Gedanken zum Neustart der Welt
Prolog
Die vermehrten Hinweise einiger Leser dieses Blogs, dass die bisherigen Artikel doch eigentlich das Format, den Umfang und das Gewicht für eine oder mehrere Buchveröffentlichungen hätten, sind verständlich und berechtigt.
Dieser Blog hatte sich jedoch schon kurz nach seiner Entstehung zu einer Plattform für die intellektuelle Verarbeitung der weltlichen Offenbarungen und somit zu einer mentalen Krisenbegleitung gewandelt. Die quasi enzymatischen und katalysatorischen Gedankengänge liefen so nicht nur parallel zu der wachsenden Konfusion und Grotesque im gesellschaftlichen Zeitraffer-Zerfall, sie konnten auch nur so begleitend hilfreich sein, dass eine Buchveröffentlichung schon allein zeitlich und organisatorisch den Hauptsinn der Texte konterkariert, wenn nicht sogar ganz zunichte gemacht hätte. Man hätte dann irgendwann nach der ganzen Bedrängnis und Eskalation von dem zu lesen gehabt, was als mentale Arznei nur währenddessen hätte beruhigend und klärend wirken können. Wenn nicht sogar stärkend und entwicklungsfördernd bei richtiger Anwendung der gedanklichen Enzyme auf die Merkmale und Elemente des äußeren Zerfalls.
Im Rückblick auf die zwei wohl sich ergänzenden Prozesse – den gesellschaftlichen Zerfall ins Elementare, Chaotische bis hin zum grob Gewalttätigen und Anti-Geistigen einerseits und den Entstehungsprozess dieser Blog-Texte andererseits – lässt sich erkennen, was überwiegend automatisch entstand und höchstens sporadisch auch intentional gestützt war: dass nämlich jede Bewegung nach unten durch eine antagonistische Bewegung nach oben in ein Gleichgewicht gebracht wurde oder zumindest werden konnte. Um dieses Gleichgewicht ging und geht es essentiell in den entstandenen Texten. Sicher werden dem ein- oder anderen Leser noch viele weitere Komplementäre und Polaritäten zwischen den Artikeln in ihrer Reihenfolge und dem sich zuspitzenden Weltgeschehen auffallen.
Die grundsätzlichste Polarität dürfte jedoch wohl die sein, dass während sich um uns herum die Unbewusstheit in alle Breiten und Winkel produzierte, inszenierte und ausdehnte, die Artikel dieses Blogs eher einer Sammlung und Bündelung dienten, die Bewusstheit fördern. Damit einher gehen dann natürlich auch die Folgen dieser Grundgegensätzlichkeit: Beschleunigung vs. Verlangsamung, Deflexion vs. Reflexion, Ablenkung vs. Fokus, Symptom-Spektakel vs. Ursachenanalyse und Informationsflut vs. Verstehen. Wichtig und notwendig für eine zunehmend integrierende (d.h. auch verstehende) Sicht auf die Geschehnisse ist jedoch der exakte Mittelpunkt zwischen diesen Gegensätzen, der, wie der Achsenpunkt einer Waage, in vollkommener Ruhe bleibt, egal wie vehement oder übergewichtig die Arme nach links oder rechts ausschlagen. Bewusstsein kann sich nur als Orthogonale aus diesem mittleren Ruhepunkt heraus entwickeln, von dem aus beides wahrgenommen und in ein Gesamtbild neu zusammengefasst wird.
Der Resonanz nach zu urteilen ist das Bedürfnis nach Höhe und Adlerperspektive, also nach Erfassung und Benennung von Zusammenhang, Bedeutung und Sinn (Richtung) größer denn je (und größer als nach Trost!). Ich jedenfalls brauchte sie.
Wir werden uns auch nicht zu wundern haben, wenn die Menschen, sobald man ihnen demnächst die unermesslichen Abgründe von Grausamkeiten und Monstrositäten, vor allem der sadistischsten Quälereien und Ritualmorde an kleinsten und jüngsten Kindern durch die Hände so gut wie aller Protagonisten von Weltherrschaft aufs Allerdeutlichste beweist und vor die Augen hält, wenn die Menschen dann reflexartig und intuitiv nach der Bibel greifen, die sie zunächst aber ganz hilflos in den Händen halten werden, oder wenn sie dann in die Kirchen und Gottesdienste strömen, wo sie vermutlich erst einmal nichts anderes bekommen werden als die Erinnerung daran, dass wir Menschen in allem, was wir tun und erleben, immer in den Händen einer unverletzten Ganzheit liegen und auch immer lagen. Wir werden die Abgründe und ihre immense Finsternis nur in dem Maße ertragen und tragen können, in dem wir auch nach oben in die entsprechenden Über-Hierarchien und zu ihrem Licht Bezug und Vertrauen haben. Denn tragen werden wir es müssen. Nur, dass die meisten dafür unendlich viel Unterstützung brauchen werden – von oben.
Es sei in Bezug auf das gleiche Prinzip der Polarisierung und Mitten-Findung an dieser Stelle auch darauf hingewiesen, dass die Befreiung von und der Ausstieg aus der Gefangenschaft im mystischen, emotional-sozialen Bewusstsein, welche das ursächliche Grundproblem unserer Zeit und Gesellschaft ist, nur möglich ist durch eine aktive Förderung und Nutzung der sogenannten „negativen“ Emotionen. Um – als Erwachsener – aus dem versiegelten Kreis der sozialen Abhängigkeit (im Denken und Entscheiden) zu entkommen, braucht es so viel Wut, Groll, Zorn, Hass, Antipathie, Feindseligkeit, Aggressivität und Kampfbereitschaft wie wir nur irgendwie aufbringen können. Der kritisch Denkende wird sich auch fragen, warum uns diese Emotionen innerhalb des kranken und nun zerfallenden Systems am meisten ausgeredet, sanktioniert und tabuisiert wurden. Auf der Gegenseite, die man uns mit Friedlichkeit, Harmonie, „Liebe“, Herzlichkeit, Freundlichkeit und geregeltem Wohlbefinden – letztlich immer mit einer naiven Form von Kindlichkeit – schmackhaft machen will, müssen wir mit mentaler Unselbständigkeit und sozialer Abhängigkeit bezahlen, die nur solange angenehm sein werden, wie man uns pflegt und in Ruhe lässt. Verteidigen können wir uns in dem Zustand nicht – und erwachsen werden auch nicht. Wir müssen uns nur umsehen, um das zu erkennen.
Die Spurenelemente von Zorn und Schärfe in einigen Artikeln dieses Blogs, die manche Leser für Symptome emotionaler Inkontinenz halten, kommen nicht im geringsten an die Dosierungen heran, die es braucht, um sich aus einem emotional (d.h. durch Angst) und sozial (durch Prägung) beschränkten Selbst- und Weltbewusstsein heraus zu sprengen. Emotionalität ist eine der einfachsten und verlässlichsten Mechanismen der „Matrix“, den Menschen klein, blind und fügsam zu halten.
Ein gesundes sechsjähriges Kind kann ein mentales Ich- und Welt-Bewusstsein selbstverständlich auch ohne den Sonder-Aufwand negativer Emotionen innerhalb von 6-8 Jahren entwickeln. Aber ein Erwachsener, dem diese Entwicklung mit 30, 40 oder 60 erst noch bevorsteht, hat keine andere Chance, als sich den Weg nach oben durch seine jahrzehntelangen Blockaden, Lähmungen und Vermeidungsmechanismen frei zu sprengen. Und auch das ist ohne Begleitung und individuelle Unterstützung von außen reichlich unwahrscheinlich. Alles andere ist illusorisch. Bewusstseinsöffnung ist – je später sie beginnt, desto mehr – ein anstrengender, riskanter und fragiler Prozess, der jederzeit stocken, anhalten und abrutschen kann.
Ein weiterer Irrtum ähnlicher Art liegt vor, wenn Gedankengänge dieses Blogs als Schuldzuweisungen oder Verurteilungen gelesen werden. Nichts liegt der Intention zu diesen Artikeln ferner als jene Form der affektiven und übereilten Abwehr oder Umgehung von Tiefenverständnis und Selbstbeteiligung. Jenseits von Schuld- und Sühnefragen sind alle diese Essays eben Versuche, die Zusammenhänge des Weltgeschehens mit dem Werdegang der Menschheit und vor allem die wichtigsten und verkanntesten Knotenpunkte dieser Verknüpfungen begrifflich – und zuweilen bildlich, erfahrungsnah – fassbar zu machen. Dass solche ausgesprochenen Gedanken wie immer jeder Art Fehllesung und Missdeutung ausgeliefert sind, sollte den offenen und verständnissuchenden Leser ebenso wenig beeindrucken wie den Autor.
Weder Schuld- (oder Verantwortungs-) noch Ursachen- und Motiv-Fragen können dem Phänomen der weltbewegenden und menschheitserschütternden Geschehnisse gerecht werden. Das gilt für die großen Jahrtausend-Umwälzungen, wie wir sie jetzt erleben, ebenso wie für das kleinste Alltags-Ereignis des Einzelnen. Die Abgründe, in die die Menschheit über Jahrhunderte, vielleicht über Jahrtausende hinweg hineingerutscht ist, sind durch keine noch so intelligenten Schurkereien oder Kabalen erklärbar. Niemandem, weder Einzelnen noch Gruppen, kann man die Schuld daran geben, wenn man sich nicht den Vorwurf einholen will, naiv, kurzsichtig und oberflächlich zu sein.
Mit einiger Berechtigung könnte man die Menschen nach ihrem Grade des Mitmachens oder Widerstand-Leistens gegen diesen Abwärtssog beurteilen. Man wird schnell erkennen, dass diese Merkmale auf einer seelischen und charakterlichen Reife beruhen, deren Wurzeln wiederum schwer zu greifen sind. Wir können nur feststellen.
Der lange, historisch extrem kleinschrittige Niedergang menschlicher Kultur, dessen letzter, seitdem nicht mehr gebremster Abwärtsschwung seit der europäischen Renaissance zu diagnostizieren ist, zeigt eine Einheit und Totalität, die von Menschen oder anderen Wesen niemals zu erzeugen wäre. Die Ursachenebene für diesen Weg der Menschheit durch die Hölle ihrer eigenen Geistlosigkeit und Selbst-Verzweiflung bis hin zur Selbstzerstörung kann gar nicht auf dem Niveau menschlicher, technischer, organisatorischer oder unternehmerischer Werkeleien gefunden werden. Wer letzteres glaubt, hat die Maßstäbe völlig aus dem Auge verloren und muss leidend in die Welt blicken, wie ein Kleinkind, das sich fragt, warum Papa und Mama den Regen nicht abschalten können, wenn doch heute ein Picknick geplant war.
Eine der Erkenntnisse, die sich wie ein roter Faden durch die Texte dieses Blogs zieht und gar nicht häufig und intensiv genug betont und ausgelegt werden kann, ist die, dass wir Menschen nur Teil, nur Mitgeführte und Eingebettete in diesen Geschehnissen sind, welche sich aus der Natur und Notwendigkeit der Menschheit zwangsläufig ergeben und damit auf einer alles umrahmenden Höhe gut und sinnvoll sind. Von dort aus betrachtet ist die zunehmende Dominanz der universalen, alles übergreifenden geistigen Kräfte der Zerreißung und Zerlegung ebenso unvermeidbar wie die Kehrtwende eines Tages (für uns: jetzt) in ein neues schöpferisches, aufbauendes Äon. Nicht diese großen Notwendigkeiten, in deren Verlauf die aktuelle Chaotisierung und Neuformung sich wie eine anstrengende, auch riskante, aber erforderliche Pubertät der Menschheit ausnimmt, liegen in unseren Händen, sondern nur, welchen Bezug wir – jeder Einzelne für sich – dazu entwickeln können. Uns zum sofortigen Handeln aufgerufen oder zur ohnmächtigen Unterlegenheit unter die Willkür anderer verdammt zu fühlen, sind nur zwei und sehr kurzsichtige Varianten eines solchen Bezugs. Die Texte dieses Blogs versuchen Alternativen in Worte zu fassen, die uns die Ganzheit und Vollständigkeit des Geschehens zumindest erahnen, wenn nicht sogar schon an einigen Zipfeln greifen lassen – und uns somit unserer eigenen Ganzheit und Vollständigkeit näher bringen.
Aus all dem Gesagten ergibt sich bereits, dass die Texte dieses Blogs nicht gegen etwas arbeiten, sondern sich nur sehr explizit gegen-über stellen, nämlich dem Ein-Seitigen des Gewohnten und kulturell/sozial Auferlegten. Dazu gehören auch eine Klarheit, Differenzierung und Tabufreiheit, die auf der gegenüberliegenden Seite der sozialen Anpassung und mentalen Vernebelung höchst ungewohnt sind und – verständlicherweise – als Angriff empfunden werden. Erst aus der standhaften und beständigen Gegenüberstellung kann jene Mitte erkennbar und bewohnbar werden, in der wir zur Ruhe, zu Verständnis und später vielleicht sogar zu Ein-Verständnis kommen können.
Aus diesem Ziel der Neu-Ausrichtung und inneren Aufrichtung ergibt sich der Maßstab, dem diese Texte versuchen, so gerecht als möglich zu werden, um richtig zu sein: Aufrichtigkeit.
Dem Bösen in die Augen schauen
Es fordert einen sehr hohen Grad an Reife, um ein Verständnis des Bösen zu entwickeln. Der Grund dafür liegt nicht so sehr darin, dass das Böse schwer zu verstehen sei – das ist es nicht – sondern darin, dass das Erkennen des Bösen so schwer mit Passivität, Nachlässigkeit, Achtlosigkeit und vor allem Bequemlichkeit vereinbar ist. Wenn man das Böse anfängt zu sehen, hat man grundsätzlich nur noch zwei Möglichkeiten: entweder man kämpft dagegen oder man schließt sich ihm an. Zur letzteren Option gehören auch alle Leugnungs- und Marginalisierungsreaktionen, denn sie stellen bloß die Unterwerfungsvariante des Übertritts dar. Die Passiven sind die Bewegungsmasse des Bösen.
Warum? Weil die Wurzeln des Bösen in Passivität und Unterlassung liegen. Nämlich in der Unterlassung, Integrität, Gesetzmäßigkeit (auch bzgl. Naturgesetzen) und Ordnung, mit anderen Worten die Herrschaft des Geistes über die Materie zu schützen und zu erhalten. Das Böse ist das Ergebnis einer Erschlaffung, eines Zerfalls, der so giftig wurde, dass er sich gegen das Gesunde und Integere wendet. Das Böse ist eine Steigerung des Kranken, weil es über die Degeneration hinaus noch Destruktivität umfasst.
Das Böse nicht erkennen zu können, ist kein moralisches Vergehen. Das Territorium von Moral beginnt erst dort, wo eine Entscheidung möglich ist. Um gut oder böse handeln zu können, muss man eine Instanz der Entscheidung und der Kontrolle über das eigene Verhalten haben. Ein Kind ist noch jenseits von Gut und Böse in dem Maße, wie es noch aus Bedürfnissen, Impulsen oder Reaktionen heraus lebt. Erst mit der Fähigkeit zur Verhaltenshemmung (also etwas absichtlich nicht zu tun) und zu intentionaler Aktivität, beginnt die Kapazität zum moralischen Handeln und damit zur Schuldfähigkeit.
Die Fähigkeiten zur Selbstkontrolle bestimmen auch darüber, wie groß das Verlangen danach ist, andere und die Welt zu kontrollieren. Je mehr ich mich selbst steuern kann, desto weniger bin ich darauf angewiesen, andere zu steuern und zu benutzen. Umgekehrt unterliegt der disziplinlose, unkontrollierte und unbeherrschte Mensch ständig dem Zwang, seine Umwelt an seine Bedürfnisse und Gelüste anzupassen, da er anders Reibung und Frust nicht vermeiden kann.
Wir greifen nur an den Stellen zur Manipulation und Beeinflussung anderer, an denen wir selbst ausgeliefert und kontrolllos sind – ansonsten gäbe es überhaupt keine Motivation. „Das ganze Universum“ oder „alle Menschen“ oder ersatzweise „die Märkte“, „das Finanzwesen“ oder Regierungen kontrollieren und beherrschen zu wollen und dafür seine ganze Lebensenergie aufzuwenden, muss also auf der anderen Seite ein ungeheures Maß an Ohnmacht, Hilflosigkeit und Abhängigkeit zur motivierenden Grundlage haben.
Der Scheideweg zwischen der lichten und der dunklen Seite der Macht liegt psychologisch an der Stelle, wo wir uns der Selbstkontrolle befleißigen könnten oder uns stattdessen für den nachlässigeren, bequemeren Weg der Weltmanipulation entscheiden. Der letztere Weg enthält ein sich-Abwenden von einem Teil unserer selbst – dem Teil, den wir nicht regulieren können und zumeist auch gar nicht sehen wollen, z.B. weil wir einen Schmerz, der damit verbunden ist, nicht aushalten können.
Ist das noch freiwillig? Wenn wir die subjektive Wahl haben, von einem Schmerz überwältigt zu werden oder unserer Umwelt Zaumzeug anzulegen, ist dann nicht die Entscheidung für die Macht im Außen primär eine Selbstrettung? Daran kann nichts Unmoralisches sein. Wer seine Integrität nur dadurch retten kann, dass er etwas Überforderndes abschaltet, dem kann man die Abschaltung nicht als moralisches Vergehen anrechnen. Die Selbsterhaltung ist nicht bloß biologisch, sondern auch ethisch das unterste Fundament für jeden Maßstab von Gut und Böse. Die Selbstvernichtung zu bevorzugen, um etwas Anderes, Fremdes zu retten, ist hingegen der Inbegriff von Unmoral. Es ist eine sinnlose Selbstvernichtung.
