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Dieser Blogbeitrag ist eine lose Sammlung von Gedanken und Ideen zu den Auf- und Abbewegungen menschlichen Bewusstseins sowohl im Kollektiv und allgemeinen Weltgeschehen als auch für den Einzelnen in seinem Ringen um inneres Wachstum und Reifung.

Diese Gedankengänge entstanden über die letzten Monate während der Arbeit am dritten Teil der Reihe „Möge das Wort mit Dir sein“ ein, konnten jedoch nicht Teil dieses Artikels werden und werden daher hier gewissermaßen als „aussortiertes Zusatzmaterial“ zu diesem dritten Teil veröffentlicht. Sie mögen aber auch ebenso gut für sich selbst stehen.

Themen der Sammlung (Überschriften):

Weltgeschichte – Menschengeschichten

  • Die Menschen sehen und verstehen nichts von dem, was mit ihnen geschieht
  • Gegen wen waren der 1. bis 3. Weltkrieg?
  • Die Kraft hinter Weltgeschehen und Geschichte
  • Die zwei Weltkriege als Schlachten gegen Bewusstsein

Der Rückzug von Geist aus der Gesellschaft

  • Politik gibt es schon lange nicht mehr
  • Demokratie als kollektive Borderline-Störung?
  • Kommunistische Religionsderivate
  • Was der Sozialismus eigentlich will
  • Erst Missbrauch der Sprache, dann Sprachlosigkeit
  • Sozial dressierte Differenzierungs-Tabus
  • Weisheitslehren sterben mit ihren Lehrern

Umwälzungen

  • Zum Beginn des Wassermannzeitalters
  • Böses nur durch Unterdrückung des Guten
  • Das Böse sehnt sich nach (Rückkehr zur) Wirklichkeit
  • Kommt der Krieg von innen oder von außen?
  • Steife Rufe nach Reife-Stufen
  • „Aufwachen“ geht nur mit Boden unter den Füßen

Begriffs-Schimären und Pseudo-Disziplinen

  • Pseudo-Wissenschaft als Mythen-Bildner
  • Pseudo-Philosophie
  • Zum Gerede von angeblicher „Kunst“

Psycho-Epistemologisches

  • Philosophie ist keine Wissenschaft
  • Gerechtigkeit nur durch den Einzelnen

Der eigentliche Aufwachprozess

  • Realität – Wirklichkeit – Wahrheit
  • Freiheit
  • Der Wert der Religionen
  • Gefühl muss durch Verstand erkannt und „gekrönt“ werden

Text-Auszug:

Die Menschen sehen und verstehen nichts von dem, was mit ihnen geschieht

Die Beziehung der Menschen zum Weltgeschehen ist in etwa äquivalent zu der Beziehung von Ameisen zu Waldarbeitern, die einen neuen breiten Weg für eine zukünftige Waldstraße bahnen, in deren Schneise der Ameisenhügel liegt.

In der Masse ahnen, wissen und verstehen sie von dem, was mit ihnen geschehen und warum es geschehen wird so viel wie eine Ameise von den Projekten des Forstbetriebes. Allerdings gibt es bei den Menschen schätzungsweise etwa einen unter einer Million, der ausreichend anders ist, um dies zu erkennen und über den fundamentalen Unterschied zu seinen millionen Artgenossen ins Staunen kommt. In diesen Einzelnen zeigt sich am deutlichsten, was den Menschen vom Tier unterscheidet.

Das auffälligste Charakteristikum in der offensichtlichen Menschheitsgeschichte der letzten 300 bis 400 Jahre ist Naivität. Und zwar eine stetige Steigerung von Naivität über diesen Zeitraum hinweg in Kombination mit einer zunehmenden Blindheit für Zusammenhänge und wirkende Kräfte im Weltgeschehen. Bis in die heutige Zeit, in der die Naivität die Grenze ihrer Steigerungsfähigkeit längst überschritten hat und bereits gekippt ist in eine komatöse Irrationalität, die nicht mehr fähig ist, einen Realitätsbezug aufzubauen. Sie beweist sich im ungebremsten Absturz aller gesellschaftlichen und kulturellen Trägerstrukturen – institutionell und psychosozial – in die ahnungslose Selbstvernichtung.

