sich seit einigen Generationen in erster Linie in den Krankenhäusern, Arztpraxen und Kliniken aus, wo das medizinische Personal versucht, alles unter Kontrolle zu bringen und zu halten – in erster Linie die Lebenskraft, die Autonomie und die Selbstheilungskräfte der Patienten. Es riecht dort immer nur nach einem: Angst. Auf der einen Seite die Angst der Mediziner, dass sie ihren Kampf gegen die Natur und ihre komplexen Gesundheitsmechanismen verlieren könnten, und auf der anderen Seite die Patienten, die ihre Unsicherheit und Verständnislosigkeit gegenüber ihrem Körper an die „Fachleute“ delegieren und mit ihrem Willen leider auch ihre Würde abgeben. Man muss nicht besonders scharfsinnig sein, um in diesem Schauspiel namens „Moderne Medizinische Behandlung“ den Kampf des abgespaltenen Intellekts mit seinen Kontrollzwängen gegen die geheimnisvolle Einheit der Natur zu erkennen. Meistens gewinnt die Medizin, aber langfristig gewinnt immer die Natur.

Das gleiche Prinzip beherrscht alle Bereiche unserer Gesellschaft. In der sogenannten Rechtsprechung geht es schon lange nicht mehr um Rechtsprechung, Gerechtigkeit oder den Erhalt einer gesellschaftlichen Ordnung, sondern um soziale Kontrolle durch eine „Justiz“, die nichts weiter ist als die Rechtsabteilung jener Firma, die sich als „Land“ oder „Nation“ ausgibt. Unsere angeblich unabhängige Justiz unterliegt dem Handelsrecht und den Gesetzen und Regeln des Kommerzes. Warum? Weil man so jede menschliche Bewegung, jedes Bedürfnis und jede Motivation sofort in die simple Sprache von Schubladen-Denken und primitiver Selbstbereicherung übersetzen kann. So wird alles kontrollierbar und steuerbar für den abgespaltenen Willen und Intellekt.

Ist das nicht ein weltweiter institutionalisierter Krieg gegen alles, was den Menschen über den einfältigen Krämergeist erhebt? All diese Juristen, Politiker, Vorstandvorsitzenden, Top-Manager und Verwaltungschefs sind Kleinkrämer, die von diesem System des Krieges nach oben gespült wurden nicht trotz sondern wegen ihrer enormen geistigen Beschränkung. Sie sind die perfekten Fußsoldaten für diesen Krieg, denn sie handeln stets nur für ihre eigenen kurzsichtigen Zwecke, stets nur auf Befehl und immer motiviert von grenzenloser Angst. So treiben sie die psychische Spaltung immer weiter voran in allen Institutionen und dienen verlässlich und blind der Zerstörung menschlicher Werte und Würde.

Und ist dieser Krieg nicht mittlerweile in allen Köpfen angekommen? Er ist es, weil besonders die Lehrer und Dozenten von ihm indoktriniert, besoldet, angeführt und überwacht werden. Sie bringen den Hass gegen freie menschliche Entfaltung, gegen Neugier und Wissensdrang in alle Klassenzimmer und Hörsäle, indem sie jede Abhängigkeit und Führungsbedürftigkeit ihrer Schutzbefohlenen gegen sie ausnutzen und sie dazu abrichten, ihre eigene Lebendigkeit und ihr eigenes Wesen zu hassen. „Komm auf die Seite des Krieges“ lehren sie sie und locken sie mit Anerkennung, Auszeichnungen und den aufputschenden Wahn von Sieg und Macht. Kinder sind dafür noch empfänglich, denn sie sind noch nicht stabil verankert im Bewusstsein der ursprünglichen essentiellen Qualitäten: Selbstwertgefühl, Würde und Stolz. Diese verlieren sie und so rennen sie ihr Leben lang hinter dem Ersatz her, der immer nur geliehen ist, der immer wieder verdient werden muss, der nie sicher und nie angeeignet ist und jederzeit genommen werden kann. Sie sind die Opfer des Krieges, die er nur soweit am Leben lässt, dass sie ihn weiter voran treiben können, indem sie den Frieden und die Menschlichkeit so viel wie möglich stören.

Qui bono? Quo vadis?

Natürlich profitieren von all dem immer auch Entitäten, denn nur dadurch wird das System am Laufen gehalten und voran getrieben in seine immer größeren Exzesse, aber diese Profiteure und Nutznießer sind nur Trittbrettfahrer bei der Manifestierung einer kranken Idee, sie sind weder Ursache noch Initiatoren. Die Verschwörungsanalytiker und all jene, die sich grundsätzlich bedroht fühlen möchten so gerne einen Verursacher persönlich identifizieren, jemanden, der das Ganze angestiftet hat. In der Vergangenheit, vor langer Zeit, soll es Kain gewesen sein. Oder zur Not war es „Luzifer“ oder „Satan“ persönlich. Hauptsache es ist ein Wesen, von dem man sich abgrenzen und das man zum Teufel jagen kann. Oder, wenn es der Teufel persönlich ist, dann muss man ihn wohl in irgendeine ferne imaginierte Hölle oder vielleicht noch besser gleich vor ein flammendes Engelsgericht katapultieren.

Die für die meisten Menschen wirklich schwierige und schwer zu verstehende Botschaft aber lautet, dass wir nicht gegen irgendjemanden kämpfen, gegen keine abgrenzbare Entität, sondern gegen eine Tendenz unserer menschlichen Natur, die umso dominanter wird, je weniger Bewusstsein wir für sie und allgemein für uns selbst haben. Also können wir sagen, dass wir gegen Unbewusstheit kämpfen. Denn sie öffnet den Raum für jene Tendenz unseres Wesens, in der Entwicklung des Geistes zu zerfallen und durch die Entwicklung von mentaler Willenskraft gespalten zu werden, so dass ein Teil von uns beginnt gegen den anderen Teil in uns zu kämpfen.

Ich sage das nochmal, damit die Kernaussage dieses Artikels nicht wie eine Nebenbemerkung verrauscht: der Krieg, um den alleine es hier geht, ist der Kampf zweier Anteile des Menschen um die Vorherrschaft in uns und in allen unseren Belangen auf der Erde. In uns kämpfen zwei Bewusstseinsstufen gegeneinander und solange die höhere, integrativere Stufe nicht die Oberhand gewinnt, befinden wir uns in diesem Krieg und werden von ihm zerrieben.

Natürlich wollen wir in Frieden leben. Aber die Menschen leben und gehen mit dem Rücken zum Paradies und der Rückweg ist außerdem versperrt von einem Engel, so heißt es, mit einem flammenden Schwert. Dieser Engel bewacht den Baum des Lebens, so dass man zuerst die Waffen des Feuers, also des Geistes, entwickeln und bestehen muss, um zu diesem Baum zu kommen. Die schmerzliche Vertreibung aus dem Paradies war ja die Folge davon, dass der Mensch von dem anderen Baum, dem Baum der Erkenntnis aß und fähig wurde, Gut und Böse zu unterscheiden. Das geht nur mit dem begrifflichen Denken.

Nachdem wir also den Zustand der Naivität durch die einschlägige Erkenntnis unserer selbst als psychische und geistige Wesen verlassen haben, liegt erstmal der mühevolle Weg der Selbstverantwortung vor uns. Und vorwärts gehen bedeutet zunächst, sich vom Garten Eden zu entfernen. Das geht dann immer g‘radeaus in die weite Welt hinaus. Da nun aber die Linien der Breitengrade einen Kreis bilden, kommt man, solange man im Korridor des konstant-erträglichen Klimas wandelt, am Ende von der anderen Seite wieder dorthin, wo man gestartet ist. Ansonsten wird’s bitterkalt und so eisig, dass einem das Blut in den Adern gefriert. Und irgendwann geht einem der Proviant aus und man kehrt entweder zur vitalen Umlaufbahn um den wärmespendenden Lebensbaum zurück oder erstarrt zur Eissäule noch bevor man ein extra-terrestrisches Leben ausprobieren konnte.

Irgendwann aber auf dieser Reise sind wir in unserer Entwicklung auch einmal so weit entfernt vom Paradies und seinem Baum des Lebens, dass sie drohen, von uns vergessen zu werden. Unsere immer weiter vorangetriebene analytische und technologische Kompetenz gibt uns dann alle Möglichkeiten an die Hand, uns und alles Leben um uns herum zu zerstören.

Und durch die Entfernung vom Lebensbaum werden wir zunehmend starr, unflexibel, hart und kalt. Das ist der Kriegszustand. „Krieg“ kommt vom mittelniederdeutschen „krīch“: „Halsstarrigkeit, Zwietracht, Streit“. Je ausgetrockneter und halsstarriger wir werden, desto weiter entfernt sind wir vom Lebensbaum im Paradies und desto schneller befinden wir uns mit allem im Krieg.

Das ist die Geschichte der Kinder von Adam und Eva: Abel und Kain – und Seth.