Wir müssen die Frage am Scheideweg zwischen Gut und Böse oder zwischen der lichten und dunklen Macht also anders stellen: wir müssen fragen, was gerettet oder bewahrt werden soll und zu welchem Preis. Die körperliche Unversehrtheit zu retten und dafür mit psychischer Zerrüttung zu bezahlen ist nur dann sinnvoll, wenn die körperliche Rettung die Vorbedingung dafür ist, dass die seelische Verletzung später wieder geheilt werden kann – das ist das Prinzip der schützenden Traumareaktionen, die uns in Extremsituationen das nackte Überleben sichern, weil alles andere dann – im Idealfall – später „repariert“ werden kann. Jedoch eine Verletzung der Hand zu vermeiden, indem man sein Herz hinhält, wäre wahnsinnig. Ebenso wahnsinnig ist es, den Verstand aufzugeben, um emotionalen Schmerz zu vermeiden. Sein Leben zu opfern ist nur dann moralisch sinnvoll, wenn die Option weiter zu leben nicht mehr zu ertragen wäre – z.B. weil man mit einer Schuld oder einem Schmerz leben müsste, die nicht auszuhalten sind.
Böse ist eine Entscheidung erst dann, wenn die Möglichkeit einer moralisch richtigen und guten Handlung ausgeschlagen wird aufgrund niederer Beweggründe wie z.B. Bequemlichkeit, Gleichgültigkeit, Fahrlässigkeit, Schmerzvermeidung, Gier, Neid und Missgunst oder Emotionen wie Zorn, Angst, Eitelkeit oder Appetit. Technischer ausgedrückt beginnt das Böse immer da, wo eine Integrität oder Intaktheit zerstört wird ohne dass ein moralisch höherwertiger Grund dafür vorliegt – z.B. das nackte Überleben oder andere existenzielle Notwendigkeiten. Deshalb gibt es in der Natur das Böse nur im und durch den Menschen, denn alles andere beruht auf Notwendigkeit und Gesetzmäßigkeit.
Der Mensch hingegen kann als Mensch nur soweit leben und überleben, wie er sich der Entscheidung zwischen Gut und Böse stellt, denn er muss zum Überleben absichtlich handeln – ganz zu schweigen von dem Erhalt eines Lebensstandards in einer Zivilisation der Hochtechnologie. Das ist weder bequem noch einfach, denn es fordert eine rationale Auseinandersetzung mit sowohl allem Gegebenem, das wir vorfinden, als auch mit allem Gestalt- und Machbaren, dass uns möglich ist. Im Leben eines Kindes sind die moralischen Entscheidungssituationen meist recht überschaubar und lassen sich noch durch simple Verhaltensgrundregeln lösen, z.B. „Sei höflich zu allen Erwachsenen“ oder „Nimm anderen Kindern nicht das Essen weg“ oder „Tu das, was die Eltern und Lehrer sagen“. Ein Erwachsener müsste sich davon lösen, den Vorgaben anderer zu folgen und seine eigenen Begründungen für seine Handlungen finden. Ansonsten ist es ein reines Zufallsspiel, ob er guten oder bösen Herren dient.
Gut und Böse sind jedoch nicht symmetrisch! Man kann sich nicht mit dem gleichen Ausmaß an Freiheit für das Böse entscheiden wie man sich für das Gute entscheiden würde. Eine Handlung kann nicht zufällig oder „aus Versehen“ gut sein, denn es fehlt ihr der Aspekt der begründeten Intentionalität. Eine Handlung kann aber sehr wohl zufällig oder „aus Versehen“ böse sein. Einer bösen, d.h. zerstörerischen, gegen das Leben gerichteten, Intention können wir verfallen allein durch Nachlässigkeit, Unachtsamkeit oder Dummheit. Aber man kann sich nicht für das Böse entscheiden. Dem Bösen unterliegen wir aus Mangel an Entscheidungen. Man kann sich für eine Bequemlichkeit, für eine widernatürliche Bereicherung oder für eine unmoralisch ergatterte Macht entscheiden, aber das Böse ist immer nur das, was durch ein solches Vergehen als Abspaltung, als Loch oder Vakuum entsteht und dadurch die Ganzheit zerstört. Wollen kann man das nicht, nur in Kauf nehmen.
Das Böse dieser Welt ist das Ergebnis von solchem meist völlig blindem in-Kauf-Nehmen, das stets einhergeht mit Nachlässigkeit und Unterschätzung (nämlich der spaltenden und zerstörenden Kräfte), welche wiederum die Symptome einer eklatanten Selbstüberschätzung sind. Selbstüberschätzung entspringt aus Verblendung und Isolation. Diese Kombination wird meist als „Ego“ bezeichnet, stellt jedoch bloß eine krankhafte Aberration und „Zuschnürung“ des Egos dar, welches an sich eine notwendige und gesunde psychische Struktur für den Kontakt mit der Welt ist.
Die Geschichte der Menschheit mindestens der letzen 150 Jahre, insbesondere die der Deutschen und unter ihnen wiederum ganz besonders die der deutschen Denker und Intellektuellen, ist die Geschichte dieser Nachlässigkeit und Verblendung welche sich zu nichts weniger auftürmten als zur Hölle auf Erden. Und zwar zu einer so flächendeckenden Hölle ohne Unterschlupf für Rückzüge derart, wie sie den Heiligen und Nicht-ganz-so-Heiligen im Zeitalter der Klöster und Schlösser noch möglich war, dass eine weitere auch noch so kleine Nachgiebigkeit zur vollständigen Vernichtung des Restes an gesunder Menschheit geführt hätte: das Böse hatte die Steuerung der ganzen Menschheit übernommen, indem es sich als Lähmung in alle Köpfe gesetzt hatte.
Der ganzen Menschheit? Nein. „Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten“ usw. Würden sich aber diese „Gallier“ nicht ermannt haben, der alles dominierenden Hydra den Kopf abzuschneiden, dann wäre menschliches Leben schon seit ein paar Jahren nicht mehr möglich auf diesem Planeten. (Ergänzender Hinweis für die New-Age-Träumer: einen anderen gibt es nicht.)
Die gesamtkulturelle Vereinnahmung des Denkens zunächst von falschem, dann von unredlichem und schließlich von anti-intellektuellem und irrationalem Denken führte dazu, dass der Feind der Menschheit sich nicht mehr bloß aus basalen Grundtrieben erhob, sondern sich in das Gewand von Intellektualität, Analytik und pseudo-.Rationalität kleiden konnte. Und wer hätte dieses Gewand durchschauen müssen? Die Intellektuellen, allen vorweg die Philosophen, also jene Berufs-Denker, die das Denken selbst als Fach haben. Sie stellen den intellektuellen TÜV und das mentale Abwehrschild der Gesellschaft dar. Ich habe das im vorhergehenden Artikel schon ausgeführt. Es ist ihr Versagen in dieser Rolle, das dazu führte, dass heute bis auf wenige Ausnahmen ein akademisch ausgebildeter Mensch keinen Zugang mehr zu einer wesensverankerten Ethik und selbständigem rationalem Denken hat. Und in Folge die ganze Kultur nicht mehr. Denn von wem wird sie geprägt, von wem werden ihre Grundideen gefiltert, ausgewählt und verbreitet, wenn nicht von ihren Denkern?
Und es ist diese akademische Schicht, die jede Fähigkeit und jeden Mut verloren hat, dem Bösen ins Auge zu sehen. Warum? Weil sie sich dann für das Gute entscheiden müsste und sich ansonsten ihrer Unterwerfung unter das Kranke und Böse bewusst würde. Ihre einzige Lösung für dieses Problem bestand über die letzten sieben oder mehr Generationen darin, wegzuschauen, sich abzulenken und zu betäuben – Fähigkeiten, die sie soweit perfektionierte, dass wir in den ersten zwei Jahrzehnten des sogenannten einundzwanzigsten Jahrhunderts in einer Kultur der vollständigen Entfremdung, Hörigkeit und Entmenschlichung angekommen sind. Wenn das „Dritte Reich“ noch ein Experiment war, das angeblich scheiterte, dann sind wir heute das vollständig erfolgreiche Endresultat – denn wir verstehen es nicht mehr, können es nicht mehr verstehen und wollen es nicht verstehen. Unser Wegschauen ist so total geworden, dass es einen Krieg gar nicht mehr braucht – wir haben schon lange alles verloren, mit dem wir hätten kämpfen könnten. Deshalb könnten wir nicht einmal mehr kämpfen für den kleinen Rest an Menschlichkeit, der uns noch blieb. Dem modernen geistigen Kulturprodukt bleibt nur noch das Wegschauen und jedem, der trotzdem daran erinnern würde, das Wort zu verbieten oder die kalte Schulter zu zeigen. Das ist der nie endende Krieg, in den wir verwickelt wurden: jeder gegen jeden, aber niemand gegen unsere Feinde.
Damit ist die Frage nach der Ursache unserer so massiven Demoralisierung und mentalen Hilflosigkeit bis zur modernen gegenseitigen Zerfleischung aller gegen alle beantwortet.
Und nein, die Ursache des Niedergangs sind nicht jene sprechenden Marionetten oder Institutionen, die sich als Handlanger und Werkzeug der Zerstörung anboten und noch heute anbieten. Auch nicht die diabolisch und kannibalisch besessenen (phönizianischen) Familienclans, die sich die Schwäche der Menschheit bloß zunutze machten, um sich in immer kürzeren Intervallen dem Rausch der Zerstörung von immer jüngerem Leben hinzugeben. Diese Eiterbeulen und Geschwüre der Menschheit sind nicht die Ursache der Krankheit, nach der ein guter Menschheitsarzt an erster Stelle forschen muss.
Die Ursache ist das Wegschauen. Das Wegschauen allein ist die Bruthöhle des Bösen.
Heilung
Dies ist kein Krieg im üblichen Sinne. Wir befinden uns nicht mehr im Krieg. Wir befinden uns am Anfang eines sehr tiefgreifenden Heilungsprozesses. Und Heilung wird eingeleitet durch Schmerz.
Eine kleine Gruppe von Menschen, ein „kleines gallische Dorf“ rettet die Welt. Warum? Weil sie sonst zusammen mit ihr untergegangen wären. Man kann einen hypertrophierenden Feind nicht endlos auf Distanz halten. Irgendwann muss man ihn vernichten. Sonst vernichtet er einen oder das chronische Kämpfen-Müssen zermürbt uns.
Machen wir uns dieses also deutlich, was im Moment noch am allerwenigsten verstanden und benannt wird: Wenn Menschen mit mindestens drei- wenn nicht vier- oder gar fünfdimensionalem Ich- und Welt-Bewusstsein sich aufraffen gegen eine herrschende Masse von eindimensionalen Wesen, dann haben die Eindimensionalen mittelfristig überhaupt keine Chance. Die große Hürde für uns Menschen war niemals der Krieg gegen sie, sondern zu erkennen, was unser Feind ist und uns dann zu entscheiden, gegen ihn aufzustehen. Unsere Hürde, die wir zu überwinden hatten (und die meisten noch haben), ist unsere Blindheit gegenüber aller irdischen Macht und in wessen Hände sie geraten war.
Die große Herausforderung der Weißhüte war nicht, die Macht zu übernehmen, sondern auf einem vollständig verminten Planeten so gegen die Niederwesen zu kämpfen, dass der Kollateralschaden bei den Menschen so gering wie möglich ausfällt. Dies ist kein territorialer Krieg, dies ist ein chirurgischer Eingriff in die Lebenswelt der (zu rettenden) Menschen – geographisch, politisch, medial, kulturell und psychisch-mental. Wobei letztere zwei Dimensionen die schwierigsten und entscheidenden sind, denn was die aktiven Weißhüte schon hinter sich haben, nämlich die Erkenntnis der Jahrhunderte wenn nicht Jahrtausende alten menschenfeindlichen Kräfte, die die Menschen beschränken und beherrschen – diese Erkenntnis müssen die übrigen Menschen auch erst noch haben. Um dann, jeder auf seine Art, gegen sie aufzustehen und den Wechsel der Macht in menschliche (d.h. mindestens dreidimensional-bewusste) Hände zumindest zu akzeptieren, wenn nicht sogar zu fördern.
Diejenigen also, die wir nun die Menschheit an vorderster Spitze retten sehen, sind deshalb nicht in erster Linie Soldaten oder Generäle, sondern Ärzte und Heiler. Die Generäle und Soldaten arbeiten für diese Ärzte. Sie leisten die notwendigen chirurgischen Eingriffe, um die Giftquellen zu entfernen und die Eiterbeulen aufzuschneiden. Sie leiten die Entgiftung und Entschlackung ein. Und damit das Fieber. Aber ein guter Arzt kämpft nicht gegen Krankheit – das ist der Jargon der Krankheit selbst, welche sich seit geraumer Zeit auch „Medizin“ nennt – ein guter Arzt kämpft für die Gesundheit. Ein guter Arzt hat keinen Feind, sondern nur Gesetzmäßigkeiten, denen er sich unterstellt und die er nutzt, um Ordnung wiederherzustellen. Da er das Leben auf seiner Seite hat, gibt es keine reale Gegenseite – höchstens die Illusion, welche aber dem Leben untergeordnet und ihm gegenüber ohnmächtig ist.
Unter dem Deckmantel einer erfundenen Virus-Pandemie konnte das Fieber und damit die Selbstreinigung des Menschheitskörpers eingeleitet werden. Und das ist die Therapie für die Menschheit: die Krankheit des Illusionären wird mithilfe einer illusionären Krankheit entmachtet. Gleiches wird mit Gleichem wieder ins Gleich-Gewicht gebracht. Die Lüge wird entlarvt durch noch übertriebenere und überspitztere Lügen. Der Betrug wird ans Licht gebracht, indem man die Betrüger hinters Licht führt. Die Massenmörder und Kinderschlachter werden in ihrer namenlosen Masse hingerichtet durch jene Waffen und Soldaten, die sie glaubten, nur für sich aufzubauen und zu fördern. Die Millionen Mitläufer werden zu immer gehorsamerem und selbstverleugnendem Mitlaufen bis zum totalen Stillstand gezwungen, wo sie dann atemlos wieder zu Sinnen kommen können. Die Ängstlichen bekommen ihre schlimmsten Fantasien als fantastische neue Realität medial serviert bis sie sie ohne Angst sehen und verstehen können.
Und die vom Virus des Gehorsams und der Unterwerfung vollständig Gelähmten bekommen schließlich noch ein virales und tödliches Gift gespritzt mit der ultimativen Lüge, das Gift und ihr Gehorsam seien zu ihrem Schutz. Was die Menschheit seit Generationen erleiden muss, nämlich die mentale Vergiftung durch die Idee, es gäbe keinen Geist oder wenn doch, dann sei er wirk- und bedeutungslos – diese mentale Vergiftung müssen die meisten Menschen erst noch physisch durchleben: die körperlich, meist tödliche Vergiftung durch eine Lüge und die mentale Vergiftung ihrer krankhaften Folgsamkeit. Die „Impfung“ ist nicht zu ihrem Schutz, sondern zum Schutz der Übrigen, deren Leben von den Willenlosen und Gewissenlosen erstickt wurde. Der tatsächliche Illusions-Virus wird durch eine Virus-Illusion vernichtet.
Engelspädagogik
Die Empörung ist zunächst groß, wenn man bemerkt, dass man nach Strich und Faden betrogen wurde. Auch die Verzweiflung ist groß, denn man kann erstmal nichts anderes tun, als die immense Ohnmacht zu spüren, mit der man sich als soziales Wesen einer dumpfen, blinden und trägen Gemeinschaft ausgeliefert glaubt. Natürlich wollen wir zuerst all jenen Mitläufern die Schuld geben, die an dem Betrug aktiv teilgenommen und davon irgendwie profitiert haben – und sei es auch nur in der Form ihres sedierten Halbschlafs oder ihrer uferlosen Selbstüberschätzung. Was wir dabei aber noch nicht sehen, ist, dass alle Teilnehmer dieses großen Schlafes von ihm eingewickelt, betäubt und gesteuert wurden. Egal wie tief wir in die Macht-Strukturen und Privilegien-Logen innerhalb dieses Koma-Systems eindringen, wir finden nur immer tiefer Schlafende und immer finsterer Träumende – aber keinen Morpheus, keinen, der den Schlaf gemacht oder verursacht hat.
Die scheinbar so mutigen Aufklärer, die sich von Schleier zu Schleier durchkämpfen und dabei unbedingt bis neun zählen wollen, sind doch wohl noch nicht mutig genug, um zu sehen, wer diese Schleier gewoben und wer die Traumfiguren erzeugt hat.
Das ist ebenso intelligent wie zu glauben, dass die Figuren auf einem Schachbrett Krieg gegeneinander führten ohne zu fragen, wer sie bewegt und unter welchen fixen Gesetzmäßigkeiten sie bewegt werden. Solange man nur auf das Schachbrett starrt, wird man vielleicht hoffen, dass der weiße Springer stark genug ist, den schwarzen Turm zu erschlagen. Oder man wird versuchen, die Strategie der schwarzen Königin zu verstehen und darum beten, dass die weiße Königin dagegen etwas in petto hat. Solange man sich nur die Hierarchien auf dem Brett – also innerhalb der Traummatrix – anschaut, hat man die Ebene der Ursachen und Bewirkungen noch gar nicht erkannt und somit keine Chance, das Vorgehen und seinen Zweck zu durchschauen. Die Bewegungen der Figuren auf dem Brett müssen dann immer magisch und unerklärlich wirken.
Der psychische Vorteil dieser Kurzsichtigkeit, mit dem sich die Aufklärer des rein Machtpolitischen umgeben, ist der Schutz davor, einen Bezug des gesamten Geschehens und seiner Logik zu sich selbst zu erkennen.
Exkurs: 9 Schleier x 11 Bewusstseins-Portale = 99 Luftballons
Auf der Welle der System-Update-Panik surfen zunächst einmal jene Zeitgenossen ein Stück oben auf mit, die zwar für Langzeit-Turns keine Ausstattung haben, aber von der erwachenden Desorientierung profitieren, indem sie sich selbst und ihre frei flotierenden Rettungsbojen zu Leuchttürmen und Rettungsbooten erklären. Auffällig dabei ist die häufige Aromatisierung der eigentlich geo-politischen und macht-politischen Investigativ-Berichte mit emotional-mythischen („spirituellen“) Geschmacksverstärkern. Dass diese beiden Themenbereiche auf diesem Niveau so viel miteinander zu tun haben wie eine Sonntagspredigt mit den aktuellen Preisen auf dem Gemüsemarkt, scheint dabei niemanden zu stören.
