Akademische Verbildung und korrumpierte Intellektuelle: die systematische Zerstörung von Rationalität und Kultur
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Vorbemerkung
Dieser Artikel ist länger geworden, als ursprünglich geplant war. Das Thema des in diesem Jahr gänzlich offenkundigen intellektuellen Totalversagens unserer Gesellschaft – genauer: der sogenannten „akademischen Schicht“ – hat sich im Laufe des Schreibprozesses, der hier nur ein erstes schriftliches Nachdenken sein soll, als facettenreicher und tiefgründiger erwiesen, als ich gedacht hätte. Ich habe auf nachträgliche Kürzungen zugunsten der Ausführlichkeit weitgehend verzichtet und nehme dafür in Kauf, dass dieser Artikel voraussichtlich der umfangreichste dieser Reihe ist. Er ist eine Materialsammlung zur Annäherungan das Thema, weil ich mir im Moment nicht die Zeit nehmen möchte, die systematische und komprimierte Darstellung daraus zu machen, die dieses äußerst bedeutsame Thema verdient. Wichtiger ist mir, diese Gedanken überhaupt erst einmal zu fassen und denjenigen zur Verfügung zu stellen, die sie im Moment gebrauchen und fortführen können – meinen Lesern.
Meine Leser mögen sich dabei motiviert fühlen von der Ankündigung, dass dies nicht nur der letzte Abschnitt der Katastrophenanalyse ist, sondern auch der wichtigste, weil er zeigt, warum wir kein kulturelles Immunsystem mehr haben bzw. warum es versagt hat.
Die darauffolgenden zwei Artikel werden sich dann konstruktiv und pragmatisch den Notwendigkeiten und Möglichkeiten für unsere Zukunft widmen.
Einleitung
Alles, was wir tun oder sagen, beruht auf Prämissen und impliziten Anschauungen über uns selbst und die Welt.
Über diese Prämissen nachzudenken, sie zu überprüfen und zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen ist nichts, was wir gelernt haben, und die meisten werden es ihr Leben lang auch nicht einmal in Betracht ziehen. Für sie ist ihre Identität und die Welt das, was sie irgendwie gelernt haben, was sie sind – sie nehmen ihre Überzeugungen unreflektiert als gegeben hin und halten an ihnen als ihre einzige Orientierung fest.
Traditionell ist das Nachdenken über Grundprämissen die Aufgabe von Philosophen. Doch diese Art von Philosophen ist wie ausgestorben, weil sie in unseren aktuellen Restbeständen von Kultur kein Sprachrohr mehr haben. Sie sind medial ausgerottet. Die verheerende Bedeutung dieses Mangels ist den wenigsten Menschen bewusst – was auch ein Symptom des Kulturzerfalls im Endstadium ist.
Als erste Verteilerstufe nach den Philosophen braucht es die Botschafter gesunder, rationaler Prinzipien. Das sind die Akademiker und Intellektuellen – jene Menschen, die auf der Basis von Prämissen und Anschauungen Ideen, Empfehlungen, Anleitungen, Vorgaben, Forschungsprojekte und Produkte kreieren, transponieren und wirksam machen. Die Gruppe der Akademiker und Intellektuellen ist nicht ausgestorben – dafür sind sie auch zu viele. Sie ist allerdings – vor allem durch die Abwesenheit philosophischen Einflusses – in perversen, kranken und absurden Prämissen und Weltanschauungen gefangen und dadurch über die letzten ca. 80 Jahre schwer degeneriert. So schwer, dass heutige Intellektuelle – im Folgenden ohne Rücksicht auf existierende Ausnahmen generisch als eine Gruppe genannt – weniger Denkfähigkeit und Verstand haben als Nicht-Akademiker. Damit haben sie die Anschuldigung verdient, ihre gesellschaftliche Aufgabe und damit ihre produktiven, mitwirkenden, lebenssichernden Mitmenschen verraten zu haben. Weil sie unserer Kultur den Kopf nahmen.
Und das bedeutet nichts weniger, als dass wir die denkende – und das ist die rationale und menschliche – Führung verloren haben. Dementsprechend führungslos, irrational, selbstverleugnend und chaotisch torkeln alle unsere gesellschaftlichen Institutionen seit über sechs Jahrzehnten die schiefe Ebene hinab und beschleunigen sich gegenseitig durch die Angst, die sich ausbreitet und – unregulierbar wie sie geworden ist – die Kontrolle übernimmt. An erster Stelle sind dabei alle Bildungsinstitutionen zu nennen, die die jungen Generationen für ihre eigene und die Zukunft der Gemeinschaft prägen.
Wir werden schon seit Jahren nicht mehr von Rationalität geführt, sondern von Angst. Die totalitären und lebensgefährlichen Zuspitzungen im Jahre 2020 sind nur der äußerst fortgeschrittene Zustand dieser Degeneration und Entgeisterung. Und die Hauptverantwortung dafür müssen jene tragen, die zumindest von ihren privilegierten Positionen aus die Pflicht hätten, dies zu erkennen, dem Einhalt zu gebieten und alternative Wege vorzugeben: Lehrer, Dozenten, Richter, Anwälte, Ärzte, Wissenschaftler, Autoren und Journalisten. Dies ist nicht geschehen. Die akademische Welt hat in ihrer primären Aufgabe auf ganzer Linie versagt und ist längst zum morschen Teil des Zerfalls geworden.
Ich will mir deshalb in diesem Artikel den Zustand unserer „Akademiker“ – also das, was von ihnen übrig blieb – ebenso wie die Ursachenkette, die zu ihrer beschämenden Degeneration bis hin zur Selbstvernichtung führte, genauer ansehen. Als weiteres Phänomen, das sich aus der kompletten akademischen Lähmung ergibt, werden wir uns die moderne Pseudo-Spiritualität des gewaltigen „New Age“-Marktes anschauen, denn sie stellt das Komplementär im Prozess des kulturellen Zusammenbruchs in der westlichen Welt dar.
Mit diesem siebten Artikel der Reihe werde ich dann auch die Analyse der Hauptelemente unseres kulturellen Niedergangs abschließen. Danach werde ich mich wie gesagt den Anforderungen und Möglichkeiten der zukünftigen Regeneration und des Aufbaus widmen.
Grundwissen: das teilbare Gehirn
Unser Gehirn ist unterteilbar in acht „Hälften“, von denen immer zwei ein polares Paar miteinander bilden. Zwischen diesen polar-komplementären Hälften gibt es jeweils eine Schalt- und Verbindungseinheit, die sie miteinander zu einer größeren Einheit verknüpfen kann. Die acht paarigen Hälften sind:
- Unten und oben: das basale, körper- und überlebensbezogene Stammhirn und der hochkomplexe, vernetzte, Verstehens- und Kultur-orientierte Neokortex mit dem emotionalen, sozialen „Mittelhirn“ dazwischen als Vermittler.
- Hinten und vorne: die sogenannte „unbewusste“, automatische Verarbeitung „für sich selbst“ in Hinterhirnbereichen gegenüber der willentlichen, nach vorne gewandten, auf andere bezogenen Verarbeitung in den frontalen Bereichen. Den Mittelbereich zwischen beiden bildet der somatosensorische Kortex, über den wir unseren Körper, unsere Haltung und Empfindungen wahrnehmen.
- Links und rechts: insbesondere der Neokortex teilt sich in die linke sequentiell, analytisch und dissoziativ arbeitende Hälfte und die rechte vernetzt, synthetisierend und assoziativ arbeitende Hälfte. Ihr Vermittler ist das Corpus Callosum, das die beiden Hälften in Kommunikation miteinander bringen und sie koordinieren kann.
- Außen und innen: diese am wenigsten bekannte Polarität bezieht sich auf die äußeren Schichten des Neokortex, die vor allem mit der Differenzierung und Interaktion zwischen einem selbst und der Außenwelt zu tun haben, und dem inneren Raum des Gehirns, wo um den Hohlraum des dritten Ventrikels herum hochpotente Drüsen liegen, die über spezielle Flüssigkeiten und Neurotransmitter das Eigenbewusstsein und Bewusstseinszustände steuern.
Für diesen Artikel über die Degeneration der akademischen Bildung werden wir uns auf die Polarität „linke Hirnhälfte – rechte Hirnhälfte“ beschränken, weil sie die grundlegende Spaltung und Einseitigkeit des „Akademismus“ widerspiegelt. Alles, was durch „Bildung“ gelernt wird, findet im Neokortex statt, in dem diese Polarität am stärksten wirkt.
Einer der wichtigsten Unterschiede dieser beiden Hemisphären liegt in ihrer funktionalen Ausrichtung: die linke Hemisphäre ist Experte für das Herauslösen von Signalen, Informationen oder Wahrnehmungen aus ihrem Kontext und ihren Verbindungen, während die rechte Hemisphäre besonders gut darin ist, Signale im Zusammenhang zu verarbeiten, und damit „das größere Ganze“ sehen kann.
Die linke Hemisphäre hat den Vorteil, sehr exakt, sehr fehler-, störungs- und veränderungssensibel zu sein und unabhängig vom Kontext und Zusammenhang Informationen erkennen, wiedererkennen und differenzieren zu können. Ihr Fokus auf Details und Einzelsignale erlaubt ihr, alles andere auszublenden und sich davon, z.B. auch von Empfindungen, Gefühlen, anderen Wahrnehmungen usw. zu distanzieren. Ihr Nachteil ist dementsprechend, dass sie auf Neues, Unbekanntes und Fehler labil reagiert, stets die Bäume, aber nicht den Wald sieht, also zur Verengung zu einem Tunnelblick und Zwanghaftigkeit neigt, weil sie eben nur Einzelinformationen, ‑objekte, Bilder oder Gedanken verarbeitet und keine Zusammenhänge und Beziehungen herstellen kann.
Die rechte Hemisphäre ist das komplementäre Gegenstück dazu. Ihre Stärken sind ihre breite Vernetzung, ihre enorme Geschwindigkeit der Verarbeitung von komplexen Zusammenhängen und Beziehungen und deshalb ihre Stabilität bei Störungen, Überraschungen und Fehlern. Ihre assoziative und vernetzende Arbeitsweise erlaubt ihr, schnell Verbindungen, Ähnlichkeiten, Beziehungen und Gesamtbilder zu erkennen und herzustellen. Der Nachteil dieser Modalität ist, dass sie nicht sehr genau ist, dass die großen Erinnerungsnetzwerke und verlässlichen Gewohnheiten das Lernen von Neuem und Anderem verlangsamen oder hemmen und dass es ihr unmöglich ist, „von außen“ zu schauen und sich von Wahrnehmungen zu distanzieren. Sie nimmt quasi alles „persönlich“ und ist stets emotional und subjektiv involviert.
Wir sehen bereits an dieser kurzen Zusammenfassung, dass umfassende Intelligenz und Verstand nur durch die optimale Zusammenarbeit dieser beiden Hirnhälften miteinander möglich ist. Diese optimale Zusammenarbeit besteht nicht nur aus einer einwandfreien Kommunikation der beiden hemisphärischen „Intelligenzen“ miteinander, sondern auch in einem flexiblen und gut regulierten Wechsel ihrer Dominanz je nach Situation und Anforderung.
Die Dominanz hat jeweils diejenige Hälfte, die die Entscheidungen trifft und die Möglichkeit hat, die Signale der anderen Hälfte zurückzustellen oder gar zu ignorieren. Diese laterale Vorherrschaft wird nicht so sehr durch größere Stärke einer Seite bestimmt, sondern durch die Signale des affektiven System des Mittelhirns, also durch unsere Emotionen und Stimmungen. Ganz allgemein gesprochen können wir sagen, dass (unregulierte) Emotionen von Unsicherheit, Bedrohung, Überforderung, Vorsicht, Unlust oder sogar Angst die Dominanz der linken Hemisphäre erzeugen, was wir als Konzentration und Fokus oder gar als „Tunnelblick“ und Anspannung erleben. Alle Emotionen des Wohlbefindens wie Sicherheit, Geborgenheit, Zugehörigkeit, Freude, Beruhigung oder Zufriedenheit erleichtern die Dominanz der rechten Hemisphäre.
Die linke Hemisphäre ist gut darin, Details zu erkennen und vorsichtig, d.h. bedacht, schrittweise und kontrolliert vorzugehen. Immer wenn wir das brauchen, ist ihre Dominanz sinnvoll. Sie ist allerdings so gut wie unfähig, Emotionen und Stimmungen zu regulieren, weil dafür der netzwerkartige Zugriff der rechten Hemisphäre auf den Körper und das gesamte System notwendig ist. Die linke Hemisphäre kann Emotionen nur ignorieren und verdrängen. Ebenso alles, was Emotionen auslöst oder sonst irgendwie störend sein könnte. Sie kann aus dem gleichen Grunde auch nicht prüfen, ob etwas „stimmig“ ist, ob es den eigenen Erfahrungen, Werten und Bedürfnissen entspricht und ob es für einen selbst gut oder schlecht ist. Die linke Hemisphäre kann ohne die rechte nicht unterscheiden, ob etwas real (wirklich) oder irreal (erfunden) ist.
Über den Unterschied dieser beiden faszinierend spezialisierten und komplementären Hirnapparate ließe sich ein ganzer Artikel schreiben. Für unseren Zweck hier sollen nur die grundlegende Unterscheidung und die große Bedeutung der Hemisphären-Dominanz erwähnt sein, damit wir die folgenden Ausführungen über den einseitigen und hilflose Zustand der akademisch Gebildeten und ihrer Wirkung funktional verstehen können.
Zusammenfassend lässt sich dieser modern-akademische Zustand als die chronische Dominanz der linken Hemisphäre beschreiben, bei gleichzeitig chronischer Verkümmerung rechtshemisphärischer Fähigkeiten aufgrund chronischer negativer (verängstigender) emotionaler Zustände und Charakterprägung (Selbstwertverlust, Selbstunsicherheit, Selbstablehnung). Die wichtigsten Ursachen, Symptome und Merkmale dieser chronifizierten Einseitigkeit werden wir im Folgenden betrachten.
Das kulturell wirksamste Gegenstück zu dieser neurophysiologischen Linkslastigkeit ist die ebenso einseitige und abgekoppelte Rechtslastigkeit, die wir in jenem Neo-Mystizismus und jenem Regressions-Kult finden, wie sie auf dem „New Age“-Markt seit den 1960ern als „Spiritualität“ oder „Selbsterfahrung“ propagiert und verkauft werden. Das sind all die sanften, wohlriechenden und gesundheitsversprechenden Angebote, die durchgehend jegliches Denken, insbesondere jedes kritische Denken, rationalen Forschergeist, logisches Hinterfragen und ernsthafte Selbstreflexion (linke Hirnhälfte) als „unspirituell“ und „Egotrip“, also als unmoralisch ablehnen zugunsten einer Regression auf frühkindliche Stufen des naiven Glaubens, der einfältigen Fremdbestimmung, des magischen Denkens und besonders des reflexions- und verantwortungsbefreiten Wohlbefindens.
Das „Ego“ – tatsächlich eine lebensnotwendige psychische Struktur zur Ich-Fremd-Differenzierung – wird zwar in diesen Wellness-Gefilden nirgendwo greifbar definiert, aber dafür umso konsequenter als der ewige und größte Feind stilisiert, auf den – typisch rechtshemisphärisch – jede emotionale Ablehnung, Unstimmigkeit oder Unsicherheit assoziativ und impressionistisch projiziert werden können. Hauptmotiv, höchstes Ziel und beschränkender Rahmen bleiben bei aller Vielfältigkeit der angebotenen „spirituellen“ Wege und Mittelchen stets: das unmittelbare Wohlbefinden in möglichst sanft schwebender Abkopplung von der Welt – ein Leben in purer rechtshemisphärischer Dominanz ohne eine fragende, präzisierende, forschende oder autonom denkende linke Gehirnhälfte.
Mit diesem Thema werden wir uns im zweiten Teil dieses Artikels auch noch näher beschäftigen.
Die Lösung dieses allgemeinen pathologischen Gesellschaftszustands sowie der Ausweg aus seiner wuchernden Unkultur lässt sich also auch schon formulieren: Wir brauchen die Rückkehr zur fluiden und intelligenten Balance zwischen links- und rechtshemisphärischen Dominanzen.
Die Symptome des zeitgenössischen Akademismus‘
Eine akademische Laufbahn hinter sich zu haben bedeutet heute vor allem, den Eintritt in die Mündigkeit und Selbstbestimmung in der eigenen Biografie lange über den fälligen Zeitpunkt hinaus verzögert zu haben. Im akademischen Betrieb zu bleiben bedeutet dementsprechend in den meisten Fällen, vor dieser Reifestufe stehen zu bleiben.
Der „akademische Betrieb“ ist heutzutage in Gänze nämlich nicht nur eine Fortsetzung der Schule, sondern kindlicher Abhängigkeit und Autoritätsgebundenheit. Die mittlerweile antiquierte Benennung der Universität als „Alma Mater“ und des Dissertationsbetreuers als „Doktor-Vater“ sagen vielleicht mehr über ihre psychosoziale Bedeutung aus als ihre lobsingenden Selbstbeschreibungen. Die Verlängerung der Schulzeit bis in die 30er Jahre oder eben auf Lebenszeit mag vor der Hand der „höheren Ausbildung“ dienen, ist aber schon seit langem bei genauerer Betrachtung nur noch als verlängerte Abschottung von der Realität und Selbstbestimmung einzustufen.
Ich beziehe mich damit gar nicht so sehr auf die bereits Jahrzehnte alten Klagen von Unternehmern, dass Studienabgänger für den realen Arbeitsmarkt immer weniger zu gebrauchen sind und teils fünfjährige Einarbeitung benötigen, bis sie höhere Verantwortungsposten übernehmen können. Nein, ich meine es noch grundsätzlicher: der Geist aller bedeutenden akademischen Einrichtungen steht schon seit geraumer Zeit unter dem Zeichen der Realitätsabkopplung, der konzeptuellen Selbstverliebtheit, der autoritätsgebundenen Hörigkeit, der intellektuellen Gängelung und mit alledem also der systematischen Entmündigung.
Entmündigung von was? Von intellektueller Selbstbestimmung, die nur durch eigenständiges, rationales Denken zu erkämpfen ist. Eigenständiges Denken ist jedoch das letzte, das in unserem Bildungssystem erlaubt wäre, geschweige denn gefördert würde. Die Generation der Pädagogen (wörtlich: „Kinderführer“) und Dozenten, die heute in allen Klassenzimmern, Hörsälen und Seminarräumen ihr anti-geistiges Zepter führt, ist längst schon das Resultat dieser Entmündigung in der zweiten oder dritten Generation. Eine Horde orientierungsloser intellektueller Schoßhündchen und Papageien hat den akademischen Betrieb von der Kita bis zum Lehrstuhl übernommen. Da ist jede Hoffnung auf eine Rückkehr zum eigenständigen Denken aus diesem System heraus vollkommen fehl am Platze.
Das ganze System muss von Grund auf neu gedacht und entwickelt werden. Wie das geht und was dafür notwendig und zu bedenken ist, wird auch Thema in den folgenden zwei Artikeln, den letzten beiden dieser Reihe, sein.
Zunächst einmal müssen wir das vorhandene „akademische Verbildungssystem“ verstehen und wie es dazu kommen konnte.