Der Urkrieg: Kain gegen Abel Kain

Kain und Abel sind nicht zwei historische Personen, sondern zwei Kräfte in uns, die es zu integrieren gilt. Sonst dominiert und erschlägt das Prinzip Kain das Prinzip Abel in uns. Kain ist unsere Fähigkeit und Motivation, zweckgerichtet und zielorientiert zu planen und zu handeln. Kain wird als Ackerbauer vorgestellt, das ist verstehbar als ein Symbol für Wissen, Planungsfähigkeit und Selbstkontrolle, denn für den Ackerbau muss man die Prinzipien des Getreideanbaus verstanden haben, vorausschauend an die Zukunft denken und sich den Teil vom Munde absparen, den man lagern muss und den man für die neue Aussaat braucht. Kain steht für den planenden Verstand. Er gestaltet das Gegebene und kreiert etwas Neues daraus, das Abel nicht kennt: das vom Menschen Gemachte.

Abel aber ist Ziegenhirte. Er lebt mit den Tieren und muss dafür nicht sehr vorausschauend planen, sondern bloß spontan und flexibel reagieren können auf die Bedürfnisse der Tiere. Seine Nahrung muss nicht erwirtschaftet werden, sondern nur behütet und bei Bedarf geschlachtet. Er findet alles, was er braucht als gegeben vor. Abel repräsentiert das kindlichere Bewusstsein, das näher bei und an den Tieren dran ist und zum Ich-Bewusstsein („dem Herren“) einen unmittelbaren körperlich-emotionalen Bezug hat.

Kain hadert mit seinem Zugang zum Ich-Bewusstsein, nicht weil er weniger davon hat, sondern weil er mehr davonhat! Er kann abstrakt denken und sowohl komplexe und moralische Fragen stellen als auch Zweifel, Scham und Schuldgefühle empfinden – alles Belege eines bereits höher entwickelten mentalen Bewusstseins seiner selbst. Er ist im Dialog mit Gott, während Abel einfach nur stumm eines seiner Tiere opfert, eine bloße Handlung, die er außerdem auch nur von Kain imitiert.

Das Alte Testament beschreibt hier auf seinen ersten Seiten schon die Grundlage jenes fundamentalen Krieges, von dem wir hier sprechen und dessen wir uns dringender denn je bewusst werden müssen. Es beschreibt seine Grundlage – nicht seine Ursache oder seinen Anfang! Es verweist uns nämlich auf ein zeitloses Prinzip (wie so gut wie alles in der Bibel).

Der Krieg von Kain gegen Abel ist ur-sprünglich, d.h. er liegt dort, wo unser Wesen aus seinem geistigen Seinsgrund heraus in die Manifestation, in die Existenz springt, also nah am Kern von dem, was uns ausmacht. Tatsächlich ist es nicht der Krieg von Kain gegen Abel – das ist nur die kriminalistisch anmutende Hülle –  sondern es ist der Krieg von Kain gegen Kain. Und wer gewinnt am Ende? Nun, wie immer: Gott – ein höhere Bewusstseinsstufe.

An dieser Stelle ist nicht der Raum für eine ausführliche Beschäftigung mit dieser uralten Botschaft, aber da sie für uns heute existenziell überlebenswichtig geworden ist, seien dazu einige Hinweise zur psychologischen Interpretation, zur Anwendung auf unsere eigene Situation und zum Weiterdenken gegeben:

Kain und Abel kann interpretiert werden als zwei Entwicklungs- und Bewusstseinsstufen des Menschen – sowohl des Einzelnen als dementsprechend auch von Gruppen, Gemeinschaften oder Menschheitsepochen. Abel ist der jüngere von beiden und symbolisiert das intuitive, emotionale und imitative Ich-Bewusstsein. Kain ist der ältere und repräsentiert das denkende, technologische und selbst-reflektierende Bewusstsein. Entwicklung bedeutet zunächst einmal, von der Abel-Stufe auf die Kain-Stufe zu kommen, dafür muss die Identifikation mit „Abel“ sterben.

Aber Kain befindet sich offensichtlich in einem schwierigen Kampf: er hat ein denkendes Bewusstsein seiner selbst, aber er hat noch kein reifes Gewissen. Er hat noch keine eigene moralische Instanz entwickelt, mit der er selbst erkennen kann, was richtig oder falsch, was gut oder böse, was „göttlich“ oder „gegen Gott“ ist. Er versteht Gott (noch) nicht, aber er will verstehen! Er ist nicht mehr naiv wie Abel, aber auch noch nicht reif genug, um vernünftig und weise zu sein. Er kann Scham gegenüber dem Bewusstsein einer höheren Identität (dem „Herrn“) empfinden – eine große Errungenschaft – aber er kann diese Scham noch nicht integrieren und nutzen.

Psychologisch gesehen ist die „Kain-Gefahr“ die, dass wir an dieser Stelle in unserer Entwicklung in Gewalt ausarten, weil wir mit geistigen Aspekten genauso umgehen wollen wie es mit materiellen und weltlichen Dingen („Ackerbau“, „Städtebau“) so gut funktioniert: mit dem analytischen Verstand, maximaler Kontrolle, Zielorientierung und strenger Selbstdisziplin. Kain ist zunächst einmal Planer, Ingenieur und Techniker. Er hat gelernt, seine Gefühle und Impulse beiseite zu stellen und sogar sich von ihnen zu dissoziieren und sie zu vergessen!

Wenn er sich von dort aus nicht weiterentwickelt, wird er ein Technokrat, einer, der alles mit dem technischen und instrumentellen Denken beherrschen will und alles Nicht-Technische unterdrückt und bekämpft. An der Stelle, wo diesem einsteigen Denken etwas begegnet, das nicht kontrollierbar ist, ist die Verführung groß, Gewalt zu benutzen, um alles kontrollierbar zu machen – vor allem, wenn man die Technik dafür hat. Da beginnt der Krieg. Er baut sich einen Supercomputer und will dann, dass dieser alles überwacht und lenkt. An diesem Punkt kann Kain satanisch werden, wenn er sich gegen sein eigenes Potenzial zur Höherentwicklung wendet und es zunichte macht. Wenn er keinen Paradigmenwechsel vornimmt und seine Identität und seine psychischen Referenzpunkte völlig neu definiert, dann kippt jedes Mehr an Technologie und analytischem Denken an dieser Stelle in die Zerstörung des Menschlichen.

Die zerstörerische Gewalt auf der Kain-Entwicklungsstufe kommt aus der Angst vor dem Größeren, das der analytisch-technische Verstand nicht begreifen kann. Seine technologisch gestützte Macht kann ihn dazu verführen, diese gegen seine eigene Entwicklung einzusetzen und sich darauf zu versteifen, alles, was ihm unbekannt vorkommt und Angst macht, zu kontrollieren und zu vernichten – was natürlich nicht möglich ist, weil die Quelle der Angst sein eigenes höheres Bewusstsein, sein ethisches Empfinden, seine Empathiefähigkeit und seine Ahnung vom Geistigen sind. Er kann nur „durchdrehen“ und sich in einen blinden Rausch der Zerstörung begeben, um all das zu vergessen. Der Kontroll-Freak bis hin zum Psychopathen ist die Manifestation der degenerierten und toxischen Extremisierung des Kain-Bewusstseins.

An diese Stelle ist die Menschheit in ihrer Entwicklung gekommen. Das ist der Krieg, in den wir verwickelt sind. Ein Krieg gegen unsere wesenhafte Angst vor der Relativierung unserer großartigen Fähigkeiten und Errungenschaften; gegen die Angst, unseren Stolz und unsere Identität zu verlieren und irgendein unbegreifliches Nichts zu sein, nachdem wir uns doch als Herrscher der Technik groß fühlen konnten. Aus der Faszination für die Technik und unsere Maschinen wurde ein Hypnose und aus der Hypnose wurde eine Versklavung. Wer daran zweifelt, schaue nur einmal danach, welchen Bezug die meisten Menschen heute zu ihren „Handys“ haben, an die sie psychisch gefesselt sind. Davor waren es die Autos, der Fernseher, der PC mit Internet… der ganze Markt an Technikspielzeug, von den unvorstellbaren Technologien des Militärs einmal ganz zu schweigen. Das Bewusstsein unserer selbst ist bis oben hin vollgestopft mit Technologie-Fanatismus und wir können nicht mehr ohne. Wir sind Kain an der Schwelle. Entweder wir entwickeln uns weiter oder wir bringen uns selbst um.

Was muss das Kain-Bewusstsein in uns und in unserer Kultur lernen?

Der Mythos im Alten Testament erzählt an dieser Stelle von einem dritten Bruder, Seth, von dem gesagt wird, dass er Abel ersetzen soll und vom höheren Bewusstsein (dem „Herrn“) gezeugt wurde, um den Verlust von Abel zu ersetzen. Das ist wichtig! Wir erfahren außerdem nur noch, dass mit Seths Entstehung (wieder) „im Lande begonnen wurde, den Namen des Herrn anzurufen“. Das überwundene kindlich-emotionale Bewusstsein von Abel wird nun auf einer höheren Stufe wieder hinzu geholt und integriert, nennen wir sie die Seth-Stufe. Seht ist der Urvater von Noah, der dann später die Arche zur Rettung in der Flut der Gottlosigkeit wird.