Das Phänomen als solches ist jedoch relevant. Offensichtlich geht das wachsende Interesse an den tatsächlichen Begebenheiten rund um die Hebel der Weltsteuerung mit einem zunehmenden Bedürfnis nach nicht-politischen und vor allem grundsätzlicheren, d.h. zeitloseren und abstrakteren Erklärungen und Zusammenhängen einher. Anscheinend trifft man beim ernsthaften Studium der realen Machtverhältnisse auf unserem Planeten immer häufiger auf Fakten und Erkenntnisse, die mit den uns gängigen Axiomen über die Welt und die Spezies Mensch nicht mehr vereinbar sind.
Die meisten Menschen sitzen diesbezüglich in einem sehr bequemen Sessel, denn sie haben gelernt, bei Konflikten zwischen Fakten und ihren Vorannahmen oder Prämissen stets ihren Prämissen und Konzepten den Vorrang zu geben und dafür Wahrnehmung, Fakten, Informationen und Logik selektiv und grundsätzlich zu leugnen oder zu ignorieren. Somit können sie ihr Weltbild und derweil auch eine trügerische Ruhe erhalten, indem sie sich immer weiter von der einzig existenten Realität abkoppeln und ihre Aufmerksamkeit nur noch auf das Virtuelle und die kollektiv sanktionierte Fiktion richten, die mit vertrauten Kostümen und Signalen beruhigen.
Einer marginalen, aber wachsenden Minderheit scheint dies seit mindestens zwei Jahren nicht mehr zu gelingen. Einige eklatante Offensichtlichkeiten haben so große Löcher in die Matrix ihres Weltbildes gefressen, dass sie von den üblichen Beruhigungs-Formeln und gelernten Glaubensbekenntnissen nicht mehr zusammengehalten werden kann.
Und eine sich auflösende Wahrnehmungsmatrix ist das Schlimmste, das einem Menschen widerfahren kann. Denn es bedeutet, dass er die Orientierung verliert und nicht mehr sicher durch die Welt der Tatsachen und Konsens-Realitäten navigieren kann, sondern sich vollkommen unberechenbaren, unzusammenhängenden und überwältigenden Kräften ausgeliefert sieht, die für die meisten noch durch vertraute, sozial anerkannte Erklärungsmodelle geleugnet, retuschiert oder überdeckt werden, also unsichtbar sind.
Auf der Suche nach neuen Orientierungspunkten greift er also nach dem Prinzipiellen, nach Grundsätzlichem oder nach Erklärungsstrukturen, die sich auf einer Ebene bewegen, die von Fakten und unmittelbarer Wahrnehmung unabhängig verlässlich sind. Nicht selten landet er dann bei Konzepten und Vorstellungen, die aus der „heilen Welt“ des kindlichen, vor-begrifflichen Bewusstseins erwachsen sind und dadurch zwar haltgebend und beruhigend wirken, jedoch der Komplexität , der Vielschichtigkeit und vor allem der ineinandergreifenden Verzahnung der tatsächlichen Welt nicht gerecht werden.
Eine der Ideen, die dabei immer wieder nach oben gespült werden, ist die der alles (auf-) lösenden, befreienden und klärenden „Liebe“. Was damit gemeint ist, wird geflissentlich nie greifbar gesagt – man tut so, als müsste jeder schon wissen, was gemeint ist, und spielt damit also auf eine Erfahrung oder vielmehr eine – meist kindliche – Sehnsucht an, die tatsächlich den meisten bekannt sein dürfte, jedoch ebenso bei den meisten im prä-konzeptuellen Bewusstseinsraum und somit jenseits von Differenzierung und Begreifbarkeit liegen geblieben ist. Es geht dabei um ein Gefühl. Gefühle sind Aggregationen von psychosomatischen Zuständen, Erfahrungen und Wertvorstellungen, in denen eine unzählbare Menge an physiologischen und muskulären Zuständen, die aktuelle Bedürfnislage, Erinnerungen, körperliche und sozialen Erfahrungen sowie Assoziationen zusammengefasst werden in einem wiedererkennbaren Schwingungsmuster. Auf der bloßen Suche nach wohltuenden Schwingungen kommen wir jedoch nicht zu mehr Verständnis. Wir können unsere Fragen (und unseren Verstand) nicht ewig durch Gefühls-Trancen verdrängen.
Eine weitere Idee, die sich durch die wachsenden Risse im Netz der vertrauten Welterklärungen hindurchzwängt, ist die des wachstumsfähigen oder steigerungsfähigen Bewusstseins. Die mental-rational fokussierten Investigativ-Forscher verstehen dabei Bewusstseinssteigerung zunächst nur als immensen Wissenszuwachs und Verdichtung der logisch-plausiblen Verknüpfungen von Informationen und Erklärungsmodellen. Das jedoch hat mit Bewusstsein wenig und mit Bewusstseinssteigerung erstmal gar nichts zu tun.
Hinzu kommt, dass die Welt- und Politik-Detektive mit ihren Forschungen und ihrem Wissen-Wollen so sehr auf Außenumstände und Informationen fixiert sind, dass sie eben nur dort – auf der Ebene von Nachrichten und Signalen aus der Welt – nach Wissensvermehrung suchen und Wissen über die eigene, darin aktive wahrnehmende und verarbeitende Psyche vernachlässigen. Da jedoch nichts auf der Welt verständlich ist, solange man nicht psychologisch – also unter Berücksichtigung des erfassenden Subjektes und seiner Bedingungen – denkt, stoßen die Außenwelt- und Informationsforscher sehr bald auf die Grenzen ihres Verständnisses und ihrer Integrationsfähigkeit. Sie wissen zwar immer mehr, verstehen jedoch in Relation immer weniger.
Und was tun sie? Sie ergänzen ihre mittlerweile hochkomplexen Landkarten über das Weltgeschehen mit Küchen- und Regenbogen-Psychologie. Sie verwenden den Bewusstseinsbegriff – der sich ja nur auf irgendein ominöses Subjekt beziehen muss – im Sinne der ihnen bekannten Identifikationen: Bewusstsein wächst für sie zunächst durch Wissen und Verstehen von Fakten über die Außenwelt und darüber hinaus würde es noch wachsen durch… ja, durch was? Sie finden nichts anderes als: durch die Intensivierung von Gefühlen! Also am besten durch ganz starke und ganz einwandfrei positive Gefühle. Was hätten wir da im Angebot? Na, „Liebe“ natürlich – dagegen kann doch keiner etwas sagen. Wahlweise gibt es da aber auch noch die grenzenlose Steigerung von Harmonie, Friedlichkeit, Freundlichkeit, Wohlbefinden, Warmherzigkeit, Sanftmut, Toleranz oder Barmherzigkeit.
Es kursiert z.B. das Konzept, demnach Bewusstseinssteigerung sich aus dem (intellektuellen) Durchschauen von „Schleiern“ ergäbe. Die ersten sechs dieser Schleier repräsentieren die Hierarchien der Macht, mit der die Welt – eigentlich: alles politische Geschehen im weiteren Sinne – kontrolliert wird. Wenn man diese durchschaut hat – also über die politische Steuerung der Welt durch „Drachen und Außerirdische“ „Bescheid weiß“, dann kann man sich der Steuerung dieser Wesen durch numerologische Zahlen-Kräfte, Geometrie und die mysteriöse „kreative Kraft des Universums“ verdeutlichen – es sei denn, so wird gewarnt, man lässt sich an dieser Stelle durch materielle Reichtümer bestechen und von weiteren Nachforschungen abhalten. (Merke: Zahlenmystiker und Energie-Spezialisten tendieren mehr als andere zum Materie-Rausch und seiner Gier – das sind die typischen Erkennungsmerkmale des eindimensionalen Bewusstseins.)
Widerstände man jedoch der Versuchung und bliebe den puren, magischen Energien treu und ergeben, dann würde man von ihnen geführt zu nichts weniger als der „Offenbarung Gottes“ aka „pure Energie“ aka „Liebe“. Es darf den differenzierten Denker dabei bitte nicht stören, dass diese Wort-Etiketten alle „irgendwie“ für das Gleiche (oder so) stehen und je nach Laune und Geschmack austauschbar sind. Auf den derart fantasiert höchsten Ebenen des Geistes sollen wir wohl mit einer völligen Vernebelung und Umnachtung des Denkens und der Begriffe rechnen. Und dieses ätherische Nebel-Plateau könne dann angeblich nochmal überschritten werden zur absoluten Spitze, nämlich zum Zustand vollständiger „purer Energie“, voller Mitgefühl und Verständnis mit der „tiefen Weisheit eines unschuldigen Kindes aus purer Liebe“. Also, die höchste versprochene Stufe des Menschen soll sich zeigen im Körpergefühl einer Qualle gepaart mit der emotionalen und kognitiven Kapazität eines Kleinkindes.
Lassen wir einmal die implizite und fragwürdigste Botschaft dieses Konzeptes beiseite, dass sein Autor auf der nach seiner Definition gottgleichen Stufe stehen muss, um all diese Schleier so exakt „von oben herab“ benennen zu können. Wirklich bedenkenswert ist der Fakt, dass man uns mit solchen Ideen glauben machen will – selbstverständlich ohne Begründung und Herleitung, sondern allein Kraft der Autorität des irrationalen Wortes im Tonfall eines göttlichen Herolds – dass wir unser Bewusstsein (ausschließlich) steigern können, indem wir uns mit Machtpolitik beschäftigen. Genauer gesagt: nur die Kenntnis der Verkörperungen von weltpolitischer Steuerung führt uns – Simsalabim! – zur Erkenntnis Gottes, welcher dann wiederum gleichgesetzt ist mit der Verkörperung von der „Liebe“ eines hilflosen und abhängigen Kleinkindes. Also, kurz: Bewusstseins-Aufstieg ist psychische Regression. Kennen wir diese Begriffs-Verdrehungen ins Regressive und hilflos-Abgekoppelte nicht irgendwoher? Wie auch immer, diese Spitzen-Kinder-Liebe wiederum soll das Gleiche sein wie „pure Energie“ – was auch immer das wieder sein soll. Kommt noch jemand mit? Sind solche Konzepte von Menschen verfasst, die noch mitgekommen sind?
Merke: wenn etwas (für den offenen Verstand, das rationale Denken) unverständlich ist, dann ist es wahrscheinlich in genau dem Grade auch Unsinn und/oder der Autor versteht es selbst nicht. Tatsächlich ist das allermeiste, was uns heute als „Wissenschaft“ oder „Philosophie“ angedreht wird, einfallslos abgekupferter und zusammengepanschter Schwachsinn, der nur durch Unverständlichkeit und Verkomplizierung getarnt werden soll (wie z.B. Einsteins Relativitäts-Gaunerei und alles, was seitdem noch dieser religiös-irrationalen Machart serviert wird).
Wenn wir uns auch nur ein wenig mit den Bewusstseinsstrukturen und ‑Dimensionen des menschenmöglichen Bewusstseins beschäftigt haben, wissen wir, dass die Faszination für die Themenkreise von Macht, Kontrolle, basalem Materialismus, Energie, Magie und vor allem rund um alle geheimen, verborgenen und besonderen Kräfte zur ersten Bewusstseinsstruktur und damit zur ersten und basalsten Bewusstseinsdimension gehören. Menschliches Bewusstsein beginnt erst mit der dritten Dimension (also Dreidimensionalität), in der die rationale, begriffsbildende Wahrnehmung und Identifizierung maßgeblich sind. Darunterliegende Strukturen können wir nur als sub-human oder prä-human bezeichnen: sie entsprechen bestenfalls dem Säuglings- (1D) bzw. Kleinkindalter (2D). Oder in degenerierter, nicht-humaner Form dem Amphibien- (1D) oder dem Säugetier-Bewusstsein (2D).
Jeder Versuch, die Welt auf der Basis von Energien, Machtverhältnissen, Kontrollmechanismen, Steuerungs-Hierarchien, mathematisch-symbolischen oder magisch-prärationalen Zusammenhängen zu erklären, entspringt dem eindimensionalen Bewusstsein, welches die niedrigste Bewusstseinsstufe repräsentiert, welche von der Welt und ihrer Funktionsweise chronisch überfordert ist. Deshalb ist sie stets bestrebt, alles so zu erklären, wie es der tierische Instinkt erfasst: durch Energie und alles, was das physische Überleben sichert – also vor allem Kontrolle. Der blindeste Fleck und gleichzeitig die zentrale Achse des eindimensionalen Bewusstseins ist Angst. Sie kann auf dieser Stufe nicht wahrgenommen werden, weil dafür die Möglichkeit der Selbstabstraktion fehlt, stattdessen liegt sie als Antreiber unter fast jedem Lebensausdruck, denn alle Aspekte des zwei, drei- und höher Dimensionalen können nicht erfasst werden und werden deshalb als Bedrohung erlebt.
Und da das Bewusstsein auf dieser Stufe für alles Irdische so schmal und flach ist, muss unumgänglich ein Großteil des Irdischen von dort aus betrachtet „außerirdisch“ und alien, also fremd wirken. Gemeint ist eigentlich nicht außer-irdisch, sondern ober-irdisch. Denn die eindimensionalen Wesen haben die Tendenz, sich wie ihre animalischen Repräsentanten in Höhlen und unter der Erde, vor zu viel Sonne und zu viel Luft zu verstecken. Menschen, die die frische Luft lieben und nach oben streben, dürften aus dieser Sicht von unten wahrlich als Außer-Erdische betrachtet werden.
Es darf uns also nicht wundern, wenn uns irgendein Eidechsen-Bewusstsein weismachen will, dass wir zur „absoluten Liebe“ oder „Gott“ nur kommen, indem wir erstens erkennen, wer sich heimlich im Dunklen oder hinter dem nächsten Busch versteckt und dass nämlich die Welt letztlich von… nun ja, eben Eidechsen und Drachen gesteuert wird, vielleicht außerirdischen Echsen; und indem wir zweitens dafür sorgen, dass wir mehr „pure Energie“ haben als der Rest der Menschheit – Überlegenheit ist ihnen immer das Wichtigste.
Für jede Bewusstseinsstruktur ist die nächsthöhere Dimension, die zuweilen erahnt aber nicht wahrgenommen werden kann, das Höchste, das sie sich annähernd „vorstellen“ und intuitiv anstreben kann. Aus der eindimensionalen Perspektive sind das entsprechend die Fähigkeiten und Charakteristiken der zweiten Dimension: intensive sozial-emotionale Verbindungen (aka „Liebe“), Einfühlungsvermögen und des Gefühl von Zugehörigkeit zu etwas Größerem – nämlich einem Stamm oder einer Sippe.
Neurophysiologisch sind diese Kapazitäten der zweiten Bewusstseinsstruktur erst dann zugänglich, wenn man sich ausreichend sicher fühlt, also nicht von Angst und Kampf-, Flucht- oder Totstell-Reflexen beherrscht wird. Zweidimensionales, also sozial-emotionales Bewusstsein sucht diese Sicherheit in der Zugehörigkeit zu und Anbindung an Seinesgleichen. Eindimensionales Bewusstsein kann diesen Aspekt der Verbindung und gegenseitigen Synchronisierung jedoch nicht wahrnehmen und kann sich deshalb nur Sicherheit verschaffen durch Kontrolle, und zwar in beiden Bedeutungen des Wortes: durch ständiges wachsames Aufspüren von potentiellen Feinden und Bedrohungen und durch möglichst viel Dominanz und Stärke über andere. Es nimmt also nicht wunder, wenn uns aus dieser Bewusstseinsdimension heraus die höchste Erlösung proklamiert wird durch Entlarvung von Kontroll- und Machtstrukturen (zur Angstreduktion) und durch Sammlung von Energie und Stärke. Vom politischen Datenanalytiker zum Heiligen in nur 9 Schritten: ein Märchen aus der Wunsch-Kiste der modernen Self-made-Esoteriker.
Wenn der Verstand abhebt und den Bodenkontakt verliert, dann produziert er solche bunten Konzept-Luftballons, die sich nach Sphären sehnen, in denen es ebenso flüchtig, gewichtlos und ungebunden zugeht wie unter ihrer dünnen Gummihaut. Sie neigen dazu, einem ins Imaginäre zu entfliehen und dann in anspruchsvolleren intellektuellen Flughöhen zu platzen.
Neunundneunzig Luftballons | Auf ihrem Weg zum Horizont | Hielt man für Ufos aus dem All | Darum schickte ein General | ‚Ne Fliegerstaffel hinterher | Alarm zu geben, wenn’s so wär‘ | Dabei war’n dort am Horizont | Nur neunundneunzig Luftballons.
(Oder „neun Schleier der Wahrheit“.)
Dergleichen finden wir übrigens zuhauf im Internet der intellektuellen Barrierefreiheit, in welchem jeder gleichermaßen konsequenz- und referenzfrei publizieren kann. Es ist ebenfalls die instinktiv-magische Bewusstseinsstruktur, die sich darüber ausbreitet, dass höhere Bewusstseinsstufen durch magische Orte, geheimnisvolle Geräte, Zauberformeln oder an bestimmten „Energie-Knoten“ der Erde im Raum schwebender „Portale“ zu erreichen ist. Wie? Man weiß da gar nichts Genaueres noch nicht, sondern gibt mit vorgehaltener Hand nur die Andeutungen, Metaphern, Vermutungen und viel, sehr viel Fantasie weiter, die man selber noch übt zu glauben. Es wird gemunkelt und beschworen, aber die Sache ist so geheim, dass sie bisher keiner so recht versteht und niemand erklären kann. Fest steht, dass es stets um Energie, sensationelle Zaubermittel und natürlich handfest magische Objekte oder Orte geht.
Kurz: es ist alles immer da draußen, konkret-dinglich wie in einem Jugendroman und darauf ausgerichtet, irgendwie den Körper zu manipulieren. Von einem Subjekt, von Innenleben, Psyche, Wahrnehmungsmodalitäten und Erlebensräumen ist nie die Rede. Es gibt auf dieser Bewusstseinsstufe keinen psychischen Raum.