Ein religiöser Mensch würde dies sicherlich als völlige Abkehr und Blindheit gegenüber „Gott“ bezeichnen, auf die immer der totale Fall, der Sturz zunächst in die „Hölle“ und dann in eine vollständige Vernichtung durch ein „Jüngstes Gericht“ folgen muss.

(…)

Dass die Naivität auch heute noch eine unserer größten Schwächen ist, lässt sich z.B. auch daran ablesen, dass man selbst von den mutigsten Aufklärern neben der Darstellung der schrecklichsten Kriminalität und der größten psychischen Zerrüttung immer wieder romantisch-mystische Bilderchen mit Aufschriften findet, die etwa propagieren, das Böse müsse gar nicht bekämpft werden, weil es sich von selbst zerstöre; es genüge völlig, ihm dabei ruhig und in gemütlich meditativer Haltung zuzusehen.

Daran lässt sich zum einen ablesen, dass solche „Aufklärer“ selber noch nicht weitergekommen sind, als irgendwelche ihnen zugeflossene Informationen weiterzugeben und weiterzuverteilen.

Der eigentliche Clou der relevanten Informationen der letzten sechs Jahre, also der Kern der frohen Botschaften, nämlich dass jemand (wer und wie viele auch immer) aufgestanden ist und sich dem Bösen entgegenstellt hat, scheint noch nicht auf den tieferen Ebenen des Verstehens angekommen zu sein. Auch die auf allen Kanälen der Weltbeschallung und ‑manipulation durchgegebene Generaloffenbarung, was mit uns passiert wäre, wenn wir „das Böse einfach hätten machen lassen“ – zum Beispiel im Gefühl moralischer Überlegenheit darauf wartend, dass „es sich selbst zerstört“ – ist offensichtlich selbst bei den Frontkämpfern der Besserinformierten noch nicht bis zu den eingefleischten mystisch-naiven Grundüberzeugungen eines romantischen Wunschdenkens vorgedrungen. Die Blase ist noch nicht geplatzt.

Es lässt sich außerdem auch daran ablesen, wie sehr der Mangel an zusammenhängendem und verbindendem Denken ein Hauptfaktor für Naivität ist. Dass das Böse an irgendeinem schrecklichen Ende – das dann ein Ende für alle wäre – auch noch seine eigenen Grundlagen zerstört, ist natürlich theoretisch richtig und meta-physisch leicht zu begründen. Aber scheinbar leiden auch die Menschen, die „etwas Besseres schon sehen können“ noch unter einem massiven Neglect ihrer realen Lebensbedingungen und physischen Notwendigkeiten.

Das größte Problem der Menschheit auf diesem Planeten, das sie hier bis an den Rand der vollkommenen Auslöschung brachte, war ja, dass sie dem Bösen erst zu wenig, dann nichts mehr entgegenstellte und ihm schließlich nichts mehr entgegenstellen konnte. Dieser Menschheit während ihrer Rettung in allerletzter Minute noch zuzurufen, dass das Böse sich doch von selbst zerstöre und man sich deshalb am besten ruhig zurücklehne, ist entweder Symptom einer vollkommen abgekoppelten Naivität in einem weltpolitischen Komazustand, geschmackloser Zynismus oder vielleicht auch bloß eine sehr gewöhnliche, nur mystisch ein wenig verbrämte Feigheit.

Nun leben wir aber ja in einer Zeit der konsequentesten Zwangsaufklärung, die allen Menschen bewusst macht, dass das Böse, bevor es selbst zerfallen könnte, alles andere ebenfalls einäschert, und dass das Schlimmste, was uns in den letzten 150 Jahren begegnet ist, falsch verstandener, auf Angst und Lähmung basierender Pazifismus ist. Und der sitzt selbst den mutigsten Aufklärern immer noch tief in den Knochen, das heißt tief in ihren realitätsabgewandten Überzeugungen.

(…)

Die zwei Weltkriege als Schlachten gegen Bewusstsein

Das, was die Menschen in früheren Zeiten als „Beschwichtigung der Götter“ veranstalteten, würden wir heute wohl weitaus treffender als „Betäubung durch Traumatisierung“ bezeichnen. Die „Götter“, die da „beschwichtigt“ wurden und für die „geopfert“ wurde, waren nämlich womöglich die noch amorphen neokortikalen Kräfte, die den Menschen zu einem selbständig denkenden Individuen zu formen streben und dafür gegen jeglichen sozialen Zwang und gegen jede unterdrückende Institution anzukämpfen bereit waren.