„Akademisch“-infantile Autoritätshörigkeit
Akademiker sind Menschen, die früh gelernt haben, dass sie in der physischen Wirklichkeit unangenehm unterlegen, hilflos und ausgeliefert sind und sich in der Folge dafür entschieden, sich stattdessen nur noch mit der sichereren Welt mentaler Konstrukte und abstrakt-allgemeiner Anschauungen zu identifizieren. Den Mangel an echtem Selbstwertgefühl, welches nur im Körper wurzeln kann, kompensieren sie durch das Streben nach Selbstwert-Bestätigungen von außen in Form von Anerkennung, Titeln und Autoritätspositionen – also durch Selbstwertschätzungen aus zweiter Hand.
Diese Autoritäts- und damit Personenbindung ist Teil der Infantilisierung, die durch den akademischen Ausbildungsweg geschieht bzw. zementiert wird. Ein großer Teil der Verirrungen im Akademischen kann darauf zurückgeführt werden, dass der Sprecher wichtiger genommen wird als das Gesprochene.
Was von Ferne wie ein Personenkult aussieht, dürfte sich beim näheren Hinschauen als Fixierung einer geistigen Unreife entpuppen, denn im Grunde bleibt die kindliche Haltung bestehen, dass etwas richtig und gut ist, weil Papa und Mama es sagen. Später werden die Eltern durch institutionelle Autoritäten ersetzt, eben die „Alma Mater“ und den Doktor-Vater.
Der Grund, warum es für Akademiker wichtiger ist, von wem eine Information kommt, als wie richtig, sinnvoll oder nützlich sie ist, also warum sie so autoritätshörig sind, liegt wahrscheinlich in dem Mangel an Fähigkeiten, Informationen eigenständig auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Dafür müssten sie erkennen können, ob die Informationen in sich stringent und plausibel, mit anderen Informationen übereinstimmend, in sich logisch sind und ob sie in ihrer Darstellung authentisch oder eher erfunden und manipuliert wirken. Wer die Fähigkeiten hat, zusammenhängende Informationen auf diese Kriterien zu überprüfen, der ist auch unabhängig davon, jedes einzelne Detail empirisch zu überprüfen, was meistens gar nicht möglich und auch gar nicht notwendig ist. Der menschliche Verstand kann die Fähigkeit entwickeln, aus der Kohärenz von Informationen und ihrer Darstellung ihren Wahrheitsgehalt abzuleiten. Das ist die wörtliche Bedeutung des Wortes Intelligenz: zwischen den Zeilen lesen können (lat. inter legere = „dazwischen lesen“).
Je mehr Zeit Menschen in unserem „Bildungssystems“ verbracht haben, desto mehr wurde diese Intelligenz blockiert und unterdrückt durch den Zwang, zusammenhangslose, völlig widersprüchliche, nicht-plausible, vor allem aber falsche Informationen aufzunehmen, auswendig zu lernen und auf Befehl von sich zu geben.
Der moderne von diesem System Gebildete ist das Produkt einer autoritären intellektuellen Dressur. Sie sorgt über Zwang, emotionale Erpressung und soziale (später monetäre) Belohnungssysteme dafür, dass der „Gebildete“ Informationen abspeichert und für richtig hält, die nachprüfbar falsch, widersprüchlich und gegen seine Intuition sind. Dadurch verliert er seine Intuition – heute meist schon in der Grundschule – weil er sie zunehmend unterdrücken muss. Statt seine Intuition und Intelligenz als Prüfkompetenz zu entwickeln, werden diese gelähmt zugunsten einer Autoritätshörigkeit und -fügsamkeit.
Da er nichts mehr herleiten, verifizieren und kritisch prüfen kann, ist er darauf angewiesen, alles zu glauben. So entsteht die Kirche, die wir heute „akademische Bildung“ und „Wissenschaft“ nennen, mit all ihren Gemeindemitgliedern, Laienbrüdern, Ministranten und Priestern, die für ihren und nur ihren Glauben kämpfen und alle Ungläubigen – Ehrensache – zu bekehren versuchen und alle Ketzer selbstverständlich exkommunizieren.
Der so Indoktrinierte „weiß ganz sicher“, dass die Erde eine Kugel ist. Warum? Weil es doch alle sagen, weil er es in seiner globalen Kirche so gelernt hat und weil doch auch alle computergenerierten Bilder im Internet das „beweisen“! Seine Gewissheit beruht auf seinem Mangel an der Fähigkeit zu zweifeln in Kombination mit der Arroganz, sich damit allen anderen Ansichten überlegen zu fühlen. Jeder Idiot hält sich für klüger als sehr intelligente und kreative Wissenschaftler der Vergangenheit und Gegenwart, die beweisen können, dass die Erde keine Kugel sein kann und dass das Billardkugelmodell unseres Planeten nichts weiter als eine autoritär und medial durchgepeitschte Erfindung ist.
Und ein normaler Akademiker ist dank unseres intelligenzunterdrückenden Bildungssystems eine besonders arrogante und bornierte Variante eines solchen Standard-Idioten. Warum? Weil er Angst hat, etwas anders zu denken? Nein, er hat Angst, beschämt zu werden. Wer in unserer Zeit behauptet, die Erde sei keine Kugel, sondern z.B. eine Ebene, der wird massiv beschämt, sozial geächtet, ausgelacht und verschrien – aber nicht widerlegt.
Ich wähle dieses Beispiel mit der vermeintlichen Erdkugel, um den autoritären und psychologisch manipulativen Grundmechanismus unserer „Bildung“ und „Wissenschaften“ zu verdeutlichen. Der Akademiker fragt an dieser Stelle reflexartig: „Und das soll ich jetzt glauben?“, „Wer sagt mir denn, dass das stimmt?“. Auf die Idee, es selber zu überprüfen, kommt er gar nicht. Dafür ist er auch viel zu empört und verunsichert. Auch sein liebstes Gegenargument gegen jede Information, die nicht in seine Schemata passt, offenbart seine Dogmatik: „Wenn das stimmen würde, dann hätten das doch schon viele andere Menschen herausgefunden / gesagt!“ Dahinter steckt im Grunde ein Prämisse zum Selbstschutz, die lautet: „Wenn ein so intelligenter und gebildeter Mensch wie ich das nicht weiß und noch nichts davon gehört hat, dann kann es gar nicht stimmen.“
Wir sehen, dass es überhaupt nicht mehr um Wissen und Verstehen geht, sondern nur noch um soziale Anpassung und die Absicherung einer institutionell gelieferten Fertig-Identität und Herdenzugehörigkeit. In der Wurzel beruht unser Bildungssystem also auf Angst, und zwar primär auf der Angst vor sozialer Ächtung. Akademiker sind die Menschen in unserer Gesellschaft, die in höherem Grade durch Angst gebildet, d.h. angstgeprägt und angst-reaktiv sind. Deshalb stehen sie chronisch unter Stress und deshalb sind bei ihnen Kreativität, Neugier, Wissensdrang, allgemein das eigenständige Denken und Hinterfragen und bekanntermaßen auch die Fortpflanzungsfähigkeit stärker eingeschränkt als bei der sonstigen Bevölkerung. Deshalb werden unsere modernen Akademiker die letzten sein, die den Wandel, in dem wir uns befinden, verstehen und akzeptieren können. Deshalb kennen wir so erschreckend viele „hoch Gebildete“, die im Nazi-Regime applaudierten und seine „großartigen Ideen“ anpriesen und fleißig weitertrugen und vervielfältigten. Ebenso die Intellektuellen, die bis heute den Sozialismus, den Kommunismus und ihre modernen Ableger, die Verstaatlichung der Kindererziehung und den Öko-Faschismus anpreisen und befördern ohne im geringsten aus der Geschichte und den längst erwiesenen Folgen ihrer Unmenschlichkeit und moralischen Verwerflichkeit angemessene Schlussfolgerungen zu ziehen. So etwas geht nur mit massiv durch Angst und Unterwerfung konditioniertem Denken, das von Reflexion, Realitätsprüfung und eigenen Werten komplett abgekoppelt ist.
Akademische Informations-Abwehr
Hinzu kommt allerdings noch die Unfähigkeit der meisten „gebildeten“ Menschen, Informationen überhaupt aufzunehmen, geschweige denn zu verarbeiten, die in irgendeinem Widerspruch zu dem Gelernten stehen. Das Gelernte ist ja das, was durch eine wichtige Bindung an eine Autoritätsperson (Eltern, Lehrer, Professor,…) durch Belohnung und Zuwendung als soziale Garantie für Zugehörigkeit und Anerkennung konditioniert wurde. Ob es richtig ist, spielt dabei keine Rolle. Für die allermeisten Akademiker sind „Wissen“, Welt- und Lebensanschauungen, Ideologien und Meinungen identitätsstiftende Garantiescheine für Gruppenzugehörigkeit, also eine intellektuelle Form von Herdenanbindung. Deshalb lassen sie auch in den meisten Fällen niemals ernsthaft mit sich darüber diskutieren und reagieren höchst aggressiv und unwissenschaftlich, wenn man ihre Dogmen in Frage stellt. Ein Großteil ihrer Persönlichkeitsdefinitionen beruht auf diesen unreflektierten Überzeugungen, d.h. eine Veränderung ihrer übernommenen Meinungen und Ansichten käme einem Identitätsverlust gleich, weshalb sie sich mit Zähnen und Klauen dagegen verteidigen müssen. Mit Andersdenkenden redet ein Akademiker nicht, es sei denn er kann den anderen zeigen, dass er recht hat und sie belehren. Sobald sein Monolog beendet ist, muss er gehen.
Die Ursachen des akademischen Verfalls
Die neurotische Suche nach Anerkennung
Die Masse der heutigen Akademiker besteht zum größten Teil aus Menschen, die gesellschaftlichen Status durch vermeintliche Bildung und eigentlich öffentlichkeitswirksame Prüfungstitel erreichen wollen. Das Kernmotiv ist Status und eine erhöhte soziale Stellung und nur selten Bildung. Letztere dient nur als Mittel zum Zweck. Deshalb ist Anerkennung das entscheidende Zauberwort für alle akademischen Betriebe, mit dem nämlich Hackordnungen, persönliche Macht und Geltung abgesteckt und gesichert werden.
Wer sich hingegen primär für das Fach, für Fakten und Erkenntnisse interessiert, der wird schnell aussortiert oder an den Rand geschoben, weil er das eigentliche bloß soziale Gesellschafts-Spiel nicht mitspielt und das ernst nimmt, was die große Masse der aufstrebenden Teilnehmer nur als Vorwand benutzt. Das Problem mit diesen echten Wissenschaftlern ist, dass sie in ihrer Unabhängigkeit von sozialem Geltungsdrang nicht kontrollierbar und manipulierbar sind und den ganzen Pomp der akademischen Augenwischereien ständig drohen, mit Substanz und nüchterner Ernsthaftigkeit zu zerstören. Im besten Falle kann man sie vielleicht noch als „Genies“ in speziell dafür vorgesehene, isolierte Abteilungen stecken, in denen sie brauchbare Resultate produzieren, aber ansonsten keinen Einfluss entwickeln.
Der aufgeblasene akademische Apparat als soziales Fahrstuhlsystem ist längst zu einem Sammelbecken für Status-Suchende geworden, die von Anerkennungs-Defiziten getrieben werden und von sozial erhöhten Privilegien träumen. Dadurch wurde die Inflation der akademischen Bildung in Gang gesetzt, zu deren Symptomen zählt, dass man zu jeder noch so simplen und praktischen Tätigkeit in oder und an der Gemeinschaft mittlerweile ein „Studienfach“ findet, um die Nachfrage nach Status und sozialem Aufstiegserfolg zu decken.
Tatsächlich hat man damit aber nur für den Abstieg der Bildungseinrichtungen und ihrer Graduierungen gesorgt. Wenn fast jeder studieren kann oder zumindest können sollte, dann hebt das kein Niveau, sondern senkt die Qualität des Studiums eben ab auf das, was früher vielleicht einmal ein Fachabitur war.
Wohlgemerkt ohne Ersatz für das damalige Universitäts-Studium, dessen ursprüngliche geistige Etage dadurch schlichtweg entfällt. Die polemische Zusammenfassung des Phänomens ist die Verblödung und Verdummung der akademischen Bildungsbetriebe. Damit entfällt dann allerdings auch die ehemals verlässliche Garantie für die verkappte Status-Produktion. Was übrig bleibt ist nur noch eine ad absurdum verlängerte Schule bis in die dreißiger Lebensjahre hinein, die dadurch umso quälender und erniedrigender in ihrer Plackerei ist, dass sie dazu zwingt, sinnlose, wertlose und zusammenhangslose Informationen und Konzepte bis auf Abruf zu speichern.
Geistige Unterwerfung und Entmündigung
Der akademische Ausbildungsgang ist bis auf wenige Ausnahmen der Gang der geistigen Unterwerfung. Als Belohnung erhält man sozialen Status und institutionell geschützte Anerkennung.
Die Qualifizierungsprüfungen der akademischen Betriebe sind Verblödungs- und Gehorsamkeits-Tests, kurz: Unterwerfungs-Examen. In den meisten Fällen wird man feststellen können, dass der Erfolg in diesen Prüfungen gleichzeitig dem persönlichen Scheitern an den Aufgaben des Lebens gleichkommt. Der akademisch hochdekorierte Ordensträger ist der Versager in der Lebens- und Seelen-Athletik. Die Universität ist das Auffangnetz für die, die mit dem Universum nicht so recht klar kommen und einen sicheren Unterschlupf suchen.
Staatsunterwerfung und das Gift des Kollektivismus
Einer der Hauptgründe des akademischen Verfalls in eine Welt unipolarer Dogmen und fixierter Denkschablonen ist die Verstaatlichung der Bildungseinrichtungen.
Staatlich kontrollierte Institutionen zur Ausbildung unabhängiger Denker sind ein Paradoxon in unserem Verständnis von „Staat“. Der Staat ist in seiner ursprünglichen, freigeistigen Definition aus dem Zeitalter der echten Aufklärung die Gesamtheit seiner Individuen, aber in der europäischen und besonders der deutschen Lebenshaltung der letzten 150 Jahre wird „der Staat“ gleichgesetzt mit „die Regierung“, mit irgendeiner Gruppe führender Oberhäupter oder allgemeiner: mit einer Entität, der man sich unterwerfen muss. Teil eines „Staates“ zu sein bedeutet also für die deutsche Volkspsyche nicht, an etwas teilzuhaben, sondern ein Untertan zu sein. Ein unzufriedener vielleicht, womöglich ein unterdrückter, ein aufbegehrender oder gar ein rebellischer, aber stets ein Untertan, der sich selbst einschränken und zurücknehmen muss für jene Kraft, die von oben herrscht.
Diese quasi religiöse, infantile Grundhaltung ergibt sich meiner Ansicht nach aus dem Mangel an Vermittlung und Unterstützung von persönlichem, individuellem Stolz und Selbstwertgefühl schon vom frühsten Kleinkindalter an. Dadurch entsteht eine chronische zusammenhangslose Scham, die sich in unbestimmten Schuldgefühlen ausdrückt. Eine weitere Ausführung dazu würde unseren Rahmen hier sprengen.
In einer solchen grundmasochistischen Kultur ist staatliche Kontrolle immer gleichbedeutend mit Unterdrückung des Individuums zugunsten irgendeiner Entität, die Macht hat. Und nichts ist gefährlicher für unterdrückende Macht als selbständige Denker. Denn diese würden stets für Selbstbestimmung und Freiheit sprechen.
Unsere derart staatlich kontrollierten Bildungseinrichtungen sind nicht nur finanziell „vollversorgt“ (diese Begründungsfantasie ist bereits in der Praxis widerlegt, wo man nur noch von maximaler Unterversorgung und Abbau sprechen kann), sondern auch inhaltlich und ideologisch geformt vom „Staat“. Und wer ist das effektiv? Minister und eine Armada von Bürokraten. Diese Clique bestimmt nicht nur Organisation, Struktur, Rahmen und Auftrag der Bildungsinstitute, sondern auch ihr Personal und ihre Inhalte. Muss da noch lange gesucht werden nach dem Grund, warum die Maßstäbe für Bildung – insbesondere der „höheren Bildung“ – aus Mittelmäßigkeit, Autoritätshörigkeit, Opportunismus und Realitätsverweigerung, in der Essenz also aus Kollektivismus statt Rationalismus abgeleitet werden?
Kollektivisten sind Menschen, die Angst vor dem Einzelnen, vor dem „Anderen“, dem „Abweichler“ haben. Die Geschichte menschlicher Kultur und Zivilisationen wurde jedoch immer nur von Einzelnen, von „Abweichlern“ geprägt und ihre Entwicklungssprünge von ihnen initiiert. Geist wirkt immer nur durch Einzelne, niemals durch eine Masse oder ein abstraktes „Kollektiv“. (Wer auch nur ein einziges Gegenbeispiel kennt, möge bitte aufstehen). Kollektivisten verstehen das nicht. Sie fantasieren sich lieber eine undefinierte gesichtslose „Masse“ als die höchste Quelle von Fortschritt und Entwicklung, weil sie sich in ihr verstecken und nur in ihr geborgen fühlen können. Diese infantile Bedürfnisorientierung ist die ideelle Basis unseres Bildungssystems.
Alles andere folgt daraus: sein Dogmatismus, seine Abkopplung von der Realität, seine ängstliche Abwehr gegen neue Denkansätze und kritisches Hinterfragen, seine Gleichmacherei, seine Lähmung gegenüber jeglichem realen Problem, seine Verflachung und Oberflächlichkeit, sein Hang zu sinnlosen ideologischen Wortblasen, sein triefender Pessimismus und seine Feindlichkeit gegen freies und selbständiges Denken bis hin zur Gewaltbereitschaft und Machtmissbrauch.
Und seit langem auch, dass Akademiker, also jene staatlich zertifizierten Bildungs-Fabrikate, Angst haben nicht nur vor eigenständigen Denkern, sondern sogar vor dem eigenständigem Denken selbst. Sie investieren ihre mentalen Instrumente ganz besonders in die Abwehr rationalen Denkens und prinzipieller Selbstreflexion. Das Resultat dieses ideologischen Hygienewahns ist jener intellektuelle Inzest, der das akademische (Bildungs-)System nicht nur frei hält von Selbstkritik und rationalem, reflektierenden Bewusstsein, sondern es auch stufenweise in tiefere infantile Abhängigkeit von machtvollen Beschützern und Erhaltern degenerieren lässt. Diejenigen, die die Kultur leiten sollten, sind längst zu den Schoßhunden einer kulturfernen Machtelite geworden.
Das ist die „staatlich kontrollierte Bildung“ im post-industriellen Deutschland.
Der Treibstoff Angst
Aus dem kindlichen Streben nach Anerkennung, um Selbstwertgefühl und ‑überzeugungen zu entwickeln, kann durch chronische Frustration und Vergeblichkeit ein lebenslangens Streben nach Ansehen, Status und Privilegien werden. Dieses Streben bleibt aber in seiner Infantilität ebenfalls gekoppelt an die Abhängigkeit von Autoritäten, die einen anerkennen, loben, fördern und beschützen. Aus der resultierenden Autoritätshörigkeit entwickelt sich dann zunehmend eine besondere Form der Angst, die wir als „akademische Angst“ bezeichnen können: die Angst davor, dass die Ansichten, Lehren und Dogmen der eigenen Autorität hinterfragt und womöglich zerstört werden könnten.