Die Eindimensionalität einer Weltkonzeption oder in dem Falle besser gesagt einer Weltformel oder -beschwörung kann man daran erkennen, dass sie stets um die Faszination von Energie und besondere physische Kräfte kreist. Darin liegt für sie nicht nur der einzige, sondern auf dieser Ebene offensichtlich auch der einzig denkbare Schlüssel für irgendetwas Höheres. Es ist immer nur die Fantasie über eine Ausdehnung der bestehenden Bewusstseinsstruktur (im Eindimensionalen also der bi-polaren Linie), aber es gibt keine qualitativen Sprünge und somit keine Dimensionswechsel. Eine höhere Dimension lässt sich per definitionem nicht aus einer niederen ableiten oder generieren.
So wie die erste, instinktive Bewusstseinsstruktur sich höheres Bewusstsein nur als Steigerung von Energie, Macht und Sicherheit vorstellen kann, so kann sich die zweite, mythische Struktur höhere Seinszustände nur als Steigerung und Intensivierung von Emotionen und sozialen Erlebnissen vorstellen. Aus ihrem Bewusstseins-Rahmen heraus betrachtet, lassen sich höhere „Dimensionen“ nur als immer bessere und enger verbindende oder stärker vereinende Gefühlszustände definieren.
So imaginiert sie sich höhere Bewusstseinsgrade als ultimative Harmonie, d.h. emotionale Störungsfreiheit voller Erfüllungsgefühle. Sie kreiert sich ein Bild von Befreiung als Befreiung vom Selbst, vom Ego, vom Ich, weil sie eine andere Freiheit als die von grenzenlosen und konturlosen (Ich-losen) Gefühlszuständen nicht kennt. Deshalb strebt sie ständig gegen die menschlichen Impulse der Selbstwerdung und nach Selbstlosigkeit bis hin zur Selbstaufopferung. Für was? Für eine größere Gemeinschaft, ein Kollektiv, eine Idee – irgendetwas Konturloses, das mit der Hoffnung auf befreiende Ich-losigkeit verknüpft ist.
Wie denn eine Gemeinschaft bestehen soll, wenn die Aufgabe ihrer Besten darin besteht, sich selbst aufzugeben und zu opfern, wollen wir lieber gar nicht erst fragen. Es dürfte ausgesprochen blutig werden. Diese 2-D-Imaginationen reflektieren auch nur Bedürfnismechanismen und Säugetierprinzipien, keine objektiven Gesetzmäßigkeiten oder rationalen Erkenntnisse, die dem Menschsein entsprechen. Solange das Bewusstsein eines Menschen oder einer Kultur prä-rational und damit sub-human ist, kann es darin keine adäquate Vorstellung vom Menschsein geben, d.h. Menschen dieser Stufe laufen nur im Kreis und können den Ausgang nicht finden.
Es sei an dieser Stelle daran erinnert, dass vollständiges bewusstes Menschsein erst ab Dreidimensionalität der Selbst- und Weltwahrnehmung beginnt. Vorher ist es bloß kindliches, also bestenfalls werdendes Bewusstsein. Der Mensch ist ein rationales Wesen, d.h. er ist nur durch seine rationalen Fähigkeiten überlebensfähig. Deshalb beginnt er seine volle eigene Natur auch erst dann zu entfalten, wenn er sich dieser Fähigkeiten bewusst wird und mit ihnen seine prä-rationalen Wesensmerkmale mental integriert, steuert und nutzt. Alles andere ist im Wesentlichen noch sub-human.
Ende des Exkurses.
Die Menschheit am Scheideweg
Solange der Mensch oder die Kultur, in der er lebt, von sub-humanem Bewusstsein geprägt und begrenzt wird, hat er keine Möglichkeit, sein Leben an rationalen, logischen und objektiven Prinzipien auszurichten. Stattdessen ist er darauf angewiesen, sich dem Recht des Stärkeren oder der Dominanz des aktuell mächtigsten Clans zu fügen. So leben die europäischen Gesellschaften seit Jahrhunderten, wobei das deutschen Kaiserreich im 19. Jahrhundert ebenso wie die Amerikanische Verfassung bereits erste Vorstöße zur Überwindung der Cliquenherrschaft darstellten, die jedoch zunächst noch an dem Mangel an Bewusstseinsbildung scheitern mussten und den Weg in die entgegengesetzte Richtung freigaben, nämlich in die Rückkehr zur Herrschaft durch Täuschung, Betäubung und pure Gewalt.
Wir, die Menschheit als Ganzes, stehen somit jetzt vor einer drastischen Gabelung unseres Entwicklungsweges. Zum einen stehen wir am Ende einer kulturellen und moralischen Abwärtsspirale, die uns an die Grenze unseres Überlebensmöglichkeiten gebracht hat, und zum anderen erleben wir jetzt bereits die Keimsetzung für eine zukünftige neue, vierdimensional geprägte Zivilisation, die die einzig mögliche Rettung aus dieser Höllenfahrt ist. Das bedeutet, dass die Menschen aus den Fängen einer eindimensionalen Kontrollmacht befreit und in eine Kultur nach vierdimensionalen Prinzipien katapultiert werden müssen.
Die zunächst wichtigste Aufgabe zur Vorbereitung dieses Sprungs ist die Anhebung einer kritischen Masse von Menschen aus einem defizienten und blockierten zweidimensionalen in ein entwicklungsfähiges dreidimensionales Bewusstsein, denn nur so gibt es genug „Empfänger“ für die neue und notwendige 4-D-Logik ohne dass das Projekt erneut an einem Mangel an Bewusstsein scheitert. Zusätzlich muss jedoch auch ein Selektionsprozess stattfinden, durch den jene ein- und zweidimensional beschränkten Menschen aussortiert werden, denen eine Öffnung zum rationalen Bewusstsein nicht möglich ist, weil sie sonst als überforderte Masse den Übergang bremsen und wahrscheinlich verhindern würden. Der Aufbau einer komplett neuen Gemeinschafts- und Kulturlogik ist unmöglich, wenn 70% der Bevölkerung zum psychischen Pflegefall geworden sind und nur noch unter Intensivbetreuung überleben können. Die Alternative wäre, dass alle untergehen, was für zweidimensionales Bewusstsein als „gemeinsames Erlebnis“ sehr verlockend klingen mag, aber dem Verantwortungsempfinden von vier- oder höher-dimensionalem Bewusstsein zuwiderläuft.
The Q-Question reloaded
An dieser Stelle hören wir die wiederholten Rufe aus dem Publikum: Wer oder was ist denn Q?
Nun, für eindimensionales Bewusstsein ist davon– wenn überhaupt – nur sichtbar, dass es da etwas gibt, das die militärische Macht übernommen hat und weltweit bündelt. Das muss irgendetwas oder irgendjemand über ganz besondere Kräfte und Fähigkeiten verfügen. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Menschen mit eindimensionalem Weltbild das Phänomen anders zur Kenntnis nehmen als über angststiftende Zeitungsmeldungen über eine skurrile Sektenbewegung.
Zweidimensionales Bewusstsein wird darunter eine Gruppe verstehen, die aus irgendeinem magischen Grunde sehr viel Macht hat – vielleicht die größte Macht auf dem Planeten – und durch einen starken Glauben engagiert ist, die Welt zu verändern; eine Art neo-religiöse Super-Gang, die alle anderen Gangs kontrolliert und hoffentlich zu den „Guten“ gehört. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass der zweidimensionale Mensch, also der Repräsentant des aktuellen kulturellen Standards und naiven Mittelmaßes, Q nur mit den einprogrammierten Gefühlen von Verwirrung, Empörung, Verbotenem und „irgendwie schlechtem“ verknüpft, welches ihm über die Medien und lebenslange emotionale Konditionierung auf bestimmte Reizworte eingeimpft wurde. Für ihn steht Q für Menschen, die stören, die irgendwie gefühlsmäßig schlecht sind und weg müssen.
Dreidimensionales Bewusstsein kann verstehen, dass Q ein Erkennungszeichen ist, das offenbar militär-geheimdienstlich verwendet wird, um die Autorenschaft bestimmter großangelegter geo-politischer und sozio-kultureller Eingriffe zu markieren und damit gleichzeitig auf etwas Grundsätzliches, Abstraktes, Allgemeingültiges und Zeitloses, nämlich auf eine Idee zu verweisen. Somit ist Q für dreidimensionales Bewusstsein bereits erkennbar als mehrschichtiges und vieldeutiges Symbol, das für jene Kräfte steht, welche das Bewusstsein und den Geist der Menschen (im Sinne von innerer Haltung und Denkinhalten) weltumspannend mit einer neuen Botschaft und Ausrichtung „impft“. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass 3-D-Bewusstsein das Phänomen und seine deutlichen Spuren aus Mangel an Fakten und Sichtbarem im gewohnten Konsum-Format ignoriert, marginalisiert oder aus jeglicher rationalen Betrachtung ausschließt („Man kann nur daran glauben“…).
Vierdimensionales Bewusstsein wird Q als Bezeichnung für eine zeitlose Kraft verstehen können, die in die Kette von Ursache und Wirkung (sog. „Zeitlinien“) eingreifen kann, um neue Ursachen zu schaffen und die Wirkungsfolge alter Ursachen aufzuheben. Außerdem wird ein vierdimensionaler Betrachtungspunkt eine Ahnung davon bekommen, dass das Zeichen Q sich in seiner erstaunlich methodischen und tiefsinnigen Verwendung auf Einflüsse höher- (nämlich fünf-) dimensionalen Bewusstseins beziehen könnte. Dies würde bedeuten, dass mit dem Erkennungszeichen nicht die Inhalte der Veränderung und auch nicht die Kräfte der Veränderung bezeichnet werden, sondern dass die Quelle jener Gestaltungskräfte des Bewusstseins gemeint ist.
Ich vermute, dass wir für den Rahmen dieses Textes der Bedeutung von Q am nächsten kommen, wenn wir es als Randphänomen der Matrix von Welt verstehen, wie wir sie zu konzeptualisieren gelernt haben. Also Q als Kennzeichnung für einen Wirkmechanismus am äußeren Rand der Matrix, der die Macht hat, eine Verbindung zum Bereich von Nicht-Matrix herzustellen. Nämlich als ein Teil von jener Kraft, die von außen in den ansonsten mehrfach hermetisch versiegelten Kreis der Weltwahrnehmungen (aka „Bewusstsein“) einwirken kann, weil sie selbst nicht Teil des Inneren dieses Kreises ist. Also das, was als Charon, Chiron oder Cherubim, zuweilen auch als „Mr. Smith“ verkleidet in Erscheinung tritt – und ebenso spurlos wieder verschwindet wie es ursachenfrei ist.
Die durchgängig maskuline Typisierung des Außen-Vermittlers ist dabei kein Zufall. Während die Matrix (lat. matrix = Gebärmutter, Mutter(tier)) mit ihren erhaltenden und zusammenhaltenden Kräften den weiblichen Pol darstellt, muss jenes Außen, das die Matrix und ihr Innenleben verändern kann, wohl männlich sein. Es ist das übergeordnete männliche Prinzip, das den wie auch immer fest geschlossenen Kreis entweder von innen auf- oder von außen in ihn hinein ein-bricht. In unserem jetzigen Falle wohl beides, so wie das schlüpfbereite Küken sowohl von außen durch weckendes, rufendes Klopfen aktiviert wird als auch sich selbst dann aus dem inneren des Eis herauspickt. Die Initiative aber kommt von außen und kann nur von außen kommen. Matrix ohne Außeneingriffe ist Schlaf oder Koma oder Tod.
Und so ist das Zeichen Q selbst auch die reduzierteste symbolische Erinnerung daran, dass der Kreis – jeder Kreis – unterbrochen, geöffnet und neu belebt werden kann. Und muss – sonst stirbt er. Der kleine Strich am unteren Rand des O ist jenes Männliche, Extra-Matrixsche, das die Erstickung und Abwärtsspirale stoppt und ihr neue aufsteigende Kräfte eingibt. Wir nennen das im Alltag Inspiration – Atem- oder Geist-Einflößung.
Gesundheitskampf
Kehren wir nochmal zurück: wir befinden uns nicht in irgendeiner Art von Krieg, wie wir ihn aus der Geschichte kennen. Hier kämpfen keine zwei Interessengruppen oder Ländergegeneinander. Nur weil Kampf stattfindet, bedeutet das nicht, dass Krieg ist. Es gibt viele Gründe für Kampf und Gewalt, z.B. die Wiederherstellung von Ordnung gegen ein subversives, kriminelles Element.
Der Kampf, in dem sich die Menschheit jedoch nun auf unvermeidlich sichtbare Weise wiederfindet, ist kein Kampf gegen einen externen Gegner, überhaupt ist es weniger ein Kampf gegen etwas, sondern vielmehr für und um etwas, nämlich der Kampf um die Macht höherer Bewusstseinsstrukturen über das menschliche Leben auf Erden.
Das ist zunächst einmal der Kampf um die Bestimmungsgewalt über Art und Weise gemeinschaftlicher Organisation und über gesellschaftsformende Institutionen, auch Politik genannt. Dies ist aber nur ein Folgeaspekt von dem eigentlich bestimmenden Feld, um dessen Hoheitsrechte im Grunde gekämpft wird: das Bewusstsein der Menschen ihrer selbst und darin insbesondere die Form und die Freiheit des Denkens über sich und die Welt.
Deshalb findet dieser „Krieg“ im Kern in uns statt, in unserem Bewusstsein, unserer Selbst- und Weltwahrnehmung, in der Art wie wir Informationen aufnehmen (oder blockieren), sie interpretieren und wie wir die Welt konzeptualisieren. Wir Menschen kämpfen gegen uns selbst, gegen die Kräfte in uns, die uns in Unbewusstheit und Selbstverleugnung ziehen wollen. Dieser Krieg in uns endet erst, wenn wir rationales Bewusstsein als Mindest-Standard für alle Politik, alle Kultur, alle zwischenmenschlichen Vorgänge und alle gesunde Entwicklung etabliert haben. Das ist die Aufgabe, die wir zu bewältigen haben, wenn wir nicht ausgelöscht werden wollen.
Wer bestimmt denn, wie wir Menschen denken und denken dürfen? „Die Politik!“, werden einige rufen, weil sie doch über das Bildungssystem bestimmt und über die Legislative sogar Meinungen, Ansichten und ganze Fachrichtungen verbieten kann. „Die Medien!“, werden andere rufen, weil sie unser Denken direkt beeinflussen, lenken und gewisse Themen marginalisieren und tabuisieren.
Wer aber verfügt über die Politik und Politiker? Wer steuert die Medien-Akteure? Was bringt denn zum einen die politischen oder medialen Trendsetter dazu, das rationale und moralische Denken immer weiter einzuschränken und zu stigmatisieren und gleichzeitig alles Irrationale, Affektive, Infantile und Verantwortungslose zu fördern und anzustiften? Und was bringt zum anderen die Menschen dazu, diesen Trendsettern zu folgen? Was bringt Akademiker und Denker dazu, an der Abschaffung zunächst des rationalen und dann des Denkens überhaupt aktiv mitzuwirken? Wo fing diese teuflische Abwärtsspirale an?
„Na, beim Teufel natürlich!“ werden dann die Gesellschaftsmythologen und die religiösen Kurzstreckendenker rufen.
„Bei den Reptiloiden!“ hingegen rufen die youtube- und grafikgläubigen Konspirationskriminalisten. Es wäre wünschenswert, wenn sie dabei zumindest noch bedächten, dass reptiloid „reptilien-ähnlich“ im Sinne von ähnlich aussehend, beschaffen oder geformt bedeutet und nicht reptilienartig oder gar reptilisch. Da jedoch die Aufklärungsbewegungen mit den selben Denk- und Bewusstseins-Defiziten zu kämpfen hat, wie die Gesamtgesellschaft, aus der sich sie sich ja gerade erst in Ansätzen versucht herauszuwinden, findet man darin ebenso die Tendenz, nur noch in magisch-bildhaften oder sogar konkretistisch-dinglichen Schubladen zu denken, was dazu führt, dass einige Menschen tatsächlich glauben, Drachen und Eidechsen regierten die Welt, steuerten die steuernden Menschen und dies sei der Weisheit letztes Sahnehäubchen.
Der eigentliche Irrtum jedoch sitzt viel tiefer und ist viel essentieller. Auch wenn wir korrekt und genau bleiben und tatsächlich von reptiloiden Menschen sprechen, also von Menschen, deren Selbst- und Welt-Bewusstsein nicht über die Kapazitäten des Stammhirns hinausgewachsen sind, dann wirft sich uns sofort jene Frage auf, der die fantasiereichen Aufdecker und Bewusstseins-Missionare konsequent aus dem Weg gehen: wie kann es denn bitte sein, dass die niedrigst-mögliche menschliche Bewusstseinsstufe alle anderen, also alle Vertreter höherer Bewusstseinsgrade, beherrscht? Und zwar sie nicht bloß knapp unter dem Joch roher Gewalt hält und sie mit physischer Kraft zu Frondiensten zwingt, nein, sondern sie auf eine Weise beherrscht, die von den bewussteren und somit eigentlich viel ressourcenreicheren Menschen nicht einmal wahrgenommen wurde (über hunderte von Jahren hinweg)! Die meisten Menschen in der westlichen Welt leben sogar heute noch überwiegend in fortgeschrittenem zweidimensionalem, also sowohl in instinktiv-magischem als auch in sozial-emotionalem Bewusstsein und haben situativ auch stabilen Zugang zu mental-rationalem Bewusstsein. Das heißt, sie haben ein qualitativ deutlich höheres Bewusstsein als jene Kaste, die sie – angeblich – beherrscht.
Also wie ist es dann möglich, dass niederes Bewusstsein höheres Bewusstsein über Jahrhunderte hinweg beherrscht und dabei nicht einmal auf ernstzunehmenden Widerstand stößt (bis zum Jahre 2017)?
Die Antwort ist naheliegend, aber so erschreckend, dass sich kaum jemand in ihre Nähe wagt oder allein schon die Frage zu stellen sich trauen würde. Die Antwort lautet: weil die Vertreter des höheren Bewusstseins, die zu Sklaven und Unterworfenen wurden, also die große Masse der Menschen, sich entschieden haben, die Macht und die Selbstbestimmung abzugeben.