Für unser Thema hier ist wichtig: mit Seth, also der neuen, dritten Bewusstseinsstufe endet der Krieg. Seth erschlägt Kain nicht, sondern wächst und lebt über ihn hinaus. Aus Kain wird in der psychischen Progression in uns Seth, wenn wir uns mit all unserem Wissen und Können – das wir ja unseren analytischen Kain-Fähigkeiten verdanken – wieder „dem Herrn“, d.h. unserem ursprünglichen geistigen Wesensnaturell und Entfaltungsziel zuwenden. Dann dienen alle Technologie und alle unsere Künste unserer Entwicklung und werden von ihr genutzt – nicht umgekehrt. Seth ist die Integration von Kain und moralischer Integrität, für die das Fühlen und die Selbstwahrnehmung entscheidend sind.

Wer jedoch bloß zurück will zur Abel-Stufe, der wird – psychologisch – erschlagen. All die regressiven Ideologien, die das Emotionale, das vorbegriffliche Fühlen, das vage Intuieren und jede Form von Anti-Rationalität oder Anti-Technologie über das analytische und konstruktive Denken stellen, vergrößern nur das Dilemma und die Spannung, führen uns noch tiefer in diesen Spaltungs- und Kriegszustand von Kain gegen Abel und bieten keine Lösung. All die moderne pseudo-spirituelle New-Age-Propaganda mit ihren Bühnenmeistern, Psycho-Gurus und Räucherstäbchen ist Abel-Hypnose, die all unsere Kanäle verstopft und lähmt. Jesus musste nur die kainianischen Geldwechsler aus dem Tempel verjagen – damals gab es noch Tempel. Heute, da es keine realen Tempel mehr gibt, müssen wir noch tiefer ansetzen für die Grundreinigung: wir müssen die falschen Prediger von den Marktplätzen des Handels vertreiben. Wir müssen erstmal Raum für die gesunden Kain-Kräfte schaffen, damit diese sich entwickeln können, bevor wir über eine Kultur des Seth-Bewusstseins überhaupt nachdenken können.

Der Bibeltext ist auch dazu sehr deutlich: Gott verfügt, dass, „wer Kain totschlägt, siebenfache Rache auf sich zieht!“ – das ist kein Fluch, sondern ein Schutz. Die Kain-Stufe wird von höchster Bewusstseinsstelle aus geschützt – das passt so gar nicht zu all den kriminalistischen Interpretationen mit der Kinder-Moral vom „bösen Kain“ und dem „guten armen Abel“.

Nein, der Weg führt nicht an Kain vorbei, sondern durch Kain hindurch. Die Lösung kann nur durch ein Weitergehen nach vorne und nur durch die komplette Integration all unserer mühsam aufgebauten Kain-Kompetenzen in ein höheres Selbst-Bewusstsein gefunden werden. Dann endet der Krieg, weil wir den Kriegs-Zustand („Kain gegen Abel“ und „Kain gegen Kain“) überwinden. Das wichtigste ist, die Angst des Übergangs und der Selbstfindung zu überwinden. Kain ist kein Mörder, er ist bloß Kain Grundz-Urpanik.

Wir haben also drei Entwicklungsstufen des Geistes und Selbst-Bewusstseins: Abel, Kain und Seth. Dies sind das kleine Kind, der Jugendliche und der Erwachsene. Wie der Titel des Buches schon sagt, geht es um Genesis, frei übersetzt also um „Die Entstehung des Menschen“. Die Autoren oder irgendwelche Übersetzer des Buches waren nur so schlitzohrig, das Ganze in der Vergangenheitsform zu schreiben, so dass man glauben könnte, es sei bloß ein Rückblick, eine historische Abhandlung in Märchenform. Für geistig Erwachsene stimmt das natürlich auch, aber für alle Kains und die Abels allemal ist das Buch Genesis eine Wegbeschreibung, eine Prognose. Und für die Kulturanalytiker ist es eine Landkarte zur Standortbestimmung. Aktuell befinden wir uns am Ende des Kapitels „Kain allein zuhaus“ und am Anfang des Kapitels „Seth übernimmt das Ruder“.

Die Kain-Stufe beginnt in der gesunden Entwicklung des Kindes um das Alter von acht Jahren herum. Selbständige geistige Entfaltung findet allerdings erst ab der Seth-Stufe statt, diese sollte eigentlich um das Alter von 14-16 Jahren herum beginnen, wird jedoch in unserer aktuellen Kultur nur sehr selten erreicht. Wir finden in unseren Breitengraden nur sehr wenige geistig Erwachsene, weil unsere Kultur eine schwer neurotisch degenerierte Form der Kain-Kultur ist, die sowohl die Abels quält als auch voller Hass gegen alle Seths ist. Deshalb der Dauerkrieg bis das Bewusstseinslevel von Seth die Macht übernimmt.

Paradise Reloaded

Kehren wir an dieser Stelle noch einmal zurück zum Paradies-Motiv und der Frage, wie wir dorthin kommen – sei es nun rück- oder vorwärts. Offensichtlich kommen wir weder als Abel, noch als Kain, vielleicht aber als Seth dorthin. Also durch das Durchwandern dieser drei Entwicklungsstufen. Sehr zu beachten ist: auch Abel lebt nicht (mehr) im Paradies, in ihm ist der menschliche Geist der Trennung und Erkenntnis schon vorhanden, nur noch sehr kindlich und traumverwoben. Ein Zurück gibt es für ihn auch schon nicht mehr. Er könnte nur stehenbleiben im träumerischen Zustand von nicht-mehr-Tier und noch-nicht-Mensch.

Der psychische Friedens- und Paradies-Zustand wird erst dann möglich, wenn wir diese drei Stufen und Bewusstseinsstrukturen – AbelKainSeth – entfalten, zueinander in Beziehung setzen und für geistige Entwicklung nutzen können.

Dafür müssen wir beide aufsteigenden Bäume in uns parallel pflegen: den Baum der Erkenntnis und den Baum des Lebens. Was für zwei „Bäume“ in uns sind das? Es ist zum einen die Verbindung unserer tief im Becken sitzenden Lebens- und Zeugungskraft mit unserer linken Gehirnhälfte, welche uns begrifflich und technologisch hoch kompetent macht und zum anderen die Verbindung dieser Becken-Vitalitätskraft mit den Funktionen unserer rechten Gehirnhälfte, welche uns ein Bewusstsein unserer selbst im Körper, in der vernetzenden Sinneswahrnehmung, im Gefühl und dadurch in Beziehung zu allem gibt.

Beide aufsteigenden Kräfte oder „Bäume“ zusammen kreieren den empathischen, lebensbejahenden Hochtechnologen, den rationalen Mystiker, den strategisch versierten Lebenskünstler und eben den friedvollen Krieger, der den Krieg beendet und den Frieden verteidigt wie der Cherubim mit dem brennenden Schwert.

Von Schwertern und Federn

Das verdunkelte, eiserne Schwert, mit dem die Kraft der Zerstörung nach Dominanz strebt, ist ein anderes.

Es geht dieser abgekoppelten Kriegsgier letztlich nicht um Herrschaft oder Kontrolle, sondern um Zerstörung. Sie gewinnt dadurch, dass sie sich selbst am Leben hält und ausbreitet, und dies geschieht dadurch, dass sie Menschen in das Zerstören hineinzieht und sie dazu bringt, selbst zerstörerisch zu werden.

In jedem Krieg geht es darum, die Steuerungszentrale des Gegners zu vernichten oder einzunehmen. Wenn die steuernden Ebenen ausfallen, dann fällt alles aus. Man greift auch beim Schachspiel einen Bauern nur an, um an den König zu kommen. Die Steuerungszentrale des Menschen sind der Kopf und das Nervensystem, das heißt genauer gesagt unsere mentalen Fähigkeiten und unsere Wahrnehmungsfähigkeiten. Wenn diese außer Gefecht gesetzt sind, dann funktionieren wir nur noch auf der Basis von Reiz-Reaktions-Mechanismen und emotionaler Steuerung, d.h. wir sind komplett von außen lenkbar. So kann man jeden Menschen durch das Abschalten seiner Wahrnehmungs- und Denkfähigkeiten in einen fremdgesteuerten Kampfroboter umwandeln. Das ist der Grund, warum Menschen nicht nur unmenschlich werden, sondern aktiv gegen die Menschlichkeit kämpfen.

Der Mensch ist sogar das einzige Wesen im Universum, das gegen die Menschlichkeit in den Krieg ziehen kann. Er wird zu einem Instrument des Krieges, zu einer Waffe gegen sein eigenes Wesen. Jeder Versuch, diese Macht auf andere oder anderes abzuschieben – andere Wesen oder „fremde Kräfte“, unterirdische Reptilo-irgendwas oder außerirdische Science-Fiction-Monster – ist der (verständliche) Impuls, die Verantwortung und die Macht von uns Menschen wegzuschieben. Paradoxerweise entmachten wir uns mit dieser ex-homini-Projektion selbst. Wir halten das Schwert in der Hand. Und wir entscheiden, wofür wir es benutzen.

Dieser Macht müssen wir uns zuwenden, auch wenn sie uns schaudern lässt bis ins Mark. Aber sie abzugeben, würde bedeuten, sie an jene zu geben die gegen uns sind.