Aus dieser Angst, die man bei so gut wie jedem Akademiker antrifft, wenn man seine Grundüberzeugungen und die Prämissen seiner Konzepte hinterfragt, entwickeln sich jene „akademischen Abwehrmechanismen“, die einen neugierigen, forschenden Verstand immer wieder schockieren können: das unbegründete Ablehnen von Argumenten, das Ignorieren stichhaltiger Ideen und Belege, die aggressive und oft manipulativen rhetorischen Tricks, um andere mundtot zu machen, die unvermittelten, zuweilen demenzartigen Gesprächsabbrüche und ein militanter Meinungs-Faschismus, bei dem kein Fünkchen von Neugier und Wissbegier mehr zu spüren ist.
Wenn es sich bei diesen Angstwesen nur um irgendwelche Tüftler in den Elfenbeintürmen universitärer Institute handeln würde, wäre es zwar schlimm genug, aber noch nicht so grauenerregend wie die Tatsache, dass diese verängstigten, von Angst gesteuerten und durch und durch von Angst erfüllten Kinder die wichtigsten Prozesse unseres Gesellschaftslebens steuern und „verantworten“: als Lehrer, Ärzte, Anwälte, Richter, Aufsichtsräte, Vorstände, Polizeipräsidenten, Chefredakteure, Intendanten und gesetzgebende Politiker!
Ich spreche nicht von einigen von ihnen sondern von allen – bis auf die wenigen auffälligen und kaum noch geduldeten Ausnahmen, die um jedes Sprachrohr und ihr Überleben im System bangen müssen. Was für ein System außer einem Angst- und Kontrollsystem soll diese Mannschaft akademischer Angstapostel denn schaffen? Wie sollen sie anders denken, fühlen und agieren als zu ihrem bloßen Selbstschutz und Selbsterhalt? Was anderes sollte jemals für sie handlungsleitend sein als Anweisungen „von oben“, weil sie „von oben“ geschützt und ermächtigt werden? Was anderes könnten wir denn auch von fünf- bis zehnjährigen verängstigten und schutzsuchenden Kindern erwarten? Die Angst führt sie zum Herrn der Fliegen und der wird sie ohne ein Wimpernzucken zermalmen und dem gesichtslosen System opfern, wann immer das System es fordert.
In dieser epidemischen Angst sind die „Verantwortlichen“ gar nicht ansprechbar, also auch nicht ver-antwortungs-fähig, sondern nur benutzbar. Ihre humanoide Grundmechanik ist noch erhalten, aber sie ist abgekoppelt von ihrer menschlichen Essenz und ihrem Gewissen. Diese mögen sich in bitteren Stunden einmal beim persönlichen Restbewusstsein melden und für einen Zusammenbruch der dressierten öffentlichen Programmpersönlichkeit sorgen, aber in ihrer Rolle als akademische „Respektpersonen“ funktionieren sie stets weiter so mechanisch und geistesabwesend wie ein Schlafwandler. Die Menschen müssen erst einen langen Weg der psychischen Rehabilitation durchmachen, um sich aus ihrer Angst-Identität zu lösen und dann irgendwann einmal in einer menschlichen, gewissenhaften und verantwortungsbasierenden Gesellschaft konstruktiv mithelfen zu können. Bis dahin sind sie für gesunde Gesellschaft eine Störung und Zusatzbelastung.
Die Reduktion des Wissens auf konditionierte Schablonen
Ein „gut Gebildeter“ unserer Tage hat ein Weltbild, das zu über 90% völlig falsch, verdreht und irreal ist. Sein „Wissen“ ist von der Realität soweit abgekoppelt, dass man von allem das Gegenteil nehmen kann und damit der Wirklichkeit schon sehr nahe kommt.
Wenn wir das größere Bild betrachten, wie es dazu kommen konnte und wie dieser Zustand der vollkommenen Realitätsentfremdung aufrecht erhalten wird, in der die „Gebildeten“ gefangen sind, müssen wir die soziale Infrastruktur der modernen Gesellschaften betrachten – damit ist das gemeint, was landläufig mit „Kultur“ gemeint ist, allerdings kann von Kultur heute gar keine Rede mehr bei uns sein. Unsere soziale Infrastruktur wird vom Geld und damit von den Geldherstellern und Regulatoren bestimmt (s. meinen Artikel dazu). Das gilt für mittlerweile so gut wie für jeden menschlichen Lebensbereich.
Vor allem unsere zentralen Informations- und Kommunikationskanäle sind von Meinungskartellen komplett überwacht und kontrolliert, so dass wahrheitsgetreue, zutreffende Informationen keine Verbreitung mehr finden können. Das Internet hat das Informationsmonopol zwar erheblich beschnitten, aber zu der Zeit seiner Popularisierung waren die „Gebildeten“ bereits so weit programmiert, dass sie Informationen außerhalb ihres gelernten Kanons erstens gar nicht mehr aufnehmen konnten und zweitens sogar ablehnten, so dass deren allgemeine Zugänglichkeit im Internet in den letzten 20 Jahren keinen Einfluss auf die akademisch abgedichtete Gedankenwelt mehr hatte.
Zuvor wurden andere Ansichten und Fakten noch unmittelbar geächtet und ausgegrenzt. Das ist heute gar nicht mehr nötig, weil die konstituierende Mehrzahl der Akademiker sie „instinktiv“ ignoriert und aktiv bekämpft. So ist es heute mit weniger Aufwand denn je möglich, Menschen intellektuell in völlig irrealen Weltbildern gefangen zu halten und dafür zu sorgen, dass sie von dem, was real passiert und mit ihnen und ihren Kindern gemacht wird, nichts verstehen und zum großen Teil nicht einmal mehr etwas wahrnehmen.
Die Herstellung dieser speziell akademischen Blindheit erfolgt über die Fragmentierung und Abtrennung der Wissenschaften und Erkenntniszweige in immer kleinere Bereiche, zwischen denen kaum oder gar nicht mehr Zusammenhänge hergestellt werden. Wir haben Heerscharen von gut konditionierten „Spezialisten“ (Fachidioten) und fast keine Universaldenker mehr, denen Überblick, Synthese und damit tragfähige und richtungsweisende Bewertungen gelängen. So irrt jeder „Experte“ immer weiter voran in seiner Sackgasse und lenkt sich von der Bedeutungslosigkeit und Unbrauchbarkeit seiner „Forschung“ ab, indem er sich noch mehr spezialisiert und noch weniger den Kopf hebt um einmal nach links und rechts zu schauen.
Akademiker sind über die letzten drei Generationen hinweg degeneriert zu Wort- und Wissens-Jongleuren ohne die Fähigkeit, in Zusammenhängen zu denken und aus Bezügen heraus praktische, veränderungswirksame Schlüsse zu ziehen. Nur durch das Herstellen von Zusammenhängen können Bedeutung und Anwendbarkeit entstehen, insbesondere durch den Bezug zu sich selbst, zu eigenen Werten und zu relevanten, ungelösten Problemen. Werte wiederum können nur durch den Bezug zum eigenen Leben, zur eigenen Motivation, zum eigenen Lebenswillen gedacht und entdeckt werden.
Wer keine Zusammenhänge und Bezüge zwischen Konzepten, Rezepten und eigenen Erfahrungen sieht, der ist geistig impotent. Man kann ihn forschen, denken und behaupten lassen, was er will – er hat keine Wirkkraft in der Welt mehr, weil er sein Wissen und Denken nicht versteht. Er ist nutzlos und wird zur Belastung.
Ein solcher Akademiker kann eine Forschungsarbeit über die Schädlichkeit des Nikotinkonsums schreiben und sich in seiner Schreibpause eine Zigarette anzünden. Er kann abends die Unfähigkeit, Korruption und Verlogenheit von Politikern und Parteien feststellen und am nächsten Tag zur Wahl gehen. Er kann Ingenieur sein und wissen, dass ein Auto komplett verbeult wird, wenn es in eine Leitplanke rast und dennoch ohne Zweifel davon überzeugt sein, dass ein einziges kleines Aluminium-Flugzeug das härteste und festeste Stahlbeton-Gebäude der Welt durchschneiden und zu Staub zerbröseln lassen kann.
Warum? Weil er nur einzelne Bilder und Wissensfragmente speichert und keine Zusammenhänge herstellt. Sein Maßstab für richtig und falsch liegt nicht im eigenständigen , kausalen und logischen Denken und schon gar nicht in kritischem und vernetzendem Denken, welches wir Verstand nennen, sondern in seiner hoch reaktiven, durchkonditionierten Fähigkeit, zu erkennen, was er glauben soll und was nicht. Er bleibt irgendwelchen Autoritäten hörig und seien es die Stimmen in der Tageszeitung – nicht weil sie recht haben oder er sie bräuchte, sondern weil er nichts anderes als diese einfache, bequeme und infantile Hörigkeit kennt.
Er ist nichts weiter als ein intellektuelles Zirkuspferd. Er glaubt dies und jenes und erreicht die mentale Stufe von Widerspruchserkennung gar nicht. Sein Denk- und Sprechapparat führen nichts als die Kunststückchen aus, für die er dressiert und belohnt wurde. Moralisch betrachtet ist das die Prostitution des Verstandes, was das höchste moralische Verbrechen eines Menschen ist, wenn wir bedenken, dass gerade das Denken den Menschen ausmacht und vom Tier unterscheidet. Wer seine Freiheit und seine menschlichen Fähigkeiten freiwillig aufgibt, begeht Verrat am Menschsein.
Das Ganze beruht jedoch bei den meisten Betroffenen dermaßen auf mechanischen und unbewussten sozialen Überlebensreaktionen, dass von Entscheidungen und Moral gar nicht mehr die Rede sein. Wir haben es überwiegend mit Opfern einer vollkommen degenerierten Kultur zu tun, denen bereits als Kindern die Möglichkeit der Wahl durch Zwang, Missbrauch und Vernachlässigung weggenommen wurde.
Zwischenspiel: kleiner epistemologischer Selbsttest
- Wissen Sie, dass es in diesem Jahr (2020) eine Virus-Pandemie gab/gibt? Oder glauben Sie es nur?
(Verifizierbarer Fakt ist, dass die Sterberaten in Deutschland und weltweit unter dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre liegen.) - Wissen Sie, dass Chemotherapie Krebs heilt? Oder glauben Sie es?
(Chemotherapie beruht auf hochtoxischen Zytostatika und senkt statistisch die Überlebensrate von Krebspatienten.) - Wissen Sie, dass AIDS eine Krankheit, verursacht durch den HI-Virus ist? Oder glauben Sie das?
(Der „HI-Virus“ war (wie jede Virus-Theorie) nur eine Hypothese, die nie bestätigt werden konnte.) - Wissen Sie, dass wir in einem demokratischen, souveränen Staat leben? Oder glauben Sie das?
(Es lohnt sich, sich den völkerrechtlichen und handelsrechtlichen Status von „Germany“ genauer anzusehen.) - Wissen Sie, dass „Nazis“ rechtsextrem sind? Oder glauben Sie das?
(Nationalsozialisten ist die Bezeichnung für eine faschistisch-linksextreme Gruppierung/Partei.) - Wissen Sie, dass Neil Armstrong am 21.7.1969 auf dem Mond gelandet ist? Oder glauben Sie das?
(Schauen Sie sich die „Originalaufnahmen“ mit den Alufolien-Requisiten an und fragen Sie sich, warum wir nach 1972 nie wieder von Mondlandungen gehört haben.) - Wissen Sie, dass die Erde eine Kugel ist, die sich um die Sonne dreht? Oder glauben Sie das?
(Das heliozentrische Weltbild ist eine Erfindung aus dem 17. Jahrhundert. Es kann enorm viele Widersprüche/Gegenargumente nicht entkräften, wie z.B. den, dass wir (in dem angeblichen Wirbel in der „Milchstraße“) seit Jahrtausenden immer den gleichen, fixen Sternenhimmel über uns sehen.)
Auswertung:
Wenn Sie ein- oder mehrmals mit „Ich weiß es“ geantwortet haben, sind Sie entsprechend der Häufigkeit auf einem fortgeschrittenen oder sogar Experten-Niveau im Bezugsrahmen moderner akademischer Verbildung, d.h. intellektueller Unredlichkeit. Ihre Stärke ist, dass Sie sich selbst belügen können.
Wenn Sie ein- oder mehrmals mit „Ich glaube es“ geantwortet haben, sind Sie entsprechend der Häufigkeit auf einem guten Einstiegs-Niveau im Bezugsrahmen moderner akademischer Verbildung, d.h. Sie bringen die Grundqualifikationen mit, um verifizierbare Informationen aus der Welt des rationalen Denkens in die Welt emotionaler und religiöser Willkür zu übertragen.
Wenn Sie kein einziges Mal „Ich weiß es“ oder „Ich glaube es“ geantwortet haben, sind Sie für die gegenwärtige akademische Welt verloren. Als Trost können Sie aber darauf zählen, dass Sie aufrichtig sind und sich intellektuell nicht leicht korrumpieren lassen. Das ist doch auch nicht so schlecht, oder?
Die akademische Komplizenschaft mit der Gewalt
Es ist nicht so, dass die Axiome und Prämissen der Intellektuellen bloß fehlerhaft oder falsch sind – diese Phase haben wir spätestens seit den 1980ern schon hinter uns. Nein, sie haben mittlerweile gar keine festen Prämissen und beständigen Prinzipien mehr. Die Theorien, Ideen und Überzeugungen insbesondere im „geisteswissenschaftlichen“ Wirkungskreis sind auf konditionierte Reiz-Reaktionen reduziert worden: man glaubt, vertritt und vervielfältigt das, was gerade belohnt und beklatscht wird und bekämpft das, was untersagt, verpönt oder unbekannt ist.
Ihr Denken und Konzeptualisieren beruht nicht mehr auf Empirie, Logik und Verifizierung, sondern auf Gruppenzugehörigkeit durch Glaubensbekenntnisse. Daran ist nichts falsch, es ist das was in Kirchen üblich ist und entspricht der natürlichen Bewusstseins- und kognitiven Entwicklungsstufe eines Fünfjährigen.
Das ist auch der Grund, warum sich mittlerweile im „geisteswissenschaftlichen“ Betrieb und den von ihm imprägnierten wirtschaftlichen, technischen und „ökologischen“ Disziplinen niemand mehr auch nur die Mühe macht, hundertfach widerlegte und völlig absurde Denkgebäude wie Sozialismus, Kollektivismus, „Klimaschutz“, Relativitätstheorie, Genderpluralismus, Chemotherapie, Globalismus, Basis-Demokratie, Virologie oder eben das heliozentrische Weltbild argumentativ zu verteidigen. Man nimmt sie als richtig hin, weil sie gesetzt sind – von wem und warum, das weiß man nicht und will es auch nicht wissen. Wer etwas anderes behauptet, na, der gehört dann eben nicht mehr dazu und soll sehen, wie und wo er damit weiterkommt.
Wie konnten sich nur solch oberflächliche, offensichtlich absurde und Intelligenz-beleidigende Fantasie-Konstrukte bei so vielen Menschen durchsetzen? Durch Gewalt. Von dem Moment an, in dem die Fantasie-Ideologen und Theorie-Träumer sich mit Tyrannen, Diktatoren, Psychopathen und Kriminellen zusammentaten, hatten sie die Werkzeuge der „Überzeugung“ in der Hand, die Verstand, Logik und Stichhaltigkeit ersetzten: Zensur, Kontrolle über den monopolisierten Medien- (sprich: Propaganda-) Apparat und den gesamten Justiz-Apparat zur Durchsetzung ihrer „Wahrheit“.
Dies beschreibt exakt den Zustand unserer Denk- und Intellektuellen-Kultur seit 1933.
Sie wissen das nicht? Sie glauben das nicht? Noch nie davon gehört? Nun, einmal rein logisch gedacht: würde allein diese Tatsache (nämlich Ihrer Ungläubigkeit/Unwissenheit/Naivität) eher für oder eher gegen die Hypothese sprechen? Wo und wann beginnt das kritische Nachfragen und selbständige Überprüfen, wenn nicht mit dem Momentum des Staunens, der Überraschung oder der Irritation?
Man kann das Denken niemals durch Waffengewalt (bis etwa 1960), Zwang (bis etwa 1990) oder Manipulation (bis heute) überzeugen. Man kann es nur lähmen. Was das Denken lähmt oder unmöglich macht, ist Angst und man kann Menschen nur durch Angst bis in den Realitätsverlust, die Selbstverleugnung und die Pathologie der Selbstzerstörung treiben – das sind nur prä-kognitive, teils instinktive Überlebensstrategien, keine Philosophien und keine rationalen Prinzipien.
Ein Indiz dafür: seit Jahrzehnten geht es in allen wirtschaftlichen und kulturellen Bereichen, in denen Intellektuelle federführend sind, bergab (und das sind so gut wie alle Bereiche). Sowohl mit Leistungen und Ergebnissen also auch moralisch, ästhetisch, organisatorisch und funktional. Überall akkumulieren sich die Konflikte, Misserfolge, Verluste, Einbußen, Notlagen, Pathologien und Leid; überall wuchert der Problem-Dschungel und keine erwähnenswerten Lösungswege werden auch nur ansatzweise geschlagen.
Was sagt uns das?
Mit Waffengewalt und Unterdrückung lassen sich keine Erfindungen und Innovationen erzwingen. Die Mafia bringt keinen Leonardo, keinen Mozart, keinen Tesla, keinen Gandhi und keinen Kennedy hervor. Sie kann sie nur vernichten. Die rational Fähigen und moralisch Aufrechten können nur aus Brutstätten kommen, in denen der Geist und Intellekt sich noch frei entfalten konnten – also aus gewaltfreien Zonen.
Kehren wir zurück zum Zustand unserer akademischen Welt. Die Phase der diskursiven und rationalen Selbstbehauptung hat die akademische „Elite“ schon vor hundert Jahren hinter sich gebracht. Nach einer Zwischenphase der Pseudo-Diskurse bis etwa in die 1980er Jahre hinein, in der intellektuelle Auseinandersetzungen nur noch vorgetäuscht oder als dirigierte Schaukämpfe abgehalten wurden, „überzeugt“ unsere Denk- und Meinungs-Führung mittlerweile nur noch über mediale Durchsetzung, d.h. mit Gewalt: man lässt einfach keine Gegen-, Prüf- oder Kritik-Stimme mehr zu Wort kommen. Man hat die Bequemlichkeit der Komplizenschaft mit der Macht entdeckt und die mediale sowie die Staatsmacht in die „Wissenschaft“ und die Akademien eingeführt. Das bedeutet nichts weniger, als dass man die Wissenschaft abgeschafft hat. Was wir nun haben ist institutionell monopolisierte Wissens-Abschaft.
Die jüngeren Akademiker (die jetzt noch unter 40-Jährigen) sind schon so sehr auf diese „Demokratisierung“ – d.h. eigentlich Regierungshörigkeit – der Wissenschaften geeicht, dass sie nicht-autorisierte, nicht-mehrheitliche Ideen gar nicht nur für falsch halten, sondern nicht einmal mehr aufnehmen, geschweige denn verarbeiten können. Sie sind emotional immunisiert gegen alles Nicht-Autorisierte, gegen alles, das nicht von ganz bestimmten „Experten“ und Medien sanktioniert und freigeben wurde, also emotional immunisiert gegen freies, selbständiges Denken. Willkommen in der Sekte, genannt „akademische Führungsschicht“!
Unser buchstäbliches Überleben hängt davon ab, dieser Sekte der Degeneration den Einfluss auf unsere rationalen Fähigkeiten, unsere moralischen Überzeugungen und unser Selbstverständnis zu entziehen. Wie? Indem wir Rationalität und werte-treue Moral fördern.
