Was uns vor- und aufwärts trägt
Vorwort
Unter dem winzigen Teil (etwa 1%) der Bevölkerung, der eingesehen hat, „was für ein Spiel hier gespielt wird“, gibt es einen kleinen Teil, der einsieht, dass dieses Spiel im Kern ein psycho-epistemologisches ist, d.h. dass es sich dabei nicht – wie es in der Öffentlichkeit von sich glauben lässt – um politische, militärische oder territoriale Machtverschiebungen handelt, sondern um den Abbau irrationaler, irrealer und selbstmörderischer Wirklichkeitskonstruktionen, damit alle menschlichen Gesellschaftsstrukturen und ihre Institutionen schließlich so neu aufgesetzt werden können, dass sie mit aller aufgehäuften Wissenschaft und Technologie wieder der Natur des Menschen und seinem Verwirklichungspotenzial entsprechen.
Dafür ist eine vollständige Rehabilitation der Grundprinzipien unserer Menschenbild- und Weltbildkonstruktionen notwendig, weil diese über Jahrhunderte vom Irrigen über das Kranke bis ins pervers Nihilistische abgerutscht sind.
Innerhalb dieses winzigen Teils von einem winzigen Teil der Bevölkerung gibt es wiederum einen sehr kleinen Teil von Menschen, die angefangen haben einzusehen, dass der durchinszenierte kollektive Wirbel unter dem hehren Titel „Das großartige Aufwachen“ überhaupt nicht das ist und sein kann, was sie in aller Gewissenhaftigkeit mit sich selbst als „Aufwachen“ bezeichnen können, von irgendeiner fühlbaren „Großartigkeit“ einmal ganz zu schweigen.
Das sogenannte „großartige Aufwachen“ – eigentlich eher „das großangelegte Aufwecken“ (great awakening, engl. to awaken = „wecken, aufwecken, aufrütteln“) – erfüllt nämlich keine der drängenden Sehnsüchte, beantwortet keine der brennenden Fragen und beruhigt keinen der nagenden Zweifel, die diese paar Wenigen umtreibt und nicht mehr in Ruhe lässt. Ganz im Gegenteil scheint es eher dazu zu dienen, die in aller Stille nach wirklicher Aufklärung Suchenden noch grundlegender zu enttäuschen und noch unübersehbarer von der restlichen Herde zu separieren, welche sich bloß auf eine neue grüne Aue führen lässt, um dort vielleicht weitere tausend Jahre ungestört grasen zu können und sich dabei keines Mangels bewusst zu sein.
Entgegen vollmundiger Versprechen im Tonfall religiöser Einweihungslehren und investigativer Insider-Tipps bemerkt der ein oder andere, dass man weder über ein immer akribischeres Studium perverser Machstrukturen und materiell-weltlicher Thronspiele noch über die ausgefeilteste Verbindung der Punkte aus dem allgemeinen Informationsrauschen jemals auch nur in die Nähe von so etwas wie einem übergeordneten Verständnis kommt. Man knüpft und verknüpft die Punkte, Pünktchen und Tröpfchen und kommt doch zu keinem Punkt. Man puzzelt sogar im Verein am schönsten, aber selbst das so entstehende Riesen-Poster entpuppt sich bloß als ein raffiniert gestellter Schnappschuss von der Matrix, die man glaubte zu hinterfragen.
Irgendwie kommt man von den bildhaft wirklich beeindruckenden Hollywood-Phantasmen über „Graue“, „Reptos“ und „Drakos“ doch nicht zu einem „Gott“. Und von dem Studium der Numerologie, kosmischer Geometrien oder kosmologischer Maximen auch nicht zu Gelassenheit und innerem Frieden. Man steckt in der Faust’schen Sackgasse und hat, ach, alle Theorien studiert, mit besonderem Misstrauen eben auch diejenigen über klandestine Verschwörungen, Hinter-Verschwörungen, Gegen-Verschwörungen und Verschwörungs-Jäger, und steht nach alledem dennoch vor den verschlossenen Toren der eigenen ungestillten Sehnsucht und Unruhe als wie zuvor.