Seit geraumer Zeit steht die Parole im Raum der jüngeren Zivilisationen, dass die Feder mächtiger sei als das Schwert. Aber das gilt nur dort, wo Menschen für Ideen empfänglich sind. Die Macht der Feder hängt von der Bewusstseinsstufe der Leser ab. Aktuell spaltet sich unser Land ganz offensichtlich in eine Gruppe von ungeduldigen Lesern, die sich fragen, warum nicht längst schon nach allem geschriebenen Recht und Bekenntnis das Schwert der Gerechtigkeit durch die Gesellschaft saust – und andererseits in jene große Masse von Menschen, denen die Feder und das begriffliche Wort nichts sagen und die nur immer Angst haben, dass dieses oder jenes Schwert sie stutzt oder köpft. Wir müssen also erst eine gewisse Anzahl von geistigen und politischen Analphabeten zu Lesern machen. Dann erst wird die Feder mächtiger sein als das Schwert. Auch diese Zeilen hier sind äußerst scharfkantig für jene, die lesen können.

Es hat in der Menschheitsgeschichte immerhin auch bis zum Jahre 2017 gedauert, bis die oberste Führung des stärksten Militärs der Welt sich dafür entschied – nein, nicht nur zum Schwert, sondern zur Feder zu greifen. Denn nur so ist dieser Krieg zu gewinnen. Mit anderen Worten: zum ersten Mal hat das Militär selbst dem falschen Denken den Krieg erklärt und die Fackel der Aufklärung in die Hand genommen. Der Grund liegt unter anderem wohl darin, dass das richtige Denken nur noch im Militär und auch dort schon nur noch unter massivem Beschuss vorhanden war. Es ist nach wie vor an tief verwurzelte Verantwortung gekoppelt.

Das scheinbare Dilemma und der Ausweg

Wenn uns also der Krieg und die Dominanz von Zerstörung selbst bedrohen, was können wir dann tun? Es scheint ein unlösbares Dilemma zu sein. Und ich wage einmal zu behaupten, dass dies das Kerndilemma der Deutschen seit 150 Jahren ist, welches sie bis heute nicht gelöst haben. Und ich lehne mich noch ein Stück weiter aus dem Fenster und stelle die These auf, dass die Deutschen dieses Dilemma lösen müssen, weil sonst die ganze Welt zugrunde geht, und dass es nur von Deutschen gelöst werden kann.

Die Frage des Dilemmas ist diese: Wie kann man gegen den Krieg Krieg führen? Wie kann man den Zerstörungstrieb zerstören? Wie unterwirft man den Unterwerfungsdrang? Wie bekämpft man den Zwang zu kämpfen?

Bisher sind wir, die Deutschen, nur immer zwischen den beiden Zwangspositionen dieser Zwickmühle hin und her gesprungen, die beide gleichermaßen falsch und fatal sind und zum selben Ergebnis führen: entweder wir haben uns kampflos gestellt, also unterworfen, was den Krieg zum Herrscher über uns und unser Leben machte. Oder wir sind plötzlich, verzweifelt und in die Enge getrieben explodiert und haben uns zu Feldzügen der Zerstörung hinreißen lassen. Das soll nicht bloß historisch und vergangen klingen: wir tun dies bis heute, die meisten von uns machen diesen Wechsel zwischen den beiden Schachmatt-Positionen täglich mehrmals in ihrem eigenen Alltagsleben: anpassen, unterwerfen und sich totstellen und dann wieder ausrasten und in totalitäre Kontrollzwänge verfallen.

Diese beiden „Lösungen“ sind niemals Lösungen, weil sie der verkappten Prämisse dieses Double-binds unterworfen bleiben und zum Opfer fallen. Das ist die unausgesprochene Prämisse, dass Kämpfen oder Krieg immer bedeuten, dass man gegen etwas sein müsse. Der Krieg hält uns eine Münze mit zwei Seiten hin: die eine Seite ist Unterwerfung und die andere ist Zerstörung. Egal für welche Seite wir uns entscheiden und egal welche gewinnt, sobald wir diese Münze überhaupt annehmen, sitzen wir schon in der Falle. Die Münze heißt „gegen“ und ist vom Krieg selbst erfunden und geprägt worden. Das ist die Währung, mit der er handelt.

Die wirkliche Lösung kann nur darin bestehen, sich von dieser hinterrücks eingeschleusten Prämisse zu lösen und die Münze als Ganzes zu verwerfen. Sich auf das getürkte Spiel gar nicht einzulassen. Stattdessen müssen wir unser eigenes Spiel mit unserer eigenen Währung aufstellen und beginnen und dies soll keine Reaktion sein, schon gar keine Gegen-Reaktion, sondern eine Initiative. Eine Initiative für etwas, auf etwas zu, das wir wollen. Zum Beispiel Frieden.

Dann können wir kämpfen und in den Krieg ziehen ohne dem Scheinparadox auf den Leim zu gehen. Denn dann kämpfen wir für etwas und nicht mehr gegen. Damit bekommt der Kampf, egal wie hart, wie militärisch und wie gewaltvoll er ist, ein anderes Vorzeichen. Und dann können wir siegen. Nur so können wir jene dunkle, nach Dominanz strebende Kriegsgier, genauer gesagt den Hass und die Zerstörungswut besiegen.

Das geht aber natürlich nur, wenn wir wissen, was wir erreichen wollen und wofür wir zu kämpfen bereit sind. Wir brauchen ein eigenes Ziel, eigene Werte und eine Vision der Umsetzung, damit wir nicht wieder bloß reagieren auf Missstände, Zwänge oder Bedrängung. Nach 150 Jahren tiefster Verstrickung in Krieg und Selbstzerstörung bis in die Psyche und in die privatesten Entscheidungen hinein ist das für die meisten Menschen nur noch möglich, wenn sie an den Rand ihres Überlebens und ihrer Würde gebracht werden. Erst wenn alles soweit verloren ist, dass die schwächlichen und beschwichtigenden Rückzugsgefechte oder die kopflos überhitzte Instrumentalisierung keinen Sinn mehr ergeben, werden sie sich auf das Eigene und Innere stützen und sich – endlich – dafür einsetzen.

Feinde in Liebe töten

„Liebe deine Feinde“ bedeutet nicht, dass du deine Feinde nett finden und umarmen sollst. Dieses Missverständnis führt seit Ewigkeiten dazu, dass die Naiven in Massen dahingerafft werden, weil ihre Feinde sie dann erstechen. Liebe ist nicht jene willenlose kindliche Abhängigkeit, für die man sich, seine Werte und den Verstand aufgeben muss, um das eigene Bewusstsein in einer betäubenden Gefühlswolke aufzulösen. Dass die Kirchen, die Glaubens-Kommandeure und die Religions-Anstifter uns seit Hunderten von Jahren diese lähmende Version von „Liebe“ als das einzig Wahre und ihre einzige Ware andrehen wollen, ist hochgradig verdächtig und entlarvend. Sowohl für sie als auch für ihre Millionen Anhänger.

 „Liebe deine Feinde“ muss zunächst einmal bedeuten: „Bewahre Deine Liebe auch im Angesicht deiner Feinde“. Und das schließt natürlich in erster Linie ein: „Bewahre deine Lieben im Angesicht deiner (und ihrer) Feinde“. Alles andere macht gar keinen Sinn, denn jedes Aufgeben oder sich-in-die-Arme-Werfen gegenüber zerstörenden Kräften führt eben auch nur zu Zerstörung und dann sind nicht nur der Liebende, sondern auch seine Liebe und seine Werte weg. Die Vertreter der üblichen Liebes-und-Herz-Paradigmen bemerken gar nicht, dass sie sagen: „Gib auf!“, „Investiere keine Kraft und Energie!“, „Verlasse das Terrain und überlasse es den anderen!“. Dieses Missverständnis beschreibt den Kern des schrecklichen Schicksals der Deutschen seit mindestens 150 Jahren und damit auch das schreckliche Schicksal der gesamten Welt.

Liebe, wenn man dieses Wort einmal aus der völligen Vernebelung befreien und ihm wieder eine sinnvolle Bedeutung geben will, ist zu verstehen als gesteigerte und erhöhte Wertschätzung. Das heißt, Liebe beruht auf dem intensiven Bezug zu Werten, die man hoch schätzt. Die qualitative Steigerung von Wertschätzung zu Liebe besteht darin, dass diese ihren Träger verwandelt, indem sie ihn so umfassend ergreift und durchströmt, dass er von dieser Wertschätzung geformt und ausgebildet wird. Wertschätzung kann man noch aus einer gewissen Distanz haben und dabei die festen Grenzen seiner Identität bewahren. Wenn jedoch dieser bereits intensive Bezug sich weiter steigert, kann er irgendwann umschlagen in ein Ergriffen-werden und Aufgehoben-werden, durch die sich das Verhältnis umkehrt oder besser gesagt umstülpt: dann ist nicht mehr die Wertschätzung in mir, sondern ich bin in der Wertschätzung. Dann bin ich nicht mehr einer der liebt, sondern ich bin in Liebe. Dann verfüge ich nicht mehr über „meine Liebe“, sondern die Liebe verfügt über mich und nimmt mich in ihren Besitz.