Die Impotenz der akademischen Apostel
In der modernen pseudo-intellektuellen Welt müssen wir uns von dem Irrglauben verabschieden, wir könnten durch „Diskussionen“ in Form von Argument- oder meist nur noch Begriffs- und Parolen-Schlachten zu Erkenntnissen oder gar Veränderungen finden. Ich erinnere mich noch an die Verwirrung, die ich schon als Kind über scheinbare „Sach-Diskussionen“ hatte, die zuweilen sehr hitzig verliefen und immer das gleiche Ergebnis hatten: keins. Sie bestanden nur daraus, dass zwei oder mehr Menschen immer lauter und polemischer ihre Meinung vertraten, scheinbar in der Annahme, dass dann irgendwann der andere einknickt und einem kleinlaut Recht gibt. Was so gut wie nie passierte. Es waren sinnlose und zwecklose Machtkämpfe, die manchmal fanatisch bis zum letzten geführt wurden. Und das ist das Skript, dem heutzutage jegliche Darstellung intellektueller Differenzen, heterogener Ansichten und divergierender Interpretationen folgt – von der Polit-Talk-Show im Abendfernsehen bis zur „wissenschaftlichen“ Auseinandersetzung zwischen zwei Lehrstühlen.
Menschen greifen einander an oder verteidigen ihre Meinung so als würde es um ihr Leben gehen, danach aber sind sie unbeteiligt und sprachlos, ja sogar verwirrt und peinlich berührt davon, dass sie sich wie von einem fremden Geist besessen gegenseitig intellektuell an die Gurgel gingen für etwas, das für sie persönlich offensichtlich irrelevant ist – wie z.B. die Frage ob Atomenergie abgeschafft oder ausgebaut werden sollte oder ob diese oder jene Partei die „bessere“ sei.
Es geht in diesen Diskussionen niemals darum, eine Entscheidung zu treffen, auch nicht darum, eine Lösung zu finden, etwas zu lernen, noch nicht einmal darum, etwas Neues auch nur aufzunehmen. Nein, es geht auf eine komplizierte und verbrämt symbolische Weise nur darum, die eigenen festen Überzeugungen gegen die des anderen zu behaupten und auf gar keinen Fall zu verändern.
Diese akademische Diskussions-Neurose ist die Abstrahierung und Projektion einer spürbaren, realen, existenziellen Angst in irgendein intellektuelles Pseudo-Gefecht, das niemals zu einem Ergebnis führen kann außer zu einem peinlichen Abreagieren, d.h. emotionalen Kontrollverlust. Der Geist alter Verwundungen wird in der aussichtlosen Form von Meinungsstreits und Glaubenskriegen wirksam und entlarvt die hitzigen Besserwisser in den Augen des weniger neurotischen, aufmerksamen Betrachters – z.B. eines Kindes – als lächerlich-peinliche Verzweiflungstäter, die „aus heiterem Himmel“ die Kontrolle und ihre Fassung verlieren.
Dahinter steckt der verrückte akademische Glaube, dass ein Streitgespräch zu Erkenntnis führen könne. Warum halten Akademiker an sinnlosen und ergebnislosen Wortgefechten fest? Warum füllen sie ganze Bibliotheken mit „Diskursen“ über Pros und Kontras, mit Annahmen, ungeprüften Hypothesen, Theorien, Modellvorstellungen – und vor allem: Meinungen – wenn sie zu nichts führen, keine Verbesserung der Lebensqualität bringen und kein echtes Problem lösen?
Die Antwort ist genauso einfach wie erschreckend: weil sie zu nichts führen, keine Verbesserung der Lebensqualität bringen und kein echtes Problem lösen. Nutzlosigkeit ist eng verwandt mit Fruchtlosigkeit, also Unfruchtbarkeit und Kreativitätslosigkeit – das sind die Hauptcharakteristika der linken Hemisphäre und auch genau das, was alle diejenigen wollen, die vor der Kombination von Rationalität und Produktivität Angst haben. Sie wollen die vollständige Auflösung des menschlichen Geistes in realitätsferner, nutzloser (d.i. linkshemisphärischer) Gedankenakrobatik, ein ausgetrocknet-substanzloses Denken anstelle von lebenserfülltem, praktischem und bedeutungsvollem Denken.
Wer lange genug „auf der akademischen Laufbahn“ war, wird in dieser Art des Denkens zuhause sein. Die hohe Kunst des Vollakademikers oder staatlich zertifizierten Intellektuellen besteht darin, sein Denken von jeglicher Beziehung zu Erfahrung, zu Realität, zu menschlichen Bedürfnissen und Problemen zu entkoppeln und nur noch auf freischwebenden, auswendig gelernten Glaubenssätzen und Axiomen aufzubauen, für die er vor langer Zeit seine eigene Wahrnehmung, sein Gefühl für Sinn und Echtheit und seine freie Selbstbestimmung geopfert hat – für seine akademische Karriere, versteht sich.
Von seinen frühen Despoten und Tyrannen des Denkens (Lehrern, Dozenten, Professoren) kann man sich ein Leben lang abhängig machen, um sich auf diese Weise die eigene Unterwerfung und Selbstaufgabe nie eingestehen zu müssen. Der Selbstbetrug des erweiterten Bildungsweges hilft bei der Verleugnung der Tatsache, dass man seine Freiheit, seine wahre Identität und seine Seele aufgegeben hat für ein verhältnismäßig lächerliches Stück Anerkennung, Status und Zugehörigkeit. Doch in der Psyche liegen um diese kleine Identität aus Anpassung und Anerkennung herum, meist ungesehen und weggeblendet die prägenden Erfahrungen kindlicher Orientierungslosigkeit, Hilflosigkeit und Angst. Und die sind stärker als das wenig entwickelte Denken.
Der Verrat an der Denkfähigkeit
Wir haben bereits dargestellt, warum und inwieweit der irgendwie „akademisch“ Gebildete unserer Tage darauf konditioniert ist, Meinungen zu haben ohne sie begründen zu können, ohne eine eigene Betrachtung dazu zu haben, ohne zu wissen, warum und von wem er sie übernommen hat und ohne jemals zu denken. Statt Meinungen aus Beobachtungen und Denken abzuleiten, unterwirft er sein „Erleben“ (d.h. seine Interpretationen) und sein „Denken“ (d.h. seine Ideen) den fertig vorgegebenen Meinungen. Das ist pervers.
Man kann von solchen Akademikern – ausgenommen einige Naturwissenschaftler und Ingenieure – heute noch nicht einmal mehr erwarten, dass sie zwischen Meinung, Wissen, Glauben, Erkenntnis und Information unterscheiden können. Bei einem Fünfjährigen würde man einfach noch fünf Jahre warten, aber was soll man mit 40-, 60-, 80-Jährigen in so einer Vernebelung anfangen?
„Denken“ ist für den typischen Vertreter des postmodernen Akademismus‘ bloß noch ein Mittel zur immer komplizierteren, verworreneren und selbstbetrügerischen Rechtfertigung seiner Flucht vor der Notwendigkeit rationaler Wahrnehmung und Verarbeitung. Er benutzt sein Denken für die Rationalisierung seiner Angst vor und seiner Abwehr gegen Realitätskontakt und Selbsterkenntnis statt für die Entwicklung besseren Verständnisses und besserer Landkarten der Wirklichkeit. Sein Denken hat stets die Ausrichtung, von der Wirklichkeit immer weiter weg zu kommen, statt sie zu erkennen und zu verstehen. Er nutzt es als Abwehrmechanismus, nicht als Entwicklungswerkzeug. Das ist im Mindesten Missbrauch des menschlichen Potenzials, eher aber wohl noch Verrat an allen Menschen, denn er besetzt, blockiert und lähmt so die notwendige Leit- und Direktionsebene für Kultur und die Grundlage für moralische und menschliche Entfaltung. Das ist nicht bloß destruktiv, es ist kriminell, weil es das Gesamtgefüge produktiver Gemeinschaften zugunsten eines pathologischen Selbstschutzes zerstört.
Den tiefsten, also tiefst möglichen Punkt intellektueller Redlichkeit kann man diagnostizieren, wenn jemand das Denken selbst aberkennt, entwertet, ablehnt und – verwirft. Er gibt damit nicht nur das stärkste Fundament und Werkzeug von Kultur auf, sondern sich selbst. Damit schaltet er die Lungen des kulturellen Kreislaufsystems ab, was dazu führt, dass das Blut, das sind fertige Ideen, Konzepte, Leitlinien und Grundsätze weiterhin zirkuliert, aber nicht mehr mit Sauerstoff versorgt wird. Übrig bleiben dann nur noch Dogmen, fragmentierte Informationsfetzen, emotional aufgeladene und beliebige Glaubenssätze und irrationale Ge- und Verbote – die Abbauprodukte von Intellekt nach dem Tod der Ratio.
Die dermaßen verschlackten und halbtoten Menschen sind nicht anders denn als intellektuelle Zombies und Schablonen-Denker zu bezeichnen. Das Phänomen ließe sich über Seiten hinweg ausführlich beschreiben, aber ich gehe davon aus, dass der Leser mit diesen Andeutungen bereits den Status quo unserer sogenannten „geistigen Elite“ wiedererkannt hat. Die Betonung soll hier vielmehr auf der Ursache für die kulturelle Abschaltung und Einschläferung liegen: den tiefgreifenden Verlust von Denkfähigkeiten.
Der Unterschied zwischen einem rationalen, selbständigen Denker und einem konditionierten Ideologen besteht darin, dass der selbständige Denker immer versuchen wird, Probleme zu lösen; der Ideologe hingegen versucht, die Aufmerksamkeit vom Problem und seiner Realität abzulösen, d.h. abzulenken. Die Konsequenz ist, dass der selbständige und pragmatische Denker Probleme reduziert, während die ideologische Denk-Marionette Probleme wuchern lässt oder sogar zusätzlich schafft, nicht zuletzt, weil sie immer aufwendigere Ablenkungsmanöver erschaffen muss, die irgendwann sogar Lügen, Betrug, Kriminalität und Verrat erfordern – um seine Ideologie vor allem anderen zu retten. Dadurch zerstört er Vertrauen in ihn und seine Institutionen, er zerstört in der Folge jeglichen gesellschaftlichen Zusammenhalt und den Rahmen für intelligente Kooperationen. Und damit schließlich sogar die Möglichkeit, Probleme überhaupt lösen zu können.
Der Pragmatiker fußt auf Verstand, Wissen und Kompetenz, die frei sind, weil sie seinem Willen und seinen Werten dienen können. Der Ideologe fußt auf einem basalen Trauma- und Abwehrreflex, der auf Überforderung beruht. Deshalb ist er nicht frei. Wir müssen nur lernen, den einen vom anderen zu unterscheiden.
Um zu verstehen, wie die Abwehr des akademische Betriebs gegen eigenständiges Denken funktioniert, müssen wir drei Aspekte der Wissensaneignung und Begriffsbildung verstehen, die pervertiert und degeneriert werden können:
- Mentalisierung als Begriffsbildung durch Integration von Erfahrung,
- Akkomodative Aufnahme von Informationen (versus akkumulative Aufnahme) und
- Integration von Wissen in immer umfassendere Landkarten (versus Fragmentierung von Informationen).
Mentalisierung ist der psychologische Begriff für die abstrakte Begriffsbildung aus konkreten Erfahrungen und später auch aus neuen Einsichten. Die Fähigkeit der Mentalisierung beruht auf dem gelernten Verständnis, dass man selbst denken kann und dass andere auch denken können, dass also Kommunikation und Austausch zu einem besseren Verstehen, zu akkuraten Vorhersagen, zu praktikablen Intentionen und Plänen und damit zu immer besseren Konflikt- und Problemlösungen führen können. Mentalisierung ist die Fähigkeit, eigene Erfahrungen in Worte und abstrakte Begriffe fassen und neue abstrakte Begriffe wiederum mit eigenen Erfahrungen verknüpfen zu können. Es ist nicht schwer nachzuweisen, dass unser Bildungssystem die Verbindung von Erfahrung und integrierender Abstraktion schon sehr früh vernachlässigt, wenn nicht sogar unterbindet.
Stattdessen findet die Begriffsbildung bereits auf den Vorstufen zum akademischen Betrieb durch die Vermittlung wahrnehmungs-unabhängiger und immer häufiger sogar wahrnehmungs-widersprechender Konzepte statt. Bereits Kinder in der Grundschule werden darauf geeicht, etwas als richtig anzunehmen, d.h. zu glauben, weil der Lehrer es sagt und nicht weil sie wissen, wie man es überprüft oder beweist. Sie erfahren und sehen z.B. den wachsenden und eklatanten Unterschied zwischen Jungen und Mädchen und müssen dann aber glauben, dass dieser Unterschied marginal oder gar nicht existent sei. Schon Kinder bekommen auf diese Weise Wissens- und Orientierungs-Landkarten, die nicht mit ihrer Wahrnehmung vereinbar sind, sondern sozial (durch Autorität, Belohnung und Anerkennung) erzwungen werden. Auf diese Weise haben wir heute bereits in der dritten Generation „erwachsene“ Menschen, die sich mit vollkommen irrealen und widersprüchlichen Landkarten in der Realität zu orientieren versuchen – und deshalb permanent mit der Wirklichkeit auf Kriegsfuß stehen. Sie sind ihr nicht gewachsen und fordern auf der mentalen Bedürfnisstufe und mit der existenziellen Vehemenz eines Dreijährigen Hilfe, Entlastung und Führung (!).
Das mag auch ein Grund für die extreme Sucht nach virtuellen Medien sein: sie lassen sich auf sehr geringen Mentalisierungsstufen anwenden und sind ein vermeintlicher Ersatz für reale soziale Konfrontationen. So angewendet sind sie allerdings nichts anderes als schlechte Prothesen für geistig Behinderte. Durch den frühen Bruch zwischen Wahrnehmung und Konzepten erzeugt man hilflose, abhängige und willfährige mentale Zombies, die in einer chronischen Frustrationsschleife hängen und selbst die unterste Stufe menschlicher Erkenntnis- und Problemlösefähigkeiten nicht mehr erreichen können.
Diesen Zombies kann man dann „Wissen“, d.h. Informationen, Konzepte und Meinungen einflößen à la Nürnberger Trichter. Das ist assimilierende oder akkumulative Aufnahme von „Wissen“. Sie besteht aus der bloßen Ergänzung und Ansammlung von Informationen und Denkschablonen, die ohne Bezug nebeneinander stehen. Sie können sich also auch untereinander widersprechen, weil das Kriterium für richtig und falsch nicht in der logischen oder empirischen Überprüfung liegt, sondern in der sozialen Erwünschtheit. Die Kinder und später Studenten sollen glauben und denken, wie und was die Institution verlangt, nicht was der Wirklichkeit entspricht. In der Wirklichkeit sind sie aber dauer-unglücklich und neurotisch, weil sie nur wegschauen und irreal denken können. Das bleibt nicht ohne Wirkung auf das eigene Leben, auf soziale Umstände und das eigene Selbstwertgefühl.
Dies führt zu der immensen Inflation des Wissens bzw. von Information, in der wir heute leben. Das „Wissen“ (besser: Ansammlung von Glaubenssätzen) wird immer mehr und gleichzeitig immer bedeutungsloser, zusammenhangsloser und fiktionaler. Die junge Generation weiß über die Wirklichkeit so gut wie gar nichts mehr und hat so gut wie kein einziges intellektuelles Werkzeug mehr, um ihr zu begegnen. Die Entkopplung zwischen Worten und Bedeutung, zwischen Begriffen und Realitätsbezug ist so weit fortgeschritten, dass mit den Opfern dieser Verkrüppelungs-Pädagogik kaum noch sinnvolle Kommunikation möglich ist. Zumindest nicht über das Niveau von Dreijährigen hinaus, wobei Dreijährige normalerweise viel weniger frustriert, verängstigt und militant sind. Alles, was den jungen Fremdbestimmten bleibt, ist „so ein Gefühl“: ihre schwankenden, vagen Bauchgefühle und wortlosen Bedürfnisse. Sollen wir glauben, dass diese Menschen die Brücken und Hochhäuser der Zukunft bauen, eine neue Generation von Motoren entwickeln, geschweige denn neuen geistigen Paradigmen die Türen öffnen werden? Oder sollen wir uns nicht eher auf „Grundschulen für Erwachsene“ vorbereiten, in denen die basalen Fähigkeiten des Realitätskontaktes nachentwickelt werden können?
Im Gegensatz zu der beschriebenen Wissensansammlung führt die akkomodierende Informationsaufnahme zu einer Veränderung des bestehenden Wissens, so dass das Neue sinnvoll und widerspruchsfrei integriert werden kann. Das führt dazu, dass die eigenen Landkarten immer genauer und zusammenhängender werden. Diese Form der Wissensaufnahme und Reflexion ist im akademischen Betrieb so gut wie ausgestorben. Sie entspricht der ursprünglichen Idee der Bildung, also der Herausbildung eines selbständig denkenden und lernfähigen Charakters. Manche Informationen haben das Potenzial, bisher Gelerntes zu differenzieren, zu zerlegen oder manchmal sogar zu zerstören. Dadurch findet intellektuelle Entwicklung statt.
Ein Akademiker unserer Tage ist so weit abgeschnitten von der Möglichkeit mentaler Akkomodation, dass er Informationen, die dem von ihm Gelernten (also dem, was er glauben soll) widersprechen, nicht aufnehmen kann. Er muss sich dagegen wehren und sie als falsch darstellen – was innerhalb seines pervertierten Maßstabs auch richtig ist: alles, was die Autoritäten als falsch oder verboten darstellen, muss falsch sein (sonst gibt es keine Anerkennung und gemütliche Zugehörigkeit mehr).
Akkomodierendes Lernen führt zu immer höheren Integrationsstufen der Begriffsbildung und damit des Verstehens. Es löst Widersprüche zwischen Informationen oder Ansichten auf, indem es eine übergeordnete Perspektive einnimmt. Wer das nicht gelernt hat, der kann sich vor den zahllosen Widersprüchen zwischen seinen auswendig gelernten Denkschablonen nur dadurch schützen, dass er Widersprüche nicht sieht. Er darf über sein „Wissen“ niemals nachdenken. Stattdessen muss er es sorgfältig in einzelnen, gut isolierten Schubladen aufbewahren, aus denen er es bei Bedarf unverfälscht hervorholen kann. Allein auf dieses Prinzip gründen die „akademischen Prüfungen“ insbesondere in den „höheren Bildungseinrichtungen“. Gerade die Universitäten sind Papageienschulen dieser Art seit der Einführung des Bachelor- und Master-Systems auf einem Niveau, das weit unterhalb früherer Abiturprüfungen liegt.
Das ist der Grund, warum unter Akademikern die Fragmentierung des Wissens (besser: des Glaubens) so enorm ist. Diese Fragmentierung und Schubladen-Mentalität können nur von der linken Hirnhälfte geleistet werden, da sie sich auf Einzelheiten konzentriert und weder Zusammenhänge erkennen noch das Ganze überblicken kann. Fragmentierungs-Experten, zu denen Akademiker ganz besonders abgerichtet werden, müssen daher stets rein linkshemisphärisch denken und ihre linkshirnige Dominanz zu ihrem eigenen Schutz aufrecht erhalten. Denn sonst kommen sie in Konflikt mit der Wirklichkeit. Die macht ihnen Angst vor Überforderung.