Diese nach Bewusstsein strebenden Kräfte kann man durch nichts so effektiv lahmlegen wie durch handfeste existenzielle Traumata, die ganze Kollektive über mehrere Generationen hinweg in eine bodenlose Ohnmacht und Orientierungslosigkeit reißen.

Eine zeitgemäße „Kulturgeschichte der Religionen“ müsste so gesehen dann eine nüchterne aber bis ins Mark erschütternde Beschreibung der Kämpfe von Individuierungs-Kräften und Kollektiv-Kräften gegeneinander sein, welche auch zu beschreiben wären als die Kämpfe von rationaler Aufklärung gegen grenzenlose Brutalität.

Auch die zwei Weltkriege, die eigentlich nur Fieberspitzen eines einzigen chronischen Kriegszustands seit nahezu 150 Jahren sind, sind wahrscheinlich als kollektive Massenpsychosen nur verständlich, wenn man sie als Ausdruck der Kollektiv-Kräfte gegen die der Individuation betrachtet. Und das dürfte auch leicht nachzuweisen sein, denn wer waren die größten Opfer dieser „Kriege“, die vielleicht nichts anderes als moderne, technologisch und medial hochgerüstete Beschwichtigungsrituale für das Stammhirn und seine tiefen, primitiven Ängste vor Reflexion, Durchblick und Bewusstsein waren?

Nun, all jene Individuen, Völker und Kulturen, die dem eigenständigen Denken und dem Bewusstsein für die Macht des Geistes gefährlich nahe gekommen waren.

Die offiziell „besiegten“ Länder waren Deutschland und Japan. Man schaue sich nur an, wo diese Länder kulturell und politisch standen (sowohl vor dem Ersten als auch vor dem Zweiten Weltkrieg).

Die eigentlichen Hauptopfer des zweiten Weltkrieges waren das autonome (nicht-reaktive, nicht programmierte) Denken und das Streben nach Individualität. Man werfe einen Blick auf die deutsche Literatur vor und noch während des Zweiten Weltkrieges im Vergleich zu alldem, was seitdem „produziert“ und gepriesen wird.

Das Opfer ist bis heute nicht wieder aufgestanden.

Aus dieser Sicht des Kampfes um und gegen neokortikales Bewusstsein ist auch viel schneller ersichtlich, warum die Botschaften und die Kernideen des Christentums eine so herausragende Rolle spielen und warum diese tatsächlich nirgendwo tiefer involviert sind in diesen Krieg als im Kampf von Kirche gegen Christentum.

Der eigentliche Kreuzzug ist der, der uns noch bevorsteht (bzw. den wir gerade in seiner Offenbarung erleben), nämlich der, der alles Kirchliche als die Institutionalisierung archaisch-politischer Kollektivierung und Anti-Individuation gegen jegliche freie Entwicklung des Denkens besiegt und vernichtet. Dies muss ein Kreuzzug sein, der vom vernunftbasierten Denken selbst angeführt wird.

Dann werden wir die „Götter“ nie wieder „besänftigen“ müssen, sondern werden sie uns zu Diensten machen, um die Leitidee des Monotheismus zu begreifen.

(…)

Pseudo-Wissenschaft als Mythen-Bildner

Welche Funktion die sogenannte „Wissenschaft“ in unserer modernen Kultur hat, zeigt sich am deutlichsten in ihren bekanntesten „Superhits“: dem Mythos von den Atomwaffen, dem Mythos von Viren und dem Mythos von Krebs.

Alle diese drei großen „wissenschaftlichen“ Fiktionen funktionieren nur als Mythen, weil sie den latenten Ängsten der Menschen vor Zerstörung ein Konsens-Narrativ und eine Projektionsfläche für ihre Angstreaktionen (Kampf, Flucht und Totstellen) geben. Was sie gemeinsam haben, ist, dass sie eine unsichtbare Welt oder Dimension des Ultra-Kleinen heraufbeschwören, die so wie die „Welt der Götter“ in jeder heidnischen oder schamanistischen Kultur für den Normalsterblichen unsichtbar ist.