Bei den meisten ist Verlass darauf, dass sie sich auch von dieser zuweilen aufblitzenden Erkenntnis geübt und dauerhaft erfolgreich wieder ablenken können. Den anderen kann dieser Artikel vielleicht an den Wächtern der Gewohnheit vorbei ein paar Hinweise in ihre Zelle schmuggeln, auf dass sie nicht resignieren in der scheinbaren Aussichtslosigkeit ihres ungewissen Strebens. Wir müssen also auch so chiffrieren und kodieren, dass die Sprache der Verständigung an diesen ungefiltert vorbeikommt und den Adressaten ( – das ist der Träger der Sehnsucht) dienlich erreicht.
Die Zelle und die Gefangenschaft sind real, insoweit sie wirksam sind und dauernde Folgen zeitigen. Und es gibt einen Ausgang, der jedoch mit den unzähligen Türen, Gängen und Räumen, Freiluftplätzen und Aussichtstürmen der komplexen Gefängniskonstruktion nichts zu tun hat. Der Ausgang hängt mit dem Eingang zusammen und kann nicht unabhängig von ihm gefunden werden. Der kluge Ausbrecher fragt sich, wie zum Teufel er in das Labyrinth der Schein-Ausgänge, Durchgänge und Kreuzgänge hineingekommen ist. Je mehr ihn diese Frage beschäftigt, desto mehr wird er stillstehen und jeden nervösen Aktivismus meiden.
Er wird die Notwendigkeit erkennen, sich erinnern zu müssen.
Erinnern ist ein unterschätzter Schlüssel. Wir denken dabei zu sehr an die Fakultäten des Sammelns und Zusammenfügens, mit denen man Multiple-Choice-Prüfungen bestehen und kriminalistische oder biografische Spurensuche betreiben kann. Wir übersehen dadurch aber sehr leicht, dass Erinnern auch ein sich-Entsinnen ist, also eine willentliche Ausrichtung des Denkens auf etwas Inneres, schon Vorhandenes. Dieser Vorgang ist kein Verbinden oder Zusammenfügen mehr, sondern eine Trennung und Aussortierung. Wer sich erinnert, sondert sich ab – und zwar zunächst von allem, was ihn (von Erstrebtem oder Innerem) ablenkt. Die Er-innerung ist somit immer auch eine Separation von der Ver-Äußerung und dadurch ein Herausheben von etwas aus der Undurchdringlichkeit aller äußerlichen Erscheinung.
Der im psychischen Labyrinth der verstrickenden Weltbilder Gefangene und Verlorene beginnt also, sich durch Erinnerung abzuheben von seiner offensichtlich ausgangslosen Umgebung. Denn die Besinnung auf seinen rätselhaften Eingang ins Lebens-Labyrinth – in der Mythologie ist es immer wieder die Suche nach der wahren Herkunft – sorgt dafür, dass er beginnt, sich als Gesonderten zu betrachten und eine neue Art von Blick auf sich entwickelt, die es ihm ermöglicht, zwischen sich selbst und den sogenannten „Umständen“ oder „Tatsachen“ zu unterscheiden.
Es tun sich so nach einiger Zeit solchen Erinnerns in seinem Verständnis zwei verschiedene Dimensionen auf: die vertraute Dimension der „Welt“ und die unbekannte Dimension des „Ich“. Und diese beiden Welten driften mit zunehmender Erinnerung immer weiter auseinander. Wo sie zuvor diffus miteinander verschmolzen erschienen, erweisen sie sich immer deutlicher als vollkommen unvereinbar miteinander und als sich gegenseitig abstoßend. Schließlich wird es notwendig, diese Trennung und Unvereinbarkeit als Merkmale der Beziehung von zwei verschiedenen Dimensionen zueinander zu erkennen, welche sich keineswegs gegenüberstehen, sondern ineinander verschachtelt sind.
Welche aber ist in welcher eingeschachtelt? Ist es das sich herauskristallisierende Ich des Gefangenen, das in eine undurchdringbare Welt der unendlichen Veränderungen eingeschachtelt ist? Oder ist es diese Welt, die in die so ungewohnte Dimension des Ich-Bewusstseins eingeschachtelt ist?