Warum? Warum sollten Menschen, oder um es abstrakter und allgemeiner zu formulieren, warum sollte Bewusstsein sich dafür entscheiden, die Macht, die Selbstbestimmung und damit letztlich jede weitere Entscheidungsgewalt abzugeben? Und dann auch noch an minderbemitteltes, primitivstes Amphibien-Bewusstsein? Warum sollte Bewusstsein sich selbst aufgeben?
Die Antwort lautet: um eine Integrität oder Identität zu retten. Die Motivation zur Abgabe von Macht und Selbstbestimmung liegt im Selbstschutz vor Überforderung oder Hyperinflation und damit Selbstverlust.
Dafür müssen wir die Dynamik verstehen zwischen Bewusstsein und seinem Antagonisten: der Angst. Bewusstsein ist expansiv. Angst ist der Gegenpol dazu und kontrahiert. Genauer gesagt ist Angst das, was wir erleben, wenn wir in eine Kontraktion geraten. Das gilt nicht bloß physisch-muskulär, sondern viel grundsätzlicher. Angst ist die Kontraktion unserer Selbst- und Weltwahrnehmung, also unseres Bewusstseins der gegebenen Realität und somit auch die Kontraktion unserer Identität.
Kontraktion ist ein Schutzreflex und dient dem Bewahren der Integrität und Identität. Angst reißt uns zusammen und hält uns zusammen auf der psychischen und darüber hinaus auf der energetischen Ebene unseres Daseins. Sie ist also eine sinnvolle Reaktion in jeder Situation, die dazu führen könnte, dass wir unsere Einheit und Integrität durch Auflösung, Fragmentierung oder Überweitung verlieren könnten. Angst ist ein basaler organismischer Inflationsschutz und wirkt sich deshalb, weil sie so fundamental in uns ist, auf alle die Ebenen unseres Daseins aus, die auch nur im Geringsten vom Physischen und Biologischen beeinflusst werden.
Was also unsere Bewusstseinsexpansion stoppen kann, ist Angst. Es ist ein Traumareflex auf eine Überforderung unserer Integrationsfähigkeiten. Wenn wir einer Situation, einer Erfahrung oder einer Kraft nicht gewachsen sind und nicht einfach weglaufen können, dann können wir abschalten und hoffen, dass wir es „irgendwie“ überleben. Was aber, wenn es unsere eigene Kraft, ein Teil von uns selbst oder ein Bewusstseinsaspekt ist, die uns überfordern? Dann müssen wir unser Bewusstsein chronisch vor diesem Aspekt und allem, das uns daran erinnern könnte, fern- und abhalten. Wir müssen diesen Teil und alles daran Anknüpfende von uns selbst ignorieren und tabuisieren.
Wenn ein Mensch oder für unser Thema passender die Gattung Mensch einen Moment derÜberforderung gegenüber der eigenen Macht, also ein Trauma durch die (zu frühe / zu schnelle) Erkenntnis der eigenen Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten erlebt hat, dann musste die Menschheit wohl als Ganzes eben diese Macht, dieses eigene Einflusspotenzial und diese eigene Gestaltungskraft chronisch leugnen und tabuisieren. Und nicht nur diese, sondern alles, was sie auch nur daran erinnern könnte. Zumindest bis das Trauma gelöst wird. Aber das ist bisher nicht passiert.
Das Wachstum in dreidimensionales, d.h. mental-rationales Bewusstsein ist gekoppelt an das wachsende Erkennen der eigenen Gestaltungsmöglichkeiten im Universum durch die Nutzung des logischen und kausalen Denkens, also des Verstandes, und schließlich der Notwendigkeit von Vernunft, also des rational-moralischen Denkens, welches auf der zusätzlichen Erkenntnis von objektiven, naturverankerten Werten beruht.
Wenn nun dieser Weg hin zum Gestaltungs- und Produktionsbewusstsein durch ein schweres Trauma blockiert und versperrt wird, dann kann sich das Bewusstsein trotz aller Bestrebungen und Anstrengungen nicht über die Zweidimensionalität hinaus entfalten. Es bleibt in sich selbst gedeckelt stecken und überhitzt sich bloß im emotional-sozialen Bewusstsein, welches auf den Konflikt nur so reagieren kann, dass es nach Schuldigen, nach Feindgruppen oder mythischen, irrationalen, „religiös-kultischen“ Schutzräumen sucht. Wenn dann auch diese unlösbare Überhitzung nach einiger Zeit zu ausreichend schweren Traumatisierungen geführt hat – z.B. durch nicht endende Ketten von Revolutionen oder Clan-getriebenen Umwälzungen und schließlich noch zwei Weltkriegen – dann werden auch in diese Bewusstseinsstruktur immer mehr Trauma-Sperren eingebaut, was den regressiven Trend der Selbstverleugnung und Selbstaufgabe verstärkt bis nur noch die Reduktion auf eindimensionales Bewusstsein ausreichend betäubt und konfliktfrei ist.
Das Bewusstsein rettet sich auf der Suche nach Sammlung und Erholung in vertraute, immer basalere und damit auch immer primitivere Strukturen in der unbewussten „Hoffnung“, dass die nach oben hin blockierenden Entwicklungsschranken dann irgendwann gelöst werden können. Sie können jedoch nur „von außen“ und „von oben“ gelöst werden, niemals aus der defizienten und blockierten Struktur selbst heraus. Dazu kommen wir später noch.
Angenommen, die Menschheit wurde von einer zu schnellen, zu grellen oder zu wenig vorbereiteten und tragbaren Erkenntnis ihrer Macht so sehr geschockt, dass sie mitten auf ihre in die Höhe fortführende Entwicklungsschiene einen großen, schweren Prellbock und damit eine künstliche Mauer, ein unechtes Ende setzte. Dann muss sie ja mit der Zeit mit immer größerer Wucht und Gewalt gegen diese errichtete Grenzwand stoßen, wenn nicht gar anrennen. Denn Bewusstsein ist und bleibt expansiv, auch wenn die kontrahierenden, restringierenden Kräfte von Angst und Selbstschutz dagegen halten. Die Menschheit existiert seit Jahrhunderten in diesem verriegelten Dampfdrucktopf des Bewusstseins, der immer heißer wird und sich immer zwanghafter gegen die Öffnung nach oben wehrt.
Wer oder was also kämpft dann hier in Wirklichkeit gegeneinander? Die Menschen gegen die Eidechsen? Die Sozialen gegen die Soziopathen? Die weißen gegen die schwarzen Hüte? Die Wachen gegen die Torwächter (Gatekeeper)? Oder menschliches Bewusstsein gegen Angst?
Könnte es sein, dass unser Gegner nichts und niemand anderes ist als die Angst? Nichts anderes als alle jene Kräfte, die uns kontrahieren, zurück-, und zusammenziehen, klein machen, von innen hemmen, beschränken und unsere Flügel stutzen noch bevor sie sich einmal ausbreiten konnten?
Machen wir uns das ganz deutlich: die Primitivsten und Bösesten unter uns haben ihre Macht über die Menschheit und über die Menschlichkeit nicht von uns errungen und erkämpft. Sondern sie haben sie nur am Wegesrand aufgegabelt, nachdem wir sie dorthin weggeworfen haben. Wie war das mit dem Eckbaustein, den die Bauleute verwarfen? Wir, die Menschheit, haben einen Grundbaustein unseres Seins und unseres Bewusstseins von uns gewiesen und abgespalten: unsere Gestaltungsfähigkeit und unser Gestaltungsbewusstsein.
Wir haben ein Macht-Vakuum erzeugt durch Unterlassung, durch moralische und soziale Fahnenflucht. Wir haben uns selbst verraten und uns schutzlos stehen lassen in einem Raum, den wir bereits angefüllt hatten mit Technologie, Wissen und Maschinen, die fähig sind, uns und alles zu zerstören. Wir wollten das alles nutzen, aber mit Macht, Bestimmung, Entscheidung und Begrenzung wollten wir nichts zu tun haben. Also überließen wir die Regulierung und Bestimmung über all das mächtige Werkzeug „irgendwem“.
Warum? Weil sie mit einer enormen Verantwortung Hand in Hand gehen. Der Mensch erschrak vor der ungeheuren Verantwortung, die er als Erfinder und Erbauer von Hochtechnologie hatte. Darauf war er nicht vorbereitet und niemand half ihm dabei. Also gab er die Macht, darüber und über seine Fähigkeiten – über seinen Verstand! – zu bestimmen ab. Nicht an jemanden, sondern nur weg von sich. Das ist sehr wichtig zu verstehen, wenn wir verstehen wollen, was gerade passiert und wie wir mitkämpfen können.
Die Macht wurde dann aber (vor etlichen Jahrhunderten) ergriffen von jenen, die kein Bewusstsein für Verantwortung hatten, nämlich eindimensionalen Menschen oder Wesen. Sie fanden und finden alles fertig vor: Maschinen, Wissen, Baupläne, ja willige Ingenieure und Forscher, gehorsame Generäle, folgsame Denker und Akademiker, tatkräftige Produzenten und Unternehmer – alle abgekoppelt von ihrer menschlichen Ethik und ohne Moral. Sie waren und sind zu allem bereit – wenn sie nur keine Verantwortung übernehmen müssen und ihr Bewusstsein von sich selbst weiter betäuben können. Man ließ sich lenken, um nicht in die Position des Lenkers zu kommen.
Für die eindimensionalen, psychopathischen, von mir aus „reptiloiden“ Menschen war das ein unerwartetes Schlaraffenland: die sozialen und rationalen Mensch bieten sich als willige Werkzeuge an nur unter der Bedingung, dass sie nicht die Verantwortung übernehmen müssen. Und so übernahm sie… keiner. Stattdessen bauten sich die Psychopathen eine weltweite Dynastie der Kontrolle über die bewussteren Menschen auf, allein mithilfe jener Technik, die jene freiwilligen Knechte selbst erfanden und immer intelligenter machten. Und als Gegenleistung wollten die Menschen nur ausreichend betäubt werden.
Die Idee, dass die Technik von „Außerirdischen“ stamme, ist übrigens auch so ein Produkt der eindimensionalen Stammhirn-Repräsentanten kombiniert mit dem Bedürfnis der Menschen, nicht an ihre eigenen rationalen und technischen Fähigkeiten erinnert zu werden. Für beide müssen die Produkte des menschlichen Verstandes wahrlich außerirdisch erscheinen – für die einen aufgrund von Unfähigkeit und für die anderen aufgrund von Angst vor Selbsterkenntnis. Da für sie „irdisch“ im Grunde nur „unterirdisch“ bedeutet, muss alles, was sich auf der Oberfläche oder in höheren Kompetenz-Sphären abspielt, ein Rätsel bleiben, dass sie nur ängstlich kontrollieren können.
So sah der Deal zwischen den Ängstlichen und den Unfähigen aus, der unsere Gehirne bis heute blockiert.
Es ist unwahrscheinlich, dass den dreidimensionalen Menschen bloß die Macht des produktiven und technischen Denkens und seiner Folgen so große Angst machte – allein schon deshalb, weil wir diese Macht und unser Bewusstsein von ihr auch gar nicht aufgegeben haben, sondern auf sie sogar noch am meisten stolz sind. Nein, was uns wirklich Angst machte, war die Verantwortlichkeit, die wir als neue Ursachen-Setzer, als Lenker und Beeinflusser dessen, was bis dahin nur von den Gesetzen der Natur bestimmt wurde, plötzlich einsehen mussten. Feuer machen, Räder bauen bis hin zum Buchdruck und zur Eisenbahn waren harmlose Anfänge. Aber was geschah, als wir Menschen genetisch verändern und züchten lernten? Als wir lernten, das Wetter zu bestimmen und „Natur“-Katastrophen auf Knopfdruck auszulösen? Als wir Zugang zu endloser und unbegrenzter Energie für Maschinen fanden und jeden Stoff in jeden anderen verwandeln konnten?
Merkt heute nicht jeder aufmerksame Einzelne bei diesen Themen, wie er zusammenzuckt und davon lieber nichts wissen will? Wie er sofort, reflexartig wegschauen möchte ohne auch nur zu fragen, warum eigentlich? Wir wissen warum: weil es unaussprechliche Angst macht. Weil es einen Abgrund von… von was? … von Einsamkeit vor uns eröffnet. Keine Götter mehr, nicht mal mehr ein Gott, die die Kräfte des Übermenschlichen weise ordnend lenkt und einsetzt. Nur noch kalte, sprachlose Gesetzmäßigkeiten und der Mensch, der sie lernt, zu nutzen, um auf die Erde zu gestalten nach seinem Gutdünken. Er kann den Himmel auf Erden schaffen, was natürlich schön ist, aber der Preis ist: er kann auch die Hölle schaffen. Und die Wahrscheinlichkeit für letzeres ist viel höher als für ersteres, weil bei diesen Dimensionen und Kräften ein kleinster Fehler im System oder in der Planung oder in der inneren Haltung reicht, um eine Kettenreaktion von Katastrophen auszulösen. Das muss man heute ja niemandem mehr erklären.
Die gute Nachricht ist: das haben wir jetzt schon hinter uns. In der maximal möglichen Hölle waren wir schon (eine weitere Steigerung hätte uns zerrissen und den Planeten ent-menschlicht). Nun müssen wir das alles – rückblickend und vor allem in uns blickend – lernen zu verstehen.
Wo sollen wir damit jetzt beginnen? Zunächst mit der Einsicht, dass unser hochwürdiger Gegner die Angst ist. Unsere eigene Angst. Unsere Angst vor der Verantwortung und der (scheinbaren) Einsamkeit als „Krone der Schöpfung“ im Universum. Daraus abgeleitet davon unsere Angst vor Macht, Können, eingreifender Gestaltung und technologischer Expansion. Abgeleitet daraus wiederum die Angst vor unserem rationalen, produktiven und selbstermächtigenden Denken. Aus diesen drei Grundängsten heraus: Angst vor Verantwortung, Angst vor Macht und Angst vor dem Verstand haben wir genau diese Aspekte unserer Wesensnatur so tabuisiert und ausgeblendet, dass sie uns nicht mehr zugänglich waren.
Exkurs: die zweidimensionale Ambivalenz zur Macht
Im zweidimensionalen, emotional-sozialen Bewusstsein dreht sich alles um den Angelpunkt von sozialem Einfluss, also Macht. Da für das 2-D-Bewusstsein alles durch Beziehungen und Zugehörigkeit zu Gruppen oder Clans bestimmt wird, wird man immer versuchen, so weit wie möglich „nach oben“ zu kommen oder zumindest immer einen guten Draht „nach oben“ zu haben. Da für das sozial-konkretistische 2-D-Bewusstsein der Gesamtkuchen stets limitiert ist und es auch keine eigenen neuen Lösungen erfinden, sondern nur das gerade Vorhandene immer neu und anders aufteilen kann, kommt es aus seiner engen Perspektive betrachtet auf nichts so sehr an wie auf den Zugang zu Macht-, Einfluss- und Entscheidungspositionen. Nicht, weil man von dort am meisten optimieren und entwickeln könnte, sondern weil man dann besser über die Größe des eigenen Stückes vom Kuchen bestimmen kann (bzw. über das Kuchenstück für den eigenen Clan, der das Wichtigste für den Selbsterhalt ist). Das ist die Basis aller sozialistischen Projekte, ob sie sich nun so nennen oder hinter modernem Ablenkungsschablonen verstecken.
Allerdings gibt es auf dieser Bewusstseinsstufe, die natürlicherweise die von Kindern bis zum frühen Teenager-Alter ist, noch keine volle Verantwortungsfähigkeit, weil es dafür ein mentales Bewusstsein mit kausalem, schlussfolgerndem und teleologischem Denken sowie mit der Fähigkeit zur Abstraktion von allem Emotionalen und Launenhaften braucht. Deshalb erkennt man zweidimensionales Bewusstsein an seiner Ambivalenz gegenüber allem, das mit Macht und Einfluss zu tun hat. Es will sozial bestimmen, aber keine Verantwortung übernehmen und keine Konsequenzen akzeptieren.
Eindimensionales Bewusstsein nimmt Macht nur als physische Dominanz durch Stärke oder energetische Überlegenheit wahr und hat bei der Anwendung und Vergrößerung von Macht keine Skrupel, solange sie der eigenen (oder des Clans) Sicherheit und Wohlbefinden dienen. Das soziale Bewusstsein muss jedoch mit der Zwickmühle leben, dass es einerseits stets nach möglichst viel Macht innerhalb der sozialen Hierarchien strebt und dies aber gleichzeitig verschleiern und verstecken muss, um eben diese eigene Macht „sozial“ und von anderen erwünscht zu halten. Während Menschen mit eindimensionalen Bewusstsein einfach an die Spitze streben und dafür – metaphorisch oder wörtlich – über Leichen gehen können, ist das Machtstreben für zweidimensionales Bewusstsein ein kompliziertes Strategie- und Jonglierspiel mit komplexen Winkelzügen, Beziehungsfäden, Vielschichtigkeiten und Betrug – vor allem Selbstbetrug.
Man kann das am leichtesten bei den Berufsgruppen beobachten, die per definitionem eine starke soziale Einfluss-Position qua Funktion einnehmen: Pädagogen, Ärzte, Therapeuten, Pfarrer und Führungskräfte im sozialen Bereich, auffällig zunehmend auch Führungskräfte in der Wirtschaft. Bei ihnen geht es um den unmittelbaren Einfluss auf das Verhalten und Denken anderer Menschen, d.h. der Macht-Charakter Ihrer Rolle ist am offensichtlichsten. Und gerade die Vertreter dieser Berufsgruppen und Positionen sind am meisten damit beschäftigt, ihre Macht aufwendig zu vertuschen oder zu leugnen.
Der moderne Pädagoge z.B. möchte all seinen Einfluss dafür geltend machen, die Macht an die Kinder und Jugendlichen zu übergeben: sie sollen den Unterricht führen oder über den nächsten Schritt entscheiden. Soweit die Theorie. Ob das für die Kinder besser ist, ist zweitrangig. Vorrangig ist, dass der Pädagoge dadurch ein besseres Gefühl bekommt, also weniger Schuldgefühle oder schlechtes Gewissen hat. Das funktioniert nur, wenn er dran glaubt.