Prä-akademische Qualifikationen
Wie kann man Menschen dazu bringen, sich in diesen Laufstall der Denkverkrüppelung, der Abhängigkeit und Selbstverleugnung zu begeben und daran sogar mit aller Kraft festzuhalten?
Die wichtigste Fähigkeit für die akademische Laufbahn ist offensichtlich die, das eigene Denken komplett abzuschalten oder zumindest soweit zu unterdrücken und zu „vergessen“, dass es keinen störenden Einfluss mehr ausüben kann. Selbständiges Denken entwickelt sich allerdings ganz natürlich aus den kindlichen Impulsen von Neugier, ausdauerndem Nachfragen und Verstehen-Wollen. Deshalb haben im akademischen Betrieb – mittlerweile schon in der Grundschule – jene Charaktere einen riesen Vorteil und Vorsprung vor allen anderen, bei denen diese Impulse schon früh unterdrückt oder gelähmt wurden. Frühe, lang andauernde Bestrahlung durch Fernseher, Computer(spiele) und sonstige virtuell-digitale Anästhetika sind für diese Prägung sehr hilfreich und unersetzlich. Sie sorgen dafür, dass schon das Kind lernt, passiv zu sein und sich bloß reaktiv auf die eindimensionale und geistlose (seelenlose) Welt von Computern einzustellen. Ein Mensch, der geistig von Computern erzogen wird, wird ein passiver, leicht steuerbarer, unreflektierter Zombie.
Die modernen akademischen Fabriken bevorzugen natürlich so ein vorbereitetes Menschenmaterial für ihre „Ausbildungen“, weil bei ihnen der Widerstand des eigenständigen Denkens und des wahrheitsliebenden Geistes wegfällt und deshalb die Abrichtung auf Reiz-Reaktions-Denken und einfach einprogrammierte Denkmodule viel leichter und schneller geht.
Warum funktioniert das? Und warum sind Akademiker in der Verteidigung ihrer Unwissenheit und Orientierungslosigkeit oft so aggressiv und fast verzweifelt militant?
Die kurze Antwort lautet: weil ihre eingeimpften Selbst- und Weltbilder ihre einzige verlässliche Identität mit positivem Vorzeichen sind. Würde diese Identität bröckeln oder gar wegfallen – weil ihre Glaubenssätze und Dogmen sich als falsch herausstellen – dann gibt es darunter keine auffangende psychische Struktur, aus der heraus sich diese Menschen einfach ein neues Weltbild bauen könnten. Sie finden unter ihren gelernten Überzeugungen dann nur Verwirrung, Desorientierung und Hilflosigkeit – oft auf dem Niveau eines massiv überforderten Kleinkindes. Diese massive Verunsicherung und Verstörung können sie nur verhindern, indem sie an ihrem einzigen Selbst- und Weltbild festhalten, auch wenn es irreal, labil und von ihren tatsächlichen Erfahrungen abgetrennt ist.
Das Resultat dieser fundamentalen psychischen Abspaltung von der eigenen Wirklichkeitswahrnehmung und damit von der Möglichkeit, eigene Wahrnehmung und eigenes Erleben in Begriffe zu fassen, ist für uns sehr wichtig zu verstehen, um die Verbohrtheit und Verbissenheit von Intellektuellen zu begreifen, mit denen sie an ihren noch so verrückten und absurden, unlogischen Theorien festhalten, selbst wenn sie damit buchstäblich über Leichen gehen.
Es sind bloß Rationalisierungen. Das heißt, ihre Lieblingstheorien und Ideologien (= Theoriensysteme) basieren nicht auf Verstand, Logik und Beobachtung, sondern sie sind symbolhafter Ausdruck von unverarbeiteten emotionalen Erlebnissen, Überforderungen und Traumata. Sie sprechen nicht über eine objektive Wirklichkeit der Natur oder der Welt. Sie denken, sprechen und schreiben von morgens bis abends nur über sich selbst, über ihre emotionale Prägung und Konstituierung (rechte Hirnhemisphäre), die sie nur in verzerrten, pseudo-wissenschaftlichen Begriffen „kodieren“ können (linke Hemisphäre), weil sie größtenteils abgeblockt, verdrängt und unterdrückt sind. Es ist Ausdruck einer Neurose, nicht Wissenschaft.
Wir müssen lernen, all die verrückten Theorien – damit ist besonders alles „Geistewissenschaftliche“ gemeint – als intellektuell verbrämten Selbstausdruck ihres Erfinders oder Vertreters zu dekodieren. Dann wird ein Schuh draus und wir können uns jede akademisch-diskursive, argumentative Auseinandersetzung sparen. Sie ist vergeblich, weil diese Menschen nur aus ihrer ideosynkratischen Wirklichkeit heraus sprechen und es nicht wissen. Sie verstehen sich selbst nicht. Wir können sie damit in Ruhe lassen (oder in guter Psychotherapie). Für die Konzeptualisierug gesunder Kultur- und Gesellschaftsbildung sind sie in dem Zustand selbstverständlich völlig unbrauchbar.
Die fatale Trennung von Kompetenz und Zugehörigkeit
Ein wichtiger Wirkmechanismus für diesen inneren Bruch zwischen ursprünglich lernbegierigem Kind und dann irgendwann nur noch passiv-folgsamem Erwachsenen ist die künstliche Trennung und Antagonisierung von zwei Bedürfnissen bereits bei Grundschulkindern durch die „moderne Pädagogik“. Indem sie nämlich stets die Hauptaufmerksamkeit auf die Schwächsten und Langsamsten richtet und daraus alle Handlungsmaßstäbe und Rahmensetzungen für die Pädagogen und die Schüler ableitet, werden der Drang nach Kompetenz und der Drang nach Zugehörigkeit bzw. Verbundenheit gegeneinander gestellt, so dass sie erst sozial und dann innerpsychisch zu Widersprüchen werden, statt sich zu ergänzen wie es ohne solche „Pädagogik“ natürlicherweise geschehen würde.
In der Gruppe würde sich jeder frei denkende und wahrnehmende Mensch stets am Kompetentesten der Gruppe ausrichten, und zwar vorrangig in Bezug auf die Kompetenzen, die die Gruppe in einem bestimmten Kontext am meisten braucht. Dadurch gibt es innerhalb der Gruppe sowohl einen Führer (in Bezug auf eine Aufgabe, ein Ziel oder eine Problemstellung) als auch ein Vorbild, das zur eigenen Entwicklung anspornen kann. Wenn nun aber Betreuer und Lehrer ihre Leitungs- und Vorbildfunktion benutzen, um die Aufmerksamkeit der Gruppe (Klasse) stets auf die Schwächsten zu richten, so dass die schwächsten Glieder der Gruppe am meisten mit Aufmerksamkeit „belohnt“ und zu Trendsettern werden, dann kann jeder dem eigenen Drang nach Lernen und Entwicklung nur noch dadurch folgen, dass er sich von diesem künstlichen „sozialpädagogischen“ Korsett der Gruppe ablöst und unabhängig macht. Mit anderen Worten: sozialer Zusammenhalt und Kompetenz werden getrennt. Solidarität und Leistung widersprechen sich. Und das prägt den Charakter der Kinder, weil sie sich in diesem künstlichen Konflikt für eine Seite entscheiden müssen: entweder sie entwickeln ihre Talente und machen Fortschritte oder sie gehören dazu und verhalten sich „solidarisch“. Dieses „solidarisch“ bedeutet nach dieser neuen anti-progressiven Pädagogik die Ausrichtung und Anpassung von jedem und allem an den Schwächsten (siehe dazu diesen Artikel hier).
Wer sich für die Entwicklung seiner Leistungsfähigkeit entscheidet, wird dadurch notgedrungen zum Einzelkämpfer mit dem Stigma der „Unsolidarität“. Er kann hier und da mal als Experte oder Spezialkraft hinzu gerufen werden, aber in den Köpfen der Kinder wird verankert, dass Solidarität nur über das gemeinsame Schwachsein oder den gemeinsamem Fokus auf Schwächen, Defizite und Inkompetenz möglich ist. Dadurch entstehen die fast allen so vertraute Trennung zwischen „Leistungsmenschen“ und „Gemeinschaftsmenschen“, die wachsende Tendenz, sich schwach, bedürftig oder als Opfer zu inszenieren, um mehr Ressourcen zu bekommen, und eben der „akademische Charakter“, der seine Laufbahn auf Anpassung und systemhörige Zuge-hörigkeit aufbaut.
All dies ist keine Sache intellektueller Mechanismen oder Überzeugungen, sondern eine tiefe soziale Prägung. Diese kann nicht mit intellektuellen Mitteln allein, mit Erklärungen oder durch Einsicht, verändert werden, sondern nur über andere Erfahrungen. Dafür müssten wir den Kontext und die Haltung im System ändern, insbesondere die der Vorbilder und Autoritäten im Bildungsbetrieb.
Die fatalen Folgen der akademischen Retardierung
Nun wollen wir einige zentrale Folgen der beschriebenen De-Rationalisierung und Realitätsabkopplung der akademischen Welt betrachten.
Fast alle diese Folgen lassen sich unter dem Begriff massiver Destruktivität zusammenfassen. Was wird zerstört? Zunächst alles, was eine Kultur des Fortschritts, der Bewusstseinswerweiterung und der menschlichen Entfaltung ausmacht hervorbringt. Dann auch alles, was die Überreste einer solchen Kultur erhalten könnte. Schließlich werden die Fähigkeiten zerstört, solch eine Kultur aufzubauen und zu erhalten und schließlich sogar die Fähigkeit, sie zu erkennen oder sich auch nur vorzustellen. Das Ergebnis ist die vollkommene Entmenschlichung unserer Lebensumstände bis ins grauenhafte Chaos, das schließlich zu unserem existenziellen Tod führen würde. Das ist bisher nicht passiert und wird auch nicht passieren, weil sich stets doch wieder genug Menschen fanden, die sich ihres Verstandes-Potenzials bedienten und die selbstgewählte Regression und Lähmung eines selbstmörderischen Kollektivs überwanden. Hier geht es auch nicht darum, zur Rettung der Menschheit aufzurufen, sondern nur darum, zu verstehen, wie existenziell notwendig sie wurde und wie wir sie nun unterstützen können.
Die toxische Wirkung abgelaufener Denksysteme
Die Destruktivität der gegenwärtigen akademischen Grundhaltungen lässt sich darauf zurückführen, dass veraltete oder sterbende Weltanschauungen und Denksysteme ab einem gewissen Zeitpunkt beginnen, eine toxische Wirkung zu entfalten so wie Nahrungsmittel, die für Kinder aufbauend wirken, für Erwachsene aber belastend sind.
Denkgebäude und -systeme, die zu gewissen Zeiten der Kulturentwicklung eine Berechtigung hatten, sind heute in ihrer künstlichen Lebensverlängerung sehr schädlich, weil sie den Anforderungen der weiterentwickelten Kultur nicht mehr gerecht werden, sondern sie lähmen und in die geistige Regression führen. Das analytisch spaltende und segmentierende Vorgehen der Wissenschaften z.B. war sinnvoll in den ersten Entwicklungen der empirischen Wissenschaften, um Begriffe für Einzelteile, Elemente und einzelne Aspekte zu begründen. Heute und eigentlich seit 100 Jahren schon jedoch brauchen wir synthetisierendes, zusammenfügendes Verstehen im Sinne von Beziehungen, Interaktion und gegenseitigen Abhängigkeiten. Ansonsten sind wir immer wieder gezwungen, die tatsächliche Komplexität der Zusammenhänge und Wechselwirkungen aufgrund unserer retardierten Denkfähigkeiten auf ein künstliches, anti-komplexes Level zurechtzustutzen. Würden wir nur beobachten, wäre das kein Problem. Aber wir haben mittlerweile die Technologien, um in alles einzugreifen bis hinunter in den genetischen Code und die Schwingungs-Eigenschaften von Organismen. Unsere Eingriffe beruhen dabei auf falschen, weil in erster Linie hyper-simplifizierten Ansichten, so dass unsere unwissenden und infantilen Manipulationen verheerende Folgen haben können, die vor 150 und mehr Jahren noch gar nicht denkbar waren.
Je länger wir an obsoleten Denkstrukturen und Dogmen festhalten, desto mehr unlösbare Probleme erschaffen wir dadurch, weil unser Denken unseren gewachsenen Fähigkeiten, sprich unserer Macht, nicht mehr gewachsen ist. Anders ausgedrückt: wir verstehen nicht mehr, was wir tun, was wir bewirken und warum wir etwas tun oder lassen sollten. Damit entspricht unser aktueller intellektueller und moralischer Zustand also einer Definition von Verantwortungslosigkeit.
Eine intellektuelle Regression genannt „Materialismus“
Die wichtigste dieser alten und veralteten Denk-Paradigmen ist das Konglomerat von Annahmen, Haltungen und kindlich-einseitigen Ansichten, die wir „Materialismus“ nennen. „Materialismus“ lässt sich definieren als die hypnotische Faszination des menschlichen Geistes für die Welt und Gesetzmäßigkeiten der Materie, von Objekten und ihrer Manipulation.
An ihr ist nichts falsch. Sie entspricht der gesunden und notwendigen Entwicklungsstufe eines Kindes zwischen seinem dritten und siebten Lebensjahr. Dieser Entwicklungsstufe entsprechen die Prämissen und Grundhaltungen der westlichen Kultur spätestes seit der Mitte des letzten Jahrhunderts.
Die moderne und weitreichend wirksame intellektuelle Fixierung auf die Bewusstseinsstufe des Materialismus‘ lässt sich definieren als die Kombination aus dem Mangel an Abstraktionsfähigkeit von Erfahrung und dem Mangel an Realitätsanbindung von Konzepten und Ideen.
Diese Fixierung des Intellekts auf ein kindliches Niveau ist deshalb so fatal, weil sie gleichzeitig einen mentalen Schutzwall um sich herum aufbaut, der alle Menschen in ihrem Einflussbereich, also unseren ganzen Kulturraun, davon abhält höher entwickelte Erkenntnisstufen zu erreichen. Dieser „Schutz“ beruht auf der Angst vor Überforderung, die das Kind in jungen Jahren in Bezug auf die komplexe Welt und besonders in Bezug auf die Welt der Konzepte tatsächlich erlebt. Wenn es nicht unterstützt wurde, Schritt für Schritt die erforderlichen Abstraktionen und Denkfähigkeiten zu entwickeln, dann wird es diese Angst behalten und später – als Erwachsener – weiterhin die Begegnung mit abstraktem, schlussfolgerndem und höher-begrifflichem Denken scheuen. Es wird sich aufgrund dieser alten Angstprägung sogar aktiv dagegen wehren, was paradox wirkt, denn diese Denkfähigkeiten würden die Angst beseitigen. Ein Teufelskreis der Angst und Abwehr.
Dies ist der Grund, warum heute kaum ein Akademiker noch nicht-materialistische, das sind abstraktere und komplexere Gedanken oder Ideen verstehen kann. Die jüngere Generation kann sie nicht einmal mehr aufnehmen. Der Intellekt dieser Menschen wurde durch die grundsätzliche Trennung von Erfahrung und Denken in unserem Bildungssystems so verdreht, dass er ihren Geist – damit meine ich ihr höher-begriffliches Bewusstsein – versiegelt, so dass sie nur noch konkretistisch-materialistische, also ungeistige Ansichten, Informationen und Gedankengänge aufnehmen können. Aber sie können sie nicht mehr überprüfen, nicht mehr verknüpfen, nicht mehr weiterführen.
Da man Geist nicht abschaffen kann, kann man nur von ihm ablenken und die Verbindung von Körper, Denken und Geist trennen, so dass kein Verständnis mehr entstehen kann. So werden die Menschen in ihren Köpfen irreal und in Bezug auf die Realität hilflos.
Was ist die unmittelbare Gefahr darin? Wir müssen feststellen, dass diese Geisteshaltung unseren Bedürfnissen, Anforderungen und vor allem unserem technischen Können schon lange nicht mehr gewachsen ist. Es macht einen Unterschied, ob ein Grundschulkind über ein paar Pistolen und Kanonen verfügt oder über Nuklear-, Energie- und oder digitale Waffen. Ganz zu schweigen von unseren heutigen Möglichkeiten der Massenkontrolle, der sozialen Manipulation und der medialen Gehirnverdrehung.
Wir hinken geistig und kulturell hinterher und sind deshalb im großen Stil überfordert mit und von der Welt, die wir selbst schufen. Deshalb stehen nicht nur kulturell und akademisch, sondern existenziell „kurz vor Zwölf“.
Die prägnantesten Beispiele für die mentale Fixierung auf rein materielle Kräfte sind die Evolutionstheorie von Darwin und die Psychoanalyse nach Freud. Darwin vertrat trotz aller Widersprüche und Gegenbelege die Idee, der Mensch wäre nichts weiter als ein Produkt langer, zielloser und „zufälliger“ Genmutationen, also das Produkt chaotisch mutierender Materie, die irgendwie und irgendwann aus einem Fisch einen Affen und aus dem Affen einen kulturschaffenden Menschen machte.
Darwin hat seine Fantasien später revidiert, aber es war schon zu spät. Es gab mächtige Interessenkreise, die genau diese Idee des Menschen als zufälligen Genklumpen über die entsprechend geimpfte und ideologisierte Wissenschaft in die Köpfe der Bevölkerung bringen wollten.
Sigmund Freud hingegen war hypnotisiert von seinem persönlichen Erfolg und der Anerkennung, die ihm durch seine fixe Idee zuteil wurden, der Mensch werde von dunklen und wirren, vor allem sexuellen, auf jeden Fall unpersönlichen Kräften getrieben, die er notgedrungen zu kontrollieren lernen muss. Die (mentale) Ich-Entwicklung besteht seiner Ansicht nach in der Distanzierung und Abtrennung von diesen Kräften.
Eine weitere Schlussfolgerung aus der Freudsche Idee von Kultur als Notbehelf gegen die Auslieferung des Menschen an biologische und physiologische Treibkräfte ist, dass man vor „Sexualität“ und dem „Unbewussten“ durchaus Angst haben und sie deshalb irgendwie kontrollieren müsste. Dieses Konzept, das in Wirklichkeit eine pseudo-wissenschaftliche Rationalisierung von neurotischen Ängsten, also von psychischen Störungen darstellt, lässt sich hervorragend machtpolitisch instrumentalisieren, was interessierte Cliquen früh bemerkt und genutzt haben. Für ihre Absichten, die Menschen durch Verwirrung und Ablenkung von ihrem Selbstgewahrsein, ihrem Selbstwertgefühl und damit von ihrer Selbstsicherheit abzubringen, war es auch hilfreich, dass diese Ideen eben nicht der Natur und den Gegebenheiten des Menschen und der Beziehung zwischen Körper und Bewusstsein entsprechen.
Die Unterwerfung des Verstandes unter die Macht
Darwins und Freuds Ideen wurden zuweilen als zwei der Haupt-„Kränkungen der Menschheit“ bezeichnet. Dieser Begriff verfehlt gänzlich den Kern ihrer Wirkungsdynamik, indem er sie auf eine rein emotionale Ebene zieht, so als würde die Menschheit nur ein wenig beleidigt werden, nachdem sie vor diesen „großen Denkern“ dazu neigte eingeschnappt zu sein.