Das naheliegende Missverständnis für die, die noch nicht einmal in Wertschätzung eingeweiht wurden, ist, diese Selbst-Erhöhung zu verwechseln mit Selbstverlust. Sie glauben, Selbst-Aufgabe sei Selbst-Hingabe. Und so stürzen sie ab in die Selbstlosigkeit bevor sie überhaupt auf den rechten Weg und den rechten Geschmack gekommen sind.

Von der Selbstlosigkeit geht es weiter in die Bodenlosigkeit und von dort in die Hodenlosigkeit. Ohne feste Basis in mir selbst kann ich zu keiner eigenen, unabhängigen Sicherheit kommen und werde abhängig, gefügig und orientierungslos. Dann gibt es auch keine Basis für Willenskraft und das Ergebnis von allem ist die umfassende Kampfunfähigkeit. Das einzige, was diesen allem Ausgelieferten noch bleibt ist die Möglichkeit zur Selbsttäuschung. Sie können sich wegträumen in eine pastellgetönte irreale Fantasiewelt von Wunschvorstellungen, Traumbildern und Konjunktiven. Sie marschieren dann mit ihren Bannern der „Liebe“, der „Harmonie“, „Brüderlichkeit“ oder „Weltrettung“ und haben keinen blassen Schimmer mehr, dass sie für den Krieg und die Zerstörung marschieren und zu jenen Zahnrädchen im großen Kriegsgetriebe geworden sind, welches es den wirklichen Kämpfern für Frieden und den kampfbereiten Werteträgern so schwer macht den Krieg zu beenden.

Natürlich kann man ohne Verstand und Redlichkeit behaupten, man sei gar nicht gegen etwas Schlechtes, sondern für etwas Gutes. Das behaupten ja heute fast alle bis hinunter zur Antifa, nachdem sie die medienwirksamere Rhetorik der professionellen Hohlschwätzer gelernt haben bzw. nachahmen. Aber Parolen und Werbebotschaften sind keine Belege für die wahre Motivation und Substanz. Bei genauer Prüfung werden wir feststellen, dass so gut wie alle Institutionen und Bewegungen sich aus dem Gegen-etwas nähren. Sie sind reaktiv und „anti“.

In der Medizin ist es offensichtlich, da kämpft man offenkundig „gegen Krankheiten“ und jeder mit einem Rest von Würdeempfinden, der einmal in diese Maschinerie der Schulmedizin geraten ist, weiß, dass die moderne Medizin gegen den Menschen, gegen das Menschliche, gegen menschliche Entfaltung und damit gegen Gesundheit kämpft.

Andere Institutionen sind weniger offensichtlich anti, aber durch die Bank sind sie das Gegenteil von dem was sie behaupten. Die Regierung ist gegen die Freiheit und gegen die Wohlfahrt des Volkes installiert. Jede Rechtsinstitution, von den obersten Gerichtshöfen bis hinunter zum einzelnen Anwalt und zum Jura-Studenten im ersten Semester, ist in ein weltweit streng hierarchisch organisiertes Netz von Korruption, Betrug, Täuschung und Entmündigung eingeflochten. Sie haben sich – unwissend und blind zumeist – dem Kampf gegen Recht, Ordnung und Fairness verschrieben. Kinderschutz-Initiativen und ‑Einrichtungen sind schon lange zu Maschinerien für die systematische Zerstörung von Familien und zur Unterstützung von Kinderhandel und –folter umfunktioniert worden. Sie sind gegen Kinder. Und so sind die Medien genauso wie die Bildungseinrichtungen gegen Bildung, Aufklärung, Wissen und Verstehen. Die „Friday For Future“-Kampagnen sind gegen eine sinnvolle und sichere Zukunft und gegen die Entfaltung der Jugend. Die Umweltschutz-Organisationen arbeiten an der Zerstörung des restlichen sozialen Gefüges, des Menschenverstandes und des gesunden Bezugs des Menschen zu seiner Umwelt und der Natur – sie sind vor allem gegen den Schutz des Menschen und seiner Würde.

Was bleibt da noch übrig, das nicht gegen irgendwas und besonders gegen uns Menschen ist? Wo ist noch ein Rest von Wertschätzung für uns selbst und unsere Würde in unserer Kultur? Man wird Schwierigkeiten haben, etwas zu finden. So gut wie alles um uns herum beruht auf Gegen-Reaktion, auf Anti-Motivation und somit auf Willenlosigkeit. Wir schwimmen geistig und kulturell in anti-menschlicher Salzsäure. Wir befinden uns im umfassendsten und verheerendsten Kriegsszenario aller Menschenzeiten, weil wir unseren Willen in so großem Stil aufgeben und verloren haben, dass wir nicht einmal mehr unsere Misere sehen können. Dafür müssten wir einen Restfkunken von Selbstwertschätzung haben, um das und uns darin sehen zu wollen.

Wir sind aber nicht verloren, sondern nur beinahe verloren. Denn es gibt sie noch, die Menschen, die für etwas stehen und kämpfen. Sie haben unter den gegeben Umständen des Niedergangs und der kulturellen Sintflut viel Zeit gebraucht – über hundert Jahre – um sich zu formieren, eine Arche Noah zu bauen und sich auf ihren Krieg vorzubereiten. Dieser Krieg durfte keine Reaktion mehr sein, er musste aus ihrem Gewissen und ihrem Selbstwertempfinden neu und frisch geboren werden. Über die lange Zeit der Vorbereitung hin wurde die hölzerne Arche Noah zu einem Kriegsschiff und zu einer Kommandozentrale für einen weltweiten Kampf. Nicht gegen das Böse, sondern für das Gute. Nicht gegen Krieg und Zerstörung, sondern für Frieden

Man wird die Geschichte von Noah und seinem schwimmenden Rettungsschrein für unsere Epoche neu aufsetzen oder ergänzen müssen: Noah als oberster General eines Kriegervolkes, das nicht nur überleben, sondern auch eine neue Welt pflanzen wollte. Und es sendet eine neue Generation von Tauben aus, die in ihrem Schnabel Botschaften tragen. Jene Botschaften, die gebraucht werden, um den Geist der Menschen umzudrehen, wieder zurück zu drehen zu einer Haltung des „für“ und zu einer Rückanbindung an sich selbst und das, was ihre Würde ausmacht.

Und das neue Noah-Team hat die Technologie für eine immense Entwässerung, denn die Fluten der falschen Ideen und Ideologien muss aus den Köpfen der Menschen abgeleitet werden, damit sie von Licht durchdrungen werden, damit sie also wieder richtig sehen, das heißt wahr-nehmen können. Dass Noah und seine Krieger für etwas Neues kämpfen, bedeutet, dass sie aus echter Wertschätzung oder sogar aus ihrer gesteigerten Form, aus Liebe kämpfen.

Echte Wertschätzung beweist sich vor allem durch zwei Eigenschaften, die uns heute hochgradig fehlen: die Bereitschaft für etwas zu kämpfen und die Bereitschaft zu verzichten. Für etwas zu kämpfen bedeutet immer auch, auf anderes zu verzichten, nicht weil es schlecht oder unbrauchbar ist, sondern weil es weniger wichtig ist. Zunächst einmal müssen wir für das Wichtigste einstehen können, sonst wird alles sinnlos. Nur durch absichtlichen und bewussten Verzicht können wir dem näher kommen, das den höheren Wert für uns hat. Wer nicht bereit ist zu verzichten, der wird viel haben, aber alles das wird nur bedeutungsloser und wertloser Schrott sein. Diese vollversorgten und zugeschütteten Menschen sind am Ende die ärmsten von allen. Und deshalb ist unsere aktuelle Kultur und der Zustand der Menschen in ihr der ärmste seit Menschengedenken. Wir haben endlos Schrott und so gut wie nichts Wertvolles mehr.

Das Problem dabei sind nicht die Billig-Möbel und die Plastik-Müllberge, sondern die wertlosen Gedanken, mit denen wir unser Weltbild einrichten und die künstlich aufgeputschten Plastik-Gefühle, die unsere echte Fühlfähigkeit verkleben und verstopfen. Bevor wir die Flüsse und Ozeane oder die Luft reinigen, sollten wir unsere Gedanken und unsere Gefühlswelt von Müll befreien. Alles andere kommt dann von alleine und ganz natürlich. Statt unsere Autos und unsere Wohnungen jede Woche zwanghaft zu putzen, sollten wir uns regelmäßig mit den Kindern zusammensetzen und ihre unmittelbare Wahrnehmung und ihre Gedanken freilegen und entkalken. Und unsere Träume und Visionen auf Hochglanz polieren.

Ja, das ist für die meisten Deutschen noch ein langer Weg.

Die heilige Ordnung der Werte

Wofür lohnt es sich zu kämpfen, wenn wir nicht mehr reaktiv gegen irgendetwas ankämpfen? Für Werte.