Analog dazu versucht der moderne Therapeut sich an das Dogma zu halten, dass seine Patienten/Klienten den Prozess führten und er ihnen nur zu folgen hat. Um zu bemerken, wie absurd es ist, einem Hilfesuchenden die Steuerung zu übergeben, damit der kompetente (und bezahlte!) Profi nur noch „folgen“ müsse, muss man schon rational denken. Aus rein emotionaler Sicht mag das wie eine wünschenswerte Mischobst-Kiste aus Gleichheit, Brüderlichkeit und Augenhöhe aussehen – wenn man die grobe Verantwortungslosigkeit ausblendet. Aber das ist nicht das, was wir tatsächlich brauchen. Im Kleinen wie auch auf der Makro-Ebene führt es zu einem Fiasko. Aber es sind nun mal jene Ideen oder Schlagworte, die wir mit positiven Gefühlen assoziieren und hinter denen verantwortungsängstliche Menschen dann hinterher laufen wie die Kinder hinter dem freundlichen Spielmann aus Hameln.
Ärzte entziehen sich dem Verantwortungsaspekt ihrer Macht, indem sie für die Gründe ihrer Entscheidungen „die Wissenschaft“ (heute bedeutet das: die Vorgaben der Pharmaindustrie) referenzieren und ansonsten mehr oder weniger empathisch mit den Schultern zucken.
All dies ist so widersprüchlich, so intellektuell unlauter, so offensichtlich irrational von der Warte der Vernunft aus betrachtet, dass sie, die Vernunft, sich die Augen verwundert reiben muss und fragt, wie eine Gesellschaft so über Generationen hinweg bestehen und funktionieren könne. Für sozialmythische Menschen mit unverrückbarer emotionaler Programmierung jedoch muss das genau so sein, denn in ihrer Welt der sozial-relativen Würde beruht alles auf der Notwendigkeit, beliebt, angesehen und gleichzeitig möglichst einflussreich zu bleiben. In der Kultur der Moderne wird deshalb jede Form von Macht und Hierarchie so grundsätzlich verdrängt, dass man diese Aspekte verstecken muss, wenn man kulturpolitisch korrekt und allseits anerkannt sein möchte, besonders in den trotzdem systemisch unverzichtbaren Machtpositionen.
Die modernen Führungskräfte und ihre anführende Phalanx von Trainern, Experten und Ratgeber-Autoren versuchen aus dem gleichen Grunde – initiativ beeinflusst von Pädagogen und 68er-Missionaren – immer trotziger die Quadratur des Kreises, indem sie „flache Hierarchien“, Dezentralisierung, fluktuierende Führung, Besprechungen im Selbsthilfeformat und alle möglichen Verrenkungen der Gleichberechtigung und Gleichwertung (in Konsequenz Nicht-Wertung) propagieren. Funktionieren tut das nicht, aber es soll ja auch nur schick und modern aussehen, egal wie widersinnig und unrealistisch sie sind. Für eine leistungs- und zielorientierte Unternehmung ist das natürlich nichts als Hemmung und Sand im Getriebe. Aber um das zu erkennen, muss man ein ausgeprägtes rationales Selbstbewusstsein und Weltverständnis haben, und darf nicht an neo-mystischen Wunderglauben oder Kindergarten-Bildern festhalten.
Einen rationalen Menschen würde dieser künstliche Konflikt zwischen notwendiger Macht und erzwungener Verbrämung stören und er würde nach einer Integration und nach einer verantwortungsvollen Lösung suchen. Damit würde er jedoch in unserer Kultur der letzten 70 Jahre völlig aus dem Rahmen fallen – und sich bei all denen unbeliebt machen, für die es „sich nicht so gut anfühlt“.
Die widerspruchsfreie Lösung lautet: jedes Privileg von Macht muss mit der Forderung von Verantwortungsübernahme (also Verantwortungsfähigkeiten) gekoppelt werden. Macht soll niemals versteckt oder verschleiert, sondern vielmehr mit allgemeiner Anerkennung bekleidet und mit Verantwortung moralisch ausgestattet werden.
Exkurs-Ende.
Der Angst in die Augen sehen
Die Hobby-Aufklärer und Instant-Apostel des „Großen Erwachens“ hängen so gut wie alle noch in genau diesen angstinduzierten Tabus fest. Wenn sie uns geheimnisvoll von Drachen und Echsen und Außerirdischen flüstern, die hinter allen Schleiern aus dem Dunkeln heraus uns und unser Schicksal steuern, dann bekämpfen sie – sehr wahrscheinlich völlig unbewusst – alle drei Aspekte: den Verstand, weil sie mit irrationalen Bildern und inkonsistenten Narrativen aufwarten, die man bitteschön „glauben“ soll; unsere Macht, weil sie behaupten, die Eidechsen oder Psychopathen seien mächtiger und intelligenter als wir; und damit auch unsere Verantwortung, weil sie uns als Opfer darstellen ohne zu zeigen, wodurch wir besiegt wurden und was unser Anteil daran war.
Mit zweidimensionalem Bewusstsein kommen wir aus der Sache nicht raus. Es mag kurzfristig ein wenig tröstend und beruhigend sein mit seinen Bildern und Narrativen von Zusammenhalt und starken Gefühlen, von rettendem Glauben und erlösenden Vertrauen, aber es bietet keine Lösung und weist nicht einmal in die Richtung der Lösung. Die Lösung kann nur darin bestehen, dass wir uns wieder dem mentalen Bewusstsein und darin dem rationalen, kausalen, klaren begrifflichen Denken zuwenden und zwar in Bezug auf alle Bereiche unseres Wesens und Lebens. Nicht nur in Bezug auf Technologie und ihre Betriebsanleitungen. Dafür müssen wir uns eher früher als später eben auch dem beschriebenen Trauma-Block mit seinen Tabus, Leugnungen, Lügen und Verdrehungen, Fragmentierungen und Verzerrungen, also mit dem großen Vakuum um die erwähnten Trauma-Themen herum beschäftigen. Wir werden vielleicht erstmal ganz dumm und sprachlos (begriffslos) davor stehen, aber das und nur so ist das der Anfang.
Der große Schritt zur Auflösung dieser Jahrhunderte alten Blockade wird darin bestehen, den Schmerz der einstigen Überforderung schrittweise, in kleinen verdaubaren Portionen zu spüren und zu verarbeiten – Verständnis dafür zu entwickeln, d.h. ihn in stimmige, tragfähige Begriffe, Konzepte und Landkarten zu übersetzen. Erst dann werden wir fähig sein und die Kompetenzen entwickelt haben, uns der einstigen Überforderung durch unsere Macht nun als bloße Forderung und vielleicht Herausforderung von Verantwortungsübernahme zu stellen. Dann erst können wir Verantwortungsträger werden, die fest stehen auf dem Boden ihres Selbstbewusstseins als rationale, vernunftgeleitete Menschen. Selbstbewusstsein in beider Bedeutung des Wortes: als gewachsene Selbstachtung und als vorausgehende, stets wachsam begleitende Selbstwahrnehmung.
Wir kommen um den ersten Schritt nicht herum: der Angst in die Augen zu sehen. Wir können diesen Schritt allerdings ausführlich vorbereiten und so klug und langsam und behutsam machen, dass stets die expansiven, neugieren, entwicklungsorientierten und fühlenden Kräfte in uns die Oberhand behalten ohne die Angst zu leugnen oder zu verdrängen. Wir können auch beginnen mit der Angst unserer Vor-Vorfahren, das hilft, aus der Distanz zu schauen. Dann können wir lernen, die Angst um uns herum zu identifizieren in den Institutionen, in den Strukturen und Gewohnheiten, in allem medialen Inszenierungen und Ausbreitungen, in den Motivationen der Menschen und schließlich in ihren unmittelbaren Reaktionen, Gesten und Gesichtern. Dann werden wir sie sehen können als etwas, woran wir Anteil hatten und haben.
Es sei nebenbei dazu darauf hingewiesen, dass das Denken eine der Funktionen ist, die auch unter Angst einsatzfähig sind. Angst ist nur mächtig im materiellen, also physisch und physiologisch bestimmten Feld, also in den Aspekten der ersten und zweiten Bewusstseinsstruktur. Denken können wir unabhängig davon – es ist nur schwerer, im Denken den Realitäts- (1-D) und den emotionalen (2-D) Bezug zu halten. Der Psychopath steht chronisch unter Angst und ist vollkommen asozial, kann aber durchaus sehr klar und logisch denken – er vertut sich nur eklatant in Bezug auf alles Menschliche und Soziale, das er nicht begreifen kann. Wir aber können es und müssen lernen es – also uns – mit dem Denken zu begreifen. Damit können wir auch anfangen, wenn wir noch unter dem Einfluss von Angst stehen. Der Geist und das Geistige sind von der Angst unabhängig.
Alle so störenden und wiedersinnigen Symptome unserer Gesellschaft, die sich in den letzten 18 Monaten zum Alleroffensichtlichsten zugespitzt haben, lassen sich durch Angst erklären. Nicht durch Furcht, welche sich immer auf ein Objekt oder einen Auslöser bezieht, sondern durch Angst, die ein Zustand ist. Die Tabuisierung des Denkens, Nachfragens, von kritischen Ansichten, ja von Informationen und Fakten selbst basiert auf nichts anderem als Angst. Der himmelschreiend naive und masochistische Gehorsam (weltweit, aber als solcher unübertroffen in Deutschland), die Anstrengung der Menschen, all die Widersprüche und Verletzungen nicht zu sehen – all das aufgrund von Angst. Die Folter, der sich die Menschen selbst und andere, sogar ihre eigenen Kinder mit so viel Eifer und Sorgfalt unterziehen – aufgrund von blinder Angst. Letztlich ihre körperliche Selbstzerstörung und Aufgabe jeglicher Integrität und Würde – aufgrund dieser Angst.
Wir können den Menschen, die in sich nichts tragen, was sie außerhalb ihrer Angst ansprechbar machen würde, nichts anbieten, um sich ihrer bewusst zu werden. Sie können nicht. Sie können auch nicht wollen, denn dafür müssten sie zumindest eine Vorstellung von einer Alternative haben. Für sie aber ist die Angst, also das durch Angst kontrahierte und blinde Bewusstsein, so wie Wasser für den Fisch: sie können sie nicht wahrnehmen, weil sie sie nicht abgrenzen und differenzieren können. Sie sind Angst. Wir können lernen, mit der Angst zu sprechen, die uns da in Form von blinden, gehorsamen, selbstlosen Menschen gegenübertritt. Aber auf lange, sehr lange Sicht ist für sie nichts anderes denkbar als Betreuung und Abschottung vor der Realität, zu welcher auch gehört, dass wir alles von Menschen Gemachte durchleuchten, reinigen und neu aufbauen müssen – angstfrei.
Diejenigen von uns jedoch, die gerade erst anfangen, eine innere Landkarte und ein erstes vages Verständnis von dem großen Geschehen und seinen Ausmaßen über alle gewohnten Denkhorizonte hinaus zu erstellen, sollten sich davor hüten, zu schnell in irgendeine Helfer- oder gar Retter-Rolle zu schlüpfen. Auch die Erklärbären, Kommentatoren und Informations-Dolmetscher liefern sich mehr als sie ahnen der Gefahr aus, ihr eigenes Verstehen auf dem Niveau ihrer erreichten Kommunikationsfähigkeit zu arretieren. Und damit natürlich auch das ihrer Mitläufer. Deshalb ist jeder von ihnen auf seine Weise und auf seinem Plateau Gatekeeper und Umleitungsbeauftragter, denn wer zeigt schon über sein eigenes Bewusstseinslevel hinaus? Diejenigen, die es vermeintlich tun, zeigen meist nur in den Nebel oder – noch fataler – nach unten auf mystische, bildhafte, begriffslose Bewusstseinsverengungen, in die man dann hinab und zurück steigen müsste, um angeblich noch besser verstehen zu können.
Wir – also jene, die Texte wie diesen hier freiwillig lesen – sollten vor allem anderen an unserem Verständnis arbeiten. Da es der Mangel an Verstehen und an Verstehen-Wollen war, der uns letztlich in die Abgründe des delegierten Suizids brachte, sollten wir alles daran geben, dieses Defizit als erstes zu beheben. Und dafür müssen wir der alteingesessenen Angst vor dem rationalen Bewusstsein ins Auge blicken. Rationales Bewusstsein zeigt sich in der Hartnäckigkeit und Intensität der Frage nach dem Warum. Solange wir diese Frage umgehen oder ihr mit simplen imaginierten Schubladen-Antworten das Maul stopfen, sind wir noch im alten Film, nämlich der Vermeidung von Rationalität. Rational entscheiden und agieren können heißt, den Grund und den Zweck des eigenen Handelns zu kennen und nennen zu können. Ein rationales Weltverständnis ist ein Verständnis von Ursachen, Wirkungen, Intentionen, Zwecken und Strategien von dem, was geschieht und berichtet wird. Das pure Aufzählen von Geschehnissen, Tätern oder Verursachern ist – wenn überhaupt – eine noch sehr unreife und unwirksame Stufe des Rationalen.
Wir sollten deshalb als erstes lernen, die Angst um uns zu erkennen. Sie ist tatsächlich überall. Schwierig ist es nur, einen angstfreien Ort zu finden.
Exkurs: Angstmacher erkennen
Nehmen wir einmal das Gros der Kinofilme aus den letzten Jahrzehnten zur Veranschaulichung, denn das ist eine der populärsten und dabei noch relativ vielseitigen medialen Kulturpräparate. Im Horrorfilm oder etwas gebremster in allem, was uns als „FSK 16“ angeboten wird, ist die Angsthypnose so offensichtlich und primitiv, dass es dazu nicht viel zu sagen gibt. Diese Form der Angstvermittlung ist aber genau deshalb auch die harmloseste. Selbst nach einem wirklich intensiven Horrorfilm beruhigt man sich doch recht schnell wieder, wenn man an die frische Luft geht, einen Tee trinkt und dabei ein bisschen plaudert. Die instinktiven Reaktionen auf das Aversive, Kranke, Bedrohliche oder Übermächtige enden eben mit den Bildern und Vorgaukelungen – sobald man das Licht anschaltet. Unsere Weltanschauung und vor allem unsere Moralvorstellungen werden von solchen Eindrücken nicht maßgeblich beeinträchtigt. Solche Produkte sind schlichtweg Schund und Dreck, sicherlich auch hochgradig krank und degeneriert in ihren Intentionen und Motivationen, aber auch wenn sie sehr verstörend sind, sie zerstören nichts Essentielles (bei Erwachsenen. Auf Kinder, deren Weltsicht und Selbstvertrauen noch hochgradig von Bildern geprägt wird, wirken sie substantiell destruktiv).
Eine ganz andere Nummer sind all jene Filme nach Hollywood- und Disney-Manier, die als lustige Komödie für die ganze Familie daher kommen. Sie vermitteln Angst nicht durch instinktiv grauenvolle oder bedrohlich-pathologische Bilder und Effekte, sondern durch Untergrabung von moralischen Idealen. Wenn uns der Trottel als Held verkauft wird – nach dem Forrest-Gump-Schema – dann ist das bereits ein Frontalangriff auf unsere Idealvorstellungen und unsere essentiellen Bilder von Heldenhaftigkeit. Vermittelt wird dadurch: „Der Blödeste, ungeschickteste Tollpatsch ist der Sieger“ – also eine Verdrehung der tatsächlichen moralischen Werte (und Lebenserfahrung), dass jede Art von Errungenschaft viel Anstrengung und Überwindung kostet, also in erster Linie Zielgerichtetheit und Willenskraft. Der moderne Anti-Held stolpert durchs Leben, „erobert“ dabei aber zufällig die schönsten und intelligentesten Frauen, wird reich und angeblich – das ist der größte und böseste Betrug – glücklich.
Man verwechsle diese moderne Form der Schwächen-Stilisierung nicht mit elisabethanischen Theaterstücken, Komödien der französischen Klassik oder dergleichen, in welchen das Unmoralische, Schwächen, Laster und Dummheit so dargestellt werden, dass wir uns als Publikum davon distanzieren und sie uns viel leichter als abstoßend bewusst machen können. Wir lachen sie aus, nicht mit ihnen. Das ist moralisch gut und richtig, es stärkt unser Bewusstsein für die gesunde und sittliche Natur des Menschen und damit unsere eigene Sittlichkeit und moralische Klarheit.
Die modernen Narrative und Stilisierungen hingegen sind nicht bloß absurd, unrealistisch und sinnlos (abgesehen von ihren dramaturgischen und ästhetischen Totalausfällen), sie sind auf einer moralischen und damit ästhetischen Ebene falsch und krank. Sie erzeugen nicht bloß eine lächerliche und leicht durchschaubare Illusion, sie generieren viel mehr eine stilistische Idealisierung von Anti-Werten, Schwächen, Defiziten und Retardierungen. Denn sie stellen sie eben nicht als verabscheuungswürdig und unmoralisch dar, sondern als Maßstab im Gewand einer pseudo-realen attraktiven Präsentation: so ist der Mensch. Und so ist der Mensch erfolgreich und sein Leben gut: Dummheit, Schwachheit und Charakterlosigkeit gewinnen das Rennen.
Wir finden noch eine Steigerung des moralischen Kollaps in all jenen modisch-modernen Filmen, besonders in ihrer französischen Variante des Total-Fatalismus, in denen eine Geschichte, die mit einem Ziel, mit Anstrengung, Mut, Willenskraft, Überwindung und Wachstum beginnt, von irgendwelchen Zufällen, einem Unfall oder – seit längerem sehr beliebt – durch eine tödliche Krankheit annulliert, vernichtet und damit negiert werden. Diese Ereignisse haben explizit nichts mit den Wünschen und Zielen der Protagonisten zu tun und sollen es auch nicht. Denn die anti-moralische Botschaft ist: „Es ist sowieso sinnlos. Du hast keine Chance. Der Mensch wird vom Zufall bestimmt.“ Also versuch es gar nicht erst, bleib klein und bescheiden, zieh den Kopf ein, sieh zu, dass Du nirgends allzu sehr hervorragst, riskier nichts, schließ mindestens einen Bausparvertrag und eine Lebensversicherung ab und sei froh, wenn Du halbwegs gesund in die Rente kommst. Mit anderen Worten: es gibt keine höheren Ziele, für die es sich zu engagieren lohnt, dass Leben ist ein sinnloser Ablauf, das höchste Gut sind Wohlbefinden, ein voller Bauch, warme Füße und ein dummer, betäubter Kopf, der keine Ziel oder Ideale hat und keine Fragen stellt. Glück ist nichts als Zufall.