So hat der moderne Heide seine „wissenschaftlichen“ Begründungen für seine Ängste vor irgendeinem Unsichtbaren, Unberechenbaren und Unkontrollierbaren. Die sogenannte „Wissenschaft“ hat dem modernen Menschen die wichtigsten drei Schablonen geliefert, um seine chronische Angst vor seinem eigenen Zerfall, vor seiner inneren Zerstörungswut und vor seiner zunehmenden Fragmentierung in eine kollektiv gleichgeschaltete Konsens-Fiktion zu kanalisieren. Dem Instinkt sind der Konsens und die Herdenzugehörigkeit wichtiger als der Realitätsbezug – auch dann, wenn der allgemeine Konsens tödlich ist. Und der Instinkt herrscht überall dort, wo Ängste nicht reflektiert, wo ihre Reflexe nicht analysiert und wo über ihre Halluzinationen nicht nachgedacht wird. 

Auf diese Weise werden die „Gemeinschaft“ und alles „soziale Zusammenwirken“ eingeschworen auf basale Urängste und psychotische Realitätsabspaltungen, gegen deren Schimären und Fiktionen man dann „gemeinsam kämpfen“ und sich vereinigen kann.

Es gibt natürlich noch eine Vielzahl von kleineren Sub-Mythen, die den modernen Heidenkult ausmachen, wie z.B. den Mythos „AIDS“, den vom Ozonloch und neuerdings den Mythos der geheimnisvoll-mystischen, unerklärbaren und unberechenbaren „Klima- Erwärmung“. Letztere ist insofern neu und interessant, als dass dieser Mythos die Unsichtbarkeit ins Übergroße, Umfassende und Globale transponiert. Der Mensch des beginnenden 21. Jahrhunderts hat nun also nicht mehr nur Angst vor winzigen und kleinsten Teilchen, sondern nun auch vor zu viel Energie, zu viel Wärme, also vor dem, was Atmosphäre und so etwas wie eine existenzielle Kollektiv-Stimmung erzeugt.

(…)

Der eigentliche Aufwachprozess

Zum „Großen Aufwachen“:

Eine Kernfrage, um die alle Theorien und Ansätze im Halo dieser Strömung kreisen, ist doch diese: „Was ist das Größte im ganzen Land?“

Nun, in der machtpolitischen Welt ist es das „Great Awakening“, aber hinter den sieben Brillen bei den sieben unscheinbaren, unbeachteten Eigenheiten des Menschenwesens, da ist Schneewittchen, und das ist tausendmal schöner.


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Version 01.09.2024 (vorläufig, teil-lektoriert)

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Teil 3: Über die Macht, die Wort und Fleisch werden kann


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Vorbemerkung des Administrators

Dieser Blog scheint auf dem richtigen Weg zu sein. Seine Leserzahlen werden, soweit man das anhand der Klick- und Käuferzahlen beurteilen kann, seit etwa zwei Jahren immer weniger.

Nicht ein bisschen weniger, sondern viel weniger: In seiner „Corona-Spitzenzeit“ wurden manche Artikel über dreißigtausendmal angeklickt (und also vermutlich von fünfzehn- bis zwanzigtausend Besuchern gesehen, vielleicht sogar gelesen). Das wurde dann schrittweise weniger. Die letzten Artikel vor der Einführung der Bezahlschranke wurden nur noch drei- bis viertausendmal aufgerufen, das heißt wir können da von ein- bis zweitausend Besuchern ausgehen.

Die Bezahlschranke war dann für 90-95% dieser Besucher eine unüberwindbare Hürde, so dass nur noch etwa 100 Käufer der Artikel übrig blieben. Heute, genau zwei Jahre später, sind es nur noch fünfzig bis sechzig Käufer pro Artikel, das dürften zwischen hundert und zweihundert Leser sein, wenn es wenigstens halbwegs noch mit rechten Dingen zugeht.

Es sieht ganz danach aus, dass das intellektuelle Rodeo, je mehr es an Eigendynamik und zentrifugalen Kräften gewinnt, desto mehr Reiter von seinem Rücken herunterwirft, lange bevor von einer Zähmung der Ideen oder wenigstens einer Ausrichtung auf eines der reich geschmückten Zieltore die Rede sein kann.