Nein, es geht um etwas viel Verheerendes: diese irrationalen Ideen halfen allen Lebens- und Menschenhassern bei der intellektuell verbrämten Entwürdigung des Menschen auf ganzer Linie. Wie? Indem sie allen weiteren Fantasieprodukten hasserfüllter, lebensfeindlicher Kleingeister eine Starthilfe und einen Anschub dafür gaben, den Menschen als Wesen ohne Verstand darzustellen. Ihm also den Verstand abzusprechen. Das heißt nichts weniger, als uns unsere menschliche Natur und unser existenziell wichtiges Potenzial abzusprechen, uns auf die Stufe eines seltsamen, lächerlichen, unpassenden und kaputten, halbtierischen Wesen zu degradieren.
Die todessüchtigen Atrozitäten der „existenziellen Philosophen“ sind für die Ableitung und Extremisierung dieser Haltung ein ebenso gutes Beispiel, wie fast alles, was wir heute an „moderner“ Kunst in Museen, auf Bühnen, im Radio und auf dem Büchermarkt präsentiert bekommen: sie alle stehen unter den Programmen und Programmierungen der Missachtung des menschlichen Verstandes und damit der Entwürdigung des Menschen. Deshalb sind sie hässlich, weil sie sich aus einer abgrundtiefen Haltung von Hass und Destruktivität nähren (die aus Angst und Überforderung entstanden sind).
Diese Entwürdigung des Menschen tief in die Köpfe der Intellektuellen und so in die westliche Kultur einzupflanzen, geschah selbstverständlich nicht durch „Denker“ wie Darwin, Freud und Konsorten selbst, sondern durch jene Armee von Intellektuellen und Bildungsmissionaren, die sich von ihren Autoritäten steuern und leiten lassen. Die moralische Integrität dieser Autoritäten oder ihrer Förderer und Schützer sollten wir allein aufgrund dieser falschen und verderblichen Glaubenslehren arg in Zweifel ziehen.
Gerade die perfide Vermischung von Richtigem und Hilfreichem mit Falschem und Schädlichem hat dafür gesorgt, dass solche irrealen und irrsinnigen Theorien von der akademischen Welt als intellektuelle Heilsbringer aufgenommen und schließlich von ihr zu dogmatisch geschützten Paradigmen erklärt wurden, die gar nicht mehr hinterfragt werden dürfen.
Die Kraft hinter dieser Entwicklung kann gar nichts mit Wissenschaft, Forscherdrang oder Neugier zu tun haben. Auch Unwissenheit und Inkompetenz reichen als Erklärung für sie nicht aus. Sie muss vielmehr in einer tief wurzelnden Angst, in Neid und Hass gegenüber dem Leben und jedem Ausdruck von Lebendigkeit und freiem Bewusstsein gesucht werden. Daraus erwachsen jene okkulten Bestrebungen nach der Macht über den Geist der Menschen, die heute allen akademischen Betrieb an ihren ideologischen und monetären Fäden halten.
In solchen fremdgesteuerten intellektuellen Biotopen werden Akademiker gezüchtet, die erstens vollkommen blind sind auf dem Auge, das Macht und Machtdynamiken erkennen könnte, und die zweitens unfähig sind, sich intellektuell über ihre emotionalen Prägungen und Abhängigkeiten zu erheben. Akademiker sind in der Folge die mit Abstand machtpolitisch naivste Bevölkerungsschicht. Jede nächste Generation von ihnen naiver als ihre Vorgänger und Lehrer.
Die blinde (und bequeme) Abhängigkeit vom „Lehrer und Meister“, eng verknüpft mit dem persönlichen Streben nach Anerkennung und gesellschaftlichem Status macht sie emotional dermaßen manipulierbar und verführbar, dass sie gegen ihre Intuition und gegen ihren kritischen Verstand zu Anhängern und Missionaren einer Haltung werden, die den Verstand und die Vernunft der politischen (oder finanziellen) Macht unterwirft. Wenn wir nach dem Grund für ihre Empfänglichkeit solcher Autoritätsabhängigkeiten suchen wollen, müssen wir wahrscheinlich in erster Linie die defizitäre und über Generationen hinweg pervertierte Rolle des Vaters in der westlichen Kultur untersuchen, was ich in einem vorhergehenden Teil dieser Artikel-Reihe schon ausführlicher begonnen habe.
Akademische Psychologie als schwarzmagischer Sondermüll
Ein beachtenswertes Beispiel für die Folgen akademischer Ideologiehörigkeit und Realitätsabkopplung ist die akademische Psychologie und die größtenteils aus ihr abgeleitete Welt der Psychotherapie. Beide sind allein schon durch ihre geistigen Wurzeln aus den Jahrzehnten um die 19. Jahrhundertwende herum miteinander verbunden und haben ihren Einfluss vor allem auf die höheren Schichten des Geldadels, des Groß- und des Bildungsbürgertums ausgeübt durch die sogenannte „Analytische Psychologie“ oder kurz „Psychoanalyse“.
Diese besteht aus fantasievoll konstruierten Konzepten auf der Basis des oben schon beschriebenen Freudschen (und anderer) Biologismus von „Triebkräften“ und einem experimentellen, später dann „therapeutischen“ Ansatz, dessen Wirkung bei genauerer Betrachtung auf Elementen dissoziativer, schwarzmagischer Rituale beruht. Denn ich wüsste nicht, wie anders ein Vorgehen zu charakterisieren wäre, das systematisch den intuitiven und emotionalen Kontakt zwischen „Therapeut“ und Klient unterbindet, den „Therapeuten“ in jeder Hinsicht unsichtbar und unerreichbar für den Klienten hält und letzteren in extrem rigiden Routinen dazu auffordert, assoziative, irrationale Bilder- und Gedankenfetzen in den kontaktlosen Raum zu produzieren. So ein Verfahren strotzt nur so von dissoziierenden Elementen, so dass die Effekte einer angeblichen „Therapie“ wohl vor allem auf die Abspaltung und Desintegration von Bewusstseinsinhalten zurückzuführen sind, die dafür sorgen, dass Probleme, Bedürfnisse, Schmerzen oder Motive weniger unmittelbar wahrgenommen werden und stattdessen ein davon isoliertes, körper- und kontakt-dissoziiertes Ich-Bewusstsein (linke Hirnhälfte) entsteht, das im wahrsten Sinne des Wortes „analytischer“ ist und nicht mehr integrierend. Dieses Zerlegen und Fragmentieren des Bewusstseins für eine darauffolgende fremdgesteuerte Neuzusammensetzung und programmierte Ich-Identifikation ist einer der Hauptaspekte schwarzer Magie.
Diese okkultistischen Methoden sind bis heute durch ständige Verwässerung zwar schon recht abgeschwächt, aber durchaus noch wirksam, vor allem durch „Hardcore“-Psychoanalytiker, die besonders in den USA eine ganze Dynastie von Therapieschulen hervorgebracht haben. Auch die Einbeziehung des Begriffs „Analyse“ in die Selbstbenennung dieser fragwürdigen „Behandlung“ und Theoriebildung wirkt ausgesprochen manipulativ und verdrehend: von allen Therapieansätzen ist die „Psychoanalyse“ die am wenigsten analytische und die, die mit dem höchsten Anteil an willkürlichen Interpretation, Manipulations-Instrumenten und märchenhaft-fantastischen Theoriebildungen. Was von Anhängern dieser Schule gerne hochtrabend als „Analyse“ bezeichnet wird ist bei nüchterner Betrachtung bloß eine entgrenzte und entgrenzende Sammlung von Narrativen, Fantasien und Traumbildern mit der noch grenzenloseren Addition von Interpretationen und Deutungen. Das ist so analytisch wie eine Märchenstunde unter LSD.
Dieses Themengebiet sei hier nur kurz erwähnt, weil eine ausführliche Darstellung den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Interessant ist für unser Thema, dass die Psychoanalyse die politisch und lobbyistisch am meisten geförderte „Therapie“-Lehre/-Schule ist und vor allem unter Medizinern nach wie vor das höchste Ansehen genießt. Der Grund dürfte in der enorm wirksamen, synthetischen Machtdynamik dieser „Psycho-Therapie“ gefunden werden – ein Auge, auf dem Psychologen, Therapeuten, Lehrer, Sozialarbeiter, Priester und eben auch Mediziner nicht nur ganz besonders blind, sondern unbewusst hochgradig motiviert sind. Diese Mischung erzeugt eine fatale Verführbarkeit und Lenkbarkeit durch Macht- und Status-Anreize, welche die intellektuelle und Aufrichtigkeit und die moralische Integrität dieser Berufsgruppen sehr leicht korrumpieren können – was in hohem Maße geschehen ist. Wer daran zweifelt, schaue sich nur das „professionelle“ Verhalten dieser Personenkreise in Zeiten der „Corona“-Psychose an. Da dürften keine Fragen offen bleiben.
Diese Langzeitfolgen der psychoanalytischen Irrlehre sind moralisch und gesellschaftlich als immense Belastung und Bedrohung zu sehen. Diese Art von Sondermüll müsste von Experten der bodenständig-rationalen Analyse (der echten) entsorgt werden.
Irren-Psychologie Teil 2: Roboterpsychologie
Auf die „Massen“ der sonstigen, also eher nicht-akademischen Bevölkerung wirkt im Übrigen bis heute der pragmatische und anti-intellektuelle Ansatz der „Verhaltenstherapie“, deren Ursprünge in Tierexperimenten à la Pawlow und der daraus erwachsenen Verhaltensforschung liegen. Sie war in der Kultur der 1950er bis 1990er Jahre so effektiv in der (Wieder-) Herstellung einfacher sozialer Funktionalität innerhalb der gegebenen Leistungs- und Konsumgesellschaft mit ihren engen Erfolgsdefinitionen, dass sie mittlerweile von Krankenkassen vor allen anderen Therapieansätzen bevorzugt bezahlt und von regierungsnahen Institutionen gern gefördert wird.
Natürlich sind viele der Erkenntnisse aus allen möglichen psychologischen Forschungszweigen richtig und viele technische Ansätze funktionieren auch ziemlich effektvoll. Ihre verheerende destruktive Wirkung entsteht aus einem viel weniger offensichtlichen Aspekt, nämlich im Menschenbild all dieser modernen „psychologischen“ Ansätze. In der „wissenschaftlichen Psychologie“ hat man sich schon vor über 70 Jahren darauf verständigt, dass es so etwas wie „Seele“ und „Geist“ gar nicht gibt, dass es sich dabei nur um „Emergenzphänomene“, also Produkte von ein bisschen Elektrizität und einigen Neurotransmittern in der Schwabbelmasse des Gehirns handelt. Und alle wollen heute ja immer so „wissenschaftlich“ wie möglich auftreten, damit sie Anerkennung und Geld bekommen. Das Menschenbild dieser „wissenschaftlichen“ Psychologien ist im besten Fall ein rein biologistisches, materialistisches à la „Darwins Irrtum“. Der Behaviorismus, die Grundlage der Verhaltenstherapie, ist so technisch-mechanisch in seiner Grundhaltung, dass er nicht einmal mehr über sein eigenes Menschenbild nachdenken kann. Dafür bräuchte es echte Geisteswissenschaft, von der man sich in der Psychologie aber „emanzipiert“ hat. Leider ist ihr in ihrer Anbiederung an die ökonomisch und medial viel erfolgreicheren „Naturwissenschaften“ die Psyche abhanden gekommen. Die akademische „Psychologie“ ist in Folge bis auf die antiquierte geisteswissenschaftliche Grundhaltung einiger weniger Altprofessoren nur noch Verhaltensforschung: der Mensch wird als programmierbarer Roboter gesehen. Zwar ein komplizierter Roboter mit Bedürfnissen, Gefühlen, Erinnerungen und so weiter, aber wenn man die richtigen Manipulationstechniken anwendet oder die richtigen Psychopharmaka einwirft, dann bekommt man das alles schon in den Griff, um den perfekt funktionierenden Arbeits-System-Roboter herzustellen.
Psychologie-Absolventen der letzten 20 Jahre sind Experten für wohlklingende Psycho-Konzepte und Datenstatistiken im Bereich der Verhaltensbeobachtung und Verhaltensprogrammierung. Von Psyche, Seele und Geist wissen sie gar nichts mehr und reagieren meist verunsichert und hilflos oder bissig-aggressiv, wenn man sie danach fragt.
Weitere Folgen irrationaler Dogmen
Um zu veranschaulichen, dass es hier in diesem Artikel nicht nur um „akademisches“ Wäschewaschen oder betriebsinterne Mängel der obersten Bildungsetagen geht, sondern um die handfesten Ursachen für den Niedergang des gesunden Menschenverstandes, ja der Menschlichkeit, in unserer Gesellschaft, will ich ein paar weitere Folgen des akademischen Verfalls hier nur noch stichpunktartig erwähnen.
Ein Denken, das auf nur noch konkretistisch-dinghafte Wertvorstellungen und auf simple Operationen ohne begriffliche Selbstreflexion reduziert wird, führt(e) zu einer Philosophie, d.h. Lebensgrundhaltung, der Quantität und Quantifizierung (statt von Qualität, Wertschätzung und Urteilsbildung). Daraus leiten sich ab
- die gängigen Definitionen von „Erfolg“, „Glück“ und „Sinn“ auf der Basis rein quantitativer, meist materieller Errungenschaften sowie die daraus entstehenden Vergleichs-, Anreiz- und Motivationsdynamiken (inkl. Neid und Minderwertigkeitsgefühlen) einer „Leistung-für-Konsum“-Gesellschaft.
- die Reduktion der komplexen und vielschichtigen Anziehungs-Beziehung zwischen den (polaren, also zwei) Geschlechtern auf „Sexualität“, die wiederum reduziert wird auf „Sex“. (Das Idiom „Liebe machen“ als Bezeichnung für sexuellen Verkehr ist das alltagssprachliche Pendant zu dieser Begriffs-Regression auf unmittelbares Erleben und Handeln.)
- die Konzeptualisierung von Gerechtigkeit als quantifizierbare Gleichheit oder „Gleichverteilung“. Diese grob-amoralische und irrationale Schwurbelei wird in Form einer medial gepimpten Augenwischerei politisch eingesetzt, um die Reichen und Mächtigen noch reicher und mächtiger zu machen auf Kosten der Naiven und Fleißigen.
- die alles durchströmende und buchstäblich alles-aufkaufende Einstellung, dass Geld eine ultimative Motivations- und Entscheidungsgrundlage sei („Für den Betrag X bin ich bereit, es zu tun“, „Dafür reichte leider unser Budget nicht.“)
- alle Theorien und Ideologien, die Mehrheit als Maßstab setzen, wie der Utilitarismus, daraus abgeleitet Kommunismus, Sozialismus, die gegenwärtig modischen infantilen Dogmen von „Demokratie“, „Basis-Demokratie“, „Teamwork“ und der grotesk-absurde Begriffs-Mix der “Schwarm-Intelligenz“.
- eine Generation von jetzt Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die verzweifelt nach Antworten und Lösungen schreien und gleichzeitig tief-emotional davon überzeugt sind, dass es keine Antworten gibt und keine geben kann; die sich deshalb um keine bemühen, sondern jene Autoritäten anrufen, die ihnen die ganze Misere ihres Zustands eingebrockt haben. Sie fordern, statt zu leisten oder zu suchen. Sie schreien nach „Freiheit“, meinen aber bloß eine angenehmere und bequemere Abhängigkeit, weil sie sich keine Alternative dazu vorstellen können. 70 Jahre Akademiebetrieb, der Geist, eigenständigen Verstand und Willenskraft für nicht-existent erklärt und sich dementsprechend strukturiert, hat Folgen: die vollständige Resignation seiner Absolventen. Die Zukunft, nach der sie rufen, wurde ihnen mental als Möglichkeit genommen, nicht als ökologische Verschmutzung. Um das zu verstehen, müssten sie ihren Verstand, ihre Gefühle und ihre Motivation mentalisieren können. Aber…
Diese Liste ließe sich lange fortführen. Wir sehen daran, dass unser konkretes alltägliches Leben von Philosophien und Ideologien beherrscht wird, wenn die Akademiker sie mitmachen, verteidigen und verbreiten. Und das sollte hier nur andeutungsweise gezeigt werden.
Sekten-Gebrabbel und die Kinder des ideologischen Inzests
Das Prinzip Irreführung durch absurde und unreflektiert übernommene, teils nur nachgeplapperte Weltbilder und Ideologien gilt auch für die technischen Wissenschaftler wie zum Beispiel Ingenieure.
In den letzten Tagen fiel mir die Publikation eines „ökologischen Institutes“ in die Hände, in dem es seine von Bundesregierung, Ministerien und „Zukunfts-Stiftungen“ geförderten Forschungsprojekte beschrieb. Alle ihre Projekte engagierten sich für „hehre Ziele“ wie „Energiewende“, „karbonfreie Energie“, „CO²-Befreiung“, „reinen E-Verkehr“ usw. Natürlich alles im Namen von „Klimaschutz“ und „Klimarettung“. Diese „Wissenschaftler“ sind in ihren Weltbildern und bis in ihre Grundüberzeugungen hinein so durch und durch politisch ideologisiert, dass sie gar nicht mehr bemerken, geschweige denn reflektieren können, wie absurd ihre Ziele und Intentionen sind.
Jedem kritisch denkenden Menschen dürfte schlecht werden bei der Flut von leeren und sinnlosen Begriffshülsen, wie sie die junge Generation von „Wissenschaftlern“ und Akademikern am laufenden Band generiert. Sie bemerken nicht, dass ein Begriff wie „Klimaschutz“ nur auf undefinierbaren, dabei aber emotional hoch aufgeladenen Projektionen und Bedürfnissen beruht und gar keinen belastbaren Realitätsbezug hat (siehe diesen Artikel hier).
Niemand fragt, wie man denn ein Klima schützen kann und welche überplanetarische Macht man dazu bräuchte. Wortbedeutungen spielen keine Rolle mehr, Worte sind von denkbaren und nachprüfbaren Bedeutungen längst abgekoppelt und stellen keine begrifflichen Vektoren mehr da. Es geht nur noch darum, „irgendwie gut zu klingen“. In der babylonischen Sprachverwirrung der modernen durchideologisierten Generation spielen Worte also gar keine inhaltliche oder denkerische Rolle mehr. Sie sind nicht mehr semantische Bausteine des Denkens, der Differenzierung und des Symbolisierens, sondern bloß noch emotionale Reize oder Codes für Zugehörigkeit und Gleichschaltung (von Gleichgesinntheit kann bei dermaßen programmierten Papageien-Sprechern nicht die Rede sein).
Das Neusprech wie bei den „Öko-Wissenschaftlern“ kommuniziert nicht mehr überprüfbare Inhalte mit Realitätsbezug, sondern nur noch die Zugehörigkeit zu einer ideologischen Gemeinschaft (Kirche), was für viele den letzten und einzigen gewohnten Zugang zu einem Gefühl von Sicherheit und Anerkennung darstellt. Ihre Pseudo-Begriffe sind Erkennungs-Parolen, mit denen sie sagen: „Ich gehöre dazu. Nehmt mich auf. Beschützt mich und gebt mir Ressourcen (Geld und Anerkennung), dann verspreche ich auch, mich für eure Sache mit Herz und Bauch (nicht „Kopf!“) vereinnahmen zu lassen und keine weiteren Fragen zu stellen.“
Das ist pervertierte Kinder-Psychologie und weit davon entfernt, in die Nähe echter Wissenschaft zu kommen. Ein weiteres Charakteristikum dieser politisch frisierten, „gegenderten“ und irrealen Sprache ist, dass sie nicht nur eigenständiges Nachdenken explizit unmöglich macht und unterdrückt. Immer mehr ursprünglich einmal nur hypothetische oder ideologische Ansichten und Wunschvorstellungen sind schon lange von diesen Fantasie-Kämpfern zu unverrückbaren Leitlinien für alle erklärt worden, die gar nicht mehr hinterfragt werden dürfen. Und warum nicht? Weil ihnen das Etikett „moralisch besonders wertvoll“ aufgeklebt wurde und sie deshalb jeglichem Diskurs militant und kategorisch entzogen werden müssen. Denn das morsche Gerüst aus Wünschen, Projektionen und kindlich-naivem Größenwahn („Ich rette das Klima“ etc.) ist die letzte Bastion der Rechtfertigung und Identität all dieser selbsternannten Wissenschaftler und „Kämpfer für das Gute“.