Selbst der außerordentlich mutige und furchtlose Forscher an einem neuen Heilmittel oder einer neuen Technik kann irgendwann von heute auf morgen durch eine Krankheit sterben – also was soll’s? Der tapfere und verwegene Journalist oder Detektiv können neuerdings auf einer Bananenschale ausrutschen und ins Koma fallen – Ende der Geschichte. Andere profitieren andere von ihren Erkenntnissen und Errungenschaften, aber der Held unterliegt einer Bananenschale. Was der moderne Mensch implizit aufnimmt durch solche Narrative ist: es ist besser, die eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen, soll sich doch jeder um seinen Mist kümmern.
Womit wir es hier zu tun haben ist mehr als nur fehlende Moral und Geistigkeit. Es ist mehr als krank und defizient oder degeneriert, es ist böse. Böse ist etwas, wenn es die Intention zur Zerstörung des Guten, Richtigen, Gesunden und Wertvollen in sich trägt. Die Mehrzahl der Filmproduktionen der letzten zwei Jahrzehnte (und parallel dazu auch alle anderen „Kultur“-Produktionen) sind in diesem Sinne böse. Sie sind ein subtiler aber direkter Angriff auf die Menschlichkeit. Ihre Botschaft ist nicht bloß: „Der Mensch ist ein Trottel“, sondern vielmehr: Es ist besser und sicherer, alle höheren Werte und Aspirationen zu zerstören, denn es gibt keine Lösung und das höchste Prinzip im Universum ist der Zufall.
Eine spezielle und besonders böse Form dieser Zerstörung ist das Lächerlich-Machen. Keinen Held darzustellen ist moralisch eine Nullrunde und schlichtweg wertlos. Aber einen echten Helden (einen strebenden, rationalen, moralisch ambitionierten Menschen) als lächerlich, nutzlos, erbärmlich und letztlich bedeutungslos darzustellen, ist keine Nullrunde mehr, es ist ein Angriff auf den Geist des Menschen. Ein Mensch kann ohne Ideale nicht wachsen und sich nicht als Mensch entfalten. Seine Wesens-Ideale zu zerstören ist eine Form von Mord – und zwar die moralisch verwerflichste und diabolischste. Besonders die Jungen und Jugendlichen können auf diese Weise für den Rest ihres Lebens psychisch-moralisch so sehr zerrütet werden, dass sie sich nicht mehr davon erholen können.
Dieses Gesicht zeigt das Böse in der dritten Bewusstseinsdimension und wir müssen lernen, es als das zu erkennen, was es ist. Eindimensional Böses greift den Körper, die Materie an. Zweidimensionales Böses greift den gesellschaftlichen Organismus, alles Soziale und die verbindenden Emotionen der Menschen an, um sie auszuschalten. Aber dreidimensional Böses greift die Vernunft an, indem es versucht, Moral und Werte an sich zu zerstören oder besser gesagt, den Zugang zu ihnen zu vernichten. Einen Menschen davon abzuhalten, Ideale zu entwickeln, ist mentaler Satanismus. Dazu gehören auch Ablenkung von Werten, Beschämung von Idealen, Verhöhnen oder verspotten von rationalen Motivationen, Sinnsuche und dem Streben nach Selbständigkeit, Verständnis und Glück. Wenn wir das verstehen, dann können wir einsehen, wie sehr unsere gesamte „Kultur“, also vor allem unsere mediale Zwangsmast, durch und durch böse und satanisch sind. Die Jüngeren unter uns kennen kaum noch etwas anderes.
Außerdem finden wir im gesamten Feld des Kunst- und Unterhaltungsmarktes nur noch Problemdarstellungen bzw. Darstellungen von Pathologien. Die noch weiter abgesunkene Stufe ist nicht einmal mehr Darstellung, sondern nur noch Ausdruck von Zerrüttung und Amoral. Wir suchen darin vergeblich auch nur nach Andeutungen von Lösungen, Heilungen, Wiedergutmachungen, Integration, ja Verständnis und Zuordnung. Es werden gar keine Ideale mehr dargestellt und keine höheren Ordnungen mehr nachgebildet und vermittelt. Unschuldige werden einfach umgebracht, Frauen vergewaltigt, Mörder bemitleidet, Betrüger befördert und asoziale Psychopathen als einzige Helden gefeiert. Somit handelt es sich auch – seit nun schon über hundert Jahren – nicht mehr um Kunst, sondern nur um pathologische Produktion. Tatsache ist, dass es in der westlichen Welt – bis auf einige vereinzelte und einsame Ausnahmen – keine Kunst mehr gibt. Wir müssen weit ins 19. Jahrhundert zurückgehen, um noch moral- und kulturtragende Kunst zu finden. Seitdem leben wir Menschen ohne eigene Kunst und sind daher zunächst ästhetisch, dann moralisch, dann mental und schließlich psychosomatisch so krank geworden, dass die meisten gar nicht mehr leben wollen bzw. gar nicht mehr wissen, was „menschliches Leben“ überhaupt bedeuten könnte.
Die Botschaft unserer dementsprechenden medialen Exkrement- und Eiter-Abwasser ist: es gibt keine Lösung, es gibt keine Heilung, es gibt nichts Höheres.
Warum sieht sich ein Mensch so etwas an? Wer trinkt freiwillig von dieser stinkenden Brühe, die nur gewürzt wird vom letzten Erbrechen aus der psychiatrischen Abteilung? Wie weit muss ein Mensch sich moralisch und ästhetisch bereits aufgegeben haben, um an diesem Trog mit zu saufen?
Was kann so stark sein, den Menschen von seinem Wesen und seiner Wesensintegrität so weit abzuziehen, dass er sich schlimmer als jedes Tier verhält und nicht einmal mehr nach einem Entkommen sucht, sondern die Selbstvergiftung wie einen Glücktrunk herunterstürzt?
Die Antwort lautet, nun nicht mehr verwunderlich: Angst. Angst macht irrational, sie spaltet ab, sie dissoziiert, entfremdet, führt in die Fremdsteuerung bis zur Selbstaufgabe.
Die täglichen Konsumenten der geistigen Gülle sind als volle Menschen gar nicht anwesend, während ihre menschlichen Körper ziellos und geistlos von den Wellen des Systemspektakels hin und her getrieben werden. Eine menschliche Seele könnte so etwas gar nicht aushalten – Märtyrerseelen vielleicht, aber auch nur ein paar wenige Jahre und nur mit der Gewissheit um das hohe Licht als Ziel vor ihren Augen. Und nein, die großen wogenden Massen da draußen, die von einer totalen Windstille gelähmt und vom Sturm aufgepeitscht sind, sind keine Märtyrer. Der technisch korrekte Begriff wäre Zombie. Es ist zu vermuten, dass viele von ihnen, wenn man ihnen den Emotionalisierungs- und Antriebs-Stecker aus dem Hirnstamm herausziehen würde, auf der Stelle so tot umfallen würden, wie sie spirituell (psycho-somatisch) schon lange sind.
Angst vor dem Rationalen
Es dürfte ersichtlich geworden sein, wie solche scheinbar harmlosen Unterhaltungsproduktionen Angst in den Menschen säen und düngen. Nicht Angst vor Monstern, sondern Angst vor Idealen, vor höheren Zielen, vor besonderen Anstrengungen, überhaupt vor dem Besonders-sein und vor einer eigenen inneren Stimme. Und damit Angst vor menschlichem, das ist rational-moralischem Bewusstsein. Das ist, etwas weiter gedacht, Angst vor dreidimensionalem Bewusstsein.
Dies ist so, weil Filme so wie Romane und andere „Kunst“werke von uns nicht wie Journalismus oder als bloße Berichte aufgenommen werden. Eine typische amerikanische Tollpatsch-Komödie würde uns so wie jeder andere noch so actionreicher Thriller nach fünf Minuten zu Tode langweilen, wenn wir sie bloß als Bericht über diesen einen Tollpatsch oder diesen einen Konflikt betrachteten – ob real oder fiktiv spielt dabei keine Rolle. Es hätte mit uns schlichtweg nichts zu tun und wäre nur eine bedeutungslose Bilderfolge. Aber nein, wir nehmen diese Geschichten in uns auf, weil wir wissen und uns darauf verlassen, dass sie von anderen Menschen gezielt erfunden wurden, dass dahinter ein Geist, eine formende Intention, also nicht nur Inhalt, sondern Gehalt steckt. Mit anderen Worten: dass er etwas Geistiges, Ideales, zumindest etwas Prinzipielles vermittelt. Denn sonst wäre es nur ein Bericht und für uns völlig unbedeutend. Bedeutung und emotionale Wirkung haben Filme und Geschichten auf uns nur deshalb, weil wir in ihnen etwas für uns Wichtiges, nämlich eine Botschaft über uns oder zumindest über die Welt sehen, die wir für uns nutzen können. Letztlich nehmen wir jede fiktionale Geschichte auf mit der Suche nach mehr oder neuem Verständnis. Nicht auf der mentalen Eben als Erklärung oder Erläuterung, sondern auf der emotionalen, vorbegrifflichen Ebene von Bildern, Symbolen und Mythen.
Und wenn uns der Plot vermittelt: „Es gibt keine Heldenhaftigkeit“, weil jede noch so hehre menschliche Unternehmung vom Zufall oder irgendeiner anderen Zusammenhangslosigkeit zunichte gemacht werden kann, dann speichern wir das als Prinzip unseres Weltverständnisses unbewusst und vorbegrifflich ab. Wir negieren innerlich alles Heldenhafte, jede Orientierung an Idealen und die Möglichkeit, dass durch Bewusstsein und mentale Anstrengung Ordnung hergestellt werden kann. Stattdessen bilden wir die absurde Glaubenshaltung in uns aus, dass letztlich alles Zufall und vom Zufall bestimmt ist, also sinnlos, ziellos und – geistlos.
Das sind die Botschaften, die uns implizit in so gut wie allen „Kunst“-Produktionen der letzten hundert Jahre vermittelt werden. Bis auf leicht zählbare, handverlesene Ausnahmen, sehen und hören wir nur noch das und nichts anderes mehr als das, in den Kinos, im Fernsehen sowieso, in den Museen und Galerien, auf den Theater- und Tanz-Bühnen und natürlich ganz vorneweg, wie immer ganz avant-garde in der „modernen Literatur“: die Negierung von Form, Ordnung, Sinn, Verstand, Vernunft, Idealen und Moral.
Also die Negierung des Geistes und damit die Negierung des Menschen. Warum? Aus welchem anderen Grund, wenn nicht aus Angst? Und diese gesäte Angst trägt keine anderen Früchte als noch mehr und grundsätzlichere Angst, bis nach einigen Generationen, das gesamte Bewusstsein des Menschen von Angst durchseucht ist und in seiner maximalen Kontraktion vertrocknet, erstickt und stirbt.
Dies sind die Ursache und ihre Wirkstoffe dafür, dass heute die Menschen nur noch ins Leere schauen können, nur noch ins Schwarze, Sinnlose, Aussichtslose. Solange sie noch vitale Kräfte und vage Sehnsuchtsreste haben, können sie auf den Straßen im Pulk demonstrieren und nach „Zukunft“, „Gerechtigkeit“ oder einfach nur nach Gehör schreien. Mit etwas weniger Vitalität schreiben sie dann nur noch entsprechende Verzweiflungs- oder Empörungs-Beiträge in Online-Foren. Von der resignierten und betäubten Masse, die sich im Arbeit-Freizeit-Konsum-Kreislauf aufreibt, sprechen wir hier gar nicht. Aber zu wem rufen sie denn? Wer soll sie denn hören? Wer soll die Verantwortung für ihre Misere übernehmen, wenn doch alle nur noch Schwarz sehen?
Wir können also nun die Frage beantworten, gegen was wir zu kämpfen zu haben: gegen die Angst. Gegen unsere Angst vor unserer Macht und unserer Verantwortung im Kosmos. Vor unserer Macht zur Gestaltung, Formung und Führung aller Materie.
Wir, die menschlich zum rationalen Bewusstsein gereiften, wollten diese Macht nicht, weil uns die Verantwortung nicht tragbar und wir uns selbst dafür zu klein und abhängig erschienen. Deshalb wurde die Macht vom Abschaum, von den niedersten Wesen ergriffen, die bloß wie Schlamm in die von uns zurückgelassene Kluft sickerten und sie begannen auszufüllen.
Die Pforten zu diesem jahrhundertelangen Abstieg in die Verdrehung aller weltlichen Lenkung und menschlichen Bestimmung ins Kranke, Psychopathische, Kriminelle, Zerstörerische und Satanische öffnete kein fremdes Monster, kein aus der Ferne angeschlichener Erz-Widersacher, sondern unsere eigene Angst. Und es war unsere Angst, die das Zepter und die Regie in dem grotesken Spektakel bis zuletzt, bis heute führte.
Die feixenden Teufel und Beelzebubs, die quälenden Dämonen und ungeheuerlichen Satansfiguren sind unsere eigene unbewusste, ungewollte Schöpfung. Sie sind die Verzerrung des Lichts, das wir ablehnten oder nicht aufnehmen konnten. Es war die Betäubung und Einschläferung der Vernunft, die die Monster erst schuf. Was auch immer für bizarre und grauenvolle Erscheinungen uns da entgegen kommen – wir erschauen keine Fernen oder Außerwelten, sondern unser Spiegelbild, welches unentwegt aus jener Tiefe zu uns hoch schimmert, die wir nur anerkennen können, wenn wir unsere Höhe bereit sind zuzugeben.
Aber jeder Engel ist schrecklich, wenn er uns als Unvorbereitete gegenübertritt. Wir kennen schon die Engel mit den flatternden Spruchbändern, die behutsam sprechenden, und die mit dem trennenden Schwert oder dem abhaltenden Schild. Auch die scheinbar gleichgültigen mit der feinen Waagschale in der Hand. Aber wer hat uns beigebracht, jenen Engel aus den höheren Beauftragungen zu empfangen, der uns die Macht der Gestaltung und die Verantwortung über die Welt zeigt und anreicht?
Es sind die schweren, dunklen, hoffnungslosen letzten Jahrhunderte der Menschheit, die unsere Lehrmeister waren. Und für uns Einzelne vor allem die letzten Jahre, die diese Abirrung verdichteten bis ins Unerträgliche und Abscheuliche. Sie haben uns vorbereitet. Und an ihrem Ausgang steht nun nicht die endgültige Verzweiflung, sondern die völlige Kehrtwende, am dunkelsten Punkt, zurück zum verlassenen Licht. Am Ende steht nicht die völlige Niederlage, sondern durch den offensichtlichen Fall eine tief verankerte, in einem Schwung emporwachsende neue Bereitschaft, nämlich die Bereitschaft zu Macht und Verantwortung.
Diese neue Bereitschaft ist auch Befähigung, nämlich Befähigung zur Selbstermächtigung. Mit dieser durchwanderten Tiefe, mit diesen erlittenen Abgründen in uns Menschen sind wir fähig, das fordernde Geschenk des Engels anzunehmen und verantwortliche Gestalter zu werden. Vermutlich war dies der einzige Weg. Es dürfte für uns schwer vorstellbar bleiben, wie sehr manche Engel über diese unsere lange Lehrzeit hinweg an sich halten mussten, nicht einzuschreiten und das Nicht-gesehen- und Nicht-gehört-Werden von der abgewendeten Menschheit zu ertragen.
Es besteht aber auch gar kein Zweifel, dass diejenigen von uns, die das Ende der Lehre und Abschlussprüfung erleben, zu allem, was jetzt kommen muss, auch schon fähig sind. Denn wir fahren eine große, lange erwartete Ernte ein, für die zahllose Generationen vor uns mühsam roden, säen, bestellen – und hungern mussten.
Die Herausforderung, die vor uns liegt, ist so groß und aufragend wie eh und je. Aber wir stehen nun auch viel weiter oben auf dem Gerüst, auf das wir uns mehr denn je verlassen können: dem Gerüst eines uns selbst zugewendeten Bewusstseins.
Caveat!: 3-D-Schlaf
In Bezug auf Bewusstseinsdimensionen und -strukturen bezieht sich die Idee des „Schlafes“ darauf, dass in jeder Bewusstseinsstruktur die Möglichkeit besteht, sich innerhalb der Struktur einzukapseln und ab zu isolieren von den Einflüssen aus höheren Bewusstseinsstrukturen. Das kann so weit gehen, dass innerhalb einer Bewusstseinsebene gar keine Repräsentation mehr davon existiert, dass es höhere Dimensionen überhaupt gibt oder geben könnte.
In unserer Zeit ist das offensichtlicher denn je. Es gibt kaum noch Reste von einer Überzeugung, dass es oberhalb der sozialen Konsensebene der zentral-medial gesteuerten Gemeinschaft und ihrer immer einfältigeren Narrative noch höhere Bewusstseins- und Einflusssphären gibt oder geben könnte. Allein schon Logik, Rationalität und begriffliches Verstehen von irgendetwas spielt in der Grundhaltung unserer Kultur keine Rolle mehr und wird routiniert als antiquiert, falsch, irreführend, unsinnig, wertlos oder gar unmöglich und illusorisch dargestellt. Der Gesamteinfluss von neo-mystischen Heilskonzepten aus dem Osten, New-Age-Psychologie und systematischer Förderung von Irrationalität und sozialer Anpassung hat dazu geführt, dass das „emotionale Mitgehen“ und „seinen Gefühlen folgen“ als oberstes Leitprinzip gelten und dass der einfältigste Zeitschriften-Konsument fließend darüber dozieren kann, dass es immer das Beste ist „den Kopf abzuschalten“ und „dass es überhaupt nichts bringt, Fragen zu stellen“, sondern dass man „einfach auf seine Intuition hören sollte“ – also auf die systemisch-soziale, unreflektierte und unbewusste Psycho-Programmierung, die einen in der Trance des Irrationalen hält und eine überprüfende mentale Auseinandersetzung mit sich und der Welt gar nicht mehr zulässt.