Werte sind nicht Ideen, die wir frei erfinden und beliebig austauschen können. Werte sind mit dem Denken erfasste Aspekte unseres Wesens. Sie können nur entdeckt und begriffen werden. Eigene Werte zu erkennen bedeutet, ein Stück der eigenen Natur, einen notwendigen Aspekt der eigenen Existenz oder eine Grundbedingung des authentischen Selbstseins erkannt zu haben. Echte Werte repräsentieren nicht unsere Wünsche, Vorlieben oder Gewohnheiten, sondern basieren auf dem, was und wie wir sind – körperlich, emotional, sozial und geistig.

Und so wie alles in uns nur in einer bestimmten Ordnung gesund und funktionsfähig ist, so stehen alle echten Werte auch in einer strengen und festen Ordnung zueinander, welche naturgegeben ist. Diese Ordnung ist ebenso heilig wie es unser Wesen ist. Der griechische Begriff für eine heilige Ordnung ist Hier-archie. Echte Werte sind hierarchisch.

Für unsere Werte zu kämpfen bedeutet also, für unser Wesen und seine Entfaltung zu kämpfen und das wiederum bedeutet, dass wir für die heilige Ordnung, für Hierarchie kämpfen. Der Krieg der anti-menschlichen Kräfte und der totalitären Zerstörung richtet sich gegen diese Ordnung. Zuerst lässt er uns an der Ordnung zweifeln und versucht, uns in die Verwirrung zu stürzen. Dann greift er der Reihe nach jeden unserer Werte an, zuerst die oberflächlicheren oder jene, die wir nie so recht verstanden oder nie ausreichend bewusst gemacht haben. Dann bahnt er sich seinen Weg der Auflösung zu den fundamentalsten Werten bis er bei unserer Würde und unserer Lebendigkeit angekommen ist, die er entwerten muss bevor er sie vernichten kann. Wie eine giftige Spinne muss er zuerst unseren Geist und unseren Verteidigungswillen lähmen, bevor er uns einwickeln und fressen kann. Sein erster Biss ist die Idee, dass es keine Ordnung gibt und dass wir uns gegen jede Hierarchie wenden sollten. Wenn aber keine Ordnung in uns ist, können wir uns auch nicht wehren, so wie ein Haufen chaotischer Schläger keine Chance hat gegen ein kleines strukturiertes Kämpfer-Team, das in Formationen aufritt.

Vor allem anderen müssen wir uns selbst in Ordnung halten. Und das bedeutet, dass wir unsere Werte sortiert und in der richtigen Reihenfolge klar haben müssen. Sonst geben wir die Königin auf, um einen Bauern zu retten und bringen unseren König ins Schachmatt für einen wahnwitzigen Angriff auf ein paar unbedeutende Springer.

In dem Moment, in dem du bereit bist, deine höchsten Werte für mindere Werte aufzugeben, hast du den Krieg bereits verloren und bist zu seinem willfährigen Handlanger geworden. Ein Professor, dem seine Reputation wichtiger ist als die Exaktheit und Aufrichtigkeit seiner Forschung, hat den Krieg verloren und propagiert ihn per Lehrstuhl. Ein Lehrer, der einen Lehrplan gegen die Neugier und die Bedürfnisse der Schüler durchsetzt, hat den Krieg verloren und ist zum Zerstörer des menschlichen Geistes geworden. Der Schüler, der seine Zweifel, seine Fragen, sein kritisches Denken und seine Wissbegier unterdrückt, hat schon als Kind den Krieg verloren und wird zum Kanonenfutter der Zerstörung. Ein Journalist, der Lügen und Verleumdungen verbreitet, um weiter Geld damit zu verdienen, hat den Krieg verloren und hetzt die Menschen dazu auf. Ein Arzt, der die Anweisungen einer Behörde oder die Propaganda im Ärzteblatt höher bewertet als Fachwissen und das Wohl seiner Patienten, hat den Krieg horrende verloren und ist zum Handlanger der Menschenverachtung geworden. Wer sich mit tödlichem Gift „impfen“ lässt, weil er seinen Arbeitsplatz nicht verlieren möchte, der hat den Krieg schon lange verloren und ist zu einem somnambulen Selbstmörder geworden. Wer seine Kinder mit giftigen Masken Mund und Nase zuhalten lässt, damit sie in die Schule des Systems gehen können, der hat den Krieg verloren und ist zum fremdgesteuerten Kinderschänder geworden.

So können wir erkennen, dass wir in Deutschland den Krieg schon seit langem verloren haben. Wer den Krieg verliert, wird irrational und schließlich irreal. Er hört auf, als Mensch zu existieren und verwandelt sich in einen Zombie, der von fremden Mächten gesteuert wird. Dann haben wir ein Volk von moralisch-geistigen Selbstmord-Attentätern, die nur auf das Codewort warten, dass sie dazu aktiviert, sich selbst, alle Werte und jede geistige Lebensgrundlage um sie herum zu zerfetzen.

Wer diesen Gesamtzustand der völligen Entwaffnung erkennen kann, der wird sich nicht mehr einreden lassen, dass es irgendetwas gibt, das noch über die Schwelle eines absolut notwendigen, völligen Neuanfangs hinüber getragen werden könnte oder sollte. Mit anderen Worten: wir haben nichts mehr, aus dem heraus wir diesen Neuanfang selbst initiieren und bewerkstelligen könnten, dafür ist unser Bewusstsein der Lage viel zu sehr getrübt. Nicht nur Wissen und Waffen, auch das Wollen können jetzt nur noch von einem gesünderen Außenstehenden kommen.

Für uns Deutsche ist wohl die Vernichtung bis auf den allerletzten Rest von uns die notwendige Vorbedingung für einen neuen Aufstieg in eine authentischere Identität. Nachdem das Abwägen zwischen geistigen und materiellen Werten zu einem so mächtigen Übergewicht des Materialismus führte, stürzte der ursprünglich hoch fliegende deutsche Geist ab auf den Boden, auf dem er herumkroch und giftig wurde wie ein Skorpion. Der Skorpion muss jedoch, um ein Krieger mit treffsicheren Pfeilen zu werden, ins Feuer geworfen werden. Der angehexte Krähen-Anteil mag darin verbrennen, was aber Phönix ist in uns, das steigt wieder auf und kann wieder mit den Adlern kreisen. Gerade dann, wenn alles Vertraute zu Asche zerfällt, finden wir jenen scharfen Blick aus höchster Höhe wieder, der frei genug ist, um mit luftigem Humor singen zu können:

O du lieber Augustin, alles ist hin.
Geld ist weg, Mensch ist weg,
Alles hin, Augustin.
Rock ist weg, Stock ist weg,
Augustin liegt im Dreck,
O du lieber Augustin,
Alles ist hin.
Jeder Tag war ein Fest,
Und was jetzt? Pest, die Pest!
Nur ein groß’ Leichenfest,
Das ist der Rest.
Augustin, Augustin,
Leg’ nur ins Grab dich hin!
O du lieber Augustin,
Alles ist hin!

Wer glaubt, dass wir als Gemeinschaft oder Volk aus diesem Zustand der Verzombisierung und der flächendeckenden Vergiftung und Verminung unserer gesamten sozialen und kulturellen Strukturen aus eigener Anstrengung und selbständig herauskommen könnten, der hat den Krieg ebenfalls schon verloren. Der hat seinen Realitätssinn für eine hoffnungsvolle Idealvorstellung aufgegeben und ist schon mit einem Fuß im Irrealen – genau dort, wo dieser Krieg ihn haben will. Der kämpft schon auf der Vernichtungs-Seite – ohne es zu bemerken – und stellt sich mit seinem Wunsch-Denken quer gegen die einzige Kraft, die bewaffnet genug ist, um uns da raus zu holen.

Du kannst dir ausmalen, wie du mit Blümchen und selbst ausgeschnitten und ausgemalten Herzchen der strahlende Sieger in einem moralischen Wettbewerb bist. Du kannst auch juristisch korrekte Anforderungsschreiben an Deine Geiselnehmer senden und dich von einem Anwalt der Kriegs-Mafia vertreten lassen. Aber sobald du auch nur einen Schritt aus deiner bunten Zelle machst, kommt schon jemand von der lokalen Polizeiinspektion und holt dich ab. Oder deine Konten und dein Internetzugang werden gesperrt. Oder das Jugendamt ist der Meinung, dass deine Kinder nicht so gut aufgehoben sind bei dir wie sie es in einer staatlichen Einrichtung wären. Man kann den Gandhi in einer britischen Kolonie machen, aber nicht in einem faschistischen Staat in der Nachfolge von Stalin. Wenn bereits über 80% eines Landes, seiner Kultur und seiner Strukturen vom Krieg eingenommen wurden, gibt es für die restlichen 10-20% keine Möglichkeiten einer Machtübernahme mehr. Und seit dem Ende des letzten Jahrhunderts, sind weit über 90% aller Gehirnzellen Deutschlands vollständig vom Krieg übernommen worden.

Eine Selbstbefreiung aus diesem Kriegszustand ist für das deutsche Kollektiv deshalb faktisch und psychologisch nicht mehr möglich. Denn dafür müsste es noch Zugang zu irgendwelchen Kampf-Ressourcen geben, der noch nicht vom Feind verstellt und beobachtet wird. Und den gibt es nicht mehr. Es fällt vielen psychisch und emotional schwer einzusehen, dass wir den Krieg schon lange verloren haben und dass unsere einzige realistische Hoffnung nur darin bestehen kann, dass wir von außen gerettet und mit Ressourcen und Waffen versorgt werden.