Sie spüren, dass sie außerhalb ihrer dogmatisch gesicherten Diktatur (wörtlich: was ihnen diktiert wurde), nämlich in der illusionsbefreiten Realität weder sozial noch emotional und schon gar nicht intellektuell überleben könnten. Kinder, die in einer Sekte aufgewachsen sind, haben es schwer, in einer freien Gemeinschaft zu überleben. Und was tun sie als Herdentiere? Sie laufen so lange mit den anderen Sektenmitgliedern und ihren Leithammeln weiter, bis die Herde untergeht.
Erkennungsmerkmale akademischer Liederlichkeit
Im Folgenden seien die wichtigsten Symptome akademisch-intellektueller Schlampigkeit und Unredlichkeit genannt:
- Quantität statt Qualität:
nicht das stichhaltigste Argument, die fundierteste Analyse oder die stringenteste Argumentation zählen, sondern die Anzahl der Vertreter eines Standpunktes, die Häufigkeit seiner Wiederholung (s. z.B. Zitierungsquoten). - Form statt Inhalt:
Die Form einer wissenschaftlichen Arbeit, ein Titel und die Position des Autors oder seine institutionelle Anbindung sind ausschlaggebend für ihre Bewertung, nicht ihre inhaltliche Relevanz, ihre Innovationskraft oder Wirkpotenz. - Deduktion statt Induktion:
man geht von abstrakten, meist ungeprüften oder fragwürdig bis offensichtlich absurden Denkschablonen aus, die bloß vervielfältigt oder als Fundament und Rechtfertigung für noch absurdere Schablonen benutzt werden, statt aus Beobachtungen und Praxiserfahrungen differenziertere, integrationsfähigere Konzepte und Landkarten zu erstellen. Den „Luxus“ solcher Nabelschau im Elfenbeinturm leisten sich vor allem die „Geistes“- oder „Humanwissenschaften“, da sie weder eine naturwissenschaftliche Prüfinstanz haben noch irgendeinem rationalen Redlichkeits-Kodex verpflichtet sind; sie bewegen sich frei schwebend ohne die Notwendigkeit einer Wirklichkeitsanbindung durch den mentalen Raum der Fantasie. - Ideologietreue statt Realitätsbezug:
man bewegt sich gedanklich nur im Rahmen von bestehenden, vertrauten und sanktionierten, politisch-korrekten (und daher finanzierten) Konzepten, Begriffen und Ideen, statt mit einem direkten Bezug zu Erfahrung, praktischer Relevanz und Umsetzbarkeit zu arbeiten.
Das Ergebnis dieser vier Vergehen gegen den Geist der Erkenntnis ist eine unüberschaubare, stets wachsende Masse an formell einwandfreien, politisch korrekten und erwartungsgemäßen Produktionen, die jedoch bedeutungslos, richtungslos, realitätsfern und oberflächlich sind – kurz: überflüssig und eine Beleidigung menschlicher Intelligenz.
Coronoia: die Bankrotterklärung der Intellektuellen
Wir können das bisher Beschriebene einmal wie folgt zusammenfassen: unsere akademische Welt ist korrumpiert und destruktiv, weil sie die höhere Integrationsfähigkeit und Bewusstseinsfunktion, nämlich das rationale Denken einer niedrigeren unterstellt hat, nämlich emotionalen Impulsen und irrationalen Fantasien.
Die vollständige Offenbarung dieser Entartung erleben wir in diesem Jahr mit dem Phänomen einer medial vorgetäuschten Virus-Epidemie alias „Corona“. Wir sehen daran in den Dimensionen eines moralischen Totalausfalls, was passiert, wenn Gruppen, Gesellschaften und Nationen keinen Kopf mehr haben, sondern von den unverdauten Giftstoffen irrationaler Ideen und krimineller Machenschaften gesteuert werden. Es wäre die Aufgabe einer intellektuellen Elite gewesen, das Lügen- und Katastrophen-Narrativ gar nicht erst zuzulassen, aber wir haben diese Elite schon lange nicht mehr. Ärzte, Juristen, Soziologen, Historiker, Geisteswissenschaftler und andere, die es hätten wissen und verhindern müssen, haben mitgemacht oder gelähmt geschwiegen. Die paar Einzelnen, die sich gegen die medialen Lügenflut stemmten, hatten kaum Chancen, gehört zu werden und wurden von der Masse ihrer Kollegen totgeschwiegen oder sogar verunglimpft.
Man kann von der nicht-akademischen Bevölkerung nicht erwarten, dass sie einen Betrug diesen Ausmaßes durchschaut. Sie verlässt sich auf die publiken Durchsagen von „Experten“ und Führungskräften gerade auch deshalb, weil kein Einspruch oder Widerspruch zu vernehmen waren. Und das ist die große Schande für die Akademiker: dass sie keine Gegenstimme verlauten ließen. Die grausige Einsicht gleich danach ist: die allermeisten hatten auch gar keine.
Damit sind sie per definitionem ihrer gesellschaftlichen Aufgabe und Verantwortung Verräter und müssen aus der Position von intellektuellen Anführern entfernt werden. Sie sind nicht bloß obsolet, sondern schädlich, weil sie nicht einmal das größte intellektuelle Übel abhalten konnten: die Unterwerfung der Ratio unter basal-instinktive Affekte. Die Verantwortung für die Massenpsychose und Massenpanik liegt bei ihnen. Die Akademiker und Intellektuellen müssen das moralische und rationale Immunsystem einer Gesellschaft bilden und aufrecht erhalten. Ansonsten haben sie kein Recht, von der Gesellschaft gefördert und unterstützt zu werden.
Dass die meisten von ihnen nicht einmal fähig sein werden, diese Schuld und Verantwortung zu bedenken und nachzuvollziehen, ist nur ein weiterer Beleg ihrer vollkommenen Untauglichkeit. Und des Mangels an philosophischen Fundamenten. Aber es gibt auch solche, die das verstehen. Und in ihre Hände sollten wir die Neuausrichtung und Neuverpflichtung unserer zukünftigen intellektuellen Elite legen. Der pseudo-akademische Rest wird lange nachsitzen müssen.
Zusammenfassung: die akademische Sprechpuppe
Ein „ordentlicher“ Vertreter heutiger Vollakademisierung lässt sich charakterisieren als eine spezielle und lang trainiert Kombination aus Ignoranz und Arroganz. Erstere schützt vor Verstehen und Einsicht während zweitere diesen Zustand durch eine künstlich erzeugte und institutionell gestützte Selbstverliebtheit fixiert.
Ein voll ausgebildeter System-Akademiker schafft es, sich selbst zur intellektuellen Avantgarde zu zählen ohne selbständig denken zu können, sich für klug zu halten ohne bedeutsames Wissen zu haben und sich für einen Leuchtturm der Orientierung für andere zu halten ohne die geringste eigene Orientierung zu haben. Dieses Maß an Selbstbetrug ist sehr schwer zu erreichen. Deshalb dauert die akademische Ausbildung heutzutage so lange und sogar immer länger, obwohl sie unterm Strich das Reife-Niveau und Realitätsverständnis ihrer Teilnehmer nicht über das eines Abiturienten von vor 100 Jahren hebt. Sie hält es eher deutlich darunter.
Wir können also einen modernen Akademiker auch beschreiben als einen Menschen, der das eigenständige Denken aufgeben hat aus Angst, sonst nicht mehr ausreichend dazuzugehören oder nicht mehr genug Anerkennung zu bekommen. Somit ist ein Akademiker auch eine Mensch, der intellektuell für oder gegen etwas kämpfen und dies auch laut und emotional begründen kann ohne dabei auch nur im geringsten zu verstehen, warum er das tut und wer oder was ihn dazu antreibt.
Die Schlussfolgerung daraus mit Bezug auf unser gegenwärtiges politisches Kontroll- und Täuschungssystem ist, dass ein „guter Akademiker“ eine sprechende Marionette darstellt, die im Namen ihres größten Gegners und Feindes intellektuell daran mitarbeitet, sich selbst und die seinigen zu unterdrücken und zu vernichten. Und dabei nichts Böses ahnt, nichts versteht und gegen ein tieferes Verstehen sogar immun ist.
Wenn wir uns das im vollen Ausmaß seiner erschreckenden Bedeutung bewusst machen, bekommen wir einen Eindruck davon, welche enorme kulturelle Arbeit in den nächsten Jahrzehnten vor uns liegt und dass die ersten Aufgaben der Restauration und Gesundung wohl kaum von der akademischen Welt getragen werden können.
Wir brauchen intellektuell aufrichtige und moralisch verankerte kulturelle Führung mehr denn je, weil wir zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit die Technologie haben, um uns selbst und alles andere zu zerstören – nicht nur physisch, was schlimm genug wäre, sondern geistig und moralisch, was um ein Vielfaches grauenhafter ist. Im Moment gleicht die Menschheit am meisten einer Horde Affen im Hightech-Labor. Und bis gestern Abend waren wir nicht nur den wilden und chaotischen Mitmenschen in den höchsten Machtpositionen ausgeliefert, sondern den fundamental bösen Strippenziehern über ihnen, die dermaßen degeneriert waren, dass sie intentional den menschlichen Geist und menschliches Potenzial zerstören wollten und konnten, wie ich es in den vorhergehenden Teilen dieser Artikel-Reihe schon analysiert habe.
Verhindern können wir dieses Szenario nur durch Kultur, die auch unser geistiges Immunsystem ist. Und eine solche Kultur kann nur von aufrichtigen Intellektuellen, geistig Tätigen, menschenfreundlichen Kreativen und moralisch redlichen Wissenschaftlern aufgebaut und bewahrt werden.
„Spiritualität“ als regressive Selbstberuhigung
Um der Einsicht der eigenen Selbstverleugnung und Selbstaufgabe zu entkommen, reicht es selten, sein Denken bloß in Konzepten und anerkannten Ideen zu vergraben. Das mag für eingefleischte Linkshemisphäriker möglich sein, weil sie Emotionen sowieso nicht identitätsstiftend erleben. Für alle anderen aber müssen auch die nagenden Gefühle von Minderwertigkeit, Abhängigkeit und Zwang irgendwie verdrängt oder betäubt werden. Nicht, um zu Freiheit und Selbständigkeit zu finden – diese Straßen sind ja nun ideologisch verboten – sondern um sich im Status quo wohler zu fühlen.
Hier kommen der mentale Wellness-Markt und seine vielfältigen Sedierungsprodukte ins Spiel, welche allgemein unter der Bezeichnung „Spiritualität“ gehandelt werden. Mit Geist haben diese Angebote allerdings nur insofern zu tun, als dass sie versprechen und auch mehr oder weniger ermöglichen, vom Geistigen abzulenken, es vergessen zu machen und zu betäuben.
Diese in der westlichen Welt breit angelegte „New Age“-Spiritualität als neue global-religiöse Freihandelszone bietet als eine Art Fisher-Prize-Mystizismus das Komplementär zum oben beschriebenen Akademismus: während letzterer den Kopf vom Körper trennt, um das Denken irreal, unselbständig und obrigkeitshörig zu machen, säuselt ersterer seinen Konsumenten ins Ohr, dass sie „ihren Kopf abschalten“ müssten, um eine höhere Wahrheit zu „erfahren“ und „wahrhaft frei“ zu werden.
In dieser Kurzfassung sind bereits die wichtigsten drei Absurditäten enthalten: der Kopf bzw. das Denken kann niemals intentional abgeschaltet werden, Wahrheit kennt keine Graduierungen und sie ist unter gar keinen Umständen „erfahrbar“. Der gesamte sogenannte „esoterische“ Ideenmarkt fußt auf solchen a-semantischen Nebelkerzen, die nur Emotionen und instinktive Bedürfnisse ansprechen können, weil sie vom wachen Intellekt sofort als sinnloses Geschwafel entlarvt würden. Tatsächlich basieren alle diese Angebote ohne Ausnahme funktional auf psychologischen Regressionsmechanismen, die sie nur unterschiedlich ausschmücken. Wir könnten sie des besseren Überblicks zuliebe einteilen in
- instinktiv-körperliche Sedierung: alle Angebote und Produkte zum besseren körperlichen Wohlbefinden von der Hot-Stone-Massage über Raumdüfte bis zum Wellness-Retreat in der Toskana.
- emotionale Sedierung: alle Angebote und Produkte zur „Bewältigung“, d.h. meist Verdrängung, Uminterpretation oder Ausagieren emotionaler Energien oft in hierarchisch-autoritätshörigen Gruppierungen mit forciert hoher anti-individueller Gruppendynamik und neurotischer Grundkonfiguration, die pathologische Eltern-Kind-Muster instrumentalisieren, um psychische Abhängigkeiten zu erzeugen.
- mentale Sedierung: alle Angebote und Produkte zur mentalen Ablenkung von existenziellen Fragen, vom eigenständigen Denken, von elementarer Selbstreflexion, vom kritisch-rationalen Überprüfen jeglicher Behauptung und von grundlegenden Prämissen, Prinzipien, Begründungen und Axiomen mithilfe von autoritativen Dogmen, wohlklingenden Kalendersprüchen, infantilen Erklärungsmodellen, impressionistisch-bildhafter Schriften-Exegese, sensationsreizender Informationsflut und eingängiger Küchenpsychologie.
Die scheinbare Vielfalt des riesigen Produktmarktes „spiritueller“ Sedierung entsteht nur durch das „eklektische“, d.h. willkürliche Zusammensetzen von Materialien aus diesen drei Sparten. Das, was in zunehmender Landläufigkeit als „Spiritualität“ bezeichnet wird, ist bei nüchterner Betrachtung bis auf sporadische Ausnahmen ein unüberschaubarer Marktplatz an Angeboten zur anti-produktiven Verarbeitung von Fantasieüberschüssen und zur Umlenkung von Individuations-Impulsen in infantilisierte Leerlaufprozesse. Das Angebot reicht vom Einsteiger-Gratis-Angebot zur einfachen Stilllegung intellektueller Fähigkeiten bis hin zu hochpreisigen Produkten und Veranstaltungen mit ausgefeilten Wellness-Programmen.
Dieser Marktplatz gehorcht der üblichen Dynamik zwischen Anbietern, die immer härter um Zielgruppen konkurrieren, und Konsumenten, die immer anspruchsvoller und wählerischer die unmittelbare Befriedigung ihrer Unzufriedenheiten einfordern. Die erfolgreicheren Service-Angebote der „Spiri“-Branche sind eben die, die sich besser nach den Erwartungen und dem Portemonnaie ihrer Zielgruppe richten oder schlichtweg das bessere Marketing haben. Ohne Youtube-Kanal, WhatsApp-Betreuung, Newsletter-Management und aktiv gepflegte Facebook-Community ist da heute nicht mehr viel zu holen. Kurz: die sogenannte „Spiritualität“ wird wie alles in der Marktwirtschaft vom Konsumenten bestimmt.
Wenn auch nur ansatzweise klar ist, dass echte Spiritualität etwas mit dem zu tun hat, was über den Menschen als neuro-biologischen Funktionsapparat, über seinen gewohnten Alltag und sein Denken und über seine irdischen und sozialen Fähigkeiten hinausgeht, dann dürfte an dieser Stelle bereits einleuchten, dass jene Konsum-Spiritualität mit echter Spiritualität gar nichts zu tun haben kann. Die menschlichen Fähigkeiten müssten, ganz besonders inklusive der rationalen Integrations- und Verständnisfähigkeiten, zunächst einmal zu einem organischen und gesunden Ganzen zusammengefügt funktionieren bevor man über eine darüber hinausgehende Entwicklung sprechen könnte. Diese müsste trans-rational, trans-sozial, trans-sexuell (in der semantisch korrekten Bedeutung) und hyper-physisch sein, nicht prä-rational, prä-sozial, prä-sexuell und hypo-physisch, wie es all jene Erzeugnisse der Pseudo-Spiritualität nachweisbar sind. Letztere suchen die Ganzheit in der Regression und nicht in dem, was Goethe treffend als die Steigerung von Polaritäten zu einem höheren Ganzen bezeichnete – das ist ein Aspekt echter, integrierender Spiritualität, d.i. geistiger Reifung.
Die wirtschaftlich und kulturell so erfolgreiche regressive „Spiritualität“ hängt mit echter, progressiver Spiritualität nur insofern auf perfide Weise zusammen, als das sie einen sehr wirksamen Apparat gegen sie, also gegen geistige Entwicklung und Reifung bereitstellt.
Ein zentrales Symptom dieser regressiven und entwicklungsfeindlichen Dynamik ist die Denkschablone vom „Kampf gegen das Ego“. Der Kreuzzug gegen dieses ominöse „Ego“ hat mit seinen vagen und pseudo-psychologischen Schlachtrufen so gut wie alle Niveaus und Nischen des mentalen New Age-Imperiums erreicht. Ob dieses „Ego“ nun überwunden, verkleinert, bekämpft, zerstört, getötet oder bloß mit Verachtung gestraft werden soll – einig sind sich alle Anhänger dieser Religion darin, dass es „böse“ und „schlecht“ ist. Ich habe oben schon erwähnt, dass das Ego eine psychisch essentielle Struktur ist und die Basis für geistige Entwicklung darstellt.
Dieses grundsätzliche Konzept von etwas, das in uns und „falsch“ ist, ist jedoch gemeinsamer Kern aller manipulierenden Religionen und Glaubenssysteme, um den Mensch in einen unendlichen, weil unsinnigen Kampf mit sich selbst zu verstricken. Genauer gesagt: in einen Kampf seiner linken und rechten Hirnhälfte gegeneinander. Das berühmte „Teile und herrsche“ macht auch neurophysiologisch Sinn, wenn man Menschen zu willfährigen Robotern machen will.
Mit der pseudo-mystischen Rezept-Plattitüde „Bekämpfe dein Ego“ kann man genau das erreichen: rechtshemisphärisch impressionistische Erlösungsfantasien erzeugen, die zur Selbstauflösung durch Hingabe an fremde Autoritäten („Retter“) antreiben und sich von jeglichem prüfenden Denken der linken Hemisphäre abwenden (selbständiges Denken sowie differenzierende Beurteilungen gelten in dieser Szene als verurteilungswürdige (!) „Ego-Trips“). Gleichzeitig wird linkshemisphärisch der Argwohn gegen eigene Bedürfnisse und Impulse geschürt (wahlweise z.B. instinktive, physiologische, emotionale, soziale oder sexuelle Impulse – also vor allem gegen den eigenen Körper), so dass das linkslaterale Ich-Bewusstsein zur Abwendung von der Selbstwahrnehmung zugunsten von mehr Fremdbestimmungundkontrollierbarer Entfremdung führt (Autonomie- und Selbstermächtigungs-Impulsen zu folgen gilt in dieser Ideologie-Szene als „egoistisch“).