Vorbemerkungen des Autors

Diese Texte können in ihrer Intention nicht verstanden werden, wenn sie als Angebotsfläche für neues mentales Mobiliar betrachtet werden. Sie haben ganz und gar nicht den Anspruch, der intellektuellen Innenausstattung zu dienen, sondern sie sollen, um bei der Immobilien-Metapher zu bleiben, viel mehr als Makler und Ausbau-Architekten zu Rate stehen. Hier geht es nicht darum, die vertrauten mentalen Räume anders zu nutzen oder mit neuen Inhalten auszustatten, sondern viel grundsätzlicher darum, ganz neue, andere und erweiterte Räume für die denkende Betrachtung der Welt zu entdecken und in Besitz zu nehmen.

Angeboten, wenn man so will, werden hier also nicht exklusive Möbel, sondern Grundstücke. Allerdings auch nicht im Stile eines Verkaufs, sondern eher so wie bei der Eroberung des amerikanischen Wilden Westens durch gewisse übergeordnete Garantien, das alles in Besitz genommene und kultivierte Land dem neuen Bewohner und Nutzer uneingeschränkt zugehören soll und ihm außerdem durch diesen neuen Grundbesitz das Wahlrecht zur Mitbestimmung der fördernden Verwaltung zugestanden wird.

Dieser Text ist – wie die meisten Texte diese Blogs – über mehrere Wochen entstanden. Im Grunde ist er ein Teppich aus zusammengesetzten Flicken. Es kann daher nicht schaden, auch das Lesen über mehrere Wochen zu verteilen.

Wir befinden uns hier nun auf der dritten Linie dieser Arbeit, die, wie beim Zeichnen eines Dreiecks, wieder zum Ausgangspunkt zurückführt und diesen zum Eckpfeiler einer höher-dimensionalen Gesamtgestalt macht: ein Eckpunkt in einem Dreieck ist mehr als ein Punkt. Und was zunächst nur als Wanderung von Punkt zu Punkt, als Reise, erlebt werden kann, das stellt sich nach richtiger Vollendung der Gesamtfigur durch eine Punktlandung im Ursprung als eine geschlossene Geometrie dar, die außerhalb zeitlicher Erfahrbarkeit liegt.

Der Punkt, von dem aus wir anfangs auf- und fortgescheucht worden waren, wird zum vierten Punkt unseres mentalen Reise-Dreiecks – er wird zu einem höher gelegenen Aussichtspunkt über ein und derselben Einheit, die nun nicht mehr nur als sukzessive Erfahrung, sondern auch als Struktur und Gestalt erkennbar wird.

Was in der bloß zweidimensionalen Figur des Dreiecks wie eine Rückkehr zum Anfangspunkt aussehen muss, ist unter dreidimensionaler Betrachtung tatsächlich die Kreation eines neuen Punktes, der den Anfangspunkt genauso enthält und übersteigt wie die gesamte Wanderung. Und erst von diesem Höhe-Punkt aus können wir beginnen, Weg und Wanderung als Einheit zu sehen, und vor unseren Augen entfaltet sich der Wanderer als unsichtbare Mitte des Dreiecks.

Die scheinbare Rückkehr „um drei Ecken“ zum Ausgangspunkt ist tatsächlich der Übergang zu einem vierten Punkt des Dreiecks, einem vierten Weg, wenn wir uns erlauben, jeden Zielpunkt als einen Weg zu betrachten. Und dieser vierte Zielpunkt ist eine andere, neue Betrachtungsweise, die den Betrachter mit in die Betrachtung und in das Betrachten einbezieht als Mit-zu-Betrachtendes.

Beipackzettel – Zur Indikation dieses Textes

Dieser Text adressiert eine kleine, eng definierte Gruppe von Lesern in einer sehr spezifischen Lebenslage mit gewissen Symptomen unweltlicher Besorgnisse und unbestimmbarer Verdüsterungen.

Wir beginnen daher im folgenden Abschnitt mit einer zusammenfassenden Charakterisierung des Zustands, aus dem heraus dieser Text als sinnvolle Hinweissammlung verwendet werden kann.