Jeder Bewusstseinsstufe ist jedoch auch vermittelbar, dass es „etwas Höheres“ gibt. Für die erste Bewusstseinsstufe wäre das so etwas wie eine besondere Kraft oder Energie (z.B. Engel als leuchtende Wesen mit großen Flügeln). Für die zweite Stufe wäre es eine höhere, über alles Soziale hinausgehende Form von Bezug und Zugehörigkeit – eine „höhere Gemeinschaft“, ein „Seelenverbund der Wissenden“ o.ä. Für die dritte Stufe würde es sich als eine höher Form von „Logik“, Sinn und Zusammenhang darstellen: als eine Stufe des tieferen Verstehens, Durchschauens und vor allem Wissens über die Gesetzmäßigkeiten des Kosmos.
Ebenso kann man auf jeder Bewusstseinsebene „einschlafen“. Also auch in der dreidimensionalen, mental-rationalen Struktur. Nämlich durch die ungeprüfte Überzeugung, dass es eine höhere, d.h. übergeordnete, umfassendere Form der Selbst- und Welterkenntnis als das begriffliche, rationale, kausal-logische Denken nicht gibt und nicht geben könne. Dem entspricht die Überzeugung, dass der Mensch durch seine Unterordnung unter die Vernunft (den moralisch und realistisch urteilenden Verstand) seine höchstmögliche Verwirklichung schon erreicht habe und dass es über den erkannten Naturgesetzen keine Götter gebe.
Dabei ist die dreidimensionale Bewusstseinsstruktur (Körper + Gefühl + Verstand) nur die unterste und erste Stufe des gesunden Menschseins. Dort beginnt das Menschsein überhaupt erst. Wir erleben gerade die (Wieder-) Herstellung einer Kultur mit diesem Grundverständnis.
Aber auch die Gefahren und Fallen dieser neuen Stufe und ihrer Errungenschaften sind schon ablesbar bevor sie überhaupt begonnen hat, wenn die Aufgeklärtesten es als große und ultimative Erlösung auffassen, eine Technik zu entwickeln, die Leiden und Krankheiten abschafft, das Leben und die körperliche Jugendlichkeit künstlich verlängert und jede Art von körperlicher Anstrengung oder Verausgabung überflüssig macht. Das blauäugige Schwärmen von Med-Betten, Nahrungsmittel-Replikatoren und Teleportation per Knopfdruck als maschinisierte und damit mechanisierte Erhebung oder „Befreiung“ (von was?) gibt schon einen ersten Blick frei auf den unsäglichen Horror des nächsten Schlafes, der die Menschen befallen und sie an ihre eigenen Maschinen ketten könnte. Damit werden sie wiederum von ihrem Schicksal, von den Kräften des Schicksals abgeschnitten – statt mit ihnen zu ringen, um sie durch Bewusstwerdung zu integrieren und zu transformieren. Statt des Schlafes im 2-D-Bewusstsein der sozialen Folgsamkeit und mentalen Ichlosigkeit, wie wir ihn zum Ende dieser Menschheits-Epoche erleben, wird es dann ein 3-D-Schlaf sein, in dem die Menschen durch Technik und eine schöne neue Welt nicht nur den Bezug zum Wesentlichen, ihrem Wesen, verlieren, sondern auch die Idee davon, dass es solch Wesentliches überhaupt gibt. Das Schicksal selbst – jedes Einzelnen und das der Menschheit – wird dadurch keinen Deut verändert oder eingeschränkt. Die Menschen könnten nur blind werden für diese Dimension bis sie eines Tages auch von ihr mit Gewalt aufgeweckt und zum Hinschauen gezwungen werden, wenn sie nicht vernichtet werden wollen.
Aber das wird nur zwei Gruppen wirklich angehen: eine Menschheit in vielen Hundert Jahren und jene Einzelnen, die dieser Falle für sich selbst jetzt schon entgehen wollen, weil sie sich für vierdimensionales, wesenhaftes Selbst-und-Welterkennen interessieren.
Wie wir die Kehrtwende beginnen können
Den letzten, langen Exkurs hatte ich eingeleitet mit dem Hinweis, dass wir zunächst lernen müssen, „der Angst ins Auge zu sehen“. Damit das nicht allzu mystisch bleibt, sei es übersetzt: wir müssen diese Angst wahrnehmen und durchdringen, damit wir die dahinter liegende Kraft, nämlich den Schutz unserer Integrität, erreichen können. Dafür müssen wir natürlich erst einmal fähig werden, die Angst überhaupt zu erkennen hinter ihren vielen bunten, grinsenden und verführerischen Masken. Dafür der Exkurs.
Wir können dann die Angst – zunächst unsere ganz eigene, sozusagen ganz „biografische“ Angst, dann zunehmend die allgemeine, kollektiv-atmosphärische Angst – als Teil von uns wahrnehmen. Ebenso können wir dann die nach außen projizierten Schimären und Ungeheuer, die ja durchaus sogar real kreiert sein können – wieder als entstellte Teile von uns, vom Menschen an sich zurücknehmen. Nur so gewinnen wir die Macht über sie zurück, indem wir die Verantwortung für sie übernehmen.
Dafür brauchen wir zuerst bessere, vollständigere Landkarten vom Menschsein und von uns selbst. Echte Landkarten sind Kartographien von realen Territorien und deshalb müssen unsere neuen Landkarten auf Wahrnehmung und Studium beruhen, nicht auf Wunschdenken und Vermeidungs-Mystizismus. Ein Menschenbild, das den Menschen auch als rationales Wesen anerkennt, muss dafür mindestens rational sein. Wir haben also primär grundlegend geistige „Kartographierungs“-Arbeit vor uns, um uns selbst und unsere Geschichte zu begreifen und nicht wieder nur als Geschichts-Narrativ zu erhalten.
Natürlich muss ein rationales Menschenbild – besser: Menschenkonzept oder Menschheits-Begriff – auch die Gefühlswelten und -funktionen und die heiligen Gesetzmäßigkeiten des Organismischen umfassen. Aber die Integration zu einem Ganzen, in sich Einstimmigen und Zusammengehörigen ist nur in der Abstraktion im Begrifflichen möglich. Das bedeutet nicht weniger, als dass wir den Sprung zu wagen haben, uns als auch geistige Wesen und aus der geistigen Perspektive zu betrachten. Ein enormer Sprung, der uns da bevorsteht, wenn wir die völlig antagonistische Bewegung der letzten 150 Jahre bedenken.
Wo der Geist beginnt, endet die Angst. Und die Angst endet erst dort, wo der Geist beginnt. Denn wo geistiges Bewusstsein, also Bewusstsein für das Nicht-Zeitliche, Nicht-Körperliche, Nicht-Erfahrbare beginnt, beginnt auch die Wahrnehmung und Einsicht von Ordnung und ordnenden Kräften. Nur dort kann die Freiheit beginnen, welche zunächst einmal die Unabhängigkeit von Angst ist und dann stufenweise die Freiheit von allem wesensfremden und Un-Wesentlichem ermöglicht. Wenn wir frei sind und alles „in Ordnung“ ist, dann sind wir immun gegen das Kontraktions-Phänomen Angst.
Der Einzelne wird an diesem Wendepunkt der Geschichte und diesem Richtungswechsel der menschlichen Entwicklung zurecht fragen, ob er als Einzelner denn überhaupt etwas dafür oder in dem Sinne tun könne und wenn ja, was?
Der Einzelne kann nicht nur wirken, er ist sogar die einzige Wirkkraft, die neue Ursachen und Impulse in die Welt bringen kann. Unsere quantitative Kleinheit als Einzelwesen dürfen wir niemals mit unserer qualitativen Macht der Initiation und Samensetzung verwechseln.
Was der Einzelne tun kann – und damit meine ich jene Einzelnen, die solche Texte wie diesen hier lesen – ist nicht weniger als die Ur-Ursache der ganzen Misere und Zerstörung rückgängig zu machen. Diese ungeschichtliche, psychische Ursache war, wie wir gesehen haben, eine Entscheidung, die gefällt wurde angesichts unserer menschlichen Gestaltungs- und Schöpfungskraft und der enormen Verantwortung, die damit verbunden war. Möglicherweise war die Entscheidung gegenüber dieser titanischen Herausforderung auch bloß, keine Entscheidung zu treffen, sich nur vom Erkennen der Wahlmöglichkeit abzuwenden und „den Dingen ihren Lauf zu lassen“. Dieser Lauf „der Dinge“ ohne Verantwortung war dann aber auch nur noch bergab.
Was wir heute leisten können, und was nur von jedem Einzelnen als Kraftakt des Willens geleistet werden kann, ist, diese Entscheidung neu zu fällen. Sich zu entscheiden bedeutet zuerst, die Wahlmöglichkeit zu sehen und zu akzeptieren. Wir haben täglich, jeden Moment die Wahl, uns als geistige Wesen oder als konditionierte Fleischklumpen zu betrachten. Wir haben die Wahl, zu akzeptieren, dass der Mensch von Begriffen, Konzepten und Ideen und dahinter von Idealen geführt wird oder es zu leugnen. Wir haben sodann die Wahl, welchen Ideen wir folgen und was wir als Ideal akzeptieren. Egal, was mit unseren Körpern gemacht wird, wir haben die Wahl darüber, wie wir die Welt und uns betrachten und verstehen.
Diese Entscheidungen kann nicht bloß, sondern muss jeder für sich selbst treffen. Aber Menschen müssen daran erinnert werden. Das geschieht wieder und wieder auf vielen verschiedenen Wegen. Die Möglichkeit und die Notwendigkeit zu diesen Entscheidungen werden niemals enden, solange es Menschen gibt, weil sie dem Zeitlosen, den Gesetzmäßigkeiten unseres Wesens angehören. Und dies ist der Bezug, den jeder für sich und für die Gattung Mensch wiederherstellen kann: die Bezogenheit auf unser universal gegebenes Wesen, das aus Geist gewebt ist.
Ent-scheiden bedeutet dann, wenn die vorliegende Wahlmöglichkeit offenkundig ist, eine Unter-Scheidung zu treffen, also die Möglichkeiten zu vergleichen und zu gegeneinander abzuwägen. Angesichts der letzten Jahrhunderte menschlicher Geschichte und vor allem angesichts der Totalkatastrophe der Menschlichkeit auf ganzer Linie in den letzten zwei Jahren, ist diese Unterscheidung für uns heute um ein Vielfaches leichter als für unsere Vorfahren, die sich noch an die naive Fantasie klammern konnten, dass irgendwer „ganz oben“ doch bestimmt ein Auge zudrücken und ein übergroße Leid verhindern würde. Nun, verhindert wurde es, aber es wird für niemanden ein Auge zugedrückt werden. Und auch wir sollten die Augen weit öffnen. Wir können jetzt viel leichter unterscheiden zwischen dem rational selbstbewussten Menschen und dem irrationalen Schlafwandler.
Und erst diese Unterscheidung ermöglicht es uns zu erkennen, dass Hilfe und rettende Impulse nur von außen, genauer gesagt nur von außen–oben kommen können. Der Aufstieg zu in einer höheren d.h. umfassenderen Bewusstseinsstufe ist nur möglich, wenn der Einfluss von höherem Bewusstsein uns erreicht.
Vergessen wir nicht, dass Bewusstsein keine Eigenschaft oder Fähigkeit ist, die man hat oder sich aneignet, sondern dass Bewusstsein der Aggregatzustand unseres Wesens ist, so wie Wasser (Wasserstoff) in verschiedenen Aggregatzuständen – Eis, Flüssigkeit, Dampf – sein kann. So wie das Eis sich nicht selbst schmelzen kann, sondern des Zuflusses von Wärme, z.B. durch warmes, fließendes Wasser bedarf, so brauchen auch wir den Einfluss von „wärmerem“, höher-temperiertem Bewusstsein, um unseren Aggregatzustand zu lockern und leichter zu machen. Im zweidimensionalen Zustand „unterkühlte“ Menschen brauchen den Einfluss von mentalem, rationalem Bewusstsein, um sich und die Realität vollständiger erkennen zu können. Natürlich wird ihnen dieser Einfluss zunächst fremd oder sogar falsch vorkommen – in ihrem Weltverständnis gab es ihn bisher ja nicht. So erscheint uns der Einfluss einer höheren Bewusstseinsstufe immer ersteinmal fremd und widersinnig. Aber wir können ab der mentalem Bewusstseinsstufe lernen, dieses Prinzip zu erkennen und damit konstruktiv umzugehen – nicht wie kleine Kinder dagegen anzurennen und zu toben.
Es gibt also grundsätzlich zwei Ursachen, die die Aufwärmung der Menschen zu höherem Selbst- und Weltbewusstsein verhindern: der Rückzug höherer Einflüsse und die Abschottung der Menschen gegen sie. In der letzten Epoche der Menschheit muss beides passiert sein, wodurch sich der immense Absturz in tiefgefrorene Unbewusstheit erklärt. Nun befinden wir uns am thermodynamischen Wendepunkt, der die Menschheit durch eine Wiederbelebung hindurch zur Lebendigkeit führen wird. Und darüber hinaus.
Das alles geht nicht von heute auf morgen. Je „eingefrorener“ das Bewusstsein eines Menschen oder einer Gesellschaft, desto langsamer und behutsamer muss der Auftau-Prozess von statten gehen. Dies geschieht primär durch die Bildung einer neuen Kultur, die in sich bereits als Idee, Grundlage und Ideale die „höhere Temperatur“ trägt und an die Menschen abstrahlt.
Der erste große Schritt in dieser Richtung ist es, Hilfe von „oben“ anzunehmen und wirksam werden zu lassen.
Das ist das Prinzip, das wir und die Gemeinschaften wiederentdecken müssen, um es dann durch uns hindurch wirken lassen zu können. Wir haben im Zuge des „Aufwachens“, des Erkennens der alten Machtverhältnisse, verstanden, dass weit weniger als 1% die gesamte Menschheit lenken und steuern können. Es war wohl eher ein Hunderttausendstel, das den Erhalt des alten Systems koordinierte und anführte. Daraus können wir auch ableiten, dass nicht alle Menschen „aufwachen“ müssen. Zunächst reicht es, wenn ein paar Tausende das Ruder übernehmen und dafür sorgen, dass 1% der Menschen das versteht und gutheißt. Dieses ein Prozent muss dann nur noch etwa weitere 10% der Gesamtheit soweit mitnehmen und anstiften, dass sie ebenfalls willentlich und gerne mitmachen. Diese Menge reicht, um eine neue Kultur zu gründen und in die Führung zu bringen. Alle anderen können darin dann mitgehen, wie sie es Zeit ihres Lebens nicht anders getan haben. Nur, dass auf diese Weise etwa 80% in eine neue, gesunde, menschen-freundliche Richtung laufen. Die restlichen 10-20%, die das dann noch torpedieren und zerstören wollen, können dann auch leicht kontrolliert und unschädlich gemacht werden.
Es geht deshalb nicht um Quantität, darum, dass „möglichst viele möglichst viel verstehen“, das ist unmöglich und unnötig. Es geht um die Qualitätssteigerung im Verstehen und Wirken des tonangebenden etwa ein Prozent. Alles andere wird dann geführt in dem Maße in dem die Menschen Führung und Leitung brauchen.
Erst wenn wir dieses Kaskaden-Prinzip verstanden haben, können wir danach fragen, was zu tun ist, um weiter hinüber (oder „hinauf“) auf die wache Seite zu gelangen und dort zu bleiben. Vor dieser Bewusstwerdung und Einsicht der eigenen Entscheidungskraft und Verantwortung ist jeder Aktionismus fehl am Platze und führt zu nichts anderem als einer Verlängerung des gewohnten Leidens. Auch jede Hilfe für andere kann erst dann sinnvoll stattfinden, wenn wir festen Boden unter den eigenen Füßen haben. Die einzig sinnvolle Hilfe ist die, andere zu dieser Entscheidungsmöglichkeit zu führen. Ganz besonders jeder Schritt zur Institutionalisierung von Ideen kann erst dann initiativ für eine Kultur des Wesentlichen werden, wenn er im Bewusstsein dieser Entscheidungsmöglichkeit und -notwendigkeit erfolgt und den idealen Fixstern des geistigen, sich seiner Geistigkeit bewussten Menschen fest anvisiert hält.
Daraus ergibt sich alles andere. Z.B. auch, dass der Mensch von Idealvorstellungen geleitet wird und sie deshalb braucht; dass diese Vorstellungen moralisch sein, d.h. seiner Wesensnatur entsprechen müssen, damit sie ihn sich entfalten lassen statt einengend und zerstörerisch zu wirken; dass diese Vorstellungen nur über das begriffliche Denken realisierbar und eigenständig werden; dass aber diese moralischen, gesunden Idealvorstellungen auch dem Gefühl vermittelt werden können und müssen, nämlich über Ästhetik und die ästhetischen, d.h. sinnlich erfahrbaren Künste; dass also der Mensch und jede menschliche Gemeinschaft eine Kultur der moralischen, idealvermittelnden Künste braucht, weil sie ansonsten in die Bewusstlosigkeit und Ungeistigkeit absinkt ohne es zu bemerken.
Der geistig integrierte Mensch ist Körper, Gefühl und Verstand. Aber er ist es nicht automatisch, sondern nur durch seine Anstrengung zur Integration. Damit diese gelingt, braucht er Bildung. Bildung und die Einflüsse der Kultur heben ihn in seinem Bewusstsein und geben ihm dadurch erst die Fähigkeit, sich selbst zu lenken und zu bestimmen.
Wer das eingesehen hat, der wird verstehen, warum die Ausbildung und Gestaltung einer menschen-zentrierten Kultur das wichtigste Anliegen vor allem anderen sein muss, denn davon hängen unsere Richtung und alles Weitere ab.
Wer aber schafft, regeneriert und gestaltet diese neue Kultur?
Eben diese: die, die es eingesehen und die Ent-Scheidung für sich gefällt haben.
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