Muss für die ersehnte Freiheit ein Gefangener aus einem Gefängnis befreit werden oder muss für diese Freiheit das Gefängnis aus dem Verfangenen befreit werden?
Ist es die Welt, die das sehnsuchtsvolle Ich gefangen hält? Oder sind es nicht vielmehr das Gefühl und die Vorstellung von Gefangenschaft, die sowohl das strebende Ich als auch die wirre Welt miteinander gefangen halten?
Welche Art von Wahrnehmung muss man haben, um von solchen Fragen keinen Knoten mehr im Kopf zu bekommen, sondern sie als Bestätigung und Wegweiser wiederzuerkennen?
Es sollte deutlich werden, dass wir hier nicht primär über Erkenntnisse sprechen oder auf konzeptuelles Möbelrücken oder begrifflich-kombinatorische Akrobatik hinaus wollen, sondern dass es um Fähigkeiten der Wahrnehmung geht und dass es Zeit braucht, diese zu entwickeln. Wir sprechen also über einen Weg der Entwicklung. Wenn Entwicklung der Weg zum Ausgang ist, dann muss der Eingang in die bestehende, immer stärker drängende Not eine Verwicklung gewesen sein. Wenn es um die fortschreitende und letztlich befreiende Entwicklung von Wahrnehmungsfähigkeiten geht, dann muss der Eingang etwas mit Nichtbeachtung, Ausblendung und Erblindung zu tun haben.
Der erfolglos gesuchte und emsig übersehene Ausgang wird erkennbar durch die Erinnerung an den Eingang und die überraschend wachsende Heraus-Sonderung dessen, der sich verloren hatte. Er beginnt, sich (wieder) zu finden, wo er bisher irrigerweise nur nach faszinierenden Geheimtüren und Mysteriengängen „da draußen“ suchte (und sie vielleicht sogar fand und dann wie einen Schatz hütete).
Dann beginnen sich seine Fragen zu ändern. Vor allem aber ändert sich der Adressat seiner Fragen. Das Studium der Welt wird zum Studium eines Spiegelbildes, das voller Hinweise auf das ist, was wir ohne Spiegel nicht sehen können: den Gefangenen aka uns selbst.
Wer es also gerne ein wenig martialisch hat, der kann diesen Artikel (und andere von diesem Blog) als PsyOp (Psychologische Operation) betrachten. Er ist eine Waffenlieferung an die kleine innere Minderheit von Rebellen und kann als solche zweckmäßig genutzt werden. Denn in diesem Artikel geht es um einige zentrale Aspekte dieses übersehenen Phantoms, das sich erst im Spiegelbild des Labyrinths (vulgo „Welt“) Aspekt für Aspekt, Ent-Deckung für Ent-Deckung, Ent-Täuschung für Ent-Täuschung erkennt und zusammenfügt, zusammengliedert, bildet.
Fragmentierung
Das Hauptcharakteristikum der Moderne, unter dessen Hyperdominanz wir heute allseits stehen, ist Fragmentierung.
Psychologisch gesehen ist Fragmentierung Symptom und Folge von chronischem Stress, d.h. von einem chronischen Zustand der existenziellen Unsicherheit, Bedrohung und Hilflosigkeit. Fragmentierung ist ein fortgeschrittener Zustand des psychischen Zerfalls, des Verlusts von Kohärenz und der traumatischen Dissoziation.
Was als Zustand der Fragmentierung beobachtet werden kann, hat einmal angefangen mit dem Verlust der inneren verbindenden Kräfte, die dafür zuständig sind, unsere verschiedenen menschlichen Funktionen und Fähigkeiten miteinander zu synchronisieren und zu orchestrieren, so dass aus ihnen zunächst funktional und dann auch in unserem Bewusstsein ein integeres Ganzes wird. Diese Kräfte der inneren Verbundenheit und integrierenden Ordnung gehen verloren, wenn wir in Konflikte geraten, die unsere instinktiven Überlebensmechanismen so sehr aktivieren, dass diese unsere feineren Wahrnehmungs-, Verarbeitungs- und Regulations-Fähigkeiten unterdrücken und ausschalten.
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Version 29.8.2023
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