In dem Maße, indem du dich in dieser kurzen Beschreibung wiedererkennen kannst, wirst du eine Affinität nicht nur zum Inhalt dieses Textes, sondern auch zu dessen Wirkung haben, wobei diese beiden Aspekte im vorliegenden Artikel sowieso schon sehr nah beieinander liegen. Lass uns einmal zusammenfassen, was du als Adressat dieser Gedankensammlung siehst, wenn du ohne Verzerrungen, Beschönigungen und Auslassungen auf dein Leben schaust oder was du bereits hinter dir hast:

Irgendwann wirst du an einen Punkt gekommen sein, an dem dich der Blick auf dein Leben so wie es ist nicht mehr bloß sporadisch entkräftet oder in eine vorübergehende Phase depressiver Verzweiflung bringt, sondern der Gesamtzustand deines Lebens, die ehrliche Einsicht nicht nur vergangener sondern verlorener Zeit und die Monotonie aller Zukunftsaussichten werden dich bis ins Mark erschrecken. Dieser Schreck wird es dir unmöglich machen, weiter zu machen, morgen ebenso optimistisch aufzustehen wie gestern, deine Aufgaben zu erledigen, deine Mitmenschen freundlich zu grüßen und dich kräftig strampelnd über Wasser zu halten.

Es gibt eine Tiefe von Ehrlichkeit und Erkenntnis, die einen so großen Riss quer durch die Windschutzscheibe deiner Ansichten, Lebensgefühle und Glaubenshaltungen macht, dass es dir unmöglich wird, weiterzufahren als wäre nichts passiert. Zunächst, weil du einfach nicht mehr klar sehen kannst. Dann aber auch, weil du nicht mehr ignorieren kannst, dass du in einem schwerbeschädigten Unfallwagen reist und in einem gefährlichen Wrack festsitzt, das eigenständig fährt und lenkt.

Du kann als nächstes versuchen – oder hast es bereits versucht –, die „Karosserie“ deines Lebens zu reparieren. Du wirst über ein paar grundsätzlich neue Routen und Reiseziele nachdenken, vielleicht über einen neuen Job, eine neue Wohnung oder ein altes Hobby, das du seit langem schon wieder aufgreifen willst. Oder du hast plötzlich den Elan, dich aus einer Beziehung zu lösen, die dir schon lange wie ein verstaubtes Gefängnis vorkommt. Vielleicht bist du sogar bereit, einmal tiefer in die Mechanik zu schauen und ein paar Jahre mit einem Therapeuten über deine Vergangenheit, deine wünschenswerte Zukunft und dein dazwischen eingespanntes „normales“ Leben zu sprechen. Du könntest einiges über Psychologie lernen und wie du deine Gedanken, deine Stimmungen und deine „Work-Life-Balance“ aus ihren destruktiven Schaltkreisen in neue, funktionalere Bahnen bringen kannst. Du sortierst deinen Bekanntenkreis radikaler, lernst, für deine Ansichten und Meinungen einzustehen und dich nicht mehr von anderen für ihre Projekte benutzen zu lassen.

Du arbeitest weniger, hast weniger Geld, dafür mehr Zeit und mehr Aktivitäten, die Dir Freude machen, bist überwiegend Single – oder fühlst dich zumindest wie einer – und stellst erstaunt fest, dass es dir damit sogar besser geht denn je. Du lernst zunehmend Menschen kennen, die ähnliches erlebt haben, aus ihrem Hamsterrad ausgestiegen sind und fließend über alternative Weltanschauungen sprechen können ohne dabei in neurotische Entschuldigungsfloskeln zu verfallen. Die Welt erscheint dir zunehmend als ein anderer Ort als es deine Eltern glaubten und du beginnst, dein Leben als ein freudiges Abenteuer wahrzunehmen, in dem du größtenteils von armen, gebückten Sklaven umgeben bist, deren Lebenselixier die latente, alles durchwuchernde Angst ist, sie könnten eines Tages aus ihrer Tretmühle herausfallen.

Du interessierst dich für alternative Medizin, Geschichte und Nachrichten, für Verschwörungsaufklärungen, Psychologie, Lebensweisheit oder Spiritualität und wahrscheinlich irgendwann für all das gleichzeitig. Und so schaust du auf dein altes Leben mit etwas ungläubigem Kopfschütteln zurück und kannst weder begreifen, wie du das jemals und so lange hast aushalten können, noch, wie genau du es trotz allem geschafft hast, da überhaupt rauszukommen.