Wir haben dann also eine Spaltung in ein rechtsseitiges und ein linksseitiges Ich-Bewusstsein, die sich gegenseitig bekriegen. Das linke „Ich“ klammert sich dann an Experten, Autoritäten und Gurus, um sich die „verlorene“ oder „für mich zu hohe Wahrheit“ von oben eintrichtern zu lassen. Das entspricht der oben analysierten Obrigkeitshörigkeit im akademischen Betrieb. Das rechte „Ich“ hingegen will damit gar nichts zu tun haben und geht lieber in die Wellness-Oase oder eine Selbsterfahrungsgruppe, um das „innere Kind“ zu pampern oder sich endlich in Gruppenübungen auf Vorschulniveau des begrifflichen Denkens entledigen zu können. Diese einseitig rechtshemisphärischen Regressionen werden dann als „höhere Zustände“, „Bewusstseinserweiterungen“ oder die „Glückseligkeit des wahren Selbst“ etikettiert.
Wir sehen an dieser plakativen Darstellung, dass Pseudo-Intellektualität und Pseudo-Spiritualität zwei Seiten der gleichen Medaille sind und sich in Bezug auf die gleiche Ursache gegenseitig begünstigen und extremisieren: den Verlust des gesunden Menschenverstandes. Dieser beruht auf der balancierten Interaktion zwischen rechter Hirnhälfte (Wahrnehmung) und linker Hirnhälfte (Abstraktion).
Die Marktteilnehmer der „Spiritualitäts“- oder „Esoterik“-Branche sind deshalb im großen Ganzen weiter entfernt oder besser gesagt: mehr dissoziiert und abgepuffert von wahrhaft geistigen Möglichkeiten als jene Menschen, die mit dem konkreten Leben ohne solche Ergänzungsmittel beschäftigt sind. Und das sogar, obwohl sie häufig angeblich viel weniger Interesse an Geistigem haben. Denn die Sucher nach etwas Übergeordnetem und geistig Orientierendem landen ja in erster Linie bei dem einen oder anderen Angebot, das ihnen vorgaukelt, ihnen das Gesuchte liefern zu können.
Der Anfang des geistigen Weges beginnt in diesem Stadium mit der Befreiung von den Versprechen, Täuschungen und Betäubungen, was zwar für viele für lange Zeit eine unüberwindbare Hürde darstellen wird, allerdings schon allein durch den ausdauernden Versuch jene geistigen Muskeln trainiert, die für die Emanzipation vom pseudospirituellen Marketing und von allen regressiven Selbstverstümmelungen dringend benötigt werden.
Gesamtschau zum Abschluss
Wir leben in Zeiten eines der größten und bedeutungsvollsten Wandlungsprozesse der menschlichen Kulturgeschichte. Und unsere Akademiker bekommen nichts davon mit. Wir erleben durch alle Gesellschaftsinstitutionen hindurch die komplexeste und packendste Kriminalgeschichte der Menschheit. Und unsere Journalisten und Historiker bemerken es nicht. Wir befinden uns mitten in einem monumentalen Gesellschaftsumbruch ohne geschichtlichen Vergleich. Und unsere Soziologen und Psychologen sehen es nicht. Wir erleben von den höchsten Machpositionen bis in die einfachsten Alltagsstrukturen hinein den gewaltigen und alles entscheidenden Kampf zwischen (menschlichem) Geist und Ungeist. Und unsere „Geisteswissenschaftler“ erkennen es nicht.
Sie alle haben es sich bequem gemacht in einem Wohlstand, den diejenigen erzeugen und erarbeiten, denen sie das Leben und Produktivität durch ihre abgekoppelten Ideen immer schwerer machen – statt es für sie zu erleichtern und zu be-geistern. Warum sollten sie ihre Bequemlichkeit und ihre systematisch intellektuell zementierte Verantwortungslosigkeit aufgeben? Sie können ja nicht einmal mehr erfassen, dass sie damit ihr eigenes Lebensfundament zerstören! Die meisten von diesen Verirrten werden in ihrem unverdienten Komfort und ihrer gesellschaftsfeindlichen, ja lebensfeindlichen Arroganz eingewickelt bleiben wie ein Parasit, der erst mit seinem Wirt stirbt.
Ich bin überzeugt, dass unsere Akademiker, unsere Intellektuellen und „Gebildeten“ zu den letzten gehören werden, die den realen Wandel und seine existenzielle Notwendigkeit wahrnehmen, einsehen und verstehen werden. Sie sind überwiegend eingewickelt und abgetaucht in den Nischen, Sackgassen und zwielichtigen Löchern ihrer selbstgebauten ideologischen Labyrinthe, ihrer Fach-Kolloquien oder im schöngeistigen Tourismus. Sie haben sich ihre semi-intellektuelle Decke über den Kopf gezogen und sind jetzt überall – nur nicht da, wo wir sie gebraucht hätten, dringend gebraucht hätten! Ihre am meisten geübte Fähigkeit ist, sich (mit linkshemispärischer Dauerdominanz) von der Wirklichkeit fernzuhalten und die Wirklichkeit von sich. Ablenkung ist alles. Und die Haltung, die sie gegenüber dem Zusammenbruch unserer Kultur mit all seinen offensichtlichen, himmelschreidnene Symptomen einnehmen, lässt sich zusammenfassen als: „Stillhalten und abwarten. Auch das wird vorüber gehen und sich von alleine lösen.“ Diese infantil-masochistische Passivität und Angstlähmung ist auf diesem Verantwortungsniveau kriminell. Es ist Verrat.
Sie haben seit Jahrzehnten nicht nur den Bodenkontakt verloren, sondern sowohl den Kontakt „nach oben“, von wo sie von den Herren des Geldes gefüttert und gelenkt werden, sondern auch zu all den produzierenden Menschen, die den gesamten realen Wirtschaftskreislauf und die Gesellschaft auf ihre eigenen Kosten aufrecht erhalten.
Der Zustand der Intellektuellen lässt sich meines Erachtens am besten charakterisieren als der von Kindern, die ohne ihre Eltern alleine zu Hause sind und sich im zunehmenden Chaos nur noch gegenseitig narren, Cliquen bilden, in einer Ecke einkauern oder die Einrichtung zerstören unter der unerkannten Hand ihres Herrn der Fliegen. Da ist nichts Gutes mehr zu erwarten, solange nicht die Eltern zurückkommen und für Ordnung sorgen (vgl. Mk 13,33–37).
Was bedeutet das? Aus den anfangs dargestellten komplementären Hirnhälften ergibt sich, dass zur Lösung jeder Ein-Seitigkeit und zur harmonischen Integration jeweils beider Hirnhälften miteinander zu einer gesteigerten, holistischen Intelligenz der Mittelbereich, die Brücke und Verbindung zwischen ihnen besonders wichtig ist. Es ist dieses Dritte, das wir ansprechen und fördern müssen.
Für unsere gehirnphysiologische links-rechts-Dichotomie ist das das Corpus Callosum. In unserer sozialen Welterfahrung dürfte dafür vor allem jener Aspekt zuständig sein, den wir als „Kultur“ bezeichnen: die geistig konstituierte Matrix für menschliche Entfaltung und Entwicklung und dafür insbesondere für abstrakt-begriffliche Kommunikation, das heißt Sprache. Diese Matrix kommt niemals ohne Tradition und geschichtliche Wurzeln aus und ebenso wenig ohne Vernunft und mutige Auseinandersetzung mit den gegenwärtigen Herausforderungen und Horizonten.
Kultur, also diese Matrix, die wir sowohl als aufgespannten Raum wie auch als stabilitätsgebenden Boden verstehen können, ist das notwendige Milieu, die Atmosphäre, welche bestimmt, wie und wie gut, leicht und weit wir unser menschliches Potenzial wirksam machen können. Und für dieses Milieu sind wir selbst zuständig. Es ist nicht naturgegeben, wie wir an unserem beinahe Komplettverfall durch jahrhundertelange Vernachlässigung leicht erkennen können. Dieses Milieu als Entfaltungsraum braucht Fähige und Verantwortliche die wir als „Priester“ bezeichnen können und die diesen Raum aufspannen, erhalten und schützen. Die „Priester“ unserer postindustriellen, hochtechnologischen Epoche müssen Priester des Verstandes und der holistischen Intelligenz sein, die sich weder in linkshemisphärischer Kleingeisterei, noch in rechtshemisphärischem Gefühls-Impressionismus verlieren.
Wir können sagen, es müssen verantwortungsfähige Intellektuelle sein. Auch Philosophen. Aber unsere gegenwärtigen Begriffe von „Intellektuellen“ und „Philosophen“ werden wir dafür kräftig überarbeiten und aktualisieren müssen entsprechend dem, was wir brauchen und weg von dem, was wir an verdrehtem und unreflektiertem mentalem Ballast mit uns herum schleppen.
Und es gibt diese neuen gewissenhaften Intellektuellen schon. Wir sehen sie nur kaum, weil sie klug genug sind, sich von dem geistigen Gulag und den moralisch korrupten Medienbühnen der Globalistenkultur fernzuhalten, und stattdessen im Stillen und in kleinen vertrauenswürdigen Kreisen Gleichgesinnter die werthaltige Basis für ein zukünftiges System ausarbeiten, mit der wir die existenziell notwendige intellektuelle Bildung wieder auf moralischer Gesundheit, Integrität und Lebensbejahung aufbauen können.
Unser modernes Bildungssystem und alle möglichen Formen der institutionalisierten Pseudo-Spiritualität ziehen an einem gemeinsamen okkult-destruktiven Strang: der Verhinderung von Individuation und geistigem Erwachsenwerden der Menschen. Während die Bildungsmaschinerie bis ins akademische Elfenbeinturm-Viertel für die Ablenkung vom und für die Zersetzung des Geistigen konzipiert ist, ist der pseudo-spirituelle Marktplatz die vielfältige Ablenkung vom rationalen und produktiv-schöpferischen Denken.
Das große Lern-Experiment der Menschheit in den letzten etwa 350 Jahren ist also auch der Versuch, sich absichtlich und mit Geist auf eine rein körperlich-materielle, ungeistige Entwicklungsstufe zurück zu katapultieren und sich dafür eben auch geistig zu kastrieren. Die Menschen haben sich (gerne?) auf den Versuch eingelassen, sich einreden zu lassen, sie seien bloß asexuelle Bioroboter. Ich möchte die vielleicht gewagte These aufstellen, dass sich die Motivation oder zumindest die Attraktion zu so einer abgrundtiefen Abscheulichkeit aus dem regressiv-perversen Wunsch nährt, die Last der Verantwortlichkeit loszuwerden. Vielleicht auch vergleichbar mit einem Jugendlichen, der sich in einer frühen pubertären Phase dumm und asexuell stellt, um dadurch den Komplikationen und der höheren Verantwortung aus dem Wege zu gehen, die wachsendes Gesamtbewusstsein und Zeugungsfähigkeit eben auch mit sich bringen. Wie lange kann das gut gehen?
Die akademische Bildung ist Teil einer großangelegten Zombisierung der Menschen, d.h. ihre Reduktion auf linkshemisphärische Dominanz, Steuerung und Ich-Identität. Der andere Teil dieser Regressionsdynamik ist der spirituelle Markt der „New Age“-Kirche, der rechtshemisphärische Retardierung als „die große Erlösung“ anbietet. Was beide Seiten gemeinsam haben, ist ihre Feindschaft und ihre Vernichtungsbereitschaft gegen den gesunden Menschenverstand, der aus dem Gleichgewicht und der Verbindung zwischen rechter und linker Hirnhälfte entsteht und realitätsbezogenes, rationales Denken bedeutet.
Was wir brauchen ist, dass solch „ganzhirnige“ Menschen wieder die kulturelle Führung übernehmen. Nicht auf der Basis von „Gefühlen“, „Glaubenssätzen“ oder unverarbeiteten Kindheitsprägungen, sondern auf der Basis von Integrität, Bewusstsein, moralischer Aufrichtigkeit und ästhetischem Urteilsvermögen. Also auf der Basis eines emanzipierten Geistes. (Wir haben alle möglichen Emanzipationen in den letzten hundert Jahren vorgesetzt und anempfohlen bekommen, aber diese interessanterweise noch nie).
An diesen Punkt kommt man nur durch die integrierende Kraft des Verstandes und der Selbstreflexion. Alles, was notwendig ist, um diesen wirklichkeits-loyalen und gesunden Kräften das Zepter über unsere Kultur zurückzugeben, ist, dass wir uns ihnen aktiv zuwenden, sie aktiv fördern und kultivieren und uns dafür mit Gleichgesinnten zusammentun.
Für die Kämpfer des freien und realitätsverpflichteten Denkens ist dafür besonders wichtig zu erkennen: Wenn Rationalität gegen Irrationalität antritt, gewinnt langfristig immer die rationale, weil höher entwickelte Bewusstseinsstufe. Immer. Sie gewinnt sogar kurzfristig und unmittelbar, wenn sie vorbereitet ist.
(Diejenigen, die über das Geschehen hinter den öffentlichen Schaubühnen und Medienkulissen im Bilde sind, wissen, dass dieser Kampf geopolitisch und systemisch bereits seit 2017 gewonnen ist. Was wir aktuell erleben, ist die Transponierung rationaler Moral in die Machtverhältnisse der untergeordneten Ebenen von den Länderregierungen abwärts bis zum Gruppenleiter der Dorfpolizei. Und das nicht per Dekret und Gewalt, was ein Widerspruch wäre, sondern per Überzeugung durch die Konfrontation irrationaler, irrealer Haltungen mit der Realität. Dies ist Sinn und Zweck der intensiven „Corona“-Inszenierung.)
Entscheidend ist – und nur dies ist entscheidend – dass wir überhaupt rational gegen jegliche Irrationalität aufstehen, denn das ist, was seit 150 Jahren kaum noch bis gar nicht mehr geschehen ist. Das einzige, was wir brauchen, ist rational, d.h. Realitäts-angebunden zu werden und daraus Entscheidungen zu treffen und Handlungsweisen abzuleiten.
Unsere gegenwärtige existenzielle Bedrohung durch Chaos und Perversion in allen gesellschaftlichen Institutionen konnte nur entstehen, weil sich rationales, realitätsverpflichtetes Bewusstsein und Urteilsvermögen zurückhalten haben und es geschehen ließen. Es waren niemals Unterlegenheit oder Schwäche, sondern Zurückhaltung und Passivität, die zu dem fatalen Übergewicht des Verrückten und Amoralischen führten, von dem wir uns heute allerorts umgeben sehen. Wir wurden besiegt, weil wir Schild und Schwert sinken ließen und nicht wieder erhoben. Nur deshalb.
Die Gründe für dieses scheinbar unsinnige Verhalten und diesen historischen Einbruch ins Morbide und Todeswütige werden wir wahrscheinlich in den Gesetzmäßigkeiten der moralischen Reifung und Bewusstseinsentwicklung finden: um Bewusstsein, Wertschätzung und Verantwortlichkeit für etwas, z.B. auch für eigene Fähigkeiten und Verpflichtungen, zu entwickeln, muss man sie nämlich einmal verlieren, um sie dann aus eigener Erkenntnis und Kraft wiederentdecken zu können. Nur dann sind sie einem wirklich zu eigen und rechtmäßiger, verlässlicher Teil der eigenen, selbst eroberten Identität.
Wenn die Engel also wollen, dass die Menschen die nächsthöhere Verantwortungsstufe für ihr Dasein und die Verwirklichung von „Kosmos statt Chaos“ entwickeln, dann werden sie es bestimmt so machen: sie schenken uns erst eine Phase des rationalen, gesunden Aufblühens, die alles bisherige überstrahlt (die Renaissance, 14.-16. Jahrhundert), und dann ziehen sie sich langsam zurück und lassen die Menschen bis in unermessliches Leid abrutschen, in dem sie erkennen müssen, was sie falsch gemacht und verloren haben. Denn die Menschen wissen in ihrem tiefsten Inneren immer, dass das Helle, Gesunde und geistig Getragene möglich ist. Sie müssen es sich dann aber selbständig erkämpfen und erobern – oder zumindest dafür empfangsbereit sein. Die Natur mit all ihren Gesetzen, die Ordnung der Dinge und die höchsten Kräfte der Schöpfung sind ja auf ihrer Seite. Der Feind ist nur ein Schatten, nicht mehr als ein Denkfehler und eine Nicht-Tat.
Unser Feind scheint zunächst die Irrationalität zu sein. Wir sehen ihre verzerrte, unmenschliche Fratze in den obersten Führungsetagen, und ihre angsterfüllte Aggressivität begegnet uns beim Einkauf im Supermarkt. Aber Irrationalität ist nichts weiter als die Behinderung oder Abwesenheit von Rationalität. Sie ist bloß eine Unterlassung, eine Auslassung, ein Mangel, ein Loch. Sie ist niemals der Gewinner irgendeines Spiels – und schon gar nicht des „Spiels“ des Lebens – sondern bloß die Verweigerung, irgendein Spiel mitzuspielen. Sie hat kein einziges eigenes Werkzeug, weil sie weder Regeln, noch Logik, noch Kausalität kennt. Sie kann uns nur mit den Waffen bedrohen, die der rationale Verstand gebaut hat. Ohne sie ist sie so hilflos und ohnmächtig wie ein gestörtes Kleinkind – und noch machtloser.
D.h. unser Feind ist das Fehlen rationaler Wahrnehmung, logischen Denkens und schlussfolgernden Entscheidens und Handelns. Sobald wir ein Spiel beginnen – irgendein Spiel – d.h. genauer gesagt: sobald wir wieder gewinnen wollen, haben all die Irrationalen, die mental Schwachsinnigen, Blinden und Tauben, schon verloren. Wir müssen nur unsere skurrile kopflose Lethargie und Angst überwinden und beginnen. Der Gegner ist – buchstäblich – vollkommen kopflos.
Unser einziger mächtiger Feind ist unsere Verwirrung, unser Zögern, unsere Passivität, unsere Apathie und Lähmung. Darüber hinaus gibt es keinen. Auch keine mächtigen „dunklen Eliten“, die die Welt regieren oder regieren wollen.
Dies ist also die gute und wichtige Einsicht für alle Kämpfer der intellektuellen und geistigen Freiheit: sie müssen sich bloß aus ihrer Lethargie erheben und gemeinsam für ihre Sache und Ziele einstehen. In dem Moment haben sie schon gewonnen. In dem Moment haben die bodenlosen Chaoten und mechanischen Angstgetriebenen schon verloren. Menschen können Affen domestizieren, nicht umgekehrt.
Dafür müssen wir aber das Licht des Verstandes wieder entzünden, hoch halten und weitergeben („From dark to light“). Dieses mag nicht das höchste Licht sein, es mag darüber hinaus sehr wohl noch hellere Lichter geben, aber für die meisten Menschen unserer Zeit ist bereits der realistische gesunde Menschenverstand so hell, dass sie eine Menge Zeit und Zuspruch brauchen werden, um aus ihren dunklen Höhlen der Verwirrung, Einbildung und Angst hervorzukommen und ihre verklebten Augen an den Glanz menschlichen Bewusstseins zu gewöhnen.
Wie wir uns auf diesen überlebenswichtigen Weg ins Helle begeben und den Boden für den gesunden und vollständigen Ausdruck unserer Wesensnatur wieder bereiten, wird Thema der folgenden Artikel sein.
Fortsetzung hier.
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Leseempfehlung zum Thema: Ayn Rand, „Philosophie – wer braucht das schon?“ und „Für den neuen Intellektuellen“
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