Die chronischen Träumer und die fanatischen Idealisten der eitlen Selbstbefreiung-Deklarationen sind auch Kriegsopfer, denn sie agieren bereits aus dem „gegen“ und „anti“: ihr zwanghaftes Festhalten an Wunschvorstellungen ist ihr Bollwerk gegen die Realität. Gewinnen kann man diesen Krieg nur mit und in der Realität, nicht in der Fantasie. Für seine Werte zu kämpfen ist mehr als nur ideell an ihnen festzuhalten. Es bedeutet, sie um- und durchzusetzen und ihre Verwirklichung gegen jeden Angriff zu verteidigen. Es bedeutet, über Waffen zu verfügen, die denen des Gegners mindesten ebenbürtig, besser noch überlegen sind.

Ja, es kann sogar bedeuten, die Gegenkräfte aktiv anzugreifen. Wir eilen ja nicht nur dem vergewaltigten Opfer zu Hilfe und befreien es, wir machen, wenn irgendwie möglich, auch den Täter handlungsunfähig und unschädlich. Ebenso geht es im Kampf für Werte nicht bloß darum, immer wieder falsche und böse Ideen zu widerlegen, sondern vielmehr darum, richtige und gesunde Ideen zu verbreiten und zu impfen, so dass die Menschen gegen das Falsche immun werden und sich selbst verteidigen können. Der Angriff auf die Macht des Zerstörerischen ist die beste Verteidigung dessen, was uns wert und teuer ist. Wenn wir bloß abwarten und reagieren, dann haben wir den Krieg bereits verloren; dann haben wir nie das Territorium und den Platz, um das Gebäude unserer Wertvorstellungen zu errichten.

Allgemeiner gesprochen ist das Einstehen für Würde, Werte und Moral keine reaktive Haltung, sondern eine aktive, initiierende und gestaltende.

Wann immer etwas aus der Haltung kommt von „Man muss doch etwas dagegen tun!“, ist der Krieg schon verloren und man kann nicht mehr gewinnen. Demonstrationen gegen die Regierung, Flugblätter gegen die Propaganda, Klagen gegen Rechtsbruch, Beschwerden gegen die Handlanger – all das ist aussichtsloser Aktionismus, der allein schon deshalb vergeblich ist, weil er gar kein Ziel hat. Gewinnen kann nur der, der etwas Bestimmtes erreichen oder erobern will. Wer auf den sehr verengten Fahrstreifen in Autobahnbaustellen versucht, „nicht links oder rechts anzustoßen“, der wird ins Schlingern geraten, während der, der sich auf den Korridor konzentriert und „in der Mitte bleiben“ will, ruhig die Spur hält.

Wenn man es in theologischen Begriffen ausdrücken möchte, kann man sagen, dass die, die ihre Werte kennen, sie hochhalten und sich an ihnen orientieren, einen Gott haben und dass diejenigen, die für ihre Werte und Lieben kämpfen, für und mit Gott kämpfen. Wer keine Werte hat, sie aufgegeben hat oder sie nicht zu verteidigen bereit ist, der ist in dem Sinne „gottlos“. Und jene, die sich engagieren, die Werte und die Liebe anderer zu zerstören, sind satanisch.

Deshalb gewinnen die, die mit Gott kämpfen, letztlich immer, weil es auf der gott- und wertelosen Seite nichts zu gewinnen gibt. Es gibt dort keine Ziele, nur die Zerstörung an sich bis zu dem (theoretischen) Ende, dass es nichts mehr zu zerstören gibt, aber dann gehen sie auch zugrunde. Auf der Seite der Kriegs-Zombies, die nur gegen und anti denken und agieren können, gibt es letztlich nichts als Selbstzerstörung. Wenn der Krieg siegt, gibt es keinen Sieger, sondern nur Verlierer.

Und die „Pazifisten“ sind jene blinden Fußsoldaten an der Front des Krieges, die nur als Kanonenfutter dienen können, denn sie sind nicht bereit, für ihre Werte – falls sie überhaupt welche haben – oder für überhaupt irgendetwas zu kämpfen. Sie verschwinden lautlos in den ersten Prüfungen der Geschichte, falls sie nicht das unerhörte Glück haben, von einem Krieger für den Frieden gerettet zu werden.

Gürte dich und kämpfe!

Im Krieg sterben Menschen.

Die Lebenden werden lernen müssen, Abschied zu nehmen. Nicht so sehr von den hingerafften guten Bekannten, Vertrauten und Verwandten, sondern viel mehr und schwieriger von der niedergerissenen Illusion, dass sie ihnen ebenbürtig gewesen seien.

In diesem Krieg sterben Menschen nicht körperlich, sondern geistig und psychisch. Kriegsopfer im 21. Jahrhundert sind all jene Menschen, die es nicht schafften, ein Ich zu entwickeln, aus dem heraus sie bereit sind, für ihr menschliches Wesen, für ihren ursprünglichen Lebens- und Entfaltungsimpuls einzustehen. Kriegsopfer sind all jene Menschen, die von der Macht der Zerstörung eingenommen und fremdgesteuert werden. Das sind nicht nur jene, die blindlings dem System gehorchen oder sogar lauthals danach rufen, mit tödlichem Gift „geimpft“ zu werden. Es sind jene Massen – vermutlich weit mehr als die Hälfte unseres Landes – die nach einem Jahr massiven Faschismus-Aufgebots und Unterdrückung immer noch nicht bemerken oder kognitiv erfassen können, dass wir im menschenfeindlichsten Klima seit Menschengedenken leben und am Abgrund der totalen Selbstvernichtung stehen (standen). All jene, bei denen die schärfsten pädagogischen Maßnahmen zu keiner Wiederbelebung ihrer Integrität und ihres eigenständigen Denkens führten. All jene, die nicht hören können, was die Spatzen über viele Monate von allen Dächern pfiffen: dass all dies falsch ist und beendet werden muss.

Es ist eine interessante und sehr gewagte sozial-philosophische Frage, ob diese vielen Millionen wertlos sind. Außer Frage steht jedoch, dass sie Werte-los sind. Der Krieg hat ihre ureigenen Werte gefressen und durch Kamikaze-Befehle ersetzt. Die Verbindungsleitung zu ihrem Kern ist tot. Gewissen? Integrität? – Kein Anschluss unter dieser Nummer. Vielleicht sollten aber so viele wie möglich von ihnen gerettet werden aufgrund ihres vorhandenen Potenzials, unter besseren Bedingungen und guter Führung doch noch konstruktiv Mitwirkende für den Frieden zu werden und ihre willenlos übernommene Co-Destruktivität abzulegen. Geführt und geleitet werden aber müssen sie.

Dieser Krieg lässt sich mit keiner einzigen der bisher bewährten Waffen und Traditionen besiegen und beenden. Die Hüter der alten Traditionen sind alte Hüte, in denen nur Asche weitergetragen wird. Ein Dalai Lama ist diesem Krieg nicht gewachsen – er zählt zu seinen Opfern und Soldaten. Aber so mancher Handwerker und so manche Hausfrau von nebenan besteht ihn und beendet ihn still und innerlich leuchtend, so dass sie Frieden in die Welt trägt. Die Umkehrung der gewohnten Hierarchien darf uns nicht verwundern, denn so wie wir sie kennen, wurden sie vom Krieg selbst errichtet als Diktatur der Korruptheit und Amoralität. Also werden die Letzten die Ersten sein und die bisher Ersten werden so weit nach hinten zurück fallen, dass sie vom Spielbrett ins Aus rutschen.

Um diesen Krieg zu gewinnen, brauchen wir nicht gehorsame Soldaten, sondern Krieger. Wir brauchen keine Widerständler und Revoltierer, die sich darin verausgaben, gegen irgendwelche Attrappen anzurennen. Wir brauchen Krieger, die für den Frieden und die Werte der menschlichen Entfaltung kämpfen und alles andere hinter sich lassen. Wir brauchen Menschen, die sich durch keinen moralischen Morast und ideologische Rauchbomben ablenken lassen, sondern ihren Willen zu ihrem höchstes Ziel bündeln können wie einen Laserstrahl. Was auch immer sich ihnen in den Weg stellt, mag ihren Sieg verzögern, aber nicht aufhalten. Und alles, das sich gegen diesen Weg zum gefassten Ziel stellt, wird seine Existenzberechtigung verlieren und zu Grunde gehen wie eine Eismauer, die sich dem Feuer entgegenstellt.

Also nochmal die Frage des Anfangs: Was sollen wir tun, wenn der Krieg selbst uns den Krieg erklärt?