In der Zwischenzeit hat dein Körper begonnen, sich ebenfalls langsam aber stetig zu erholen, wurde elastischer, gesünder und um anderthalb Jahrzehnte jünger. Du schaust auf dein Leben und findest nichts, dass dir ungesund, falsch oder quälend vorkommt. Sowohl die kleinsten Alltagsereignisse als auch unerwartete Lebensveränderungen ergeben sich immer verlässlicher wie von selbst und besser als du es hättest planen und arrangieren können. Die Menschen um dich herum bewundern dein Leben – deine Freunde und Partner offen, die anderen etwas verhohlen durch den Schleier von neidischem Staunen und achtungsvoller Distanzierung.

Und trotz all dieser sonnigen Lebenslandschaft um dich herum bist du nicht glücklich.

Zumindest würdest du das nicht von dir behaupten. Du denkst, du solltest glücklich sein, und du weißt, dass andere herum das auch denken, aber du bist es nicht. Irgendetwas in dir weiß, dass du keineswegs dort bist, wo „glücklich sein“ eine ganz natürliche Normalität ist. Und du ahnst, dass du nicht einmal in der Nähe davon bist, sondern höchstens auf einer angenehmen und erholsamen Zwischenrast auf dem Weg dorthin.

Das Problem ist, dass es nach allem, was du bisher gelernt, gelesen, gehört und erfahren hast, keinen Sinn macht, nicht glücklich zu sein. Es ist weit und breit nichts in Sicht, das dir fehlt oder dich belastet und du siehst nirgendwo ein Vorbild, das dir noch wegweisend erscheint zu etwas, das dich vollständiger und zufriedener machen würde.

Und so wirst du im Stillen immer unzufriedener, da sich die Überzeugung in dir nährt, mit dir würde etwas nicht stimmen, du seist nicht dankbar genug, würdest dein ideales Leben nicht genug wertschätzen oder hättest irgendwelche überspannten Ansprüche, die dir nicht zustehen. Und du kannst mit niemandem darüber sprechen, weil du ja nicht einmal sagen kannst, was dir fehlt oder zu viel ist, zumal du keine der gutgemeinten Ratschläge und Erklärungen, die du als Antworten bekommst, ernst nehmen kannst.

Und alle Versuche, diese unterschwellige Beklemmung und die wachsende Frustration darüber zu verdrängen, dass du nicht einmal den Hauch einer Lösungsidee hast, rauben dir noch mehr Energie, machen dich zunehmend unruhiger, dünnhäutiger und aggressiver, so dass auch die besten Wellness-Erlebnisse, die erhebendsten Eindrücke, die beruhigendsten Trancezustände und die erfüllendsten Unternehmungen dich innerlich nicht mehr erreichen – nämlich dort innen, wo du dich zunehmend verirrt, verwirrt und elend fühlst.

In deinen ehrlichsten Momenten wirst du das sehen und deinem Leben gegenüber eine undefinierte Abscheu empfinden, weil es angeblich so gut, luxuriös und problemfrei ist und doch diese innere Entzündung und Verlorenheit nicht annähernd lindern kann. Die unbestreitbare Ausweglosigkeit deiner Situation und die wachsende Kluft zwischen deinem für dich und andere sichtbaren Leben und deinem unsichtbaren Inneren werden dich so sehr erschrecken und verunsichern, dass du anfängst bereit zu sein, dich von deinem Leben abzuwenden.

Aus diesem Schrecken heraus kannst du eines Tages die Bereitschaft entdecken, dein Leben schön sein zu lassen wie es ist und stattdessen dich zu ändern. Was die am wenigsten schmeichelhafte Idee von allen ist und daher eine Menge Verzweiflung und Empörung als Startkapital benötigt. Aus einer ausreichend bodenlosen Verzweiflung heraus kannst du anfangen, die Richtung deiner Wahrnehmung und deines Denkens zu ändern und andere, neue Fragen zu stellen.

Im besten Fall können die folgenden Gedanken und Darstellungen dabei ein wenig helfen.

Der Pfad des unpersönlichen Kriegers

Denn wir kämpfen nicht gegen Fleisch und Blut,
sondern gegen die herrschenden Kräfte,
die Gewalten, die kosmischen Mächte der Finsternis,
gegen das geistig Böse auf den Ebenen des Himmlischen.
(Epheser, 6,12)

Die Menschen lassen sich in Bezug auf das Thema, um dass es hier geht, in drei Gruppen einteilen: diejenigen, die das, worum es hier geht, mehr oder weniger intensiv und intentional suchen, diejenigen, die es gefunden haben und drittens diejenigen, die nicht suchen und auch nie gesucht haben und deshalb auch nicht finden können.