Jetzt können wir die Antwort geben: du musst Krieg führen, aber nicht jenen, der von außen auf dich zukommt und dich verführen will, sondern deinen eigenen. Betrete das Schlachtfeld als Angreifer und erkläre du der Gegenseite den Krieg – deinen Krieg – egal, was dir von der anderen Seite entgegenschallt. Antworte auf keine Lüge oder Attacke, sondern richte den Scheinwerfer deiner Aufmerksamkeit auf dein Ziel. Lass das Schwert deiner Überzeugungen sich in kein Scharmützel ziehen, sondern bahne dir deinen Weg durch die Gegenkräfte so wie du dir eine notwendige Schneise durchs Dickicht schlägst, um zu deinem Ziel zu kommen. Fürchte dich nicht vor der Dunkelheit oder den Schatten und schließe dich niemandem an, der sich mit Schatten einlässt, sondern zünde das Licht deines Verstandes an, dann die Fackel deiner Vernunft und schließlich das weit leuchtende Signal-Feuer klarer Worte und Gedanken. Dann hat der Krieg gegen dich keine Chance.

Und von dort aus kann jeder auf seine Weise beginnen, Häuser, Dörfer, Städte und Länder des Friedens aufzubauen, die gut bewaffnet und stark befestigt sind gegen die Macht der Zerstörung. 

Wenn du diesen Artikel verstanden hast und mit ihm einverstanden bist, dann hast du alles, was du brauchst, um dorthin zu kommen und diesen Krieg zu besiegen.

Dann steh auf und kämpfe, kämpfe, kämpfe!

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Warum der Teufel blöd ist
und man keine Angst vor ihm haben braucht

Wenn wir hieb- und stichfest beweisen wollen, dass es Gott gibt, dann müssen wir zuerst einmal festlegen, was wir mit dem Wort „Gott“ überhaupt meinen. Sonst wissen wir gar nicht, was wir überhaupt suchen bzw. beweisen wollen. Einigen wir uns darauf, dass „Gott“ eine Bezeichnung für das Allerhöchste ist. Woran erkennen wir das Allerhöchste?

Erstens daran, dass es die Spitze über allem ist, d.h. es gibt kein zweites Allerhöchstes. Mit anderen Worten: alles andere ordnet sich dieser Spitze unter. Man sagt: „Gott ist allumfassend“. Zweitens daran, dass es unabhängig von irgendetwas anderem existiert, d.h. es ist bedingungslos. Also auch unabhängig von Raum und Zeit. Man sagt: „Gott ist ewig“ oder „Gott ist in Ewigkeit“ („Ewigkeit“ bedeutet nicht eine sehr, sehr lange Zeit, sondern Zeitlosigkeit“). Aus diesen beiden Punkten leitet sich ab, dass das Allerhöchste absolut ist, mit anderen Worten: es ist nicht relativ (zu etwas anderem); es bezieht sich nicht auf irgendetwas anderes, sondern ist in sich und für sich ohne den Bezug zu irgendetwas anderem zu brauchen (Bezug = Relation = Relativität). Man sagt: „Gott ist allmächtig“. Das, was absolut ist, ist fester als alles, was relativ ist.

Was also ist absolut, d.h. allumfassend und bedingungslos? Die Wahrheit und das Sein. Zur Wahrheit gibt es kein Gegenstück, denn Unwahrheit, also das was nicht wahr ist, ist auch nicht. Zu sagen „Es gibt keine Wahrheit“ ist ein Widerspruch in sich, denn der Satz macht ja nur Sinn, wenn wir ihn für wahr nehmen. Ebenso ist der Satz „Alles ist relativ“ logischer Blödsinn, denn dies wäre ja eine absolute Aussage, die immer und für alles gelten müsste, also wieder ein absolutes Prinzip ausdrückt.

Was lernen wir daraus? Die Wahrheit, Sein und das Absolute sind verschiedene Begriffe für Das, das nicht nicht sein kann. Und das können wir „Gott“ nennen. Gott ist das, was nicht nicht sein kann, also alles andere was ist umfasst und ewig, d.h. zeitlos ist.

Nicht kompliziert genug

Die meisten erwachsenen Menschen werden diesen simplem Gedankengang und Gottesbeweis für irrelevant oder sogar falsch halten, weil er nicht kompliziert genug ist. Und damit kommen wir zum Teufel. Was ist der Teufel? Was ist das, was uns von Gott, d.h. der Wahrheit, dem Absoluten (Orientierungspunkt!) abbringen kann? Verwirrung. Tiere und gewissermaßen auch Kinder können dieser teuflischen Kraft nicht verfallen, weil sie nicht die Fähigkeit haben, sich mit dem Verstand selbst zu verwirren. Der Verstand hat die Fähigkeit, einfache und wahre Aussagen um 180° umzudrehen und dann an ihnen festzuhalten und sie auszudrücken, als wären sie wahr. Der Teufel sagt: „Alles ist relativ“ und lenkt uns dann wie ein Bühnenzauberer davon ab zu erkennen, dass das bereits eine absolute Aussage ist und also sich selbst widerspricht.

Die zweite Eigenschaft des Teuflischen ist also neben der Verwirrung die Ablenkung. Wenn wir dann weit genug verwirrt und abgelenkt sind, dann können wir auch Sätze speichern und „glauben“ wie „Es gibt keinen Gott“, „Es gibt keine zwei Geschlechter (Polaritäten, männlich und weiblich)“, „Der Mensch ist eine Plage (für den Planeten)“, „Die Erde ist eine Kugel, die bedeutungslos in einem leeren All herumfliegt“, „Oben ist unten“, „Heilung ist Krankheit“, „Krankheit ist Heilung“, usw. Das Teuflische kann so durch Gedanken ein ganzes Netzwerk aus Vorstellungen und Illusionen aufbauen, die immer weiter von der Natur, den Naturgesetzen und der natürlichen oder kosmischen Ordnung abweichen. Die also pervers im eigentlichen Sinne des Wortes sind. Wenn wir mit unserer Aufmerksamkeit dann mehr in diesen Illusionen als in der unmittelbaren Wahrnehmung leben, dann sind wir in der Hand des Teufels.

Die unterschiedlichen Grade an Teuflischkeit kann man daran ermessen, wie sehr die konstruierten Vorstellungen von der natürlichen Ordnung und übergeordneten Prinzipien des Kosmos abweichen. Die tiefste Hölle des Teufels ist der Bereich, in dem es keinen Zugang zur Realität und kosmischen Ordnung gibt und stattdessen alles (in Gedanken) um 180° verdreht ist. Das wäre das totale Chaos (Chaos = Unordnung ist das Gegenteil von Kosmos = Ordnung). Bei einem Menschen würden wir sagen, er ist total gestört, also geistig krank.

Aber: es gibt keine „absolute Hölle“ und kein „absolutes Böses“, denn das würde heißen, dass es ein „absolutes Relatives“ gäbe und das ist logischer Unsinn. Anders ausgedrückt: das Böse, also alles Abweichende lebt davon, dass es ein (!) Absolutes gibt, von dem es sich in immer tiefere und kompliziertere Verstrickungen und Verdrehungen hinein (eigene Illusionen) entfernen kann. Das ist ein Traumzustand, in dem man alle möglichen Dinge träumen kann, ohne dass jedoch der Schläfer selbst sich auch nur einen Zentimeter aus seinem Bett bewegt.

Keine Freude an der Illusion

Andere Bezeichnungen für das Teuflische als Ablenkung von der Orientierung am Absoluten, also auch von der Ordnung und den Gesetzmäßigkeiten der Natur, sind deshalb auch „krank“ (biologisch), „gestört“ (psychisch), „falsch“ (logisch oder moralisch), „kriminell“ (juristisch), „korrupt“ und letztlich „böse“ (spirituell/ethisch). Das Prinzip der Verwirrung und Ablenkung ist jedoch immer das gleiche. Jemanden, der chronisch verwirrt und abgelenkt ist, können wir auch als „blöde“ oder „verblödet“ bezeichnen. Der Teufel ist die Personifikation der Blödheit. Er kann dabei sehr raffiniert sein, so dass die Blödheit nicht sofort erkennbar ist.

Sich jedoch von der Wahrheit, dem Sein und dem Absoluten abzuwenden, um sich in selbst erfundene Illusionen zu verlieren, schneidet einen ab von dem Schönsten und Wertvollsten, dass es überhaupt gibt: Klarheit, Gesundheit, erfüllende Freude, kindliche Lebendigkeit, Ganzheit, Verbundenheit (mit der ganzen Schöpfung) und vollkommener Geborgenheit (im Kosmos). Wer sich davon abwendet, kann nicht anders als verblödet genannt werden – spirituell verblödet, wenn man so will. Das Einzige, was dann hilft, wäre Ent-Blödung. Also der längere oder kürzere Weg zurück zur Anbindung an die absolute Ordnung und zur Orientierung an dem, was wahr ist, also an dem, was nicht nicht sein kann.

Wir brauchen keine Angst vor einer Illusion zu haben. Es ist der Zustand der Angst selbst, der seltsame Phantasien und Realitätsverzerrung hervorbringt. Deshalb „Fürchtet Euch nicht vor dem Bösen“, denn die Furcht (Angst) erzeugt das Böse (Verwirrung und Abweichung). Jemand, der keine Angst hat, kann auch nicht vom Bösen (Teufel, Versucher, Dämon, perversen Fantasien,…) „verführt“ werden.