Es gibt unzählbar viele Gründe dafür, nie zur Suche zu kommen. Es gibt jedoch nur sehr wenige Gründe, um ernsthaft auf die Suche zu gehen und ein solcher Sucher zu werden, der nie wieder zurück kann in den Zustand passiven Einverständnisses. Für das dann mögliche Finden gibt es nur noch eine einzige Bedingung. Aber die muss eben auch erst gefunden werden.

Dieser Text richtet sich an Menschen, die an der Schwelle zum Suchen stehen und noch ein paar gute Gründe und Hinweise gebrauchen können, um gegen die Strömung aller Gewohnheiten und Vorbilder weiter gehen zu können.

Ein Roboter, der darauf programmiert wurde, sich für einen Menschen zu halten, ist ineffizient und problematisch, wenn nicht gar gefährlich und selbstzerstörerisch. „Selbst- und fremdgefährdend“, wie man in der Psychiatrie sagen würde. Ein Roboter, der darauf programmiert wurde, sich für einen Roboter zu halten und entsprechend zu funktionieren, wird effizienter und funktionstüchtiger, leistungsfähiger und robuster sein.

Ein Körper-Mensch, der darauf getrimmt wurde, zu glauben, er sei ein „geistiges Wesen“ und hätte eine „Seele“ wird in sich instabil und in Bezug auf die reale Dimension von Geist und Seele blind und entwicklungsresistent sein. Nur ein Körper-Mensch, der glaubt, dass ihm Seele und Geist fehlen, hat die Möglichkeit, eines Tages Seele und Geist zu erlangen. Ein Mensch, der glaubt, Seele bereits zu haben, wird keine Anstrengungen unternehmen, um tatsächlich Seele zu erlangen. Er wird sogar in Bezug auf Seelen-Gewinnung und Seelen-Suche selbst- und fremdgefährdend werden, weil beide seinen Identitäts-Überzeugungen widersprechen.

Die Hinweise darauf, dass manche Menschen angestrengt etwas suchen, was der unreflektierte Mitläufer schon gratis zu haben glaubt, ist für letzteren und seine weltlich-materialistischen Ambitionen so bedrohlich, dass er alle verfügbaren Mittel einsetzt, um sie zu verdrängen und auszulöschen. Alle religiösen und semi-religiösen Großprojekte inklusive des hypnotischen Selbstfindungs-Aktivismus sind hochgradig von dieser Angst motiviert, durch irgendeine schlichte Gebärde eines echten Suchers oder durch eine lakonische Feststellung und Offensichtlichkeit eines wirklich Fragenden vollständig bloßgestellt, entlarvt und annihiliert zu werden.

Deshalb befinden sich Beseelte, Geistige und Seelen-Sucher unter permanentem Angriff oder zumindest in einem chronischen Spannungsfeld mit allen derart überzeugten Körper-Menschen, und dieses Spannungsfeld kann jederzeit in einen offenen Krieg umkippen. Dies ist vor allem deshalb wichtig anzumerken, weil der junge Seelen-Sucher meist noch naiven Vorstellungen verhaftet ist, die von ihm angestrebte Entwicklung sei ein Pfad stetig wachsenden Friedens und Wohlbefindens, kontinuierlich zunehmender Harmonie und Brüderlichkeit oder sich bis ins Überwältigende steigernde soziale Verbundenheits- und Einklangs-Erfahrungen.

Es wird zu Beginn dieser Reise zu leicht und zu früh übersehen oder aktiv ignoriert, dass das Paradies seit jeher von bewaffneten Engeln bewacht wird wie eine Militärzentrale.

Den eigenen Krieg finden

Der weltliche Krieg und seine Schlachten, deren erfolgreiche Eroberer das Banner des „Großen Aufwachens“ hochhalten und sich für eine weltweite Neusetzung menschlicher Zivilisation einsetzen, ist durchaus interessant und lehrreich für den Seelen-Sucher. Allerdings nicht, weil er dessen Schlachten kämpft oder in irgendeiner Weise dessen Kämpfe unterstützt, sondern nur als eine der besten und umfassendsten Metaphern für den Kampf um jenen höheren psychischen Ordnungszustand, den wir Seele nannten.


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Version 28.09.2024

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